Interview über Armstrong, Doping und sein Gewicht

Merckx: Lance sollte bei der Tour starten!

Von Matthias Seng

14.02.2005  |  Ein sehr schlanker, sonnengebräunter und gesund aussehender Eddy Merckx präsentierte sich den Zuschauern des belgischen TV-Senders VRT. Im Interview mit dem Moderator der Sendung Sportweekend äußerte sich die belgische Radsportlegende über Lance Armstrong und die Tour, zu Doping im Radsport und über die Gründe für seine rapide Gewichtsabnahme im letzten Jahr.

Wie beurteilen Sie die Chancen einer Tour-Teilnahme von Lance Armstrong?

“Wir haben darüber zwar noch nicht diskutiert, aber ich würde schon gerne Lance auch in diesem Jahr bei der diesjährigen Tour sehen. Es wäre wirklich schade, wenn der sechsfache Sieger nicht versuchen würde, einen siebten Sieg einzufahren. Andererseits ermöglicht ihm der Vertrag mit Discovery Channel, in diesem Jahr auszusetzen und 2006 nochmals anzutreten. Also: Wenn wir Lance dieses Jahr nicht sehen, dann im nächsten.“

Würden Sie an Armstrongs Stelle die Tour in diesem Jahr fahren?

Merckx: „Ja, würde ich. Aber ich war ein ganz anderer Fahrertyp, ich wäre an seiner Stelle mehr Rennen das Jahr über gefahren.“

Haben Sie einen Favoriten für Mailand –San Remo, den ersten großen Klassiker dieses Jahres?

Merckx: Ich hoffe, dass ein Belgier gewinnt. Warum nicht Tom Boonen? Er ist ein Jahr älter geworden, hat die nötige Erfahrung und wäre mal dran.“

Was halten Sie von der Aussage Ihres Landsmanns, IOC-Präsident Jaques Rogge, der in Sachen Doping eine Null-Toleranz-Politik durchsetzen möchte?

Merckx: Ich bin damit nicht einverstanden aus dem einfachen Grund, weil es momentan gar nicht möglich ist, diese Null-Toleranz-Politik in die Tat umzusetzen. Es gibt zu viele Fahrer, die derzeit aufgrund medizinischer Indikationen Medikamente auch während der Rennen einnehmen dürfen. Null-Toleranz würde bedeuten, dass all diese Fahrer keine Rennen mehr bestreiten dürften. Das ist nicht fair dem Rest des Feldes gegenüber. Die Regeln müssen für alle gelten, aber wenn ein Fahrer nicht zu 100 Prozent fit ist, muss er zu Hause bleiben. Das ist aber keine Frage von Doping oder von Drogenmissbrauch. Es geht nur darum, sicherzustellen, dass alle Athleten auf ihre Gesundheit achten.“

Was sollte mit Fahrern geschehen, die des Dopings überführt worden sind?

Merckx: Da gibt es Regeln und die müssen angewendet werden. Gedopte Fahrer müssen bestraft werden – und zwar ausnahmslos. Ganz gleich, ob der Fahrer einen großen Namen hat oder nicht. Alle müssen gleich behandelt werden.. Dabei kann es keine Ausnahmen geben.

Apropos große Namen: Johan Museeuw , einer der berühmtesten belgischen Radprofis, ist wegen Dopings bestraft worden und sein Fall hat für weltweites Aufsehen gesorgt....

Merckx: Ich kenne die Akten nicht, also kann ich diesen Fall nicht kommentieren. Es scheint mir aber ungerecht zu sein, dass es Journalisten erlaubt wird, die Ermittlungsakten einzusehen. So etwas sollte in einem laufenden Verfahren nicht passieren. Ich bin der Meinung, dass Museeuw reinen Tisch machen sollte. Ich kann mir vorstellen, wie hart das auch für seine Familie sein würde; etwa für die Kinder, die sich dann in der Schule von ihren Klassenkameraden einiges anhören dürften.

Wie geht es Ihnen gesundheitlich? Was steckt hinter der plötzlichen Gewichtsabnahme im letzten Jahr?

Merckx:Ach, darüber reden alle Leute, da gibt es die wildesten Gerüchte. Die Wahrheit ist, ich musste mich einer Speiseröhrenoperation unterziehen, weil ich eine Zeitlang heftiges Sodbrennen hatte. Ich konnte nachts nicht schlafen, hatte keinen Appetit mehr und begann abzunehmen. Gleichzeitig habe ich begonnen, mehr auf mein Gewicht zu achten. Nach dem Ende meiner Karriere habe ich irgendwann 113 Kilo gewogen. Davon wollte ich runter und jetzt bin ich wieder auf 85 Kilo.

