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12.07.2012 | (rsn) – Pierre Rolland hat auf der 11. Etappe der Tour de France den zweiten Etappensieg für sein Team Europcar eingefahren. Nur 24 Stunden, nachdem sein Landsmann Thomas Voeckler in Bellegarde-sur-Valserine triumphiert hatte, entschied der 25 Jahre alte Franzose die erste Hochgebirgsetappe dieser Tour über 148 Kilometer von Albertville zur Bergankunft in La Toussuire als Solist für sich.
"Von dieser Etappe habe ich sechs Monate geträumt. Für mich war das heute die Königsetappe, weil sie die schwerste ist und weil sie durch die Alpen führt", kommentierte Rolland den zweiten Tour-Etappensieg seiner Karriere. Im vergangenen Jahr hatte er in Alpe d'Huez triumphiert und das Weiße Trikot der Tour gewonnen. Diesmal setzte er sich trotz eines Sturzes in der Abfahrt vom Col du Mollard (2. Kat.) durch.
Knapp eine Minute hinter Rolland sorgte Thibaut Pinot (FDJ-BigMat) für einen Doppelerfolg der Franzosen. Dritter wurde der zeitgleiche Brite Chris Froome (Sky) vor dem Belgier Jürgen Van den Broeck (Lotto Belisol) und dem Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas-Cannondale/ beide +0:57). Bradley Wiggins (Sky) wurde zeitgleich Sechster und verteidigte mit Hilfe seines starken Teams das Gelbe Trikot.
Platz sieben ging an den Dänen Chris Anker Sörensen (Saxo Bank-Tinkoff Bank/+1:08) vor dem Slowenen Janez Brajkovic (Astana/+1:58) und dem Weißrussen Vasili Kiryienka (Movistar/+2:13).
„Ich habe heute versucht, Wiggins in Schwierigkeiten zu bringen, aber leider hatte ich kein Glück damit“, sagte Nibali, der im Schlussanstieg zweimal vergeblich attackiert hatte.
Einen herben Rückschlag musste Cadel Evans (BMC) hinnehmen, der im oberen Teil des 18,8 Kilometer langen Schlussanstieg den Anschluss verlor und mit 2:22 Minuten Rückstand auf Rolland das Ziel erreichte. Zuvor hatte der Australier im Croix de la Fer (HC) 64 Kilometer vor dem Ziel noch attackiert, war aber wieder gestellt worden. In der Gesamtwertung fiel der Titelverteidiger auf den vierten Platz zurück. Wiggins führt nun mit 2:05 Minuten Vorsprung auf Froome, Nibali (+2:23) arbeitete sich auf den dritten Platz vor.
Große Rückstände kassierten der Russe Denis Mentschow (Katusha), der vor der Etappe noch auf Rang fünf gelegen hatte, und der Belgier Maxime Monfort (RadioShack-Nissan), bisher Siebter der Gesamtwertung. Beide kamen abgeschlagen mit 14:15 Minuten Rückstand ins Ziel.
Bester Deutscher war Andreas Klöden (Radioshack-Nissan/+3:53) auf Rang 13, was ihn in der Gesamtwertung bis auf Platz elf brachte, bei nunmehr 9:29 Minuten Rückstand auf Wiggins. Dominik Nerz (Liquigas-Cannondale) wurde 25. der Tageswertung. Der Luxemburger Fränk Schleck (RadioShack-Nissan) belegt Platz zwölf (+9:45).Der Schwede Fredkrik Kessiakoff (Astana) holte sich das Bergtrikot zurück und führt nun mit elf Punkten Vorsprung auf Rolland. Der Slowake Peter Sagan (Liquigas-Cannondale) behauptete die Führung in der Punktewertung. Van Garderen, der als Tageszwölfter zeitgleich mit Evans (11.) und dem Luxemburger Fränk Schleck (RadioShack-Nissan/10.) das Ziel erreichte, wird auch morgen das Weiße Trikot des besten Nachwuchsfahrers tragen.
