Van Aert nach Defekt erstmals geschlagen

Pidcock bezwingt Weltcup-Gesamtsieger Iserbyt in Hulst

Von Kevin Kempf

Foto zu dem Text "Pidcock bezwingt Weltcup-Gesamtsieger Iserbyt in Hulst "
Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) hat den Cross-Weltcup in Hulst gewonnen. | Foto: Cor Vos

02.01.2022  |  (rsn) – Nach einem vor allem in der ersten Hälfte spannenden Kampf um Sekunden hat Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) in Hulst sein zweites Weltcuprennen gewonnen. Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) musste sich im Kampf um den Tagessieg zwar geschlagen geben, konnte sich aber mit dem vorzeitigen Gewinn des Gesamtweltcups trösten. Dritter wurde Europameister Lars van der Haar (Baloise – Trek Lions) vor Pechvogel Wout Van Aert (Jumbo – Visma) und seinem Teamkollegen Toon Aerts.

Auch der zweite Weltcup in den Niederlanden wurde eine Beute von Pidcock, der bei acht Einsätzen zwei Siege und insgesamt sechs Podiumsplatzierungen zu Buche stehen hat. Wie bei seinem ersten Erfolg in Rucphen machte aber Iserbyt dem Briten das Leben schwer. Lange Zeit lagen die beiden nur wenige Sekunden auseinander. “Eli hat mich die ganze Zeit unter Druck gesetzt“, fasste der Brite im Ziel-Interview die zweite Rennhälfte treffend zusammen.

In der letzten Runde hatte Pidcock zudem mit technischen Problemen zu kämpfen. “Ich kam nicht mehr aufs große Blatt. Das war kein großes Ding, aber ich war doch ein wenig vorsichtiger“, erklärte er. Hinter Van Aert, dessen Start bei der Weltmeisterschaft in die USA aber nicht feststeht, sind Pidcock und Iserbyt die aktuell stärksten Fahrer. “Das könnte auch das Duell um den WM-Titel werden“, vermutete Pidcock, dessen Augenmerk bereits auf Fayetteville gerichtet ist. “Nach Gullegem und Herentals fliege ich ins Trainingslager“, verriet er. Die beiden belgischen Rennen finden am 4. und 5. Januar statt.

Obwohl er zwei Rennen vor Schluss in der Weltcup-Gesamtwertung uneinholbar in Führung liegt, konnte Iserbyt sich nicht richtig freuen. “Wir fuhren die ganze Zeit das gleiche Tempo. Schneller fahren ging einfach nicht. Im Laufen habe ich leider etwas verloren“, analysierte er den Zweikampf. “In der letzten Runde kam ich noch dichter, aber da war ich auch leider schon wirklich kaputt. Es ist schade, dass ich sein Hinterrad verloren hatte“, trauerte Iserbyt der verpassten Chance hinterher. Einer Tempoverschärfung seines Widersachers in der vierten Runde hatte der Flame nichts entgegenzusetzen.

Es dauerte etwas, bis der 24-Jährige den Gesamtsieg genießen konnte, wobei er den größten Erfolg seiner Karriere sofort an sein nächstes Ziel koppelte. “Den Weltcup kann ich abhaken und dann kann ich mit Blick auf die WM vielleicht ein oder zwei Rennen auslassen“, erzählte Iserbyt. “Und ich kann etwas eher in die USA fliegen und so die Folgen des Jetlags umgehen“, fügte er an.

Pidcocks und Iserbyts Fokus ab sofort auf die WM gerichtet

Die nächsten Ziele des drittplatzierten van der Haar steht bereits in der kommenden Woche an. “Ich war die letzte Zeit mental nicht in bester Verfassung und hoffe nun die guten Beine mit zur Niederländischen Meisterschaft mitzunehmen“, so der Utrechter. Seit Loenhout laboriert er an einer Knieverletzung, die zuletzt bessere Resultate verhindert hatte. “In den Rennen habe ich eigentlich keine Probleme, aber bei den Ausdauereinheiten habe ich Schmerzen“, sagte van der Poel zu den Folgen seiner Blessur.

