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15.01.2018 | (rsn) - "Wir wollen eines der stärksten U23-Teams in Europa werden." Dies kündigt Thomas Pupp, Manager vom österreichischen Team Tirol im Interview mit radsport-news.com an. Darüber hinaus sprach Pupp über die Vorgehensweise bei der Kaderzusammenstellung, die Ziele für die kommende Saison und die Heim-WM in Innsbruck. Außerdem kritisierte der Teammanager das aktuelle Finanzierungssystem im Radsport, das zu Lasten der Kontinental-Teams gehe.
Herr Pupp, wie sind Sie sportlich mit der Saison 2017 zufrieden gewesen?
Pupp: Sehr. Wir können neun Siege verbuchen und zwölf Top-3-Platzierungen, und wir hatten ein sehr schönes Rennprogramm. Besonders freut uns, dass der junge Patrick Gamper mit seinen Leistungen eine Chance im Team von Alberto Contador und Ivan Basso bekommen hat.
Das Team Tirol wird 2018 als U23-Mannschaft an den Start gehen. Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Pupp: U23, das ist praktisch unsere DNA. So haben wir begonnen, so haben wir uns, auch international, ein Image aufgebaut: als Talenteschmiede, als professionelle Plattform für junge Talente. So gesehen ist es jetzt nur konsequent gewesen, diesen Weg zu 100% zu gehen.
Durch diesen Schritt mussten auch einige namhafte Fahrer wie Fortin oder Krizek das Team verlassen. Wie schwer ist die Entscheidung diesbezüglich gefallen?
Pupp: Filippo Fortin ist unser Leistungsträger gewesen, mit vielen Sprinterfolgen. Matthias Krizek ist quasi ein Tirol-Fahrer erster Stunde, im letzten Jahr ist er ein umsichtiger und starker Kapitän gewesen. Aber wer A zu einem reinen U23-Team sagt, muss auch B sagen, und starke Leute wie Fortin und Krizek ziehen lassen.
Das Team wird sehr international aufgestellt sein. Weshalb ist diese internationale Ausrichtung und nicht etwa eine reine Konzentrierung auf österreichische Talente Teil des Teamprojektes geworden?
Pupp: Natürlich gibt es diese Konzentration auf österreichische Talente, sie bilden den Kern des Teams. Wir haben ja praktisch das gesamte österreichische U23-Nationalteam. Aber du brauchst, gerade bei einem jungen Team, auch mindestens 14 Fahrer. Da gibt es ja auch noch die Schule, Matura, Bundesheer und einiges mehr. Deshalb die internationale Verstärkung. Deutschland ist uns da sehr recht und auch über die beiden Fahrer aus Australien und Neuseeland freuen wir uns. Diesen Weg werden wir in Zukunft konsequent gehen.
Mit Jochen Hahn haben Sie einen erfahrenen Sportlichen Leiter dazubekommen. Was erwarten Sie von ihm?
Pupp: Wir freuen uns sehr, dass Jochen Hahn, mit all seiner Erfahrung und Expertise unser Team verstärkt.
Wie sind Sie bei der Teamzusammenstellung vorgegangen? Ging es rein um Talente, oder spielten auch gewisse Nationalitäten, die Sie im Team haben wollten, eine Rolle?
Pupp: Geographisch so wie immer: Tirol, Österreich, Ausland. Und inhaltlich auch so wie immer: Talent und die richtige Einstellung, ganz im Sinne unseres Mottos „ride with passion“. Wir haben für heuer viele Bewerbungen bekommen. Für 2019 bin ich mir sicher, dass es noch mehr werden. Es gibt ja nicht so viele Teams in Europa, die den Jungen eine Chance geben.
Im Team fahren 2018 auch vier Deutsche. Was trauen Sie dem Quartett zu?
Pupp: Sehr viel. Johannes Adamietz ist ein starker Bergfahrer, Mauel Porzner ein klasse Sprinter. Und Johannes Schinnagel und Georg Zimmermann sind zwei starke Allrounder.
Überrascht es Sie, dass vier der größten deutschen Talente nach Österreich "abgewandert" sind?
Pupp: Eigentlich nicht. Zimmermann und Schinnagel kommen ja von Wels, die heuer fast ausschließlich auf Elite setzen und ein sehr starkes Team haben. Die hatten also keinen Platz und suchten ein Team. Ebenso Adamietz und Porzner in Deutschland, die auch kein Team hatten. Bei uns waren sie sehr willkommen, weil sie perfekt in unsere Philosophie passen. Was mich eigentlich überrascht ist, dass es in Deutschland nicht mehr Kontinental-Teams für solche Talente gibt, und dass sich die Wirtschaft hier nicht sponsoringfreundlicher gibt. Gerade mit dem Team Bora-hansgrohe als Zugmaschine müste doch auch Deutschland endlich wieder die Attraktivität des Radsports erkennen.
Welches ist das Ihres Erachtens größte österreichische Talent in Ihren Reihen?
