Faire Wettkämpfe mittelfristig kaum möglich

So schränkt Corona das Training in unterschiedlichen Ländern ein

Von Felix Mattis

Foto zu dem Text "So schränkt Corona das Training in unterschiedlichen Ländern ein"
Gruppentraining - wie hier CCC vor dem Omloop Het Nieuwsblad - ist in immer weniger Ländern möglich. | Foto: Cor Vos

27.03.2020  |  (rsn) - Ob und wann die Radsport-Saison 2020 fortgesetzt wird, ist derzeit noch völlig unklar - und natürlich auch zweitrangig. Doch ganz gleich, wann es soweit sein wird: Bei der Rückkehr ins Renngeschehen droht ein sportliches Ungleichgewicht. In den einzelnen Ländern gelten momentan aufgrund der Corona-Pandemie unterschiedliche Maßgaben, was in Sachen Training für Radsportler erlaubt ist und was nicht.

Deshalb hat Groupama - FDJ-Coach Frederic Grappe bereits vor einem "Peloton der zwei Geschwindigkeiten" gewarnt, sollte vor dem Wiedereinstieg ins Renngeschehen vom Radsportweltverband UCI kein Zeitraum eingeplant werden, während dem in allen Ländern gleichermaßen auf der Straße trainiert werden kann. Denn reines Rollentraining zu Hause ist dank Smarttrainern heutzutage zwar schon sehr effizient, trotzdem aber ein klarer Nachteil gegenüber denjenigen, die noch auf der Straße unterwegs sind. Auch deshalb fordern viele eher länger- als kurzfristige Absagen von Rennen sowie den Olympischen Spielen.

Doch wie sieht die Realität für Radprofis derzeit eigentlich aus? radsport-news.com hat sich in unterschiedlichsten Ländern umgehört, um herauszufinden, was wo möglich ist. Ein staatliches Trainingsverbot auf den Straßen gibt es in Frankreich und Spanien. In Italien hingegen hat der Radsportverband seine Sportler angewiesen, zuhause zu bleiben und das Training komplett auf die Rolle zu verlegen. Auch wenn der Staat Einzeltraining auf der Straße weiterhin erlauben würde. Im völlig überlasteten Gesundheitssystem Italiens würde jeder Trainingsunfall eines Sportlers derzeit eine Krankenwagenfahrt und ein Krankenbett zu viel bedeuten.

In den meisten anderen Radsport-Ländern ist das Straßen-Training derzeit noch erlaubt, allerdings fast überall mit der Einschränkung auf Kleinstgruppen mit Sicherheitsabstand beziehungsweise meist auf Ausfahrten zu zweit oder allein.

Die aktuelle Trainings-Situation in den einzelnen Ländern:

Deutschland: Es ist weiterhin bundesweit erlaubt, zum Sporttreiben oder für Spaziergänge rauszugehen - allerdings seit dem Wochenende noch stärker eingeschränkt. Ausflüge sind nur noch zu zweit oder mit Mitbewohnern erlaubt. Die meisten deutschen Profis trainieren allerdings momentan ohnehin daheim oder gehen höchstens zu zweit auf die Straße.

Österreich: Die Alpenrepublik war einige Tage schneller mit in etwa denselben Maßnahmen, wie sie in Deutschland inzwischen gelten: Das öffentliche Leben ist weitgehend heruntergefahren, nur wirklich wichtige Geschäfte wie Supermärkte, Einkaufsläden, Bäcker oder Apotheken haben noch geöffnet. Ausgangssperren gibt es keine, die Österreicher sind sogar angehalten zum Spazieren gehen oder zum Radfahren. Allerdings hat der nationale Radsportverband hier mit dem Ministerium einige Empfehlungen gegeben. Kleinere Runden von unter zwei Stunden sollen maximal gefahren werden, diese alleine oder im Familien- und Haushaltsverbund. Vor allem aufgrund der Ansteckungsgefahr sollten Gruppentrainings unterlassen werden.

Ein wenig anders fasst es sich für die unter Quarantäne stehenden Gemeinden im gesamten Bundesland Tirol und einige Gemeinden in Salzburg. Dort darf das Gemeindegebiet für Freizeitaktivitäten nicht verlassen werden und steht sogar unter Strafandrohung.

Schweiz: In der Schweiz darf derzeit noch auf der Straße in Gruppen von höchstens fünf Personen und mit zwei Meter Abstand zueinander trainiert werden. "Die Empfehlung vom Bundesrat ist aber, unbedingt alleine zu trainieren. Daran sollte man sich eigentlich halten", erklärte Ex-Profi Doris Schweizer gegenüber radsport-news.com.