Vom Start der ersten Hochgebirgsetappe weg gingen die 174 Fahrer - Fabian Cancellara (RadioShack-Nissan) war wegen der Geburt seines zweiten Kindes nicht mehr angetreten - aggressiv zur Sache. Auf dem 13 Kilometer langen Flachstück konnte sich bei erneut besten Wetterbedingungen eine 30 Fahrer starke Gruppe absetzen, die jedoch schon zu Beginn des Anstiegs zum Col de la Madeleine (HC) auseinanderfiel. Im Feld sorgte Wiggins’ Mannschaft dafür, dass der Vorsprung der Spitzengruppe auf den ersten knapp 30 Kilometern nicht mehr als eine Minute betrug.
Im oberen Drittel des 25,3 Kilometer langen und durchschnittlich 6,2 Prozent steilen Anstieg hatte sich nach zahlreichen Attacken schließlich eine immer noch 28-köpfige Spitzengruppe zusammen gefunden, die meist von Europcar angeführt wurde. Die Voeckler-Truppe hatte mit den Franzosen Christophe Kern und Pierre Rolland sowie dem Italiener Davide Malacarne gleich drei Mann nach vorne geschickt, mit genauso vielen Fahrern - Robert Kiserlovski, Alexander Winokourow und Fredrik Kessiakoff – war Astana in der Spitzengruppe vertreten, die ihren Vorsprung an der Bergwertung in 2.000 Metern Höhe dann doch auf knapp drei Minuten hatte ausbauen können.
Als Gewinner in einem langen Bergaufsprint sicherte sich der Slowake Peter Velits (Omega Pharma-QuickStep) 25 Punkte vor Kessiakoff (Astana), der mit den 20 Punkten für Platz zwei in der Bergwertung wieder an Voeckler vorbei zog. Kurz vor dem Gipfel jagten Nibalis Teamkollegen Sagan und Daniel Oss aus dem Feld davon; doch das Liquigas-Duo wurde vom Feld noch vor dem nächsten Anstieg hinauf zum Col de la Croix Fer (HC) gestellt. An der Spitze schlossen auch die ersten Verfolger wieder zu Kessiakoff und Velits auf. Die beiden hatten sich in der Abfahrt vom Madeleine leicht abgesetzt.
Den 22,4 Kilometer langen und im Schnitt 6,9 Prozent steilen Col de la Croix de Fer nahm eine achtköpfige Spitzengruppe in Angriff: Der Italiener Michele Scarponi (Lampre-ISD), Rolland, der Spanier Alejandro Valverde (Movistar), der Russe Yuri Trofimov (Katusha), Kiserlovski, Kiryenka, Velits und Kessiakoff, der den Zwischensprint vor dem Slowakischen Zeitfahrmeister gewann. 30 Sekunden dahinter folgte der Rest der Gruppe, unter anderem mit Levi Leipheimer (Omega Pharma-QuickStep), Basso und Chris Horner (RadioShack-Nissan). Das Feld fuhr mit knapp 2:30 Minuten Rückstand in den mit 2.067 Metern höchsten Berg des Tages hinein.
Bei Sky übernahm zunächst Christian Knees am Col de la Croix de Fer die Tempoarbeit, nachdem der Norweger Edvald Boasson Hagen, der das Feld den Madeleine hochgezogen hatte, seine Schuldigkeit getan hatte. Später löste der Australier Michael Rogers wie geplant den Rheinbacher ab. Dagegen tat sich an der Spitze Überraschendes: Mit Scarponi, Leipheimer, Basso und Valverde konnten vier große Namen dem von Europcar hoch gehaltenen Tempo nicht mehr folgen.
Dagegen ging Evans neun Kilometer vor dem Ziel in die Offensive. Der BMC-Kapitän hatte zunächst van Garderen nach vorne geschickt, um dann kurz darauf selber anzugreifen. Noch vor dem Gipfel schloss das Duo in den steilen Rampen zu Moinard auf, der allerdings nur kurz helfen konnte. Und auch Evans konnte dem Tempo des leichtfüßigen van Garderen einige Male nicht folgen.
