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02.04.2012 | (rsn) - Seid gegrüßt liebe Radsportfans,
es sind mal wieder Radrennen in Belgien gewesen und diesmal lief es für das Katusha-Team wesentlich besser! Man merkt einfach, dass wir uns zusammen geschweißt haben und jeder weiß, was der andere drauf hat! Und so kommt langsam der Erfolg.
Dwars Door Vlanderen, das am 21. März stattfand, lief noch nicht ganz so wie erwartet. Wir verpassten die entscheidende, 15 Mann große Gruppe, so dass wir nur noch von hinten zuschauen konnten, wie Omega Pharma-QuickStep mal wieder zugeschlagen konnte - wie schon so oft in diesem Jahr!
Aber an dem Tag merkte ich schon, dass ich sehr gut auf dem Kopfsteinpflaster mitkam und die Form konstant steigt. Platz 19 ging dann an Maxime Vantomme im Sprint um die „goldene Ananas“... Danach ging es kurz heim - am Flughafen noch schnell den Trolley zerstört - um etwas für die Drei Tage von De Panne zu regenerieren. Dies ist übrigens eine sehr gut organisierte belgische Rundfahrt.
Dort konnte Alexander Kristoff auf der 1. Etappe mit Platz vier ein kleines Ausrufezeichen setzen. Dies war zugleich auch die anstrengendste Etappe - sehr wellig und mit 200 Kilometern auch nicht gerade kurz. Bei mir fehlten am Berg nicht einmal 15 Meter zur ersten Gruppe - schade.
Die 2. Etappe war anfangs sehr nervös und da hieß es: viel mitspringen, um in den Gruppen vertreten zu sein. Dann kamen zwei Windkanten, wo ich fast der Anfangsspringerei Tribut zollen musste - jedoch lief alles wieder zusammen, so dass ich nochmal alle Kraftreserven mobilisierte, um Alex den Sprint anzuziehen. Ein Mann hat gefehlt für den perfekten Sprintzug. Ich fuhr von 1,4 km bis 900m, Alexander Porsev von 900m bis 400m und dann kam schon Alex Kristoff, der einen elend langen Sprint fuhr und nur von Marcel Kittel geschlagen wurde-Glückwunsch auch noch an „le Machine...!
Durch Platz zwei hatte Alex zur 3. Etappe das Leadertrikot und das Punktetrikot übernommen, was für mich auf gut Deutsch hieß: KNECHTEN! Marco Haller, Alexey Tsatevich und ich fuhren direkt vom Start an los und hielten das Tempo so hoch, dass keiner wegfahren konnte. Da es nur eine Halbetappe mit 110 Kilometern war, wäre eine größere Gruppe fatal gewesen. So sprangen nach 55 Kilometern nur fünf Mann weg (alle mit 13 Minuten Rückstand und daher nicht gefährlich).
Als es dann zum Ziel ging, merkten wir, dass Alex nicht nur sein Trikot verteidigen sondern auch diese Etappe gewinnen wollte. Also haben wir uns wieder eingespannt und den Sprint angefahren. Durch einen Megasturz 2km vor dem Ziel zerfiel das Feld kurzzeitig in zwei Teile, doch diesmal stimmte bei uns alles! Drei Anfahrer inklusive mir waren zur Stelle und Alex konnte seine Topform mit dem Etappensieg krönen…
Das Zeitfahren verlief, wie vorhergesehen nicht gut für Alex, der ein reinrassiger Sprinter ist, so dass er mit Platz 38 das Leadertrikot an Sylvain Chavanel abgeben musste, was einen weiteren Sieg für Omega-Pharma-QuickStep bedeutete.
Anschließend fuhren wir noch in Limburg (ehemaliges Hel van het Mergelland, Kat. 1.1). Wir fühlten uns alle topfit und durch den Sieg von Alex höchst motiviert, jedoch war das Team-Meeting am Abend zuvor sehr eindeutig: Ausscheidungsfahren! Mit vier Sprintern, einem Zeitfahrer, zwei Bergfahrern und einem Allrounder waren wir auf dem sehr welligen Kurs gut aufgestellt. Schön war es mal wieder mit den deutschen Konti-Teams Radrennen zu fahren- nicht lang ist es her und Erinnerungen wurden geweckt.
Anfangs verlief das Rennen sehr nervös, so dass gleich ein Gruppe ging, in der auch mein Teamkollege Pavel Brutt - die Geheimrakete – saß. Rabobank blockierte und wollte dann kontrolliert für Michael Matthews zufahren. Jedoch war das Rennen zu lang und viel zu schwer. Und so eliminierten die Rabobanker sich selber! Die Gruppe wurde zwar gestellt, aber Pavel ging gleich wieder in der nächsten, alles entscheidenden Fünf- Mann-Gruppe mit.
Auch mit von der Partie ganz vorne waren Simon Geschke und Daniel Schorn. Pavel, der nun 190 Kilometer in der Spitzengruppe war und eindeutig die stärksten Beine an dem Tag hatte, führte die beiden etwas an der Nase herum und spielte „sterbender Schwan“. Naja, ist nun mal kein Kindergeburtstag und jeder will gewinnen! Andererseits musste er nicht mitführen, weil wir in der 35 Mann-Verfolgergruppe zu viert vertreten waren inklusive dreier Sprinter! Wir waren perfekt aufgestellt für das Pokerspiel.
Die Sprinter sagten: Wir brauchen nicht zu führen, haben einen vorne drin und Pavel sagte: Ich brauche nicht führen, meine Sprinter kommen von hinten...
Und so attackierte Pavel überraschend 500 Meter vor dem Ziel, so dass es gar nicht erst zum Sprint kam, und fuhr den siebten Sieg für Katusha in diesem Jahr ein!
Ich gewann dann noch den Gruppensprint (6.Platz) und Alexey Tsatevich belegte den 8.Platz! Zeitgleich gewann Daniel Moreno beim GP Indurain und der Tag war perfekt! Sooo, jetzt erstmal Eindrücke sacken lassen und auf den Scheldeprijs und Roubaix konzentrieren! Die Ronde van Vlaanderen war ja mal wieder sehr spannend, schade nur dass der Sturz von Cancellara war…
Bis dann
Euer Rudi
Rüdiger Selig bestreitet 2012 seine erste Profi-Saison im Trikot des russischen ProTeams Katusha. Der 23-Jährige machte im Vorjahr als Stagiaire im Dress von Leopard-Trek auf sich aufmerksam und gewann das Eintagesrennen Binche-Tournai-Binche (Kat. 1.1) und fuhr weitere Top-Platzierungen heraus. In einem Blog auf Radsport News wird die deutsche Sprinthoffnung seine Erlebnisse und Eindrücke schildern.
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