Müllers Guyana-Tagebuch

Immerhin: Ich bin gesund und sturzfrei durchgekommen

Von Robert Müller

Foto zu dem Text "Immerhin: Ich bin gesund und sturzfrei durchgekommen"
Robert Müller bei der Tour de Guyana | Foto: privat

29.08.2023  |  (rsn) - Die 9. und letzte Etappe führte über 130 Kilometer in verschiedenen Schleifen um die Hauptstadt Cayenne. Da der Start erst am Nachmittag erfolgte, machten wir zuvor einen kleinen Ausflug in den Regenwald und sahen Affen in den Bäumen herumspringen, wilde Bananenpflanzen und riesigen Bambus. Obwohl wir nur wenige Kilometer liefen, waren wir klitschnass geschwitzt. Rechtzeitig zum Mittagessen, Nudeln und Reis, waren wir zurück und bereiteten uns auf die letzte Etappe vor.

Ich fuhr gemeinsam mit einem Briten 20 Kilometer auf dem Rad zum Start. Nach der nach der Neutralisation gab es gleich die übliche Startattacke und dann war erstmal Ruhe im Feld. Tatsächlich kam gleich die erste Gruppe weg und es gab nur wenige Folgeattacken. Endlich konnte man einmal im Feld mitrollen, nur an einigen Wellen meldeten die Beine eine gewisse Schwere. Je näher wir dem sechs Kilometer langen Schlussrundkurs kamen, desto höher wurde das Tempo und desto mehr Zuschauer säumten den Straßenrand.

In der Zwischenzeit hatte es mein Teamkollege Anton geschafft, zur Gruppe nach vorne zu fahren und dort einige Bonussekunden im Kampf um das Podium der Nachwuchswertung zu holen. Auf den finalen sechs Runden war es mit einigen Kreisverkehren und Fahrbahnteilern etwas stressig und gefährlich. So dauerte es auch nicht lange bis es direkt hinter mir einen heftigen Sturz gab. Leider war mein Teamkollege Edouard dabei und ging bei Tempo 50 zu Boden, kam jedoch mit den üblichen Abschürfungen noch halbwegs glimpflich davon.

Im Finale wurde die Gruppe eingeholt und es kam zum Massensprint. Ich wollte mit reinhalten und war 500 Meter vor dem Ziel noch an etwa 10. Stelle positioniert, wurde dann jedoch von einem Zug auf der rechten Seite überholt. Mir fehlte die Spritzigkeit um das Tempo aufzunehmen und am Ende gaben die Beine nichts mehr her und ich landete auf dem 24. Platz. Das war leider auch mein bestes Tagesergebnis bei dieser Rundfahrt, mehr habe ich so knapp nach dem Transcontinental Race nicht zustande gebracht. Aber ich bin immerhin gesund und sturzfrei durchgekommen.

Nach dem Ziel fuhren wir ins Hotel zurück und stellten fest, dass der Stromausfall vom Mittag noch immer nicht behoben war. Später las ich, dass es im ganzen Land einen zehnstündigen Stromausfall gegeben hatte, was hier keine Seltenheit ist. Duschen war trotzdem möglich und dann fuhren wir mit dem Bus durch stockdunkle Straßen zur Abschlussfeier mit Siegerehrung. Die zog sich wieder ziemlich in die Länge, aber es gab etwas zu essen. Von uns wurde niemand geehrt, denn Anton hatte leider um eine Sekunde den 3. Platz in der Nachwuchswertung und auch die Top Ten in der Gesamtwertung verpasst.

Auf der Rückfahrt zerlegten einige betrunkene französische Fahrer fast den Bus. Im Hotel ging es dann am Pool nahtlos weiter. Ich fiel müde ins Bett und damit ging eine wirklich schöne Rundfahrt zu Ende. Durch den Radsport bin ich mal wieder in ein Land gekommen, das ich sonst nie besucht hätte, das aber definitiv eine Reise wert war.

Bedanken möchte ich mich beim Team Hessen Frankfurt Opelit für die Möglichkeit, als Gastfahrer zu starten, und bei unserem Sportlichen Leiter Niklas und unserem Mechaniker Heiner, die einen super Job gemacht haben und viel Stress hatten. Für mich heißt es nun erstmal Luft an die Beine lassen und dann mal schauen, was ich mit dem Standgas, das sich im Nachgang hoffentlich einstellt, diese Saison noch anfange.

Hoffentlich konnte ich mit diesem Tagebuch einen Eindruck vermitteln, wie es ist, eine exotische Rundfahrt in den Niederungen des semi-professionellen Radsports zu bestreiten. Ich liebe es jedenfalls und falls ein Team einmal einen Platz frei hat: gerne bei mir melden.

Gez. Sportfreund Radbert

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