Bei Delta-Tour haarscharf am Gesamtsieg vorbei

Wagner fehlten nur ein paar Hundertstel

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Wagner fehlten nur ein paar Hundertstel"

Robert Wagner

16.06.2008  |  (rsn) - Ein Wimpernschlag fehlte Robert Wagner (Skil-Shimano) zu seinem ersten Rundfahrt-Sieg bei den Profis. Nach der Schlussetappe der 1. Auflage der Delta Tour Zeeland (Kat. 2.1) wurde der 25-jährige Magdeburger schon als Rundfahrtsieger ausgerufen - doch dann kam alles anders.

Wagner war mit großen Ambitionen bei der niederländischen Kurz-Rundfahrt - ein Prolog und zwei Etappen - angetreten. "Ich kannte das Rennen, das sich aus der Delta Profronde und dem OZ Weelerweekend zusammensetzt, aus meiner Zeit beim Milram Continental-Team und ich wusste, dass mir das Rennen liegt", sagte Wagner zu Radsport News. "Deshalb bekam ich auch die Kapitänsrolle im Team. Man hatte für mich extra noch Kenny van Hummel als Helfer nominiert."

Nach einem guten Prolog gelang Wagner am Samstag auf der ersten Etappe der große Wurf. Im Sprint war der Skil-Kapitän nicht zu stoppen und sicherte sich seinen zweiten Saisonsieg. Entsprechend gut war die Ausgangslage vor der Schlussetappe am Sonntag. In der Gesamtwertung war alles noch dicht beisammen und es sollte sich ein wahrer Sekunden-Krimi entwickeln. "Bei der ersten Sprintwertung war ich zunächst gut platziert. 600 Meter vor der Wertungsabnahme gab es einen Kreisverkehr. Dort sind Credit Agricole und Slipstream mit ihren Kapitänen Jeremy Hunt und Chris Sutton rechts abgebogen und ich links. Vor mir sind dann direkt zwei Fahrer zu Fall gekommen und ich musste über die Wiese ausweichen, um nicht ebenfalls zu stürzen." So musste Wagner kampflos zuschauen, wie sich seine Konkurrenten die Bonussekunden sicherten.

Doch der Ex-Wiesenhof-Profi hatte das Unterfangen Rundfahrtsieg noch nicht aufgeben. Auf einer Windkante gelang dem Klassikerspezialist der Sprung in eine 15 Fahrer starke Gruppe, die 40 Sekunden auf das Feld herausfahren konnte. "Aber leider war dann bei uns keine Einigkeit da. Es lief nicht wirklich rund und so wurden wir leider wieder gestellt", beschrieb Wagner die Rennsituation.

Direkt danach rückte der Rundfahrtsieg für den Deutschen wieder in weite Ferne. "Es fand sich eine Gruppe mit Hunt und Sutton, meinen schärfsten Rivalen. Die hatten dann zwei Minuten Vorsprung. Da dachte ich schon, dass der Kuchen gegessen sei." Allerdings stieg im Feld dann das Team Mitsubishi in die Tempoarbeit ein und konnte mit der Unterstützung von Wagners Teamkollegen das Loch noch einmal zufahren.

"Wir hatten die Gruppe kurz vor der letzten Sprintwertung eingeholt. Dort habe ich dann alles gegeben und mir die Bonussekunden geschnappt", sagte Wagner. Zu diesem Zeitpunkt lag der 25-Jährige zeitgleich mit Hunt in der virtuellen Gesamtwertung ganz vorne. Zwei Sekunden dahinter folgte Chris Sutton (Slipstream) mit zwei Sekunden Rückstand.

Im Finale konzentrierte sich Wagner auf das Hinterrad von Hunt - die falsche Entscheidung, wie sich herausstellen sollte. „Ich war gut am Hinterrad von Hunt platziert. Allerdings hat der zu früh den Sprint eröffnet. Er war schon bei 350 Metern vor dem Ziel im Wind. 100 Meter vor dem Ziel bin ich an ihm vorbeigezogen und hatte den Rundfahrtsieg schon vor Augen.“ 50 Meter vor der Ziellinie zog dann jedoch Borut Bozic (Cycle Collstrop) an Wagner vorbei - was kein Problem gewesen wäre. Doch auf den letzten 10 Metern kam auch Sutton noch einmal gefährlich auf. Seite an Seite jagten beide über den Zielstrich. Wäre Wagner Zweiter geworden und Sutton Dritter, hätte der Magedburger die Rundfahrt mit zwei Sekunden gewonnen. Umgekehrt wären beide zwar zeitgleich gewesen, aber Sutton hätte aufgrund der minimal besseren Zeit im Prolog die besseren Karten gehabt.

„Zunächst wurde ich als Zweiter des Tages und auch als Gesamtsieger ausgerufen. Die Pressevertreter gratulierten mir schon. Ich habe mich aber zurückgehalten. Ich wusste selbst nicht, ob ich Zweiter oder Dritter gewesen war. Ich wollte mich nicht zu früh freuen“, beschrieb Wagner die Ungewissheit nach dem Rennen. Und er sollte mit seiner Skepsis Recht behalten. Tatsächlich hatte sich Sutton noch um einige Zentimeter an seinem Konkurrenten vorbeigeschoben, Rang zwei belegt und sich so den Gesamtsieg mit wenigen Hundertsel Sekunden Vorpsrung gesichert.

„Wenn man vorne dabei ist, dann will man auch gewinnen. Ich sehe das aber nicht als Niederlage, sondern ziehe mit Etappensieg und dem zweiten Gesamtrang eine durchweg positive Bilanz“, so Wagner noch am selben Abend. „Aber natürlich habe ich mich auch geärgert, dass ich im Prolog die ein oder andere Kurve extrem vorsichtig genommen habe.“

Trotz der leichten Enttäuschung am Schluss konnte sich Wagner über Gratulationen freuen, unter anderem von seinen beiden ehemaligen Teamkollegen André Schulze und Patrick Keller (beide PSK Whirlpool). „Mit ihnen hätte ich während der Rennen gerne noch mehr geredet, das war aber leider nicht möglich. Hier war laufend Windkante angesagt. Zudem waren die Ortsdurchfahrten mit vielen Kreisverkehren sehr gefährlich. Wenn man da mit Ambitionen ins Rennen geht, muss man die ganze Zeit hellwach sein, sonst ist man bei diesen niederländischen Rennen nach fünf Kilometern abgehängt“, sprach Wagner die Tücken des Rennens an.

Mit seiner bisherigen Saisonbilanz ist der Skil-Profi sehr zufrieden. „Ich habe jetzt zwei Saisonsiege. Damit hätte ich selbst nicht unbedingt gerechnet. Letztes Jahr bei Wiesenhof war ich nur Helfer. Hier bei Skil bekomme ich viele Freiheiten, aber auch genügend Luft um mich zwischen den Rennen zu regenerieren,“ beschreibt Wagner sein Erfolgsrezept. Bei der Ster Elektrotoer wird der Magdeburger deshalb nicht starten. „Für mich geht es erst wieder Ende Juni mit zwei Eintagesrennen und schließlich der Deutschen Meisterschaft in Bochum weiter.“

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