Interview mit dem Teamchef von Bora-hansgrohe

“Herr Denk, wie war das erste Jahr mit Peter Sagan?“

Von Joachim Logisch

Foto zu dem Text "“Herr Denk, wie war das erste Jahr mit Peter Sagan?“"
Ralph Denk, der Teamchef von Bora-hansgrohe, und sein Star Peter Sagan. | Foto: Cor Vos

03.01.2018  |  (rsn) - Vor einem Jahr gelang Ralph Denk der Coup auf dem Radsport-Transfermarkt, als er Superstar Peter Sagan zu seinem doch eher beschaulichen Rennstall Bora-hansgrohe lotste. Das wäre in etwa so, wie wenn im Fußball Mainz 05 Lionel Messi verpflichtet hätte. Radsport-news.com fragte nun bei Team-Chef Ralph Denk nach.

Herr Denk, wie war die erste Saison mit Peter Sagan?
Ralph Denk: "Einfach. Ich würde behaupten, dass er im Endeffekt genauso einfach zu führen ist wie ein Michael Schwarzmann. Wir legen als Team viel Transparenz an den Tag, so dass Sagan natürlich weiß, dass er den größten Scheck am Monatsende abholt und dass dafür vielleicht auch etwas Extraarbeit nötig ist. Jeder kleine Co-Sponsor will ein Foto mit ihm, jeder Journalist ein Interview. Er hat also viel mehr außen herum zu tun als alle anderen."

Sagan macht alles mit?
Denk: "Ja, wenn man es ihm rechtzeitig sagt und auch erklärt, warum Bora oder hansgrohe ihn jetzt ein paar Tage mehr brauchen, weil sie zum Beispiel TV- Spots mit ihm drehen wollen oder sein Foto für den Katalog oder einen Duschkopf brauchen, den sie mit seinem Konterfei bedrucken wollen. Bei Tinkoff hatte er es ruhiger, weil die Marke nur auf dem russischen Markt aktiv war. Neben einer gewissen Art von Sponsoring spielte natürlich auch die Leidenschaft von Oleg Tinkov für den Radsport eine Rolle. Dass Sagan jetzt mehr für die Sponsoren machen muss, das kennt er schon von Specialized, wo er auch viel eingesetzt wurde."

Was zeichnet Sagan aus?
Denk: "Er kann seine Truppe super gut motivieren. Die Fahrer schauen nicht nur zu ihm auf, sondern er nimmt sie auch an die Hand und motiviert sie - aber nicht von oben herab wie bei Hauptmann und Soldat, sondern auf eine angenehme Art und Weise. Es macht Spaß, da zuzuschauen. Außerdem macht er eben auch viele Späße. Im Rennmodus ist er aber voll fokussiert und lässt nicht locker, bis er sein Ziel erreicht hat."

So wie beim Grand Prix Quebec, als er das ganze Team beschenkte, nachdem es ihm zum ersehnten 100. Sieg verholfen hatte?
Denk: "In Quebec, das war ein großes Ding. Man gewinnt ja nicht jede Woche sein 100. Rennen. Danach hat er alle Apple-Stores leerkaufen lassen und jedem Mannschaftsmitglied ein IPad geschenkt! Aber es sind auch die kleinen Dinge, an die er denkt. Zum Beispiel, wenn im Bus die Kaffeemaschine kaputt ist, dann kauft halt er mal schnell eine neue. Das ist sein Stil, auf eine angenehme Art und Weise 'Danke' zu sagen. Das macht er sehr gut."

Er ist also kein "Diktator"?
Denk: "Peter tut seine Meinung kund, lässt sich aber auch etwas sagen."

Manchmal wirkt er aber auch arrogant, wenn er zum Beispiel nur kurzangebunden antwortet...
Denk: "Das ist er aber nicht! In Interviews spürt man die Sprachbarriere. Auf Englisch fühlt er sich nicht 100 Prozent wohl. Wenn er Italienisch spricht, ist er ganz anders. Das sieht man auch auf Pressekonferenzen: Auf Englisch ist er manchmal sehr einsilbig, auf Italienisch ist das aber ganz anders."

Sagan ist schon ein Superstar, wie sehen Sie die Entwicklung von Emanuel Buchmann?
Denk: "Emu hat einen Sprung gemacht und wir sind voll motiviert, mit ihm den nächsten Schritt zu machen. Wir haben ihm deshalb die Leaderrolle für eine dreiwöchige Rundfahrt zugesagt. Wahrscheinlich wird es die Vuelta werden, weil er einfach auch besser fährt, wenn es warm ist - da ist die Vuelta besser geeignet als der Giro. Ein weiteres Ziel wird die Tour de Suisse werden. Auf die beiden Rennen wollen wir ihn so gut vorbereiten, wie 2017 auf die Dauphiné (wo er Gesamtsiebter wurde, d.Red.)."

