Scharfe Kritik an Thüringer Landesregierung

Hohlfeld: “Unsere Arbeit wurde respektlos mit Füßen getreten“

Foto zu dem Text "Hohlfeld: “Unsere Arbeit wurde respektlos mit Füßen getreten“"
Die Lotto Thüringen Ladies Tour in Altenburg. | Foto: Cor Vos

26.03.2025  |  (rsn) – Gut eine Woche nach der Absage der 37. Thüringen Ladies Tour haben sich die Organisatoren um Rundfahrtchefin Vera Hohlfeld mit einer Erklärung an die Öffentlichkeit gewandt, in der vor allem das Verhalten der Thüringer Landesregierung unter Ministerpräsident Mario Voigt (CDU) scharf kritisiert wird.

In der von der T.RF Thüringer Sportmarketing GmbH (T.RF) veröffentlichtem Statement heißt es unter anderem: “Der Vorwurf, wir hätten uns nicht genug um Sponsoren bemüht, ist schlicht falsch. Wir verstehen die aktuelle Haushaltslage. Und wir wissen: Der Freistaat ist nicht verpflichtet, die LTLT (Lotto Thüringen Ladies Tour) zu fördern. Aber eine ehrliche und rechtzeitige Kommunikation auf Augenhöhe hätte viel geholfen.“

Nachdem die neue Thüringer Landesregierung eine von ihrer Vorgängerin unter Bodo Ramelow (Die Linke) bereits im Vorjahr gegebene finanzielle Zusicherung, die Traditionsrundfahrt 2025 mit 200.000 Euro zu unterstützen, rückgängig gemacht hatte, musste das Rennen schließlich abgesagt werden.

"Hilferufe wurden von der Thüringer Staatskanzlei ignoriert"

In einer nun veröffentlichten Chronologie der Ereignisse wird besonders die Verärgerung über das Verhalten der Staatskanzlei deutlich. “Seit Beginn des Kalenderjahres bemühten wir uns um einen persönlichen Kontakt zur neuen Landesregierung. Unsere anfänglichen Fragen und späteren Hilferufe wurden seitens der Thüringer Staatskanzlei ignoriert“, heißt es in dem Statement.

Mitte Februar habe man die Mitteilung erhalten, dass der Freistaat keine finanziellen Mittel bereitstellen könne. Anfang März hätten sich die Organisatoren gezwungen gesehen, die Mitarbeiter und Partner über den Stand zu informieren und gemeinsam mit dem MDR als langjährigen und wichtigsten Medienpartner eine Pressemitteilung mit dem Alarmruf "Der Tour droht die Absage“ zu veröffentlichen. Drei Tage später habe man die schriftliche Absage der Staatskanzlei erhalten – “bis heute die einzige verbindliche Aussage in schriftlicher Form.“

Ein kurz darauf abgehaltenes Online-Meeting mit Stefan Gruhner, dem Chef der Staatskanzlei und verantwortlichen Minister, habe kein für die Organisatoren akzeptables Ergebnis gebracht. Gruhner habe zur Diskussion gestellt, Fördermittel aus der dem “Ehrenamtsgesetz“ bereitzustellen und der LTLT zur Verfügung zu stellen. “Wir wollen kein Geld, das vielleicht anderen Ehrenämtlern abgezweigt wird“, kommentierte man den Vorschlag.

Am 17. März habe man schließlich das Rennen offiziell absagen müssen. An diesem Tag wären unter anderem die Zahlungen die ersten größeren Summen fällig gewesen. Als “Brüskierung und Schlag ins Gesicht habe man die tags darauf erfolgte Behauptung von Ministerpräsident Voigt der MDR-Sendung "Sport im Osten“ empfunden, dass “eine privatwirtschaftlich organisierte Tour nicht zu fast 80 Prozent aus öffentlichen Mitteln bezahlt werden“ könne.

"Auch die Tour de France ist auf Unterstützung angewiesen"

“Wir haben unermüdlich Städte, Partner und Sponsoren angesprochen, Unternehmen direkt kontaktiert und ihnen maßgeschneiderte Konzepte vorgelegt – besonders in den letzten vier Jahren mit wachsender Fernsehpräsenz“, hieß es dazu. Für 2025 etwa sei es gelungen, einen großen Hauptsponsor zu gewinnen. Auch für die LTLT2026 habe es bereits zuversichtliche stimmende Gespräche mit neuen größeren interessierten Partnern gegeben. Aber jedes Radrennen der Welt – selbst die Tour de France – sei dauerhaft auf Unterstützung von Land, Kommunen, Städten und Regionen angewiesen.

