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13.07.2012 | (rsn/dapd) – David Millar hat die Pechsträhne seines Garmin-Sharp-Teams auf beeindruckende Weise beendet und als Ausreißer die 12. Etappe der 99. Tour de France gewonnen. Der 35 Jahre alte Schotte verwies auf dem mit 226 Kilometern längsten Abschnitt der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt von Saint-Jean-de-Maurienne nach Annonay Davézieux im Sprint den gleichaltrigen Franzosen Jean-Christophe Peraud (Ag2R) auf Rang zwei und verhinderte so den dritten französischen Sieg in Folge.
Die Etappen 11 und 12 hatten Thomas Voeckler und Pierre Rolland (beide Europcar) für sich entschieden. Für Garmin-Sharp war es dagegen der erste Tour-Etappenerfolg dieses Jahres.
"Ich bin
außerordentlich zufrieden. So eine Etappe zu gewinnen ist etwas anderes als etwa ein Zeitfahren oder einen Prolog", sagte Millar, der seinen vierten Tour-Etappensieg
nach 2000, 2002 und 2003 einfuhr und die
Serie britischer Erfolge bei der diesjährigen Tour fortsetzte: "Unser
olympisches Team hat hier richtig zugeschlagen. Das ist vielleicht ein
gutes Omen für die Spiele in London", sagte der Routinier dazu.
Fünf Sekunden hinter dem Spitzenduo, das sich 2,5 Kilometer vor dem Ziel auf ansteigendem Terrain aus einer fünfköpfigen Ausreißergruppe abgesetzt hatte, wurde der Spanier Egoi Martinez (Euskaltel) Dritter vor dem Franzosen Cyril Gautier (Europcar) und dem Kroaten Robert Kiserlovski (Astana). Die Fünf waren von einer ursprünglich 19 Fahrer starken Spitzengruppe übrig geblieben.
Mit knapp acht Minuten Rückstand erreichte das vom Sky-Team angeführte Feld das Ziel. Im Sprint der Verfolger sicherte sich der Australier Matthew Goss (Orica-GreenEdge) zunächst den sechsten Platz vor dem Slowaken Peter Sagan (Liquigas-Cannondale), der seine Führung in der Punktewertung behauptete. Weil Goss aber im Sprint eine Welle fuhr und seinen Kontrahenten behinderte, wurder der Vizeweltmeister vond er Jury auf Platz sieben hinter Sagan gesetzt.
Der Brite Bradley Wiggins (Sky) verteidigte souverän sein Gelbes Trikot und führt weiter mit 2:05 Minuten Vorsprung auf seinen Landsmann und Teamkollegen Christopher Froome. Dritter bleibt der Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale/+2:23). Auf den vorderen Plätzen der Gesamtwertung gab es keine Änderungen. Bester Deutscher bleibt Andreas Klöden (RadioShack-Nissan/+9:29) auf Platz elf, gefolgt von seinem Luxemburger Teamkollegen Fränk Schleck (+9:45).
Der Schwede Fredrik Kessiakoff (Astana) bleibt im Bergtrikot, der US-Amerikaner Tejay Van Garderen (BMC) behält das Weiße Trikot.Kiserlovski wurde mit als kämpferischster Fahrer der Etappe ausgezeichnet.
Diesmal waren es 19 Fahrer, die mit knappem Vorsprung auf das von Sky angeführte Feld den Col du Grand Cucheron (1. Kat.) in Angriff nahm. Dabei waren neben dem Kroaten Robert Kiserlovski (Astana), den Franzosen Jean-Christophe Peraud, Maxime Bouet (Ag2r) und Cyril Gautier (Europcar), dem Spanier Egoi Martinez (Euskaltel), dem Ukrainer Yaroslav Popovych (RadioShack-Nissan), dem Schotten David Millar (Garmin-Sharp) auch die drei Deutschen Marcus Burghardt (BMC), Bert Grabsch (Omega Pharma-QuickStep) und Patrick Gretsch.
