Weltmeister, Friedensfahrt-Sieger, Abgeordneter, Legende - mit neuer Biographie

Täve Schur: Der "ewige Amateur" wird 80

Foto zu dem Text "Täve Schur: Der
"Täve" Gustav Adolf Schur - mit seinem Original-Weltmeister-Trikot von 1958 in Reims. Die Startnummer 22 trug er bei der Weltmeisterschaft 1959 in Zandvoort, bei der er seinen Titel als Straßen-Weltmeister der Amateure erfolgreich verteidigte. Foto: Bernd Barleben

23.02.2011  |  (rsn) - Sein Leben in Kurzfassung: Gustav-Adolf Schur, am 23. Februar 1931 in Heyrothsberge bei Magdeburg geboren, gelernter Mechaniker, Radrennfahrer, zweimaliger Amateur-Rad-Weltmeister, zweimal Friedensfahrt-Sieger, sechsmal DDR-Meister, neunmal Sportler des Jahres, 1959 bis 1990 Volkskammer-Abgeordneter, 1998 bis 2002 für die PDS Mitglied des Deutschen Bundestags, vier Kinder, sieben Enkel. Er lebt heute wieder in seinem Geburtsort Heyrothsberge, wo er Gemeinderat der "Linken" ist. Und das Rennrad, heute aus Karbon, ist nach wie vor ein Fixpunkt seines Lebens: Jeden Sonntag dreht "Täve" seine 70-km-Runde, und kommt so im Jahr auf beachtliche 4000 Kilometer.

Rückblick auf die wohl wichtigste Station seines Lebens: Am 13. August 1960, genau ein Jahr vor dem Mauerbau, wird Täve Schur zur Legende. Bei der Straßen-Weltmeisterschaft der Rad-Amateure auf dem Sachsenring hat der Doppelweltmeister und Titelverteidiger vor 200.000 Zuschauern die Chance, das zu schaffen, was noch niemandem vorher gelungen war: den WM-Titel zum dritten Mal zu holen.

Es kommt anders. Täve Schur bremst auf der letzten Runde den belgischen Sprinter Willy Van den Berghen ein, verzichtet so zugunsten seines Teamkameraden Bernhard Eckstein, der vier Kilometer vor dem Ziel aus der Spitzengruppe ausgerissen war, auf den Dreifach-Triumph. Eckstein, genannt "der Kleine", wird Weltmeister, und die ohnehin große Beliebtheit Täves ("der Große"), der sich im Sprint gegen Van den Berghen durchsetzen kann und Zweiter wird, kennt in der DDR fürderhin keine Grenzen mehr.

Sprung in die Gegenwart: Zu seinem 80. Geburtstag erscheint die neue Autobiografie des ostdeutschen Radsport-Idols, eine erweiterte und aktualisierte Version seines Werks von 2001. Der bekannteste DDR-Athlet berichtet - mit freundlicher Unterstützung des früheren Sportchefs des "Neuen Deutschland" (der übrigens auch Stasi-IM war - aber das interessiert heute ja kaum noch...) Klaus Ullrich Huhn - über seine Zeit als aktiver Sportler, seine Erlebnisse bei der Friedensfahrt und die Anfänge des DDR-Sports auf internationaler Ebene in den 50er Jahren.

"Ob Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung und widrige Trainingsbedingungen, ob kleine Pannen oder große Erfolge, mitreißend schildert Schur sein Leben für den Sport", so die begeisterte Pressemitteilung des Berliner Verlags Neues Leben. Schurs Leben war reich an Kurven, nicht nur auf der Straße, und viele Zeitgenossen reiben sich an dem "Muster-Amateur" der DDR, werfen ihm zu große Staatsnähe vor. "Aber dem Staat hatte ich viel zu verdanken", sagt Schur heute. Auch dass er laut eigener Aussage nie interessiert war, Profi zu werden, die Tour oder den Giro zu fahren, glaubt ihm nicht jeder. "Da ging's doch nur ums Geld, das war nicht meins", ist Täves Replik.

