Weltmeister feiert Solosieg, Lipowitz stark

Pogacar auch beim Giro dell´Emilia eine Klasse für sich

Von Guido Scholl

Foto zu dem Text "Pogacar auch beim Giro dell´Emilia eine Klasse für sich"
Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat nach einer weiteren beeindruckenden Solofahrt den 107. Giro dell´Emilia gewonnen. | Foto: Cor Vos

05.10.2024  |  (rsn) – Tadej Pogacar hat sechs Tage nach seinem WM-Triumph von Zürich auch beim Giro dell'Emilia (1.Pro) die Konkurrenz in Grund und Boden gefahren. Der Weltmeister aus Slowenien entschied im strömenden Regen die 107. Ausgabe des italienischen Herbstklassikers über 215,3 Kilometer von Vignola nach San Luca als Solist für sich und triumphierte nach zwei zweiten Plätzen in Serie erstmals an der berühmten Basilika.

"Auftrag erfüllt – ich bin super happy, dass ich es im Regenbogentrikot geschafft habe. Als ich am Mittwoch hier ankam und das Regenbogentrikot erhielt, habe ich schon den Druck verspürt. Beim ersten Rennen im Weltmeistertrikot musst du beweisen, dass du der Beste bist. Ich stand heute unter Druck, eine gute Leistung abzuliefern, aber am Ende war es ein guter Tag“, kommentierte Pogacar seinen ersten Sieg im Regenbogentrikot, der zugleich der dritte in Folge bei einem Eintagesrennen war.

Mit 1:54 Minuten Rückstand entschied Tom Pidcock (Ineos Grenadiers) den Sprint der ersten Verfolger für sich und wurde Zweiter vor dem Italiener Davide Piganzoli und dem Kanadier Michael Woods (Israel – Premier Tech). Fünfter wurde der Brite Simon Yates (Jayco – AlUla / + 2:04).

Eine starke Vorstellung zeigte auch Florian Lipowitz (Red Bull – Bora – hansgrohe), der bis in den Schlussanstieg hinein Pogacars erster Verfolger war, um dann aber kurz vor dem Ziel noch gestellt zu werden. Für den 24-Jährigen reichte es nicht mehr für die Top Ten, wogegen sein spanischer Teamkollege Roger Adria seine starke Spätform bestätigte und als Sechster (+2:04) über den Zielstrich fuhr. Lipowitz belegte letztlich Rang 20 (+2:37), drei Positionen dahinter folgte der Deutsche Meister Marco Brenner (Tudor / +3:30).

Evenepoel ebnet Pogacar den Weg - und gibt auf

Mit Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) und gab einer der Mitfavoriten das Rennen auf dem Zielkurs auf. 25 Kilometer vor dem Ziel stieg der Zeitfahr-Olympiasieger und -Weltmeister vom Rad. Und das, nachdem Evenepoel am ersten Anstieg zum “Santuario“ noch angegriffen und Pogacar quasi den Weg geebnet hatte.

Der Top-Favorit hatte keine Mühe, das Hinterrad des Belgiers zu halten, um dann 38 Kilometer vor dem Ziel selber anzutreten und mühelos alle Konkurrenten abzuschütteln. Matteo Jorgenson (Visma – Lease a Bike) konnte noch kurzzeitig folgen, musste aber noch vor der Zieldurchfahrt reißen lassen.

Danach baute Pogacar seinen Vorsprung kontinuierlich aus – auch auf Lipowitz, der sich aus der Verfolgergruppe lösen konnte und auf Podiumskurs schien, ehe er dann im Dauerregen doch noch eingefangen wurde. Titelverteidiger Primoz Roglic (Red Bull - Bora - hansgrohe) gehörte zu den vielen Fahrern, die das Rennen vorzeitig beendeten. Insgesamt erreichten nur 53 Profis das Ziel.