Am Gipfel des 12,5 Kilometer langen und im Schnitt 6,5 Prozent steilen Grand Cucheron sicherte sich Kiserlovski die Maximalpunktzahl (10) vor Peraud (8) und Popovych (6). Eine Minute später führte der Norweger Edvald Boasson Hagen das Feld, aus dem immer wieder Fahrer herauszufahren versuchten, über die Bergwertung. In der Abfahrt fiel die Spitzengruppe auseinander und der Vorsprung auf das Feld wuchs etwas an. Für David Moncoutié (Cofidis) war die Tour de France nach einem Sturz zu Ende. Der 37 Jahre alte Franzose musste mit zahlreichen Schürfwunden und Verdacht auf Schlüsselbeinbruch das Rennen aufgeben. Wegen Erschöpfung stieg der Niederländer Tom Veelers (Argos-Shimano) vom Rad.
Im folgenden Anstieg zum Col du Garnier (1. Kat.) waren aus der einstigen Ausreißergruppe nur noch zwölf Mann übrig geblieben. Die drei Deutschen waren nicht mehr dabei. Wie schon gestern löste Christian Knees am zweiten Berg des Tages Boasson Hagen zeitweise an der Spitze des Feldes ab. Der Col du Granier (1. Kat.) war zwar kürzer als der Grand Cucheron, aber mit 8,6 Steigung deutlich steiler. Das hatte zur Folge, dass die Spitzengruppe bis zur Bergwertung 80.5 Kilometer vor dem Ziel nur noch fünf Fahrer strak war. Auch hier holte sich Kiserlovski zehn Punkte vor Peraud, Martinez, Millar und Gautier.
Im Feld hatte derweilen eine Tempobeschleunigung von Sky für eine deutliche Selektion gesorgt, der unter anderem Thibaut Pinot (FDJ-BigMat) und Pierre Rolland (Europcar), aber auch Kessiakoff zum Opfer fielen. Davor versuchte sich erneut Jens Voigt (RadioShack-Nissan) kurzzeitig als Ausreißer, doch diesmal blieb die Attacke des Berliners erfolglos.
Kurz vor dem Gipfel ließ Wiggins die Muskeln spielen und fuhr aus der Favoritengruppe heraus, doch in der folgenden Abfahrt verschwand das Gelbe Trikot wieder im deutlich kleiner gewordenen Feld. Dafür zog das Grüne Trikot davon: Sagan griff an und versuchte mit Hilfe seines Teamkollegen Dominik Nerz, des Dänen Nicki Sörensen (Saxo Bank-Tinkoff), des Esten Rein Taaramae (Cofidis), des Franzosen Christophe Kern (Europcar) und des Spaniers Gorka Izaguirre (Euskaltel) nach vorn zu kommen. Der Slowakische Meister hatte den Zwischensprint bei Kilometer im Visier, der allerdings noch gut 70 Kilometer entfernt war.
Dagegen hatte aber Goss’ Orica-GreenEdge-Mannschaft etwas, die Australier nahmen die Verfolgung auf und stellten kurz vor der Verpflegungszone die Gruppe wieder. Danach war im Feld die Luft raus und alle abgehängten Fahrer fanden wieder den Anschluss. Der Rückstand auf die fünf Ausreißer, der durch die Orica-Jagd auf deutlich unter zwei Minuten geschrumpft war, nahm danach sprunghaft zu. Bei Rennhälfte hatte er die Acht-Minuten-Marke überschritten und wuchs danach auf bis zu 13 Minuten an.
Während 73 Kilometer vor dem Ziel keiner der fünf Ausreißer um die Punkte am Zwischensprint kämpfte, holte sich Goss aus dem Feld heraus noch zehn Zähler vor André Greipel (Lotto Belisol), Kenny Van Hummel (Vacansoleil-DCM) und Sagan. In der langen Anfahrt zum letzten Berg des Tages kontrollierte die Sky-Mannschaft in Gestalt von Eisel und Knees Tempo im Feld, das wie die Spitzengruppe auch geschlossen den Anstieg zur 5,9 Kilometer langen und 3,4 Prozent steilen Côte d'Ardoix absolvierte.
Die Entscheidung über den Tagessieg fiel auf den letzten vier ansteigenden Kilometern, als zunächst Martinez attackierte und dann Peraud. Nur Millar konnte dem Franzosen folgen und diesen im Zweiersprint schließlich bezwingen.
Für Millars Team wendet sich damit die 99. Tour de France doch noch zum Guten, nachdem bisher schon Giro-Sieger Ryder Hesjedal, Sprinter Robert Hunter und der Vorjahresachte Tom Danielson ausgeschieden sind und Sprint-Kapitän Tyler Farrar sich mit zahlreichen Blessuren durch das rennen quält.
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