Marcel Meisen (Stevens) kam ausgezeichnet aus dem Startblock und reihte sich als Elfter ins Feld ein. In der ersten Runde verlor er allerdings bereits sechs Positionen. Im weiteren Verlauf des Rennens fiel der Deutsche Meister aber bis auf den 23. Rang zurück, eine große Aufholjagd blieb einen Tag nach seinem vierten Saisonsieg aus.

Im Gesamtklassement ist Iserbyt nicht mehr einzuholen. Bei noch maximal 80 zu vergebenden Punkten hat der Tagessechste Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen – Bingoal) in der Gesamtwertung 95 Zähler Rückstand auf den Spitzenreiter. Weitere 13 Punkte dahinter liegt Aerts auf Position drei. Das nächste Weltcuprennen wird am 16. Januar im französischen Flamanville ausgetragen.

So lief das Rennen:

Mit einem Massensturz in einer Traverse und danach auftretenden Kettenproblemen begann das Rennen für den Top-Favoriten Van Aert alles andere als wunschgemäß. Der Belgische Meister beendete die erste Runde mit 39 Sekunden Rückstand auf Position 37. Zwar machte Van Aert im Getümmel der Verfolger einige Positionen gut, doch zugleich büßte er Zeit auf die Spitze ein.

In der zweiten von neun Runden schob Van Aert sich bis auf Rang 20 vor – und obwohl er nur selten freie Fahrt hatte, fuhr er nun etwas schneller als die neunköpfige Spitze um Pidcock und Iserbyt. Diese Gruppe wiederum fuhr Pidcock mit einer Attacke Ende des dritten Umlaufs auseinander. Iserbyt war der einzige Fahrer, der das Hinterrad des Briten halten konnte, van der Haar folgte mit einigem Abstand. Die Tempoverschärfung sorgte zudem für weiteren Zeitverlust bei Van Aert, der daraufhin im Kampf um den Sieg aufsteckte.

Schon in der vierten Runde fiel die Vorentscheidung. Iserbyt konnte dem konstanten Druck von Pidcock nicht standhalten und fiel um vier Sekunden zurück. Diesen Rückstand konnte der Weltcup-Spitzenreiter bis zum sechsten Umlauf halten. In der Zwischenzeit hatte sich die sechsköpfige Verfolgergruppe um Platz vier in zwei Dreiergruppen aufgeteilt, wobei der hintere Teil kurz darauf durch Van Aert verstärkt wurde.

Van Aert kämpft sich noch auf Rang vier vor

In Runde sieben sprang der Belgier aus der Gruppe allein vor zu Quinten Hermans (Tormans CX), Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen - Bingoal) und Aerts, der sich allerdings wenig später solo absetzte und dem vierten Rang entgegenfuhr. Zugleich baute Pidcock seinen Vorsprung gegenüber Iserbyt auf sechs und in der vorletzten Runde auf neun Sekunden aus.

Währenddessen schaffte Van Aert den Anschluss an Aerts. Die beiden gingen mit 1:13 Minuten Rückstand auf die Schlussrunde, die Pidcock acht Sekunden vor Iserbyt in Angriff genommen hatte. Auch im Finale schenkten die beiden Führenden sich nichts – Pidcock überquerte die Ziellinie trotz der Probleme dann aber doch zwölf Sekunden vor Iserbyt. Hinter van der Haar setzte sich Van Aert im Kampf um Platz vier vor Aerts durch.

Tagesergebnis:
1. Thomas Pidcock (Ineos Grenadiers) 1:03:49
2. Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen - Bingoal) +0:12
3. Lars van der Haar (Baloise Trek Lions) +0:33
4. Wout Van Aert (Jumbo - Visma) +1:09
5. Toon Aerts (Baloise Trek Lions) +1:30
6. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen - Bingoal) +1:41
7. Quinten Hermans (Tormans CX) +1:47
8. Laurens Sweeck (Pauwels Sauzen - Bingoal) +1:57
9. Vincent Baestaens (Deschacht - Hens - Maes) +2:08
10. Toon Vandebosch (Pauwels Sauzen - Bingoal) +2:11

