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15.11.2017 | (rsn) - In seinen nunmehr elf Jahren auf Kontinental-Niveau hat das LKT Team Brandenburg zahlreichen deutschen Talenten den Sprung zu den Profis ermöglicht. Im Interview mit radsport-news.com äußert sich Team-Manager Steffen Blochwitz zur abgelaufenen Saison, seinen prominenten Neuzugängen und zur Schwierigkeit, die Existenz eines Kontinental-Teams sicherzustellen .
Das LKT Team Brandenburg ist seit Jahren fester Bestandteil der Kontinental-Szene. War 2017 eines der besseren oder weniger guten Jahre?
Steffen Blochwitz: Von den Ergebnissen her hatten wir schon bessere Jahre. Aber der Zusammenhalt innerhalb der Truppe war noch nie so gut wie in diesem Jahr. Wir hatten eine extrem junge Mannschaft, mussten viele Abgänge verkraften, und mit dem Weggang unseres Trainers Sebastian Deckert zum Team Sunweb gab es auch kein stabiles Trainerumfeld mehr. In dieser Situation ist das Team zusammengewachsen und hat sich selbst stark gemacht. Darauf können die Jungs stolz sein und die Resultate im Sommer waren durchaus vorzeigbar.
Im Winter stand ein großer Umbruch an: Mit Rohde, Kanter und Willwohl verließen drei Leistungsträger das Team. Wer wird diese Lücke schließen können?
Blochwitz: Keiner wirklich! Carl Soballa hatte zwar ein starkes Jahr, aber er hatte zu viel damit zu tun, die jungen Rennfahrer zu führen, für uns ungünstige Rennsituationen zu entschärfen und zum Schluss noch die Spurts anzufahren. Das war ein wenig viel und er hat eigene Ambitionen oft zurückstellen müssen. Wenn er durfte, wie bei Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt oder beim Münsterland-Giro, war er in der Gruppe des Tages dabei.
Robert Kessler hat sich in die Rolle des Sprinters hinein gearbeitet und versucht die Lücke, die Willwohl und Kanter hinterlassen haben, zu schließen ... das gelang zum Teil. Christian Koch hat auf dem Papier die besten Ergebnisse. Für mich, sicherlich auch für ihn, war es trotzdem zu wenig. National war Kochi sehr erfolgreich, aber die internationalen Erfolge (abgesehen von der gewonnenen Helena-Rundfahrt im Frühjahr) blieben aus. Damit reichte es auch nicht für das WM-Ticket. Das war aber erklärtes Ziel.
Welches waren die sportlichen Highlights?
Blochwitz: Bei der U23-Straßenmeisterschaft in Dautphe habe ich die beste Mannschaftsleistung unseres Teams gesehen. Kochi wurde da Dritter und unser ehemaliger Fahrer Max Kanter gewann Gold. Ein toller Fight!
Beim Sieg des Bundesligarennens im Sauerland hat Carl den Spurt für Kochi mustergültig angefahren, und der hat sich in einem starken Finish gegen Topsprinter durchgesetzt. Das war Gänsehaut pur.
Der Sieg der Helena-Rundfahrt war international unser bestes Ergebnis. Kochi sollte nur Training fahren, gewann aber die 1. Etappe und danach machte das Team einen tollen Job und brachte das Gelbe Trikot bis ins Ziel.
In der Vergangenheit hat sich das LKT Team sowohl auf der Straße als auch auf der Bahn gezeigt. Wird das auch in Zukunft so sein?
Blochwitz: Auf jeden Fall!
Auch 2018 wird das Team einen Kontinental-Lizenz lösen?
Blochwitz: Ja - als ältestes Kontinental-Team Deutschlands sind wir wieder als LKT-Team-Brandenburg am Start ... das seit nunmehr elf Jahren!
Wie wird 2018 das Gesicht des Teams aussehen?