Zudem sei man den finanzielle Beitrag des Freistaats Thüringen nicht als eine Subventionierung mit Fördermitteln zu sehen, “sondern als einen Gegenwert für die mediale Promotion des Freistaats Thüringen, dessen Image als Tourismus-Ziel davon profitiert hat.“

Zukunft im Rahmen der Deutschland Tour?

Das habe die Regierung Ramelow auch so bewertet, nicht aber die von der CDU angeführte neue Koalition. “Es bleibt festzuhalten, dass seitens der Staatskanzlei sich niemand auch nur im Geringsten mit der Tour und ihrem Wert für den Freistaat Thüringen, sowie mit der Historie der internationalen Frauenrundfahrt durch Thüringen seit 1986, beschäftigt hat“, schrieben die Organisatoren – und weiter: “Unsere langjährige Arbeit wurde respektlos mit Füßen getreten.“

Trotz der Absage sehen die Organisatoren für die Thüringen-Rundfahrt nicht gänzlich schwarz: “Für die Zukunft wünschen wir uns eine Frauenrundfahrt im Rahmen der Deutschland Tour – vielleicht mit Lidl als neuem Sponsor. Und wir hoffen, dass der Freistaat Thüringen dann dem Frauenradsport eine faire Chance gibt.“

Weitere Radsportnachrichten

26.11.2025Froome sitzt drei Monate nach Trainingsunfall wieder auf dem Rad

(rsn) – Fest steht, dass Chris Froome nach fünf Jahren bei Israel – Premier Tech künftig nicht mehr im Aufgebot des Nachfolgers NSN Cycling Team stehen wird. Da der viermalige Tour-de-France-Gew

26.11.2025HLN: Lidl - Trek an Lipowitz interessiert

(rsn) – Mit Mattias Skjelmose und Neuzugang Juan Ayuso hat Lidl - Trek bereits erstklassige Rundfahrtspezialisten im Aufgebot. Damit will sich der im kommenden Jahr unter deutscher Flagge antretende

26.11.2025Tendiert Evenepoel zur “Ronde“-Premiere?

(rsn) – Wie Het Laatste Nieuws schreibt, wächst Remco Evenepoels Interesse an einer Premiere bei der Flandern-Rundfahrt. Das könnte damit zusammenhängen, dass laut der belgischen Zeitung der komm

26.11.2025Solution Tech - Vini Fantini präsentiert drei Neue

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

26.11.2025Nach prima Auftakt von Krankheiten und Stürzen geplagt

(rsn) – Vor nunmehr viereinhalb Jahren wechselte Rainer Kepplinger (Bahrain  Victorious) vom Ruder- zum Radsport. Nach ersten Erfolgen in Österreich ging es für ihn rasch in die WorldTour, wo d

26.11.2025NSN Cycling Team: Nur die neue Kleidung fehlt noch

(rsn) – Die neuen Sponsoren und der neue Name stehen fest, doch auf ihre neue Bekleidung müssen die Fahrer des NSN Cycling Teams noch warten. Deshalb trainiert das Aufgebot des künftig mit Schweiz

26.11.2025Fall Lazkano: Sämtliche Auffälligkeiten aus dem Jahr 2024?

(rsn) – Nachdem er den Spanier Oier Lazkano wegen Auffälligkeiten in dessen Biologischem Pass in der Zeitspanne zwischen 2022 und 2024 vorläufig suspendiert hat, wird sich der Radsportweltverband

26.11.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025

(rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w

25.11.2025Dreijährige Durststrecke mit kleiner Revanche beendet

(rsn) - Die Marschroute für das neue Kapitel gab Bob Jungels bereits kurz vor seinem ersten Saisonrennen vor. "Dieses Jahr werde ich … hoffentlich meine Arme in die Luft strecken", war Anfang Febru

25.11.2025Van Aerts Crossdebüt 2025/26 wohl erst kurz vor Weihnachten

(rsn) – Nach wie vor darf gerätselt werden, wann Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) sein Crossdebüt 2025/26 geben wird. Zwar hatte der Belgier erklärt, dass er diesmal etwas früher in die Sa

25.11.2025Petition fordert Änderung der Tour-Königsetappe 2026

(rsn) – Die 20. Etappe der kommenden Tour de France verspricht ein Spektakel zu werden. Am vorletzten Tag der 113. Frankreich-Rundfahrt stehen fünf schwere Berge im Programm, darunter mit dem 2.642

25.11.2025Van Gils freut sich auf gemeinsame Rennen mit Evenepoel

(rsn) - Maxim Van Gils gelangen in seiner ersten Saison bei Red Bull – Bora – hansgrohe zwar zwei Siege und einige weitere Spitzenergebnisse wie Rang drei bei der Clasica San Sebastian. Die ganz g

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Gyeongnam (2.2, KOR)