Gesamtstand nach 13 von 15 Rennen:
1. Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen - Bingoal) 405 Punkte
2. Michael Vanthourenhout (Pauwels Sauzen - Bingoal) 310
3. Toon Aerts (Baloise Trek Lions) 287
4. Quinten Hermans (Tormans CX) 280
5. Lars van der Haar (Baloise Trek Lions) 251
6. Corne Van Kessel (Tormans CX) 201
7. Laurens Sweeck (Pauwels Sauzen - Bingoal) 185
8. Toon Vandebosch (Pauwels Sauzen - Bingoal) 184
9. Vincent Baestaens (Deschacht - Hens - Maes) 183
10. Daan Soete (Deschacht - Hens - Maes) 182

Mehr Informationen zu diesem Thema

19.04.2024UCI veröffentlicht kompakten Cyclocross-Weltcup-Kalender

(rsn) – Der vom Radsportweltverband UCI präsentierte Cross-Weltcup-Kalender 2024/25 weist einige bemerkenswerte Änderungen auf. So wurde die Anzahl der Rennen von 14 auf 12 reduziert, die zudem al

02.03.2024Neue Regeln sollen Crossstars zur Weltcup-Teilnahme zwingen

(rsn) – Die vielen Absagen von Topfahrern für die Cyclocross-Weltcups waren sowohl der UCI als auch Veranstalter Flanders Classics in diesem Winter ein Dorn im Auge. Schon während der Saison rausc

19.02.2024Iserbyt feiert beim X2O-Finale in Brüssel seinen 50. Sieg

(rsn) – Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) hat in Brüssel den finalen Lauf der X2O Badkamers Trofee 2023/24 gewonnen und den Zielstrich dabei 3:15 Minuten vor Lars van der Haar (Baloise – T

19.02.2024Brand verabschiedet sich mit zwei Siegen aus dem Cross-Winter

(rsn) – Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) hat ihre Cross-Saison bis zum Schluss durchgezogen und sich am letzten Wochenende des Querfeldein-Winters noch zwei Siege gesichert: Am Samstag gewann

11.02.2024Sprachloser Vandeputte gewinnt in Lille erstmals einen Topcross

(rsn) - Niels Vandeputte (Alpecin – Deceuninck) hat in Lille den größten Erfolg seiner Karriere gefeiert. Der 23-Jährige gewann beim siebten und vorletzten Lauf der X2O Trofee erstmals einen Cros

10.02.2024Iserbyt triumphiert nach Wiederauferstehung in Middelkerke

(rsn) – Trotz einer zwischenzeitlichen Schwächephase hat Eli Iserbyt (Pauwels Sauzen – Bingoal) in Middelkerke das Superprestige-Finale gewonnen und sich wie bereits im Vorjahr das Klassement der

10.02.2024Alvarado sichert sich ihren dritten Superprestige-Titel

(rsn) - Lucinda Brand (Baloise – Trek Lions) hat das Superprestige-Finale in Middelkerke gewonnen. 1:15 Minuten hinter ihr wurde Laura Verdonschot (De Ceuster – Bonache) Zweite. Den dritten Rang s

04.02.2024Van der Poel: “Das härteste Rennen, das ich je hier gefahren bin“

(rsn) – Das lateinische Zitat "veni, vidi, vici", welches Julius Cäsar zugeschrieben wird, passte auch perfekt zum Auftritt von Mathieu van der Poel bei den Cross-Weltmeisterschaften 2024 in Tabor

04.02.2024Emotionales WM-Finale! Stybar tritt unter Tränen ab

(rsn) – Als Mathieu van der Poel schon seine ersten Siegerinterviews gab, folgte das wohl emotionale Highlight des WM-Wochenendes im tschechischen Tabor, als der dreifache Weltmeister Zdenek Stybar

04.02.2024Backstedt: “Es hat sich alles wie in Zeitlupe angefühlt“

(rsn) - Sie war die große Favoritin im U23-Rennen der Frauen bei den Cyclocross-Weltmeisterschaften im tschechischen Tabor und am Ende setzte sich die Britin Zoe Backstedt überlegen durch. Doch was

03.02.2024Van Empel: “Ich habe mein Ding gemacht“

(rsn) – Der Frauen-Crosssport bleibt fest in niederländischer Hand. Das unterstrich der vierfache Triumph der Oranje-Fahrerinnen am Samstag bei den Weltmeisterschaften im tschechischen Tabor. Wie s

