Erneut komplett niederländisches Podium

Van Anrooij entscheidet Schlammschlacht in Gavere für sich

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Van Anrooij entscheidet Schlammschlacht in Gavere für sich"
Shirin van Anrooij (Baloise - Trek Lions) feiert ihren zweiten Weltcupsieg. | Foto: Cor Vos

26.12.2022  |  (rsn) – Shirin van Anrooij (Baloise – Trek Lions) hat in Gavere das elfte von 14 Weltcup-Rennen der Saison vor ihrer Teamkollegin Lucinda Brand gewonnen. Den letzten Podiumsplatz sicherte sich Puck Pieterse (Alpecin – Deceuninck) vor Zoe Backstedt (EF Education – TIBCO) und Kata Blanka Vas (SD Worx). Damit belegten Niederländerinnen auch im elften Weltcup-Rennen alle Podiumsplätze. Fem van Empel (Pauwels Sauzen – Bingoal) war verletzungsbedingt nicht am Start, verteidigte aber trotzdem die Weltcup-Gesamtführung.

Sieben Grad Celsius, tiefer, dicker Matsch – die Frauen durften sich auf einem der schwersten Kurse des Jahres auf echte Cross-Bedingungen freuen. Am besten mit dem Parcours und den äußeren Bedingungen kam van Anrooij zurecht, die sich gleich in der Auftaktrunde mit Pieterse absetzte. Die 20-Jährige zog im längsten Anstieg des Weltcups allen Konkurrentinnen davon und war ab der zweiten Runde meist solo unterwegs. Später im Rennen musste sie sich einem Angriff Brands erwehren, die sich nach zwei starken Runden bis ganz nach vorn gekämpft hatte. Doch auch ihre Teamkollegin schüttelte sie im Finale wieder ab. "Ich wusste, dass der letzte Teil des Kurses mir sehr gut liegt, also habe ich den Druck hoch gehalten – und das hat geklappt", kommentierte sie die Vorentscheidung im Rennen.

Wie alle Fahrerinnen hatte aber auch die Siegerin Probleme mit dem tiefen Geläuf und den vielen Höhenmetern. "Es war enorm schwer und ich wollte vor allem meine eigenen Linien fahren. Ich fühlte mich super, aber in der dritten Runde bin ich im Anstieg zu lange auf dem Rad geblieben. Da sind mir die Beine leer gegangen, darum bin ich danach lieber fast überall gelaufen", sagte sie im Ziel-Interview.

Obwohl sie schon am Sieg geschnuppert hatte, war Brand auch mit dem zweiten Rang zufrieden. “Ich freue mich, beim Weltcup wieder auf dem Podium zu stehen", meinte sie. Zuletzt war ihr dies vor einem Monat in Hulst gelungen. Nach ihrer Handgelenksverletzung ist die Titelverteidigerin in den drei großen Klassements noch nicht wieder im Vollbesitz ihrer Kräfte. "Ich hoffe, mich noch weiter verbessern zu können, aber das ist jetzt schon ein gutes Ausgangsniveau", fügte sie an.

Pieterse war gut gestartet, fiel durch Materialpech aber auf den fünften Platz zurück, von dem sie sich in der Schlussrunde noch aufs Podium vorkämpfte. "Mein Rad war durch den Matsch vollkommen blockiert. Shirins Hinterrad dreht sich noch, meins saß komplett fest. Ich habe mein Rad zu spät gewechselt, das war mein eigener Fehler. Das ist mir zum ersten Mal passiert, so lernt man jedes Rennen etwas Neues", blickte die Niederländerin zurück. Im Klassement holte die Tagesdritte 25 Punkte auf van Empel auf und liegt noch 40 Zähler hinter der Spitzenreiterin weiterhin auf Position zwei.

Clea Seidel (Ceratizit – WNT) und Messane Bräutigam verteidigten die deutschen Farben. Seidel beendete das Rennen auf Position 57 und war damit acht Plätze besser als ihre Landsfrau. Nach ihrem elften platz von Val di Sole musste die Österreicherin Nadja Heigl (KTM – Brenta Brakes) in Gavere mit dem 47. Rang zufrieden sein.

So lief das Rennen:

Auch ohne van Empel wartete Pieterse wie zuletzt so oft nicht lange: Schon auf der runderneuerten Abfahrt zum tiefsten Punkt der Strecke setzte sie sich ab. Doch im langen Anstieg konnte van Anrooij die Lücke zu ihrer Landsfrau überbrücken - auf den letzten Metern des Berges konnte sie sich sogar lösen. Pieterse hatte deutlich sichtbare Probleme, hatte bei der ersten Zielpassage schon zehn Sekunden Rückstand und musste sich inzwischen den Angriffen von Vas erwehren.

