USADA klagt siebenmaligen Toursieger wegen Blutdopings an

Denkmal Armstrong vor dem Sturz?

Foto zu dem Text "Denkmal Armstrong vor dem Sturz?"
Auch Lance Armstrong arbeitete mit dem italienischen Dopingarzt Michele Ferrari zusammen. Foto: ROTH

14.06.2012  |  Kiew/Austin (dapd). Kaum hatten Lance Armstrong die dunklen Schatten seiner Vergangenheit endgültig eingeholt, ging er auch schon in gewohnter Manier zum Gegenangriff über. Der siebenmalige Toursieger sprach von einer "Hexenjagd", von "Blutrache" und warf der amerikanischen Anti-Doping-Agentur USADA "Hinterzimmer-Praktiken" vor.

Die Wortwahl des Texaners ließ erahnen, wie ernst die Lage um ihn bestellt ist. Eine der schillerndsten Sportkarrieren steht vor der Entglorifizierung. Armstrong wird zwei Jahre nach dem Abschied von der Radsport-Bühne von der USADA wegen Blutdopings angeklagt. Ihm drohen die Aberkennung seiner vielen Erfolge und eine lebenslange Sperre. Der 40-Jährige wurde vorläufig suspendiert und darf damit nicht an den von ihm eingeplanten Triathlon-Wettkämpfen teilnehmen.

Die Anschuldigungen gegen Armstrong sind massiv. Laut der 15-seitigen Anklageschrift, die Armstrong am Dienstag zugestellt worden war, verfügt die USADA über Beweise, die bis ins Jahr 1996 zurück datieren. Außerdem seien Blutproben aus den Jahren 2009 und 2010 "vollständig deckungsgleich mit manipuliertem Blut einschließlich des Missbrauchs von EPO und/oder Bluttransfusionen."

Weitergehend wird ihm die Einnahme von Testosteron, Corticosteroiden Wachstumshormonen und demaskierenden Mitteln vorgeworfen. Die USADA beruft sich bei ihrer Anklage auf die Ergebnisse der zweijährigen Untersuchung durch die US-Staatsanwaltschaft, die gegen Armstrong und weitere Mitglieder des früheren US-Postal-Teams wegen des Verdachts auf Betrug und Missbrauch von Steuergeldern ermittelt hatte. Das Verfahren war im Februar eingestellt worden.

Im Gegensatz zur US-Justiz bestehe die Aufgabe der USADA darin, den sauberen Sport zu schützen und nicht Strafgesetze durchzusetzen, teilte der USADA-Vorsitzende Travis T. Tygart mit. Neben Armstrong wurde gegen fünf weitere Personen Anklage erhoben, darunter auch der langjährige US-Postal-Teamchef Johan Bruyneel, der aktuell den mit Stars gespickten Rennstall RadioShack-Nissan leitet. Damit ist ungewiss, ob der Belgier sein Team bei der am 30. Juni in Lüttich beginnenden Tour de France überhaupt wird leiten können.

Außerdem haben der italienische Dopingarzt Michele Ferrari, die beiden Mannschaftsärzte Pedro Celaya und Luis Garcia del Moral sowie Teamtrainer Pepe Marti Post aus den Vereinigten Staaten erhalten. Der Radsport-Weltverband UCI teilte mit, dass er von den Ermittlungen keine Kenntnis habe.

Armstrong beteuerte indes seine Unschuld. "Bei mir wurden mehr als 500 Dopingkontrollen genommen und nicht eine davon war positiv. Dass die USADA diese fundamentalen Unterschiede ignoriert und mich anstelle der überführten Doper anklagt, sagt mehr über die USADA, ihren Mangel an Fairness und ihre Blutrache aus, als über meine Schuld oder Unschuld", schrieb er in einer Stellungnahme.

Bei den "Anklägern" zielt er in erster Linie auf frühere Teamkollegen wie Floyd Landis oder Tyler Hamilton ab. Die Ex-Profis hatten bei den staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen umfangreich vor der Grand Jury ausgesagt und selbst umfangreiche Geständnisse abgelegt. Mehr als zehn ehemalige Radsportler oder Betreuer sollen ausgesagt haben, dass Armstrong von 1996 bis 2005 gedopt habe.

In dieser Zeit hatte Armstrong nach seiner Heilung von einer Krebserkrankung den Radsport, speziell die Tour de France, nach Belieben dominiert. Zeit seiner Karriere waren Dopinganschuldigungen Armstrongs ständiger Begleiter, überführt worden ist er freilich nie. Auch nicht 2005, als die französische Sporttageszeitung "L'Equipe" sechs eingefrorene Dopingproben entschlüsselt und Armstrong zugeordnet hatte. Zu einer möglichen Verurteilung fehlte die B-Analyse. Die ist jetzt womöglich nicht mehr nötig.

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