Auch die WM in Österreich könnte ihm liegen...
Denk: "Sicher ist er auch für die WM hoch motiviert, weil es nicht so oft vorkommen wird, dass er die Nationalmannschaft anführen kann. Außerdem wohnt er in Österreich, das Team ist in der Nähe, und auch seine Freundin kommt von dort."

Zu den Top-Favoriten zählt Buchmann wohl nicht. Aber sein Bora-hansgrohe-Teamkamerad Rafal Majka kann sich Chancen ausrechnen...
Denk: "Natürlich ist es Emu lieber, wenn einer von uns Weltmeister wird als irgendein anderer, wenn er selbst keine Chance haben sollte."

Das könnte ja zum vierten Mal Peter Sagan sein?
Denk: "Peter hat schon oft bewiesen, dass mit ihm immer zu rechnen ist. Aber nun liegt der Fokus für ihn erst einmal auf den Frühjahrsklassikern und der Tour. Da haben wir noch einige Rechnungen offen und darauf soll er sich voll konzentrieren. Die  zweite Saisonhälfte planen wir, wenn die Tour gelaufen ist."

Weitere Radsportnachrichten

09.05.2025Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

09.05.2025Kurviger Kampf gegen die Uhr

(rsn / ProCycling) – Die 2. Etappe beginnt in Tirana, wo am Vortag die erste endete. Auf den kürzesten Transfer des diesjähirgen Giro d´Italia folgt auch die kürzeste Etappe: 13,7 Kilometer müs

09.05.2025Landa zieht sich bei Giro-Sturz Wirbelfraktur zu

(rsn) – Mikel Landa hat sich bei seinem Sturz fünf Kilometer vor dem Ziel der 1. Etappe des Giro d’Italia eine Wirbelfraktur zugezogen. Das teilte Soudal – Quick-Step am Abend noch mit. Der Spa

09.05.2025Nach perfektem Auftritt in Tirana will Pedersen mehr

(rsn) – Ob es nun läuft oder nicht: Für einen lockeren Spruch ist Mads Pedersen (Lidl – Trek) immer zu haben. Wenn es läuft, dann vielleicht noch ein bisschen mehr. Und es könnte gerade nicht

09.05.2025Roglic freut sich über Giro-Auftakt ohne Pannen

(rsn) - Der erste Tag im Giro-Büro verlief für Primoz Roglic (Red Bull – Bora – hansgrohe) unspektakulär. Das allerdings ist eine gute Nachricht. Er hielt sich aus Stürzen heraus, anders als M

09.05.2025Liste der ausgeschiedenen Fahrer / 1. Etappe

(rsn) - 184 Profis aus 23 Teams sind am 9. Mai im albanischen Durres zum 108. Giro d‘Italia (2.UWT) angetreten, darunter zehn Deutsche, zwei Luxemburger sowie je ein Österreicher und Schweizer.

09.05.2025Van Aert: “Das war deutlich mehr, als ich erwartet hatte“

(rsn) – Der Auftakt in die erste Grand Tour des Jahres ist gemacht. Und er endete mit einem Feuerwerk von Lidl – Trek. Als einer der Favoriten auf den Tagessieg war Mads Pedersen ins Rennen gegang

09.05.2025Highlight-Video der 1. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Mads Pedersen (Lidl - Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d’Italia gewonnen und sich mit seinem zweiten Tagessieg bei einer Italien-Rundfahrt das erste Rosa Trikot des Gesamtführenden ges

09.05.2025Pedersen sprintet zum Giro-Auftakt ins Rosa Trikot

(rsn) - Der Däne Mads Pedersen (Lidl – Trek) hat den Auftakt des 108. Giro d´Italia gewonnen und damit auch das erste Rosa Trikot dieser Italien-Rundfahrt übernommen. Im Sprint eines von Lidl –

09.05.2025Landa nach Sturz schon am ersten Giro-Tag ausgeschieden

(rsn) – Schon nach dem ersten Tag ist der 108. Giro d’Italia für Mikel Landa (Soudal Quick-Step) beendet. Der Spanier schied nach einem Sturz in einer Abfahrt fünf Kilometer vor dem Ziel der 1.

09.05.2025Vos per Tigersprung gegen Bredewold zum zweiten Etappensieg

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat sich auf der 6. Etappe der 11. Vuelta Espana Femenina ihren zweiten Tagessieg gesichert. Die 37-jährige Niederländerin verwies über 126,7 Kilomet

09.05.2025Zemke: “Ziel muss sein, mit Tom eine Etappe zu gewinnen“

(rsn) - Jens Zemke hat als Sportdirektor schon einige große Rundfahrten auf dem Buckel. Für sein Team Q36.5 markiert der Start beim 108. Giro d’Italia aber das Debüt bei einer Grand Tour. Der Sch

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d`Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Beskid Classic (1.2, POL)
  • Sundvolden GP (1.2, NOR)
  • Tour de Kumano (2.2, JPN)
  • Grand Prix du Morbihan (1.Pro, FRA)