Auf der Abfahrt kam allerdings Pieterses starke Technik zum Zug, am tiefsten Punkt des Kurses waren die beiden Niederländerinnen wieder zusammen. Doch im Anstieg wiederholte sich das Bild der Vorrunde: van Anrooij fuhr Pieterse im oberen Teil des Berges weg. Deren Hinterrad blockierte dann durch den Matsch, wodurch sie viel Zeit verlor. Brand, Vas und Backstedt fuhren an ihr vorbei, bevor sie laufend den Materialposten erreichte und ein neues Arbeitsgerät in Empfang nahm. Sie lag nun mit 40 Sekunden Rückstand auf Position fünf. Zweite war nun Brand, die den zweiten von vier Umläufen 16 Sekunden schneller absolvierte als ihre Teamkollegin an der Spitze und nur noch 19 Sekunden hinter ihr lag.

In der Abfahrt kam Brand erneut sechs Sekunden näher – nur drei Sekunden hinter ihr lag die Drittplatzierte Vas. Auch im Anstieg war die Weltmeisterin von Oostende schneller, sodass sie oben nur noch vier Sekunden hinten lag. Die Ungarin hatte sie weit hinter sich gelassen, die war nun mit 22 Sekunden Rückstand Dritte. Im flacheren Teil des Parcours übernahm Brand erstmals die Führung, doch durch einige Fahrfehler büßte sie kurz vor der Schlussrunde wieder 12 Sekunden ein. Während Vas ihren dritten Platz behauptet hatte, lagen Backstedt und Pieterse fast zeitgleich auf Platz vier und fünf.

In der Abfahrt blieb der Abstand der beiden Ersten gleich. Im Hintergrund überholte derweil Pieterse Backstedt – und auch Vas lag nur noch sechs Sekunden vor ihr. Im Anstieg holte sie die Ungarin, die sich weigerte abzusteigen, ein und lief sogar an ihr vorbei. Vas fuhr sich nun komplett fest und musste so auch Backstedt passieren lassen. Vorn war inzwischen die Vorentscheidung gefallen. Am Berg hatte van Anrooij ihrer Verfolgerin sieben Sekunden abgenommen. Bis zum Ziel baute sie ihren Vorsprung auf 37 Sekunden aus.

Results powered by FirstCycling.com

Mehr Informationen zu diesem Thema

18.09.2025Die WM-Aufgebote aller Nationen für die Elite-Kategorien

(rsn) – Die Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali vom 21. bis 28. September umfassen 13 Wettkämpfe – je Einzelzeitfahren und Straßenrennen für männliche wie weibliche U19 und U23 so

17.09.2025Top-Favoritinnen mit Fragezeichen, Niedermaier Medaillenhoffnung

(rsn) – Ohne Titelverteidigerin muss das diesjährige WM-Zeitfahren der Frauen in Kigali auskommen. Das liegt daran, dass sich Grace Brown partout nicht wollte umstimmen lassen und das Rennrad – z

17.09.2025Lippert an der Zitadelle von Namur knapp am Podium vorbei

(rsn) – Liane Lippert (Movistar) hat beim 4. Ausgabe des Grand Prix de Wallonie Dames (1.1) knapp das Podium verpasst. Die Friedrichshafenerin musste sich nach einer starken Vorstellung über 128,8

16.09.2025Alle Altersklassen besetzt: Schweiz mit 21-köpfigem WM-Aufgebot

(rsn) – Mit 21 Sportlern und Sportlerinnen reist Swiss Cycling zu den Straßen-Weltmeisterschaften 2025 nach Ruanda (21. - 28. September). Vor allem in der Elite Frauen und Männer haben die Schweiz

16.09.2025Luxemburg besetzt bei WM nur die U23-Rennen der Frauen

(rsn) – Ein Mini-Aufgebot mit lediglich zwei U23-Fahrerinnen, aber keinem einzigen Mann und auch keiner Starterin bei den Elite-Frauen schickt der Luxemburgische Radsportverband FSCL zu den Straßen

14.09.2025Gasparrini verteidigt Titel in Stuttgart

(rsn) – Stuttgart liegt ihr! Eleonora Gasparrini (UAE – ADQ) hat ihren Titel beim Women’s Grand Prix (1.Pro) verteidigen können. Die Italienerin gewann nach der zweiten auch die dritte Austragu

13.09.2025Rissveds krönt sich erstmals zur Mountainbike-Weltmeisterin

(rsn) – Die Schwedin Jenny Rissveds ist ihrer Favoritenrolle bei der MTB-WM in Crans Montana gerecht geworden. Die 31-Jährige gewann nach Silber im Short Track Gold im XCO. Sie war 18 Sekunden frü

12.09.2025Doch Bruch bei Kopecky festgestellt

(rsn) – Nachdem sie die Auftaktetappe der Tour Cycliste Féminin International de l'Ardèche (2.1) im Zweiersprint gewonnen hatte, musste Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) auf der 3. Etappe der na