Die aktuellen Dopingaffären um Alberto Contador und vor allem Riccardo Riccò kommentierte Schur bei der Buch-Präsentation am vergangenen Freitag so: "Es gibt Dinge, die gibt es gar nicht. Ich wundere mich nur." Seine Erklärung: "Die Gesellschaft erzieht ihre Sportler." In der DDR habe es seines Wissens nach kein Doping-Problem gegeben, so Schur: "Das ist von den westlichen Medien hochgespielt worden." Auch eigene Verfehlungen habe er sich nicht vorzuwerfen. Im Buch schreibt er allerdings von "Ärzten, die mein Training steuerten"...

Unser Resümee: Täve Schurs Autobiografie gibt einen guten Einblick nicht nur in das Leben des populärsten DDR-Sportlers, sondern auch in die Mentalität vieler Ostdeutscher, "für die", so Schur, „unsere Gesellschaft zwar richtig, nur nicht stark genug" war.

Wie geht's weiter? "Wir Ossis können hundert Jahre alt werden, und wir müssen auch hundert Jahre alt werden", sagte Schur bei der Vorstellung seiner Biografie. Na denn - gute Gesundheit! Wir freuen uns auf den 23. Februar 2031...

Weitere Radsportnachrichten

12.12.2025Canyon spendiert van der Poel eine frische Lackierung

(rsn) - Laut Canyon geht die Geschichte folgendermaßen: 2017 hatte man zum ersten Mal ein Cyclocross-Carbonrad, das Canyon Inflite, entwickelt und wollten ein dazu passendes Cyclocross-Team. Ziemlic

12.12.2025Lidl-Trek-Neuzugang Ayuso will bei der Tour aufs Podium

(rsn) – Mit ziemlich genau einer halben Stunde Verspätung trat Juan Ayuso beim Medientag seiner neuen Mannschaft Lidl – Trek in Delia vor die anwesenden Journalisten. Die hatten zwar 30 Minuten a

12.12.2025Van der Poel: “Sollte reichen, um sofort um den Sieg mitzufahren“

(rsn) – Drei Monate nach seinem bisher letzten Renneinsatz – Platz 29 bei der Mountainbike-WM – brennt Mathieu van der Poel darauf, wieder in den Wettbewerbsmodus umzuschalten. “Ich fühle mic

12.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026

(rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan

12.12.2025Auf welchen Rädern sind die Frauen 2026 unterwegs?

(rsn) - Bei den Profiteams der Frauen fühlen sich offenbar alle Hersteller bei ihren aktuellen Partnern wohl. Zumindest wechselt oder verlässt keine Radmarke das Team. Veränderungen gibt es nur, we

12.12.202556 Fahrerinnen und Fahrer: Movistar stellt seine Teams vor

(rsn) – Insgesamt 56 Radsportler und Radsportlerinnen, verteilt auf das Männer-, das Frauen und das neu gegründete Nachwuchsteam, präsentierten sich am Donnerstag im Palau de les Arts von Valenci

12.12.2025Quereinsteigerin verdiente sich Respekt im WorldTour-Feld

(rsn) – Aus Bonaduz in der Nähe von Chur stammt Ginia Caluori, die in diesem Jahr nicht nur auf der Straße ihre ersten Topresultate einfahren konnte, sondern auch auf dem Mountainbike - und das al

12.12.2025Visma verlängert vorzeitig mit Top-Talent Brennan

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

12.12.2025Nur ein Sieg fehlte zur perfekten ersten Profisaison

(rsn) – 58 Renntage weist unser Statistikpartner firstcycling.com für Tim Torn Teutenbergs erstes Profijahr bei Lidl – Trek aus. 27 Mal landete er dabei unter den ersten Zehn. Eine herausragen

12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025

(rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden

12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

12.12.2025Uijtdebroeks: Als klarer Leader endlich zum Glück?

(rsn) – Auf der Bühne bei der Teampräsentation seines neuen Movistar-Teams im Kunstpalat der Königin Sofia, einem architektonisch beeindruckenden Opernhaus in Valencia, wurde er erst einmal gefop

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)