Blochwitz: Immer noch jung, aber nicht mehr grün hinter den Ohren, würde ich sagen. Wir haben uns mit Leo Appelt, Jonas Bokeloh und Jan Dieteren zusätzliche Leistungsträger an Bord geholt. Das macht uns auf allen Positionen stärker und verpflichtet zum Erfolg
Ihre sportlichen Ziele für die kommende Saison?
Blochwitz: Siege! ... und wenn es geht, so schnell wie möglich. Jeder weiß, dass Erfolg süchtig macht und trägt. Das wünsche ich unserem Team - einen Lauf. Zudem möchten Leo (Zeitfahren) und Kochi (Straße) bei der U23-Weltmeisterschaft in Tirol starten. Moritz Malcharek, Richard Banusch und Leo Appelt wollen sich beim Bundestrainer Sven Meyer für die Weltcupsaison auf der Bahn empfehlen. Jonas Bokeloh will mit Siegen den Sprung in die 1. Liga schaffen.
Das LKT Team war für viele Fahrern ein Sprungbrett zu den Profis. Wem trauen Sie 2018 zu, sich einen Profivertrag zu sichern?
Blochwitz: Die neuen Fahrer kann ich nicht einschätzen, obwohl ich überzeugt davon bin, dass Leo und Jonas den Motor dafür haben. Vom LKT-Team-Stamm können Kochi und Richard den Sprung schaffen. Fakt ist aber eins, richtig dicht dran ist keiner. Der Schritt müsste also sehr groß ausfallen.
Trotz zweier deutscher WorldTour-Teams beklagen sich viele deutsche Kontiinental-Fahrer, dass es momentan so schwer wie lange nicht sei, Profi zu werden. Stimmen Sie dem zu?
Blochwitz: Nein - Teams mit deutscher Lizenz wollen deutsche Fahrer verpflichten, aber die Struktur darunter (also die Kontinental-Teams) wird immer dünner und somit ist die Anzahl deutscher Talente überschaubar. Früher hatte ich Probleme, Sportler in Profiteams zu bekommen. Jetzt blitzen Talente auf und sie werden sofort von den großen Teams eingesammelt. Max Kanter im letzten Jahr und Leon Heinschke in diesem Jahr sind Belege dafür. Leon ist sogar direkt von den Junioren zum Team Sunweb gewechselt
In der kommenden Saison wird auch Ex-Profi Paul Voß zur sportlichen Leitung gehören. Was genau wird seine Aufgabe sein?
Blochwitz: Paul wird unser erster Sportlicher Leiter sein. Er soll das Team in den Rennen zum Sieg führen, zudem das Training für unsere Sportler mit Experten koordinieren, sich um die Optimierung unseres Materials kümmern, unsere jungen Sportlichen Leiter anlernen und Ausschau nach Talenten halten... und wenn möglich, bei all dem Stress noch gesund bleiben.
Wie schwer ist es in der heutigen Zeit, ein Kontinental-Team auf die Beine zu stellen und seine Existenz zu sichern?
Blochwitz: Wir wollen eigentlich nur Radfahren, und das so unkompliziert wie möglich. Aber die Schwierigkeiten nehmen eher zu als ab. Der Verwaltungsaufwand ist enorm, die Kosten steigen ohne ersichtlichen Gegenwert. Das ist ein Aufwand, den immer weniger Teams tragen wollen und können, da die administrativen Strukturen der Teams eher schmal gehalten werden, um so viel Geld wie möglich im Sportbetrieb zu belassen. Bevor ein Kontinental-Team an den Start gehen darf, sind 10.000 Euro an Anmeldegebühren, Lizenzkosten etc. zu bezahlen, von den Bergen an Papieren will ich gar nicht reden. Es bleibt für mich zu wenig Zeit für das Wesentliche - die Fans, die Sponsoren und den Sport. Trotzdem bleibe ich dabei und bin dankbar für meine Zeit im Radsport!
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