Einige Ihrer ehemaligen Kollegen und Konkurrenten starten bei Retro-Rennen. Wäre das was für Sie?

Merckx:Überhaupt nicht. Diese Zeiten sind endgültig vorbei. Ich bin genug Rennen gefahren und sehe für mich keine Veranlassung bei solchen Oldie-Rennen mitzumachen. Ich bin in diesem Jahr zwar schon 1.000 Klometer gefahren und könnte am Hinterrad eines jüngeren Fahrers im Trainingslager schon noch mithalten. Aber weiter geht mein Ehrgeiz nicht.

(Quelle:cyclingnews.com)

Weitere Radsportnachrichten

04.07.2025Nach Grün in Nizza hofft Girmay auf Gelb in Lille

(rsn) – Erstmals seit 2020, als Alexander Kristoff in Nizza den Grand Départ für sich entscheiden konnte, bietet sich zum Auftakt der Tour de France den Sprintern die große Chance auf das Gelbe T

04.07.2025Zum Auftakt im Norden stehen die Zeichen auf Sprint Royal

(rsn / ProCycling) – Im Norden Frankreichs beginnt die Tour de France 2025. Knapp 185 Kilometer absolviert das Peloton in einer langen Schleife rund um Lille, das nach 1960 und 1995 bereits zum drit

04.07.2025Lipowitz will die Tour genießen und Roglic “bestmöglich unterstützen“

(rsn) – Spätestens nach seinem dritten Platz beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) sind die Erwartungen an Florian Lipowitz nochmals gestiegen. Die Tour-Generalprobe hatte sein Team Red Bull – Bor

04.07.2025Aldag: “Wir haben alles gemacht, um die Tour zu gewinnen“

(rsn) - Red Bull – Bora – hansgrohe nimmt den zweiten Anlauf, um mit Primoz Roglic die Tour de France zu gewinnen. Darauf hat sich das einzige deutsche WorldTour-Team vorbereitet. Was die Raublin

04.07.2025Wechselt Groenewegen zu Unibet - Tietema Rockets?

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

04.07.2025Statt dem Duell gegen Vingegaard erneut eine Pogacar-Show?

(rsn) – Im Grunde ist die Geschichte schnell erzählt: Seit 2021, also seit Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) und Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) gemeinsam die Tour de France bestri

04.07.2025Bauhaus will im ´Freestyle´ an die richtigen Hinterräder

(rsn) – Fünf Top-5-Platzierungen hat Phil Bauhaus (Bahrain Victorious) bei seinen zwei Tour-de-France-Teilnahmen bislang ersprintet – drei 2023, zwei 2024. Im dritten Anlauf sollen noch ein paar

04.07.2025Teams packen zur Tour wieder Sondertrikots aus

(rsn) – Es ist inzwischen ein jährlich wiederkehrendes Ritual: Kurz vor der Tour de France präsentieren einige Mannschaften Sondertrikots für die drei Wochen in Frankreich. Weil zum Saison-Highli

04.07.2025Brilliert Milan bei seiner Tour-Premiere?

(rsn) – Der diesjährige Grand Départ bietet erstmals seit 2020 wieder den Sprintern die Chance, das Gelbe Trikot zu erobern, denn gleich in Lille stehen die Zeichen am Ende der 1. Etappe auf Masse

04.07.2025Die Aufgebote für den 36. Giro d´Italia Women

(rsn) – Mit dem Giro d’Italia Women (6. – 13. Juli / 2.WWT) steht einen Tag nach dem Start der Tour de France der Männer die zweite Grand Tour der Frauen an. Die 36. Ausgabe der Italien-Rundfa

03.07.2025Die zehn deutschen Starter bei der 112. Tour de France

(rsn) – Zehn deutsche Radprofis und damit so viele wie zuletzt 2021, als noch Tony Martin oder André Greipel am Start waren, werden am 5. Juli in Lille die Tour de France 2025 in Angriff nehmen. Im

03.07.2025“Misserfolge schärfen dich“: Roglic lacht seine Dämonen an

(rsn) – Zum siebten Mal in seiner beeindruckenden Karriere geht Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) bei der Tour de France an den Start. Die einzige deutsche Équipe im Peloton will von

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Course de Solidarnosc (2.2, POL)
  • Sibiu Tour (2.1, ROU)