Belgien: Wie in Deutschland, so dürfen auch in Belgien die Radprofis noch draußen trainieren, solange sie das nicht in Gruppen tun. Oliver Naesen (Ag2r La Mondiale) beispielsweise hat am Mittwoch 365 Kilometer "rund um Ostflandern" absolviert, wie sein Strava-Account zeigt.

Dänemark: "Wir dürfen noch draußen trainieren, also genieße ich jede Minute auf der Straße", schrieb Cecilie Uttrup Ludwig (FDJ Nouvelle Aquitaine Futuroscope) radsport-news.com.

Finnland: Versammlungen von Gruppen von maximal zehn Personen sind noch erlaubt - für das Rad-Training gibt es noch keine Einschränkung darüber hinaus. Allerdings, so schilderte Lotta Henttala (Trek - Segafredo) es radsport-news.com, sei es momentan ohnehin noch sehr kalt in ihrer Heimat. Sie und ihr Mann Joonas Henttala (Novo Nordisk) sind gerade aus Spanien heimgekehrt und daher zunächst zwei Wochen in Quarantäne. "Außerdem hat die Airline unsere Räder scheinbar verloren", schrieb sie.

Frankreich: Für zunächst zwei Wochen ist das Radfahren draußen verboten - auch allein, und auch "ohne Ausnahme für Profi-Sportler oder diejenigen, die sich auf Olympische Spiele vorbereiten", so die Regierung.

Großbritannien: Lange Zeit war man auf der Insel entspannt und unterschätzte das Coronavirus. In den letzten Tagen kam es auch bei den Briten aber zu Schließungen von Bars und Restaurants. Fürs Training gilt bislang aber noch: Grünes Licht - macht, was ihr wollt!

Israel: In Israel wurden die Grenzen früh geschlossen und jeder Einreisende zwei Wochen in Quarantäne versetzt. Für diejenigen, die im Land sind und noch nicht infiziert sind, ist das Straßentraining aber weiterhin möglich, versicherte der Pressesprecher des Teams Israel Start-Up Nation, Tsadok Yecheskeli, radsport-news.com.

Italien: Bis vor wenigen Tagen durften die italienischen Profis noch alleine trainieren fahren, "aber seit vier Tagen nicht mehr. Wir müssen auf die Hometrainer", erklärte Elisa Longo Borghini (Trek - Segafredo) radsport-news.com. Diese neue Regel ist allerdings kein Staatserlass, sondern eine Auflage des Radsport-Verbandes.

Kanada: Ähnlich wie in Finnland, so in Kanada. Es ist weiterhin erlaubt, draußen zu fahren, erklärte Leah Kirchmann (Sunweb) radsport-news.com: "Aber die meisten sind momentan ohnehin nur auf der Rolle unterwegs, weil es noch winterlich ist." Sie selbst weilt im Sunweb-Teamzentrum in Sittard in der Niederlande und trainiert nur allein oder zu zweit.

Niederlande: Auch der niederländische Staat hat das Radtraining bislang nicht eingeschränkt. Maßgabe vom Rad-Verband KNWU ist allerdings, dass man allein oder zumindest nicht in Gruppen fahren sollte - und: Es wird darum gebeten, nicht während der Fahrt die Nase zu entleeren.

Polen: Die Grenzen sind zu, Restaurants, Bars und Kinos sind genau wie nicht lebenswichtige Geschäfte geschlossen, Veranstaltungen abgesagt. Der Radsportverband hat Trainingslager und ähnliches gänzlich abgesagt, erklärte der polnische Radsport-Journalist Pawel Gadzala radsport-news.com. Ausgangssperren gibt es noch keine, so dass die Profis noch draußen trainieren dürfen. "Viele versuchen aber trotzdem, das meiste drin zu machen und gehen wenn dann allein trainieren", so Gadzala.

Schweden: In Schweden wurden alle Radrennen bis Ende April, wie eigentlich überall auf der Welt, abgesagt. Veranstaltungen mit mehr als 500 Menschen sind nicht mehr erlaubt, ansonsten sei aber alles noch relativ normal, so Ex-Profi Sara Olsson: "Keine Einschränkungen fürs Radfahren oder so bisher", so die 30-Jährige gegenüber radsport-news.com.

Spanien: Kompletter 'Lockdown'. Im Freien zu trainieren ist Radfahrern nicht erlaubt - auch nicht allein. In Girona, der Wahlheimat sehr vieler Profis, laufen derzeit wohl so viele Smarttrainer wie nirgendwo sonst. Allerdings: Viele Profis, wie auch Lisa Klein oder Ella Harris (beide Canyon - SRAM) haben Girona gerade noch einen Tag vor dem 'Lockdown' in Richtung Heimat verlassen.

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