Strade-Bianche-Sieg vor van der Breggen

Vollering triumphiert im Duell gegen ihre frühere Sportdirektorin

Von Matthias Seng

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Demi Vollering (FDJ - Suez) hat die 11. Strade Bianche Donne gewonnen. | Foto: Cor Vos

08.03.2025  |  (rsn) – Demi Vollering (FDJ – Suez) hat zum zweiten Mal nach 2023 die Strade Bianche Donne (1.WWT) für sich entschieden. Die 28 Jahre alte Niederländerin setzte sich bei der 11. Ausgabe des italienischen Frühjahrsklassikers über 136 Kilometer mit Start und Ziel in Siena an der Piazza del Campo souverän mit 18 Sekunden Vorsprung gegen ihre Landsfrau und frühere Sportdirektorin und Trainerin Anna van der Breggen (SD Worx – Protime) durch. Erst in der bis zu 18 Prozent steilen Via Santa Catarina hinein in die Altstadt von Siena hatte sich Vollering rund 500 Meter vor dem Ziel von der sechs Jahre älteren van der Breggen abgesetzt.

Mit 1:42 Minuten Rückstand entschied die Französin Pauline Ferrand-Prevot (Visma – Lease a Bike) den Kampf um Platz drei gegen ihre Landsfrau Juliette Labous (FDJ – Suez) für sich. Fünfte wurde die Spanierin Mavi Garcia (Liv – Jayco – AlUla / +1:47), auf den Plätzen sechs und sieben folgte das niederländische Fenix-Deceuninck-Duo Yara Kastelijn (+1:48) und Puck Pieterse (+1:49).

Die Schweizer Meisterin Noemi Rüegg (EF Education – Oatly / +1:55) wurde Neunte. Liane Lippert (Movistar) fuhr als beste Deutsche mit 5:19 Minuten Rückstand auf die Siegerin als 19. über den Zielstrich.

"Ich bin super happy. Ich wusste, dass ich gut drauf bin, aber jeder hat halt den Sieg von mir schon vor dem Rennen erwartet. Es wirklich zu schaffen, ist aber eine andere Geschichte, denn man hat so viel Druck, auch gegenüber den Teamkolleginnen und jedem, der hinter dir steht“, kommentierte Vollering im Ziel ihren dritten Saisonsieg, den sie sich gegen van der Breggen sicherte.

Gemeinsam mit der Strade-Siegerin von 2018 hatte sie sich am Ende des letzten der insgesamt 13 Gravel-Sektoren des Tages, Le Tolfe, rund elf Kilometer vor dem Ziel abgesetzt. “Es macht Spaß, gegen Anna zu fahren und es erinnert mich an die alten Tage zu Beginn meiner Karriere. Es zeigt mir aber auch, wie sehr ich in den letzten Jahren gewachsen bin. Es fühlt sich gut an, gegen sie zu kämpfen“, so die Top-Favoritin, die eine perfekte Vorstellung ihrer FDJ-Equipe krönte, aus der vor allem Labous und Evita Muzic herausragten.

“Ich muss all meinen Teamkolleginnen danken, dass ich es geschafft habe. Darauf bin ich super stolz. An einem Punkt war der Abstand zur vorderen Gruppe schon groß, da dachte ich an Het Nieuwsblad und hoffte, dass nicht wieder das Gleiche passiert. Juliette hat dann einen tollen Leadout gemacht, aber mir fiel die Kette runter (18 Kilometer vor dem Ziel, Anm d. Red.) und wir mussten ruhig bleiben und es nochmal probieren. Anna ist dann in der Abfahrt weggefahren, blieb danach bei mir und wir haben gut zusammengearbeitet“, beschrieb Vollering das Finale, das van der Breggen mit ihrer Attacke hinein in den letzten Sektor eröffnet hatte.

Zwar konnte die Rückkehrerin, die ihr erstes WorldTour-Rennen seit der Spanien-Rundfahrt 2021 bestritt, auf den letzten Metern nicht mehr mithalten. Mit ihrem zweiten Platz war van der Breggen aber mehr als nur einverstanden. “Ja, das ist viel mehr, als ich erwartet habe. Ich bin einfach super zufrieden damit“, sagte sie im Ziel. Als das Duo gemeinsam den Schlussanstieg in Angriff nahm, war van der Breggen klar, dass es gegen Vollering schwer werden würde. “Sie ist etwas explosiver und es war sehr steil. Das einzige was ich versuchen konnte, war, früher anzutreten.“

So lief die 11. Strade Bianche Donne:

Auch das Frauenrennen wurde durch die Hereinnahme der 9,3 Kilometer langen Gravel-Passage von Serravalle zusätzlich erschwert. Zwar blieb die Distanz mit 136 Kilometern nahezu unverändert, doch wies die 11. Ausgabe der Strade Bianche Donne insgesamt 13 Sektoren mit insgesamt 50,3 Gravel-Kilometern auf. Insgesamt waren rund 2.350 Höhenmeter zu bewältigen.