12.09.2025Bredewold übernimmt mit Zeitfahrsieg Gesamtführung

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat bei der Tour de l´Ardèche (2.1) ihren zweiten Tagessieg in Folge gefeiert und damit auch die Führung in der Gesamtwertung der sechstägigen Rund

11.09.2025Bredewold springt für gestürzte Kopecky in die Bresche

(rsn) – Nach ihrem Auftaktsieg bei der Tour de l´Ardèche (2.1) hat Weltmeisterin Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) nach einem Sturz auf der 3. Etappe die Rundfahrt vorzeitig verlassen müssen. D

10.09.2025Ventker holt sich zum zweiten Mal die Bundesliga-Gesamtwertung

(rsn) – Zum zweiten Mal nach 2020 hat sich Lydia Ventker (RSV Gütersloh) die Gesamtwertung der Rad-Bundesliga sichern. Auf Rang zwei folgte als beste U19-Fahrerin Magdalena Leis (Mangertseder), D

09.09.2025Kopecky holt sich einen Sieg für´s Selbstvertrauen

(rsn) – Lotte Kopecky (SD Worx – Protime) hat sich schon gleich zum Auftakt der Tour de l’Ardèche (9. – 14. September / 2.1) ihren großen Wunsch erfüllt und einen Etappensieg eingefahren.I

Weitere Radsportnachrichten

18.09.2025Magnier jubelt in der Slowakei erneut - diesmal in Gelb

(rsn) – Der Franzose Paul Magnier (Soudal – Quick-Step) hat auch die 2. Etappe der 69. Slowakei-Rundfahrt (2.1) für sich entschieden. Der Auftaktsieger ließ über 169,4 Kilometer von Svidnik nac

18.09.2025Evenepoel vor WM-Duell mit Pogacar: “Ich bin bereit“

(rsn) – Nach dem enttäuschenden Aus bei der Tour de France reist Remco Evenepoel voller Selbstbewusstsein nach Ruanda, wo er am Sonntag zum Auftakt der Straßen-WM in Kigali seinen Titel im Zeitfah

18.09.2025Capiot soll Jaycos Klassikerteam verstärken

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

18.09.2025Die WM-Aufgebote aller Nationen für die Elite-Kategorien

(rsn) – Die Weltmeisterschaften in Ruandas Hauptstadt Kigali vom 21. bis 28. September umfassen 13 Wettkämpfe – je Einzelzeitfahren und Straßenrennen für männliche wie weibliche U19 und U23 so

18.09.2025Merlier will Pogacar im Herbst noch abfangen

(rsn) - Tim Merlier (Soudal – Quick-Step) will Tadej Pogacar (UAE – Emirates – XRG) in den letzten Wochen der Saison 2025 noch überflügeln – allerdings nicht in einem Rennen, sondern in der

18.09.2025Schweizer WM-Team ohne Hartmann und Häberlin

(rsn) – Nicht nur das deutsche Team muss für die Straßen-WM in Ruanda personelle Ausfälle verkraften. Auch die beiden Schweizerinnen Elena Hartmann und Steffi Häberlin fallen für die am 21. Se

18.09.2025Mayrhofer ersetzt Stork im deutschen WM-Kader

(rsn) – Nachdem Maximilian Schachmann (Soudal – Quick-Step) am Dienstagabend nicht in den Flieger nach Ruanda steigen konnte, weil er sich in der Schlusswoche der Vuelta a Espana erkältet hatte u

18.09.2025Die Zeitfahrstrecken bei den Weltmeisterschaften in Ruanda

(rsn) – Im hügelig-bergigen Kigali gibt es kaum flache Straßen. Und so sind auch die Einzelzeitfahren sowie die Mixed-Staffel bei den Weltmeisterschaften in Ruanda wirklich schwere Prüfungen. Wir

18.09.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

17.09.2025Top-Favoritinnen mit Fragezeichen, Niedermaier Medaillenhoffnung

(rsn) – Ohne Titelverteidigerin muss das diesjährige WM-Zeitfahren der Frauen in Kigali auskommen. Das liegt daran, dass sich Grace Brown partout nicht wollte umstimmen lassen und das Rennrad – z

17.09.2025Grégoire bezwingt im Bergaufsprint van den Berg und Hirschi

(rsn) – Romain Grégoire (Groupama – FDJ) hat seine bestechende Herbstform auch zum Auftakt der 85. Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro) eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Der 22-jährige Franzose,

17.09.2025De Lie sprintet an der Zitadelle von Namur über 300 Meter zum Sieg

(rsn) – An der Zitadelle van Namur hat Arnaud De Lie (Lotto) den 65. GP de Wallonie (1.Pro) für sich entschieden. Nach 187 Kilometern war der Belgier im Sprint eines dezimierten Feldes schneller al

RADRENNEN HEUTE

    Radrennen Männer

  • Tour de Serbie (2.2, SRB)
  • Tour de Slovaquie (2.1, SVK)
  • Skoda Tour de Luxembourg (2.Pro, LUX)