Interview mit Patrik Sinkewitz

Ein Etappensieg bei der Tour – das wär’s!

Von Matthias Seng

10.05.2005  |  Nicht erst seit seinem Gewinn der Deutschland Tour im vergangenen Jahr zählt Patrick Sinkewitz zu den besten deutschen Fahrern der jüngeren Generation. Im Gespräch mit Radsport aktiv äußert er sich zum bisherigen Saisonverlauf, zu seiner ersten Tour-Teilnahme und zur Rollenverteilung in seinem Team Quick.Step.

Sie belegten bei den Klassikern mehrmals einen Platz unter den Besten zehn. Wie beurteilen Sie Ihre Leistungen bisher?

Sinkewitz:So viele Rennen bin ich bisher ja noch nicht gefahren, drei Frühjahrsklassiker und die Tour de Romandie. Aber mit meinen Platzierungen und meinen Leistungen bin ich zufrieden. Bei Lüttich-Bastogne-Lüttich hätte mehr rausspringen können. Aber als Voigt und Winokurow wegfuhren, haben sich alle angeschaut – und keiner hat was gemacht. Da Quick.Step mit Paolo Bettini und mir zwei Fahrer im Verfolgerfeld hatte, haben wir beschlossen, dass ich mich aufopfere. Leider hat dann nur noch ein Rabobank-Fahrer bei der Verfolgung geholfen, so dass wir die Ausreißer nicht mehr einholen konnten. Mein Maximum habe ich sicher noch nicht erreicht, aber mein Saisonaufbau ist ja auch auf die Tour de France gerichtet und nicht auf die Frühjahrsrennen.

Was war an den Meldungen dran, wonach Ihr Team bei Ihnen wegen einer Giro-Teilnahme angefragt haben soll?

Sinkewitz: Das war tatsächlich kurzzeitig im Gespräch, weil ich gut in Form war und viele unserer Fahrer krank waren. Ich hätte sicher Chancen auf einen vorderen Platz in der Gesamtwertung gehabt, aber Giro und Tour wären zuviel gewesen, zumal im August auch noch die Deutschland Tour in meinem Rennkalender steht. Es war letztlich meine Entscheidung zu sagen: Nein, das mache ich nicht. Ich will die Tour fahren und ich will dort frisch an den Start gehen!

Sie fahren in diesem Jahr erstmals die Tour de France. Wie sind Ihre Erwartungen?

Sinkewitz:Ich werde gut vorbereitet in die Tour gehen. Natürlich habe ich Respekt vor den drei Wochen, denn sie werden lang und sehr schwer. Da es meine erste Teilnahme sein wird, weiß ich also nicht wirklich, was mich erwartet. Ich werde versuchen mein Rennen zu fahren. Natürlich ist ein Etappengewinn das große Ziel für mich. Aber es wird schwer werden, denn bei der Tour haben wir außer den zwei, dreigroßen Favoriten auf den Gesamtsieg ungefähr 195 Fahrer, die darauf aus sind eine Etappe zu gewinnen.

Welche Rolle werden Sie bei der Tour in Ihrem Team haben?

Sinkewitz: Ich habe alle Freiheiten. Außer Ullrich, Armstrong und Basso gibt es ja kaum klassische Kapitäne. Auch bei uns wird der Stärkste Kapitän sein, aber das wird sich erst im Rennen herausstellen. Es zählen nur gute Beine.

Wer wird bei der Tour um den Sieg fahren?

Sinkewitz:Natürlich an erster Stelle Armstrong und Ullrich. Dann kommt noch eine ganze Reihe weiterer Fahrer dazu, die sich gute Chancen ausrechnen dürfen: Basso, Mancebo, Botero, Landis, Heras, vielleicht Leipheimer. Bei Mayo wird man abwarten müssen, wie fit er sein wird. Erfahrungsgemäß wird der eine oder andere unbekannte Fahrer überraschend nach vorne fahren.

Bleibt nach der Tour noch genug Kraft, um Ihren Titel bei der Deutschland-Tour im August zu verteidigen?

Sinkewitz: Das werde ich erst nach der Tour sagen können. Wenn ich gesund und in guter Form aus der Tour herauskomme, rechne ich mir gute Chancen aus, meinen Titel bei der Deutschland-Tour zu verteidigen. Zwei schwere Rundfahrten innerhalb kurzer Zeit sind zwar Stress, für den Körper, aber fast noch mehr für den Kopf, aber ich müsste lügen, wenn ich sagen würde, ich trete zur Deutschland-Tour an, um Zwölfter zu werden. Ich will wieder gewinnen, aber ich setze mich deswegen unter keinen großen Druck.

Wie sieht Ihr Rennkalender bis zur Tour aus?

Sinkewitz: Wahrscheinlich fahre ich vorher nur noch die Tour de Suisse. Das reicht auch, denn das ist ein schweres Rennen und im August ist mein Terminkalender auch noch voll.

Sie zählen zur Garde hoffnungsvoller deutscher Nachwuchsfahrer. Ist das Belastung oder Ansporn für Sie?

Sinkewitz:Ich bin ja schon im fünften Jahr Profi, insofern kann man mich ja nicht mehr zu den Newcomern rechnen. Diese Einordnung sagt mir auch nichts, das berührt mich nicht. Ich habe meinen eigenen Ansporn gut zu fahren. Und ob ich jetzt als hoffnungsvoller Nachwuchsfahrer bezeichnet werde oder nicht, das ändert nichts an meiner Motivation.

Quick.Step ist einer der berühmtesten und erfolgreichsten Rennställe der internationalen Radsportszene mit Stars wie Boonen, Bettini oder Rogers in seinen Reihen. Welchen Rang nehmen sie in der Teamhierarchie ein?

Sinkewitz: Das sind alles absolute Superfahrer mit ganz unterschiedlichen Charakteren, aber in unserer Mannschaft hat jeder seine Aufgaben: Bettini ist unser Mann für die schweren Eintagesrennen, Boonen ist neben Petacchi der beste Sprinter der Welt, Michael Rogers ist ein herausragender Zeitfahrer und ich kann bei den Rundfahrten gute Ergebnisse erzielen. Das ist eine ideale Zusammenstellung. Keiner steht dem anderen im Weg, jeder gibt dem anderen die Unterstützung, die der braucht, um Top-Ergebnisse zu erzielen.

Sie fahren seit Beginn Ihrer Profikarriere in einem belgischen Team. Könnten Sie sich einen Wechsel zu einem der beiden deutschen ProTour-Rennställe T-Mobile oder Gerolsteiner vorstellen?

Sinkewitz:Natürlich könnte ich mir das vorstellen, wobei Gerolsteiner wohl nicht in Frage käme, da mein Sponsor (das osthessische Getränkeunternehmen Förstina, d. Red.) ja auf dem gleichen Feld tätig ist wie Gerolsteiner. Mein Vertrag läuft in diesem Jahr aus, und spätestens im Juni wird eine Entscheidung fallen, wie es mit mir weitergeht. Ich fühle mich in meinem Team sehr wohl und könnte mir gut vorstellen, dort zu verlängern, zumal Quick.Step mich gerne behalten möchte.

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