Pupp: Wir haben sehr viele Talente in unseren Reihen. Schließlich haben wir sieben Fahrer im aktuellen 13-Mann-Kader der österreichischen Nationalmannschaft für die WM 2018. Benjamin Brkic zählt zu den stärksten Kletterern in Europa, er möchte sich heuer für ein großes Team empfehlen. Und auch alle anderen haben bereits internationale Erfahrung. Wir sind also gut aufgestellt mit unseren Jungs.
Wie werden Dobbs und Wight ins Team integriert? Gibt es etwa einen Teamstützpunkt, wo die beiden über das Jahr leben? Müssen sie Deutsch lernen oder ist die Teamsprache Englisch?
Pupp: Dobbs wird bereits in Zypern mit dabei sein, Wight wird im April kommen. Neben Österreich haben wir auch einen kleinen Stützpunkt in Italien. Wenn Dobbs und Wight ein paar Brocken Deutsch lernen wollen, sehr schön. Ansonsten werden wir mit ihnen Englisch sprechen. Das haben wir auch heuer bereits so mit unseren ausländischen Fahrern praktiziert.
Wo werden Sie in die Saison einsteigen?
Pupp: Das wird Mitte Feber in Zypern sein, und unmittelbar danach geht es in die Türkei. Zwei schöne Rundfahrten der Kategorie 2.2, perfekt zum Einrollen, bei wahrscheinlich feinstem Wetter.
Das Team Tirol hatte 2017 einen sehr vollen Rennkalender mit vielen hochkarätigen Rennen. Wie wird sich das mit Blick auf die kommende Saison verändern?
Pupp: Wir werden weiterhin einen sehr tollen internationalen Rennkalender haben. Höhepunkte werden die Tour of the Alps, die Österreich Rundfahrt und natürlich die Heim-WM im Herbst sein. Außerdem schaut es gut aus, dass wir beim U23-Giro starten werden.
Wie wichtig ist es, dass schon im ersten Jahr der Umstrukturierung Erfolge kommen - gerade mit Blick auf die Rad-WM, wo man ja sicherlich im Teamzeitfahren dabei sein will, aber ja auch Einzelstarter bei den U23-Wettbewerben am Start haben möchte.
Pupp: Erfolge sind natürlich immer wichtig. Aber gerade bei jungen Fahrern benötigt man auch Geduld und Fingerspitzengefühl, damit sie sich richtig entwickeln. Diesen Rahmen finden sie bei uns vor. Ich bin auch davon überzeugt, dass uns unsere jungen Talente heuer viel Freude machen werden. Auf das Teamzeitfahren bei der WM werden wir uns speziell vorbereiten, um vor heimischem Publikum eine gute Figur zu machen. Und für die U23-Wettbewerbe möchten wir natürlich möglichst viele Fahrer von uns in den österreichischen, deutschen, australischen und neuseeländischen Nationalteams sehen.
Wie sieht die langfristige Perspektive des Teams aus?
Pupp: Wir wollen eines der stärksten U23-Teams in Europa werden, eine Kader- und Talentschmiede für die größten Talente. Mit einem starken österreichischen aber auch internationalen Fokus. Junge Fahrer sollen wissen, dass sie über das Tirol Cycling Team den Sprung nach oben schaffen können, wie in der Vergangenheit ein Lukas Pöstlberger, Michael Gogl oder Georg Preidler, oder jetzt eben Patrick Gamper.
Viele Nachwuchsteams arbeiten direkt mit WorldTour-Mannschaften zusammen. Ist so etwas auch bei Ihnen geplant oder will man komplett unabhängig bleiben, kann dafür aber weniger vom Know-How der Profi-Rennställe profitieren?
Pupp: Roberto Damiani ist ja von uns als Sportdirektor zu Cofidis gewechselt, da besteht schon mal eine Bande. Außerdem hat Innsbruck Tourismus eine Kooperation mit LottoNL-Jumbo, eine zweite Bande. Selbstverständlich suchen wir den Kontakt zu den „Großen“, möchten aber unsere Unabhängigkeit bewahren.
Wie schwer ist es, ein Kontinental-Team auf die Beine zu stellen?
Pupp: Die Kontinental-Teams bilden die breite Basis des professionellen und semiprofessionellen Radsports. Es wird für diese Teams aber immer schwerer, ein tolles Rennprogramm zu fahren. Wir benötigen dringend ein professionelleres Finanzierungssystem für den gesamten Radsport. Einerseits freuen wir uns sehr mit unseren jungen Fahrern, über ihren Karrieresprung nach oben, andererseits ärgern wir uns aber auch sehr über das bestehende Reglement der UCI: Das Kontinental-Team bezahlt während der "Stagiaire-Zeit“ weiterhin die Aufwandsentschädigung für den Fahrer, der Fahrer fehlt bei wichtigen Rennen und bei einer erfolgreichen Verpflichtung gibt es keine „Ablöse“. Es muss sich also in der gesamten Entwicklung des Radsports etwas ändern.
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