So lief der Giro dell’Emilia:

Dimitri Peyskens (Bingoal WB) war der erste Angreifer des Tages, doch sein Solo-Vorstoß wurde schnell wieder eliminiert. Nach 16 Kilometern setzte sich dann ein Sextett ab, zu dem außer Peyskens auch Benjamin Thomas (Cofidis), Roberto Gonzalez (Corratec – Vini Fantini), Ander Ganzabal (Euskaltel Euskadi), Alessio Martinelli (VF Group – Bardiani – CSF), Jose Ramon Muniz (Petrolike) gehörten. Nach anfänglicher Gegenwehr ließ das Feld die Ausreißer bald auf bis zu 6:30 Minuten davonziehen.

Im 13,5 Kilometer langen Anstieg hinauf nach Zocca musste Peyskens seine Begleiter ziehen lassen, während Ganzabal die Bergwertung der längsten Kletterprüfung des Tages gewann. In der Abfahrt hatte Giro-Etappensieger und Omnium-Olympiasieger Thomas dann ebenfalls Schwierigkeiten, das Tempo der Spitzengruppe zu halten, arbeitete sich aber wieder zurück, während Peyskens keinen Boden gutmachen konnte. Noch vor dem Sechs-Kilometer-Anstieg zur Casa Giorgio Morandi wurde der 32-jährige Belgier wieder vom Peloton eingesammelt.

Martinelli erreichte den zweiten Berg des Tages als Erster, doch da hatte das Hauptfeld den Abstand zu den Ausreißern bereits halbiert, weil UAE – Team Emirates begann, das Terrain für den Weltmeister vorzubereiten. Unterstützung erhielt die Pogacar-Equipe von Lidl - Trek. Jenes Team erhöhte im dritten Berg des Tages, dem 9,1 Prozent steilen Monetchiaro, das Tempo. Vorn reagierte Thomas und dezimierte die Kopfgruppe auf ein Trio, da dem 29-jährigen Franzosen nur noch Ganzabal und Martinelli folgen konnten.

Das Streckenprofil des 107. Giro dell‘Emilia | Foto: Veranstalter

An der Bergwertung, die erneut Martinelli gewann, hatten die Ausreißer nur noch 1:20 Minuten Vorsprung. Thomas musste in der auf dem Weg ins Tal erneut abreißen lassen, kämpfte sich zurück, doch das Unterfangen war schon in der Anfahrt zum Zielkurs zum Scheitern verurteilt, weil Lidl – Trek weiterhin voll aufs Gas drückte. 46 Kilometer wurden die Drei dann eingeholt.

Zuvor hatte sich das Feld unter dem Tempodiktat von Lidl – Trek geteilt. Mehrere Pogacar-Helfer befanden sich in der hinteren Gruppe. Doch kurz vor dem ersten Anstieg in San Luca wurde die Situation wieder bereinigt. Dort probierte es zunächst Evenepoel mit einem Vorstoß, den Pogacar aber spielend parierte. Kurz danach setzte sich der Slowene allein ab und erreichte die Kuppe mit bereits mehr als 20 Sekunden Vorsprung.

Anschließend baute der Tour- und Giro-Sieger stetig aus, bei der zweiten Passage des Santuario della Madonna di San Luca hatte er bereits ein Polster von rund einer Minute. Als es abermals dorthin hinauf ging, setzte sich Lipowitz erfolgreich aus der Verfolgergruppe ab, in der zuvor Adam Yates (UAE – Team Emirates) als Bremsklotz gewirkt und mehrere Attacken neutralisiert hatte.

Lipowitz Erster der Verfolger

Der Vuelta-Gesamtsiebte konnte dem Überflieger im Regenbogentrikot zwar nicht mehr gefährlich werden. Doch gegenüber der Verfolgergruppe mit Pidcock, Roglic & Co. fuhr Lipowitz einen immer größeren Vorsprung heraus. Erst im finalen Anstieg konterten Pidcock, Woods, Healy und die weiteren Verfolger und holten den Deutschen wieder ein, der dann noch regelrecht durchgereicht wurde.

