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17.11.2008 | (rsn) - Patrik Sinkewitz hat nach seiner einjährigen Dopingsperre doch noch ein neues Team gefunden. Der 28-Jährige aus Fulda unterschrieb beim tschechischen ProContinental-Team PSK Whirlpool–Author einen Einjahresvertrag. In einem Radsport news als Vorabdruck vorliegenden Interview* beschreibt Sinkewitz, wie es zum Wechsel nach Tschechien kam, welche Ziele er für 2009 hat und mit welchen Erwartungen er ins Peloton zurückkehrt.
Wie groß ist die Erleichterung, mit dem tschechischen Continental Pro Team PSK Whirlpool–Author endlich einen neuen Arbeitgeber gefunden zu haben?
Sinkewitz: Mir ist ein dicker Felsbrocken vom Herz gefallen. Denn im letzten halben Jahr habe ich schon mit vielen Enttäuschungen leben müssen.
Gab es Zeiten, in denen du dachtest, deine Karriere beenden zu müssen?
Sinkewitz: Nein. Ich habe immer an mich und meine Rückkehr geglaubt. Sonst wäre ich in den zurückliegenden Monaten auch durchgedreht. Ich habe dieses Ziel gebraucht, um mich immer wieder fürs Training zu motivieren. Radfahren ist ein so geiler Sport, den wollte ich nicht kampflos aufgeben.
Denkst du, dass du nach der langen Wettkampfpause schnell wieder Fuß fassen kannst?
Sinkewitz: Ich bin topfit. Mein Trainingsplan war wie in einer ganz normalen Saison. Stell’ dir vor, du suchst ein Team. Und wenn eines kommt, sagt du: Was ich drauf hab’, weiß ich im Moment nicht, weil ich faul war... Das ginge gar nicht. Also habe ich geschuftet und geackert, jeden Tag auf dem Rad. Was halt ein wenig fehlt, ist die Rennhärte, aber die kommt schnell zurück.
Wie kam der Kontakt zu Whirlpool zu Stande und was hat letztendlich den Ausschlag für deinen Wechsel gegeben?
Sinkewitz: Der Kontakt kam über drei Ecken. Mein ehemaliger Teamkollege Jörg Ludewig, der heute als Repräsentant für Lightweight noch gut im Peloton vernetzt ist, traf zufällig André Schulze, mit dem er mal bei Wiesenhof gefahren war. Und André hat ihm begeistert von Whirlpool und der Arbeit dort berichtet. PSK Whirlpool–Author ist ein Team mit einer guten Perspektive.
Mit welchen sportlichen Zielen gehst du in die kommende Saison?
Sinkewitz: Auf keinen Fall will ich nur mitfahren. Es ist mir bewusst, dass ich nur über Leistung zurückkommen kann. Und ich denke, dass ich es noch drauf habe, im Team eine sportliche Führungsrolle zu übernehmen. Da gibt es für mich keinen Zweifel.
Musst Du nicht befürchten, dass jedes gute Rennen, jede Platzierung von Dir zukünftig in Frage gestellt wird?
Sinkewitz: Ich habe großen Mist gebaut. Das weiß ich und dazu muss ich stehen. Mit diesem Makel muss ich leben und klarkommen. Aber steht mir nicht auch das Recht zu, die Vergangenheit hinter mir zu lassen und neu anzufangen?
Glaubst du, dass du die Vergangenheit so einfach loswirst?
Sinkewitz: Ich habe für meinen Fehler bezahlt, meine Strafe verbüßt. Und das war verdammt hart, das könnt ihr mir glauben. Jetzt will ich nur noch nach vorne schauen und meine Karriere ein zweites Mal starten. Ich weiß, das wird nicht einfach. Denn ich habe manchmal das Gefühl, dass du in Deutschland als Dopingsünder gnadenloser aus der Gesellschaft ausgestoßen wirst als jeder Schwerverbrecher oder Wirtschaftskriminelle. Und leider zeigen manchmal die am deutlichsten mit dem Finger auf dich, die früher im Sonnenlicht des Erfolges nicht eng genug bei dir stehen konnten und dir beim vielen auf die Schulter klopfen blaue Flecken geschlagen haben.
