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08.03.2019 | (rsn) - Torsten Schmidt war seit der Saison 2012 Sportlicher Leiter beim Team Katusha - Alpecin. Im vergangenen Herbst trennten sich die Wege. Im Interview mit radsport-news.com sprach der 47-Jährige über seinen Abgang bei der in der Schweiz lizenzierten Equipe und seine aktuelle Tätigkeit als Landesverbandstrainer der U17 in Nordrhein-Westfalen.
Derzeit laufen die ersten Klassiker, bei denen Sie im letzten Jahrzehnt als Sportlicher Leiter im Einsatz waren. Wie fühlt es sich an, diesmal nicht mit von der Partie zu sein?
Torsten Schmidt: Auf der einen Seite denke ich gerne zurück an die Erfolge, die meine Sportler in der Vergangenheit zum Klassikerauftakt gehabt haben. Ich war jetzt aber 25 Jahre im Profiradsport und muss sagen, mir hat nichts gefehlt. Ich habe es genossen, die Zeit mit Fahrrad fahren und mit meiner Familie zu verbringen.
In den sozialen Netzwerken kann man sehen, wie Sie mit Ihren Söhnen auf Mallorca trainieren. War es ein bewusster Schritt, gerade jetzt etwas anderes zu machen und die Rennen nicht vor dem Fernseherzu verfolgen?
Schmidt: Nein. Der UCI-Rennkalender ist fix und mein beruflicher Kalender auch. Es war keine Flucht, ich muss vor nichts wegrennen. Ich schaue mir abends die Ergebnisse an und habe noch Kontakt zu Fahrern, mit denen ich ein enges Verhältnis habe, etwa Nils Politt.
Nach sieben Jahren als Sportlicher Leiter bei Katusha - Alpecin war für Sie im vergangenen Herbst Schluss. Was waren die Gründe?
Schmidt: Es war schon im Sommer klar, dass es nicht mehr weitergehen würde. Darüber waren sich beide Seiten einig. Seit der neuen Besetzung im Head-Management war ich mit der Entwicklung im Team nicht mehr zufrieden. Dazu hat mir in manchen Bereichen die interne Anerkennung gefehlt. Nach zwölf Jahren als Sportlicher Leiter hatte ich auch die Reife zu sagen: Das war nicht mehr das, was ich wollte. Die Bereitschaft für die Performance war nicht mehr so, wie ich es gewohnt war. Dennoch möchte ich sagen, dass es auch 2018 noch schöne Momente gab, etwa mit der Deutschland Tour, wo wir mit einer tollen Truppe am Start standen. Das hat mir richtig Spaß gemacht, auch wenn da schon klar war, dass ich das Team verlassen würde.
Hatten Sie keine Ambitionen, bei einem anderen Profiteam als Sportlicher Leiter tätig zu sein?
Schmidt: Die einzige Option wäre gewesen, beim Aufbau eines neuen Teams zu helfen. Bei einem bestehenden Rennstall einfach als Sportlicher Leiter einzusteigen, das wollte ich nicht. Und ich habe relativ schnell gemerkt, dass ich mich lieber um den Nachwuchs kümmern möchte.
Welcher Tätigkeit gehen Sie derzeit nach?
Schmidt: Ich bin seit vergangenem Herbst U17-Trainer im Landesverband Nordrhein-Westfalen. Ich betreue 17 Jugendliche, darunter vier Mädchen. Die Arbeit macht mir viel Spaß, es ist eine neue Herausforderung, und ich möchte auch an der Basis etwas von meiner Erfahrung zurückgeben. Und schon nach wenigen Wochen kann ich sagen: Ich bin sehr glücklich mit meiner neuen Tätigkeit.
Sie sind aber auch in beratender Funktion bei Lotto – Kern Haus aktiv. Wie sieht die aus?
Schmidt: Beratende Funktion ist dafür fast schon ein zu großes Wort. Wenn das Team meinen Rat braucht, stehe ich natürlich zur Verfügung. Ich habe mit Teamchef Florian Monreal seit Jahren einen engen Kontakt und unterstütze die Mannschaft, wenn es gewünscht wird. Aber einen "Klugscheißer von hinten" brauchen sie nicht. Ich treffe dort keine Entscheidungen, stelle aber zum Beispiel mal einen Kontakt zu einem Rennveranstalter her. Und falls alle Sportlichen Leiter ausfielen, dann würde ich als Freundschaftsdienst sicherlich auch mal im Begleitwagen sitzen.
Derzeit drehen sich viele Schlagzeilen um die "Operation Aderlass", in die auch Radsportler wie Denifl und Preidler verwickelt sind. Muss man nun an der Effektivität des Blutpasses zweifeln?