Davon unberührt fuhr Pogacar einen ungefährdeten Sieg ein. Sein Vorsprung war gleichsam der größte bei diesem Rennen seit Roger De Vlaeminck, der 1976 mit 1:59 Minuten vor dem Zweiten ins Ziel gekommen war. Das war damals der Italiener Italo Zilioli. Für den Weltmeister war es zudem der 24. Saisonsieg und der dritte Erfolg in Serie bei einem Eintagesrennen. Sein Team verbuchte derweil den 78. Sieg in diesem Jahr.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

20.10.2024Etappenjäger Cort gelingt zum Saisonfinale ein Klassiker-Coup

(rsn) - Magnus Cort (Uno-X Mobility) hat mit einem Ausreißercoup in Norditalien die 4. Veneto Classic (1.Pro) über 191,7 Kilometer von Soave nach Bassano del Grappa für sich entschieden. Der 31-jä

11.10.2024Red Bull bei Il Lombardia auch ohne Roglic mit Optionen

(rsn) – Auch in Abwesenheit des Vorjahresdritten Primoz Roglic, der kurzfristig absagte und seine Saison bereits beendet hat, wird Red Bull – Bora – hansgrohe ein starkes Team an den Start des 1

11.10.2024Die Aufgebote für das 118. Il Lombardia

(rsn) – In Italien steht am Wochenende das letzte der fünf Radsport-Monumente auf dem Programm. Bei der 118. Ausgabe von Il Lombardia (1.UWT), die zudem die Serie der dortigen Herbstklassiker absch

11.10.2024Lombardei-Route kurzfristig an zwei Stellen geändert

(rsn) - Aufgrund der starken Regenfälle der letzten Tage, die schon zum Abbruch von Tre Valli Varesine (1.Pro) geführt hatten, müssen die Ausrichter der am Samstag stattfindenden Lombardei-Rundfahr

11.10.2024Topfavorit Pogacar auf Coppis Spuren

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) gewinnt in dieser Saison, wo und wie er will. Im Frühjahr attackierte er bei der Strade Bianche 82 Kilometer vor dem Ziel, den Sieg bei Lüttich-Bastogne-L

10.10.2024Lidl-Trek-Duo bei Gran Piemonte in Abfahrt heftig gestürzt

(rsn) – Schreckmoment für das Team Lidl - Trek beim Gran Piemonte: Sam Oomen und Julien Bernard stürzen bei der 108. Ausgabe des italienischen Herbstklassikers in einer Abfahrt 15 Kilometer vor de

10.10.2024Powless stürmt mit 43-km-Solo zum ersten Sieg in Italien

(rsn) – Mit einem Soloritt über 43 Kilometer hat sich Neilson Powless (EF Education – EsayPost) den 108. Gran Piemonte (1.Pro) gesichert und seinen ersten Saisonsieg gefeiert. Der 28-jährige US-

10.10.2024Il Lombardia im Rückblick: Die letzten zehn Jahre

(rsn) – Am Samstag steht mit Il Lombardia (1.UWT) das fünfte und letzte Monument der Saison auf dem Programm. Der italienische Herbstklassiker ist zudem das letzte WorldTour-Eintagesrennen des Jahr

09.10.2024Saison beendet: Roglic verzichtet auf Il Lombardia

(rsn) – Während Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) und Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) am 12. Oktober bei Il Lombardia (1.UWT) ein letztes Mal in dieser Saison aufeinander treffen, wird Prim

09.10.2024Pogacar: “Die Form ist immer noch sehr gut“

(rsn) – Tadej Pogacar (UEA Team Emirates) hat beim italienischen Herbstklassiker Il Lombardia (1.UWT) eine makellose Bilanz vorzuweisen. Bei bisher drei Teilnahmen gelangen dem Slowenen drei Siege i

08.10.2024Tre Valli Varesine wegen extremer Regenfälle abgebrochen

(rsn) – Aufgrund extremer Regenfälle ist die 103. Ausgabe von Tre Valli Varesine 109 Kilometer vor dem Ziel abgebrochen worden. Wegen des Dauerregens im Norden Italiens war zuvor bereits das Rennen

08.10.2024Pogacar peilt mit Startnummer 1 vierten Lombardei-Triumph an

(rsn) – Weltmeister Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) führt die vorläufige Startliste von Il Lombardia (1. UWT / 12. Oktober) an. Der Weltmeister will zum Saisonabschluss in Norditalien zum vierte