Dahinter hatte sich die Gruppe um Wiggins im Nu dramatisch verkleinert, doch der Mann im Gelben Trikot hatte mit Rogers, Porte und Froome noch drei Helfer bei sich. Dagegen konnten mit Schleck, Zubeldia und Klöden gleich drei RadioShack-Fahrer dem horrenden Tempo nicht mehr folgen.
Noch vor dem Col du Glandon, der auf dem Weg zum Col de la Croix de Fer überquer werden musste, war Evans’ Attacke vom Sky-Zug vereitelt. Die Favoritengruppe war zu diesem Zeitpunkt nur noch zwölf Mann stark, außer dem Mann im Gelben Trikot waren das Froome, Porte, van Garderen, Rogers, Monfort, Pinot, Brajkovic, Nibali, Basso, van den Broeck und Evans.
An der Spitze, deren Vorsprung durch die Evans-Aktion auf unter drei Minuten geschrumpft war, hatte Malacarne seinen Teamkollegen Kern in der Tempoarbeit abgelöst. Am Gipfel des Col du Glandon betrug der Vorsprung der Ausreißer noch rund 2:30 Minuten. Am 2,5 Kilometer später folgenden Col de la Croix Fer sicherte sich Kessiakoff im Duell mit Rolland die 25 Punkte, mit gut zwei Minuten Rückstand folgte die Wiggins-Gruppe, die sich in der Abfahrt wieder auffüllte, unter anderem mit Zubeldia, Klöden und Schleck. Im fünf Kilometer langen Col du Mollard (2. Kat.) zogen Rolland und Kiserlovski davon, verfolgt von Velits und dem Dänen Chris Anker Sörensen (Saxo Bank-Tinkoff Bank). Rolland gewann die Bergwertung und jagte gemeinsam mit Kiserlovski und Kiryineka die kurvenreiche, gefährliche Abfahrt hinab, zwei Minuten vor der Favoritengruppe. In einer Kurve stürzte der Gewinner der letztjährigen Alpe d’Huez-Etappe, konnte aber noch vor der Schlusssteigung zur Spitze wieder aufschließen – ebenso wie kurz darauf Sörensen.
Der an diesem Tag bärenstarke Rogers führte rund 3:40 Minuten hinter der Spitze die Favoritengruppe in den 18 Kilometer langen und im Schnitt 6,1 Prozent steilen Anstieg hinauf nach La Toussuire (1. Kat.) hinein und wurde kurz darauf von Porte abgelöst.
Elf Kilometer vor dem Ziel erfuhr das Rennen die von vielen herbeigesehnte Zuspitzung: An der Spitze attackierte Rolland, während fast zeitgleich erst Brajkovic und kurz darauf Van den Broeck und Pinot aus der Favoritengruppe davon zogen. Dann ging Nibali, wurde wieder gestellt und trat zehn Kilometer vor dem Ziel ein weiteres Mal an – und diesmal kam der Sizilianer weg.
Schließlich musste Wiggins die Führung der nun nur noch sechsköpfigen Verfolgergruppe übernehmen, in der noch Evans, Schleck, van Garderen und der scheinbar schwächelnde Froome dabei waren, während weiter vorn Van den Broeck, Nibali, Brajkovic und Pinot ein schlagkräftiges Quartett bildeten.
Gut fünf Kilometer vor dem Ziel verließen Evans und kurz darauf Schleck die Kräfte, während sich Froome wieder erholt hatte und Wiggins zu Beginn der letzten 4.000 Meter wieder zur Nibali-Gruppe heranführte. Dann setzte der Vuelta-Zweite sofort die Konterattacke – und brachte damit seinen Kapitän in große Verlegenheit. Das Gelbe Trikot konnte seinem Edelhelfer und den Konkurrenten nicht folgen, doch kurz darauf wurde Froome über den Teamfunk zurückgepfiffen.
Erst im Zielsprint hinter dem souverän siegenden Rolland erhielt Wiggins Edelhelfer wieder freie Fahrt, musste sich aber dem jüngsten Starter der diesjährigen Tour de France geschlagen geben. Pinot überquerte als Zweiter vor Froome die Ziellinie und konnte nach seinem Sieg auf der 8. Etappe ein weiteres herausragendes Ergebnis bei dieser Tour einfahren.
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