Schmidt: Ich bin kein Mediziner, kein Fachmann, bilde mir meine Meinung selbst aus den Medien. Ich könnte nur eine laienhafte Aussage treffen und möchte deshalb den Experten die Urteilsbildung überlassen.
Gab es bei Katusha – Alpecin für Sie auch mal alarmierende Zeichen?
Schmidt: Es gibt Teamärzte und die Trainer, die natürlich hellhörig werden sollten, wenn es nicht nachvollziehbare Leistungssprünge gibt. Die sollten dann intern unbedingt angesprochen werden. Ich kann nur für die Sportler sprechen, die ich betreut habe, da waren die Entwicklungen alle nachvollziehbar, etwa bei einem Nils Politt, der sich seit seiner Neo-Profi-Saison kontinuierlich gesteigert hat. Wenn aber jetzt ein Helfer auf einmal bei einem Weltcup-Rennen das Finale mitbestimmt, dann sollten die Alarmglocken angehen.
Würden Sie Ihren Söhnen denn raten, Profi zu werden?
Schmidt: Generell möchte ich hier nicht nur von meinen Söhnen reden, sondern von all den Sportlern, die ich betreue. Ich finde, in diesem Alter sollte man einfach den Moment genießen und nicht an die Profikarriere denken. Das entscheidet sich erst später, zur U19 oder U23 muss man Grundsatzentscheidungen treffen, was etwa Schule oder Beruf betrifft. Wenn das Umfeld stimmt und die Leidenschaft da ist, den Schritt zu gehen, dann würde ich bei entsprechender Leistungsfähigkeit gewiss nicht abraten. Aber man sollte niemals den dritten vor dem ersten Schritt gehen.
Drücken Sie dem nach dem vergangenen Jahr dem Katusha-Alpecin - Team als Ganzem noch die Daumen oder fiebern Sie eher mit einzelnen Fahrern wie Nils Politt mit?
Schmidt: Die Team-Ergebnisse interessieren mich jetzt nicht mehr, aber für den Sponsor Alpecin würde mich ein gutes Abschneiden schon freuen, da sie viel in den Radsport investieren. Aber ich drücke, jetzt gerade bei den Klassikern, den deutschen Fahrern die Daumen, etwa Nils Politt, John Degenkolb oder André Greipel. Auch für Tony Martin hat mich der gute Einstand bei Jumbo – Visma gefreut. Aber Fan einer Mannschaft bin ich nicht. Vor allem den deutschen Fahrern, die ich auch schon sehr lange kenne, wünsche ich natürlich tolle Erfolge.
Was trauen Sie Nils Politt perspektivisch bei den Klassikern zu?
Schmidt: Die ersten beiden Rennen in Flandern liefen für ihn nicht wie gewünscht. Aber es gehört bei den Rennen auch Glück dazu, man darf kein Materialpech haben oder ähnliches. Nils ist fleißig, er ist heiß auf die Rennen in Belgien und Nordfrankreich. Ich wünsche ihm viel Kraft und Glück für diese Rennen. Sowohl die Flandern-Rundfahrt als auch Paris-Roubaix liegen ihm. Ergebnisse kann man aber nicht vorhersagen.
Sie haben Marcel Kittel im letzten Jahr hautnah miterlebt, trauen Sie ihm zu, dass er wieder der Alte wird?
Schmidt: Marcel Kittel hat viele Rennen auf absolutem Topniveau gewonnen. Das kann nicht alles weg sein. Er hat ein Näschen für den Erfolg, aber seit einiger Zeit läuft es nicht bei ihm. Die Veränderung im Team hat ihn aktuell auch nicht weitergebracht. Aber er ist ein großer Rennfahrer, man darf ihn nicht abschreiben. Es muss nur der Knoten platzen. Dann ist er dort, wo er hingehört, aber in den knapp eineinhalb Jahren bei Katusha – Alpecin hat er das noch nicht geschafft.
Nach aktuellem Stand gibt es noch keinen Veranstalter für die DM 2019. Wäre das was für Sie, so eine Veranstaltung zu organisieren?
Schmidt: Die Deutsche Meisterschaft ist ein Großevent, als Einzelperson kann man da wenig ausrichten. Ich denke, das muss eine Eventagentur in die Hand nehmen. Wir selbst hatten 2017 mal den Gedanken, im Rheinland eine DM auszurichten. Aber das ist ein Full-Time-Job, man muss eine radsportaffine Gegend mit entsprechenden Strukturen finden. Es dürfen keine Zufahrtsstrecken für Krankenhäuser, Altersheime, Autobahnkreuze und so weiter durch die Strecke blockiert werden und vieles mehr. Es ist keine einfache Angelegenheit. Aber ich denke, das BDR-Präsidium verfügt über die nötigen Kontakte, um einen Veranstalter für 2019 zu finden.
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