03.02.2024Brandau hatte in Tabor die Beine für Platz fünf

(rsn) – Vor 14 Jahren stand Elisabeth Brandau das erste Mal bei Cross-Weltmeisterschaften am Start. 2018 holte sie als Fünfte ihr bestes Ergebnis und dieses hätte sie im zarten Alter von 38 Jahren

Weitere Radsportnachrichten

25.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

25.04.2024Die Aufgebote für den 107. Giro d´Italia

(rsn) – Am 4. Mai beginnt in Venaria Reale nördlich von Turin mit dem Giro d’Italia (2.UWT) die erste Grand Tour des Jahres. Insgesamt 176 Fahrer aus 22 Teams nehmen die 107. Ausgabe der Italien-

25.04.2024Teutenberg jubelt zum Auftakt der Tour de Bretagne

(rsn) - Nachdem er in seinen ersten drei U23-Jahren vergeblich einem UCI-Sieg hinterhergejagt war, eilt Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) in dieser Saison von Erfolg zu Erfolg. Nach sei

25.04.2024Lechner sorgt für den ersten UCI-Saisonsieg einer Deutschen

(rsn) – Corinna Lechner vom Bundesliga-Team Wheel Divas aus Berlin hat für den ersten Saisonsieg einer deutschen Frau auf UCI-Niveau gesorgt. Die 29-Jährige, die am 14. April bereits Dritte beim e

25.04.2024Romandie-Prologsieger Zijlaard bricht sich Ellenbogen

(rsn) – Nur zwei Tage nach seinem Triumph im Prolog der Tour de Romandie (2.UWT) hat Maikel Zijlaard (Tudor) einen heftigen Rückschlag hinnehmen müssen. Wie der 24-jährige Niederländer gegenüb

25.04.2024Bike-Aid: Dorn hat in der Türkei das Bergtrikot “ziemlich save“

(rsn) – Das deutsche Kontinental-Team Bike Aid ist weiterhin der Aktivposten der Türkei-Rundfahrt (2.Pro). Am fünften Tag in Folge war die saarländische Equipe in der Ausreißergruppe vertreten

25.04.2024Nys krönt ersten Ausreißversuch der Karriere, Lipowitz Vierter

(rsn) – Ein 21-Jähriger Crossspezialist aus Belgien hat bei der Tour de Romandie (2.UWT) für die nächste Überraschung gesorgt. Thibau Nys (Lidl - Trek) entschied auf der 2. Etappe die erste Berg

25.04.2024Jakobsen gibt Andresen Grünes Licht für den zweiten Etappensieg

(rsn) – Tobias Lund Andresen (dsm-firmenich – PostNL) hat mit dem zweiten Tagessieg in Folge seine Führung in der Gesamtwertung der 59. Türkei-Rundfahrt (2.Pro) ausgebaut. Der 21-jährige Däne

25.04.2024Drei Bergankünfte, Sprints, Windkantengefahr & Teamzeitfahren

(rsn) – Nachdem die Spanien-Rundfahrt im vergangenen Jahr von Torrevieja an der Costa Blanca vorbei an Madrid in den Norden nach Asturien an den Atlantik und zur abschließenden Bergankunft an den L

25.04.2024Zwölf deutsche Profis auf vorläufiger Startliste des Giro d´Italia

(rsn) – Insgesamt zwölf deutsche Profis werden nach aktuellem Stand am 4. Mai den 107. Giro d’Italia in Angriff nehmen, wie aus der vom Veranstalter RCS Sport veröffentlichten vorläufigen Start

25.04.202422 Teams am Start der 3. Tour de France Femmes

(rsn) – Mit insgesamt 22 Teams wird am 12. August im niederländischen Rotterdam die 3. Tour de France Femmes (2.WWT) gestartet. Beim Grand Départ dabei sein werden auch die beiden deutschen Frauen

24.04.2024Highlight-Video der 1. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Der Franzose Dorian Godon (Decathlon – AG2R La Mondiale) hat sich die 1. Etappe der Tour de Romandie gesichert. Nach 165,7 Kilometern vom Château-d´Oex nach Fribourg, wobei sechs Bergwer

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)