Das klingt jetzt nach Mitleid heischend ...
Sinkewitz: Ich brauche kein Mitleid, ich brauche Fairness und eine differenzierte Auseinandersetzung. Am Pranger stehen meist nur die Fahrer, die der Dopingversuchung erlegen sind. Aber wer redet über das System?
Wie meinst du das?
Sinkewitz: Als Fahrer bist du großem Erfolgsdruck ausgesetzt. Team, Sponsoren, Verbandsoffizielle, Medien, Fans, Öffentlichkeit - alle erwarten Leistung und Siege. Klar: Das ist dein Job als Fahrer, dafür wirst du nicht schlecht bezahlt. Aber wo sind in dem System die richtigen Berater gewesen, die ich als junger Fahrer gebraucht hätte, um mit diesem Druck umgehen zu lernen. Zumindest ich habe es so erlebt, dass die Hemmschwelle zum Unerlaubten damals nicht hoch genug gelegt wurde. Da sind viele vermeintliche Helfer mit einfachen Lösungen. Und letztlich bis du ganz allein gelassen mit der Entscheidung, was du tust und was nicht.
Siehst du dort eine Veränderung?
Sinkewitz: Ich hoffe und glaube daran, dass die allermeisten Fahrer und deren Umfeld ein ganz anderes Bewusstsein entwickelt haben und daran arbeiten. Jungen Fahrern bleibt nur zu wünschen, dass sie gute Berater für die richtigen Entscheidungen finden und sich an den guten Beispielen orientieren. Ich jedenfalls habe meinen Lernprozess eigentlich zu spät und zu schmerzhaft hinter mir. Dabei frage ich mich: Warum wird mir nicht zugestanden, dieses neue Sportlerleben zu starten? Und ich wäre ein wenig stolz, wenn ich jungen Fahrern vermitteln könnte, dass Doping ein Irrweg ist und es auch ohne funktioniert. Dafür werde ich mich jedenfalls einsetzen.
Ist Whirlpool dafür das richtige Team?
Sinkewitz: Whirlpool-Author ist nie mit unsauberen Praktiken in Verbindung gebracht worden. Sie stehen für den zukunftsfähigen Radsport. Und mir gegenüber ist der knallharte Anti-Doping-Kurs äußerst nachdrücklich betont worden. Das hat mich überzeugt, dass ich hier einen glaubwürdigen Neuanfang machen kann.
Wie definierst du Glaubwürdigkeit?
Sinkewitz: Wenn einer weiß, welche Negativfolgen Doping hat, dann bin das ja wohl ich selber. Meint jemand, ich wäre so bescheuert, jemals wieder unerlaubte Mittel einzusetzen? Dann könnte ich mich doch gleich erschießen. Im Moment prüfe ich noch, welche Maßnahmen geeignet sind, meine Glaubwürdigkeit zu untermauern – über das dichter und enger gewordene Netz der offiziellen Kontrollen hinaus. Wenn es hilft, würde ich sogar meine Blutwerte regelmäßig auf meiner Homepage veröffentlichen. Auch wenn das mit dem Datenschutz der Persönlichkeitssphäre eigentlich kaum noch vereinbar ist. Ich glaube nicht, dass viele Sportler aus anderen Disziplinen dazu bereit wären.
Was denkst du, wie du im Peloton empfangen werden wirst?
Sinkewitz: Ach, da wird immer zu viel hineingeheimnisst. Ich bin nicht der erste Fahrer, der als geständiger Dopingtäter ins Peloton zurückkehrt. Da gibt es – weiß Gott – bekanntere als mich. Als Fahrer kommst du mit den einen im Team und im Peloton besonders gut klar. Andere können dich nicht leiden und umgekehrt. Denen geht man dann aus dem Weg. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
*Das vollständige Interview auf http://www.patrik-sinkewitz.com/
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