Kommentar zu den Einladungen des Münsterland Giro

Talentförderung sieht anders aus

Foto zu dem Text "Talentförderung sieht anders aus"
Das Fahrer vom LKT Team Brandenburg waren 2018 noch beim Münsterland Giro dabei. In diesem Jahr zählen sie nicht zu den nur noch vier berücksichtigten deutschen KT-Mannschaften | Foto: Cor Vos

13.09.2019  |  (rsn) – Die Mannschaften Lotto – Kern Haus, Bike Aid, Heizomat rad net und das Team Sauerland können sich freuen: Sie haben eine Einladung zum Münsterland-Giro (1.HC) am 3. Oktober erhalten. Aber genau so viele heimische Kontinental-Teams schauen zum Ausklang der deutschen Straßensaison in die Röhre.

Die zur Saison 2019 in die dritte Division aufgestiegenen Rennställe P&S Metalltechnik und das Herrmann Radteam, die zu den stärksten Mannschaften hierzulande zählen, haben ebenso wie Dauner Akkon und das LKT Team Brandenburg keine Einladung erhalten. Gleiches gilt für die Development-Mannschaft von Sunweb, was aber damit zusammenhängt, dass die WorldTour-Equipe um Titelverteidiger Max Walscheid dabei sein wird und deshalb ein Start des Farmteams nach den UCI-Statuten nicht möglich ist.

Fabian Wegmann, der Sportliche Leiter des Münsterland Giro, bedauert in einer Pressemitteilung zwar, dass nicht noch mehr deutsche Fahrer dabei sein könnten. Warum aber im Vorjahr noch sechs deutsche Drittdivisionäre eingeladen wurden, dazu noch das Team Leopard aus Luxemburg, dies jetzt aber nicht mehr möglich ist, wurde nicht erklärt. Zudem heißt es in der Pressemitteilung: "Auf der Jagd nach einer guten Platzierung kämpfen in diesem Jahr gleich vier Teams aus Deutschland.“ Diese Formulierung ist zumindest missverständlich, um es vorsichtig auszudrücken.

Für die nicht berücksichtigten Kontinental-Mannschaften ist es ein harter Schlag. In Deutschland gibt es kaum Möglichkeiten, an UCI-Rennen teilzunehmen. In Hamburg und Frankfurt dürfen die kleinen deutschen Teams wegen des WorldTour-Status nicht starten. Auch die Deutschland Tour hat sich – wie bereits im Vorjahr – dazu entschieden, nur vier deutsche Kontinental-Teams einzuladen. Im Gegensatz zum Münsterland Giro schufen die Organisatoren zumindest für zwei Plätze einen Qualifikationsmodus. So konnten sich in dieser Saison nur bei Rund um Köln alle deutschen Kontinental-Mannschaften präsentieren.

Das Herrmann Radteam hat schon erste Konsequenzen gezogen und angekündigt, den Betrieb zur kommenden Saison einzustellen. Hauptgrund dafür war zwar, dass die Teamleitung keine neuen Sponsoren gewinnen konnte. Die Enttäuschung über die verpasste Qualifikation für die Deutschland Tour war allerdings groß. Die heutige Nachricht aus dem Münsterland dürfte Eigentümer Stefan Herrmann allerdings in seiner Entscheidung bestätigt haben. Wieso sollen diese kleineren Mannschaften, die über ein schmales Budget verfügen und sich hauptsächlich nur durch Idealismus über Wasser halten, eine für sie teure Kontinental-Lizenz lösen, wenn sie danach nicht einmal bei den heimischen Rennen starten können?

Negative Signale auch für mögliche Sponsoren

Für die Wettbewerbe der Rad-Bundesliga sowie internationalen Rennen der UCI-Kategorie .2 benötigen sie eine solche Lizenz nicht. Unter dem Strich also wurden einige Zehntausend Euro dafür ausgegeben, um bei Rund um Köln starten zu können, oder - wie im Fall von Heizomat rad net, Dauner Akkon und P&S Metalltechnik - bei nur noch einem weiteren Rennen der Hors Categorie (HC). Dazu kommt: Wie sollen die Teams erfolgreich um Sponsoren buhlen, wenn sie nicht einmal mehr damit werben können, bei den nationalen UCI-Rennen dabei zu sein.

Auch für die Talentförderung werden negative Signale ausgesendet. Wo, wenn nicht auf nationaler Ebene, sollen sich junge Fahrer mit internationalen Spitzenfahrern messen können?

Ihrer Verantwortung sind sich die Veranstalter durchaus bewusst. So heißt es aus dem Münsterland: “Wie wichtig es für junge Talente ist, sich einem großen Publikum und Sponsoren zu präsentieren und sich mit den Profis zu messen, wissen die Organisatoren des Sparkassen Münsterland Giro.“ Organisationsleiter Rainer Bergmann wird mit den Worten zitiert: “Junge Talente brauchen Unterstützung und müssen gefördert werden, nur durch Wettkampferfahrung auf Weltklasse-Niveau haben sie die Chance, sich zu entwickeln." Die Realität aber sieht anders aus.

Kein Wunder, dass junge Talente wie Maurice Ballerstadt und Michel Hessmann ihre erste U23-Saison nicht bei einem deutschen Kontinental-Team in Angriff nehmen, sondern ins Ausland wechseln, in diesem Fall in die Niederlande zum Nachwuchsteam von Jumbo – Visma. So setzt sich eine Abwärtsspirale in Gang: Die deutschen Mannschaften gehen im Bemühen um die heimischen Talente leer ausgehen, was wiederum zur Folge hat, dass Einladungen zu deutschen UCI-Rennen ausbleiben. Kein Zweifel: Talentförderung sieht anders aus!

 

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