Nicht am Start war Hannah Ludwig (Cofidis), die nach einem Sturz bei der Streckenerkundung am Vortag die Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus verbringen musste, wo zumindest keine Knochenbrüche festgestellt wurden.

Bei Sonnenschein und frühlingshaften Temperaturen versuchte sich zunächst Franziska Brauße (Ceratizit) gemeinsam mit Virginia Bortoli (Top Girls Fassa Bortolo) als Ausreißerin. Sie wurde aber nach einem Sturz wie auch die Italienerin wieder eingefangen. Danach konnte sich unter dem Tempodiktat der Teams der Favoritinnen zunächst keine Fahrerin absetzen.

Gut 60 Kilometer vor dem Ziel musste Vollering wegen eines Platten ihr Rad wechseln. Sie hatte danach aber keine Mühe, wieder ins bereits auf rund 60 Fahrerinnen geschrumpfte Feld zurückzufinden. Kurz vor dem siebten Sektor initiierten Eva Van Agt (Visma – Lease a Bike) und Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) eine stark besetzte siebenköpfige Spitzengruppe, die aber 53 Kilometer vor dem Ziel wieder gestellt war.

Das Streckenprofil der 11. Strade Bianche Donne | Foto: Veranstalter

Danach übernahmen Vollerings Helferinnen die Spitze des Feldes, das kurz darauf durch einen Sturz in einer bergab führenden Kurve auseinandergerissen wurde, bei dem unter anderem Kasia Niewiadoma (Canyon – SRAM – zondarcrypto) zu Boden ging und das Rennen aufgeben musste. Am Ende des achten Sektors zog Femke Gerritse (SD Worx – Protime) davon, ehe die Niederländerin im neunten Sektor von den von Liane Lippert (Movistar) angeführten Verfolgerinnen eingefangen wurde.

Als sich kurz darauf nach einer Attacke von Garcia eine weitere Gruppe bildete, waren Ferrand-Prevot, Evita Muzic (FDJ – Suez) und auch Gerritse und Kastelijn mit dabei. Ferrand-Prevot sorgte maßgeblich mit dafür, dass die insgesamt sieben Ausreißerinnen sich einen Vorsprung von rund 1:30 Minuten erarbeiten konnten. Die 33-Jährige ließ sich auch nicht aus dem Konzept bringen, als sie in einer Kurve wegrutschte. Schnell stieg sie wieder aufs Rad und schloss die Lücke zu ihren Begleiterinnen.

Dagegen fiel mit Elisa Longo Borghini (UAE Team ADQ) eine der großen Favoritinnen gut 20 Kilometer vor Schluss aus der Gruppe der Verfolgerinnen zurück, nachdem sie sich bereits zuvor meist am Ende des kleinen Feldes aufgehalten hatte. Als die Italienische Meisterin aus dem Rennen war, ließ Vollering ihre letzte verbliebene Helferin Labous arbeiten, so dass sich der Rückstand im vorletzten, bis zu 15 Prozent steilen Sektor am Colle Pinzuto, in Windeseile verkleinerte.

18 Kilometer vor dem Ziel attackierte Vollering und verkleinerte die Gruppe auf nur noch sechs Fahrerinnen, ehe die starke Labous sich wieder vor ihre Kapitänin spannte und die Verfolgerinnen eingangs der letzten 15 Kilometer an die Ausreißerinnen heranführte. In der nun 12-köpfigen Spitzengruppe, in die es Lippert nicht geschafft hatte, übernahm nun Muzic die Tempoarbeit.

Gegen Vollerings finalen Antritt war van der Breggen chancenlos

Van der Breggen ging im 13. und letzten Sektor in die Offensive und überraschte ihre Gegnerinnen mit einer Attacke in der Abfahrt. Doch Vollering schloss die Lücke und griff am Ende des folgenden Anstiegs ihrerseits an. Gemeinsam mit ihrer ehemaligen Sportdirektorin fuhr sie sich einen kleinen Vorsprung auf Ferrand-Prevot, Labous und Kastelijn heraus, die wiederum kurz darauf Begleitung von weiteren Fahrerinnen erhielten.

Doch auf den letzten zehn Kilometern gelang es den Verfolgerinnen nicht, den Rückstand von rund 30 Sekunden entscheidend zu verkürzen. Ganz im Gegenteil: Auf dem Weg nach Siena hinein vergrößerten die beiden Niederländerinnen ihren Vorsprung auf mehr als eineinhalb Minuten, wobei Vollering für den Großteil der Tempoarbeit verantwortlich zeigte.

Zwar fuhr van der Breggen zu Beginn des Schlussanstiegs in der Altstadt von Siena 600 Meter vor dem Ziel an ihrer Konkurrentin vorbei, doch kurz darauf trat Vollering im steilsten Stück an und schüttelte ihre Landsfrau mühelos ab, um sich ihren zweiten Sieg bei der Strade Bianche zu sichern. Den feierte sie mit geballter Faust und strahlendem Lachen. Kurz darauf erreichte van der Breggen ebenfalls mit einem Lächeln im Gesicht das Ziel, ehe sich in einem französischen Duell Ferrand-Prevot den letzten Podiumsplatz vor Labous sicherte.

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