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16.07.2012 | (rsn) – Auch die 15. Etappe der Tour de France 2012 wurde zu einer Angelegenheit für die Ausreißer. Nachdem am Sonntag der Spanier Luis Leon Sanchez seinem Rabobank-Team den ersten Tagessieg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt beschert hatte, feierte Pierrick Fedrigo (FDJ-BigMat) am Montag seinen vierten Tour-Etappensieg.
Der 33 Jahre alte Franzose entschied über 158,5 Kilometer von Samatan nach Pau souverän den Zweiersprint gegen den US-Amerikaner Christian Vande Velde (Garmin-Sharp) für sich. Fedrigo hatte im Jahr 2010 bereits als Ausreißer in Pau triumphiert. Für FDJ-BigMat war es der zweite Tagessieg bei der 99. Tour.
"Bei der Tour muss man manchmal ein Bündnis mit dem Radsport-Gott eingehen. Heute hat es funktioniert. Es waren keine einfachen Gegner, aber ich bin zur richtigen Zeit angetreten", sagte Fedrigo im Ziel, nachdem er für den vierten Etappensieg eines Franzosen bei dieser Tour gesorgt hatte.
"Christian wollte warten, bis Fedrigo antritt und dann kontern. Leider hat das nicht geklappt. Aber man muss auch sagen, dass Fedrigo einen solchen Sprint gegen ihn in neun von zehn Fällen gewinnt", sagte Garmin-Teamchef Jonathan Vaughters nach der Etappe. Sein Minimalzeil hat das US-Team mit dem Etappensieg von David Millar schon erreicht, weshalb Vaughters der vergebenen zweiten Chance auch nicht hinterher trauerte.
13 Sekunden hinter der Spitze sicherte sich Fedrigos Landsmann Thomas Voeckler (Europcar) den dritten Platz vor dem Dänen Nicki Sörensen (Saxo Bank-Tinkoff Bank). Fünfter wurde der Belgier Dries Devenyns (Omega Pharma-Quick Step/+0:21), Rang sechs ging an den Franzosen Samuel Dumoulin (Cofidis/1:08).
Und wie 24 Stunden zuvor kam das Feld mit großem Rückstand – diesmal waren es fast zwölf Minuten Rückstand - auf den Etappensieger ins Ziel. Den Sprint der Verfolger entschied André Greipel (Lotto Belisol) für sich und sicherte sich damit an seinem 30. Geburtstag den siebten Platz vor dem US-Amerikaner Tyler Farrar (Garmin-Sharp) und dem Slowaken Peter Sagan (Liquigas-Cannondale). Zehnter wurde der Belgier Kris Boeckmans (Vacansoleil-DCM).
Keine Änderungen gab es an der Spitze des Gesamtklassements. Der Brite Bradley Wiggins (Sky) verbrachte einen recht ruhigen Tag im Peloton und verteidigte ein weiteres Mal sein Gelbes Trikot vor seinem Teamkollegen Christopher Froome (+2:05) und dem Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale/+2:23). Vierter bleibt Titelverteidiger Cadel Evans (BMC/+3:19) vor dem Belgier Jürgen Van den broeck (Lotto Belisol/+4:48) und dem Spanier Haimar Zubeldia (RadioShack-Nissan/+6:15). Bester deutscher Fahrer bleibt Zubeldias Teamkollege Andreas Köden auf Rang elf, gefolgt vom Luxemburger Fränk Schleck (ebenfalls RadioShack-Nissan).
Alles beim Alten blieb auch an der Spitze der Punktewertung, wo Sagan seine Führung auf Greipel nochmals ausbauen konnte. Der Schwede Fredrik Kessiakoff (Astana) bleibt Träger des Bergtrikots, der US-Amerikaner Tejay van Garderen (BMC) behält sein Weißes Jersey.
Bei strahlendem Sonnenschein und 23 Grad nahmen am frühen Nachmittag noch 162 Fahrer die Etappe in Angriff – und zwar voller Motivation, denn auf den ersten Kilometern folgte eine Attacke auf die andere. Zu den erfolglosen Ausreißern zählte auch Marcus Burghardt (BMC), der es bei dieser Tour bereits zum weiderholten Mal probierte, aber auch heute wieder erfolglos blieb.