Weitere Radsportnachrichten

20.01.2025Van Empel will “auch in Zukunft den Schwerpunkt auf Cross legen“

(rsn) - Anders als Teamkollege Wout van Aert (Visma – Lease a Bike), der in diesem Winter seine Cross-Kampagne auf vier Einsätze reduziert hat und sich damit nochmals fokussierter auf die Straßens

20.01.2025Tendenziell stärker als im Vorjahr

(rsn) – Echte Abstiegssorgen werden sich Teambesitzer Gerry Ryan und Manager Brent Copeland vermutlich nicht machen. Nach zwei Dritteln des aktuellen Dreijahreszyklus‘ zur Vergabe der WorldTour-Li

20.01.2025Einbrecher raubten Molanos Haus aus

(rsn) – Juan Sebastián Molano bereitet sich derzeit mit seinem Team UAE Emirates – XRG in Dubai auf die neue Saison vor. Die Abwesenheit des Kolumbianers nutzten laut einer Meldung der Zeitung â€

20.01.2025Tour of Norway fügt Frauen- zur Männer-Rundfahrt hinzu

(rsn) - Nicht nur die Leistungsdichte im internationalen Frauen-Radsport nimmt zusehends zu, auch der Rennkalender füllt sich immer mehr. Nun gaben auch die Veranstalter der Tour of Norway (2. Pro) d

20.01.2025In neuen Farben zu noch mehr Erfolgen

(rsn) - Die auffälligste Veränderung beim mittlerweile schon 17 Jahre alten, aber erst seit 2021 zur World Tour zählenden Rennstall aus Belgien stellt in dieser Saison das neue Outfit dar. Zu Weiß

20.01.2025Etappen, Profile, Favoriten: Alle Infos zur 25. Tour Down Under

(rsn) – Zwei Tage nach dem Ende der Tour Down Under der Frauen, bei der sich die Schweizerin Noemi Rüegg (EF Education – Oatly) souverän den Gesamtsieg sicherte, sind in Australien die Männer d

20.01.2025Ewan zu Ineos? Thomas: “Wäre großartig - uns fehlt ein Sprinter“

(rsn) – Nach den Gerüchten um den Zwist zwischen Top-Sprinter Caleb Ewan und seiner bisherigen Equipe Jayco – AlUla ist der 30-jährige Australier zum Auftakt der WorldTour-Saison nicht am Start

20.01.2025Tour Down Under: Die letzten zehn Jahre im Rückblick

(rsn) - Die Tour Down Under bildet im Januar traditionell den Auftakt der WorldTour-Saison. Die 25. Austragung der Rundfahrt durch den Bundesstaat South Australia startet am 21. Januar und führt übe

19.01.2025Der einstige Primus muss kleinere Brötchen backen

(rsn) - Der Streit zwischen Tom Pidcock und den Ineos Grenadiers war einer der Aufreger des vergangenen Herbstes. Vor der Lombardei-Rundfahrt wurde der Brite trotz guter Form aus dem Aufgebot für den

19.01.2025Nys gewinnt Geduldsprobe von Benidorm, van Aert Vierter

(rsn) – Bis zur letzten Runde hatten sich die Topstars beim Weltcup in Benidorm gegenseitig angeschaut, dann setzte der Belgier Thibau Nys (Baloise – Glowy Lions) am bekannten Asphalt-Anstieg die

19.01.2025Van Empel bleibt beim Weltcup in Benidorm ungeschlagen

(rsn) – Die Niederländerin Fem van Empel (Visma – Lease a Bike) hat beim Weltcup in Benidorm nach einem spannenden Rennen aus einer größeren Gruppe heraus ihren zehnten Saisonsieg gefeiert. Ihr

19.01.2025Mit cleveren Transfers in das Jahr 1 nach Cordon-Ragot

(rsn) - Als am Ende der Saison 2023 der Hauptsponsor Human Powered Health bekannt gab, das gleichnamige Männerteam aufzulösen und nur noch die Frauen zu unterstützen, eröffneten sich für Manageri

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Santos Tour Down Under (2.UWT, AUS)