Eine erfolgversprechende Gruppe bildete sich erst nach rund 35 Kilometern. Aber Bert Grabsch (Omega Pharma-QuickStep), Yukiya Arashiro (Europcar), Rui da Costa (Movistar), Andrej Grivko (Astana) und David Millar (Garmin-Sharp), der Etappensieger vom vergangenen Freitag, hatten mächtig zu kämpfen, um dem Feld davonzufahren. Immer wieder schossen Fahrer auf dem kurvigen und kaum einmal flachen Parcours aus dem Feld heraus und versuchten, zum Quintett aufzuschließen.
Bei extrem hohem Tempo von 46,1 km/h gelang es der Gruppe aber nicht, mehr als 20 Sekunden auf das hektische Feld herauszufahren, das auch nicht reagierte als Wiggins’ Teamkollegen Edvald Boasson Hagen und Bernhard Eisel mit ausgestreckten Armen signalisierten, die Attacken einzustellen. Nach 57 Kilometern war das Quintett tatsächlich wieder gestellt und das Spiel begann von vorne.
Fünf Kilometer später stand dann endlich die Gruppe des Tages, und wieder war ein Tagessieger der diesjährigen Tour dabei: Voeckler, der die 10. Etappe gewonnen hatte, zog mit seinen Landsleuten Fedrigo und Dumoulin (Cofidis), Vande Velde sowie Devenyns davon.
Nicki Sörensen vom sehr aktiven Saxo Bank-Team versuchte noch, zur Spitze aufzuschließen, doch im Feld kehrte nun endlich Ruhe ein, so dass der Abstand zu den Ausreißern schnell auf mehr als sechs Minuten (75 Kilometer vor dem Ziel) anwuchs. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sörensen tatsächlich noch den Anschluss zur Voeckler-Gruppe geschafft. Zuvor hatte Teamchef Bjarne Riis seine komplette Mannschaft an die Spitze des Feldes geschickt, wohl um der Spitzengruppe zu signalisieren, seinen Fahrer noch aufzunehmen, andernfalls man die Ausreißer wieder zurückholen würde.
Fünf der sechs Fahrer der Gruppe hatten schon Tour-Etappensiege auf ihrem Konto. Den drei Franzosen und Sörensen gelangen jeweils Einzelerfolge, Vande Velde gewann im vergangenen Jahr mit Garmin das Teamzeitfahren. Fedrigo hatte im Jahr 2010 sogar im heutigen Zielort Paz triumphiert.
Im Feld erhielt Sky nach der Verpflegungszone Unterstützung von Lotto Belisol. Greipels Mannschaft eröffnete am Geburtstag des Kapitäns die Jagd auf die Ausreißer, deren Vorsprung beim Zwischensprint 57 Kilometer vor dem Ziel noch 5:30 Minuten betrug. Sörensen sicherte sich die 20 Punkte vor Voeckler und Devenyns. Aus dem Feld heraus holte sich Sagan kampflos noch neun Punkte.
Knapp 50 Kilometer vor dem Ziel zog sich Lotto Belisol dann aber aus der Verfolgungsarbeit wieder zurück, wodurch der Vorsprung des Sextetts wieder anwuchs – und zwar bis auf mehr als elf Minuten 20 Kilometer vor dem Ziel. Die drei Bergwertungen des Tages gewann Voeckler.
Zehn Kilometer vor dem Ziel wurde eine erste Attacke von Sörensen vereitelt, doch zwei Kilometer später versuchte es der Routinier erneut vergebens. Mehr Erfolg hatte Fedrigo mit seinem Antritt 6,5 Kilometer vor dem Ziel. Nur Vande Velde folgte dem Franzosen, wogegen sich die anderen Vier anschauten. Das reichte dem Spitzenduo, das sich auf den letzten Kilometern zum Ziel harmonisch in der Führungsarbeit ablöste.
Im Sprint hatte Rundfahrtspezialist Vande Velde dann erwartungsgemäß keine Chance gegen Fedrigo, der seinen vierten Tour-Etappensieg nach 2006, 2009 und 2010 holte.
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