Froome baut Vuelta-Vorsprung aus

Lutsenko stürmt die Rampe hoch zu seinem größten Sieg

Von Felix Schönbach

Foto zu dem Text "Lutsenko stürmt die Rampe hoch zu seinem größten Sieg"
Alexey Lutsenko (Astana) gewinnt die 5. Etappe der Vuelta 2017 | Foto: Cor Vos

23.08.2017  |  (rsn) - Die Verfolger waren noch nicht im Ziel, da saß Alexey Lutsenko (Astana) schon im Siegerzelt und telefonierte. Verkündete der Kasache seinen bislang größten Erfolg seiner Karriere in die Heimat?

Nach einer starken Attacke am Fuße des drei Kilometer langen und bis zu 20% steilen Schlussanstieges hatte er alles auf eine Karte gesetzt, seinen letzten Begleiter Marco Haller (Katusha-Alpecin) hinter sich gelassen und die 175,7 Kilometer lange 5. Etappe der Vuelta a Espana von Benicàssim nach Alcossebre gewonnen. "Das war heute ein ziemlich harter Tag. Ich hatte den Sieg vor Augen und es am Ende auch geschafft. Ein großes Dankeschön an mein Team", erklärte er nach dem Telefonat.

Zweiter wurde der Eritreer Merhawi Kudus (Dimension Data) vor dem Spanier Marc Soler (Movistar) und dem Slowenen Matej Mohoric (UAE Emirates). Bei den Favoriten konnte Christopher Froome (Sky) sein Rotes Trikot verteidigen. Allerdings verloren einige seiner Kontrahenten wertvolle Sekunden.

Für den 24-jährigen Lutsenko war es nach einer harten, von einem Sturz geprägten Tour de France ein gelungenes Comeback: "Ich habe mich gut von dem Sturz erholen können. Ich bin die Vuelta erst einmal ruhiger angegangen und habe mich aber von Tag zu Tag besser gefühlt." Mit dem Tagessieg bewies der ehemalige U23-Weltmeister, dass er fit für die WM in Bergen (16.-24. Sep./Norwegen) ist: "Die Vuelta ist eine wichtige Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft."

Das Rennen um den Etappensieg war vom Kampf der Ausreißer geprägt. "Es war ein hartes Rennen und sehr schwer, in der Spitzengruppe zu fahren. Aber wir haben uns heute gut präsentiert und ich bin insgesamt zufrieden mit dem zweiten Platz", freute sich auch der Eritreer Merhawi Kudus, der im Anstieg den Österreicher Haller noch einfangen konnte, der schließlich auch noch hinter dem Franzosen Alexis Gougeard (AG2R) bis auf Platz 6 (+0:37) zurückfiel.

Bereits nach 20 Kilometern, im ersten Anstieg zum Alto del Desierto de Las Palmas, konnten sich 17 Fahrer aus dem Feld lösen. Neben Lutsenko befanden sich mit Julian Alaphillipe (Quick-Step), Soler, Kudus und dem Träger des Bergtrikots Davide Villella (Cannondale-Drapac) einige starke Bergfahrer in der Fluchtgruppe.

Auch Michael Schwarzmann (Bora-hansgrohe) und Haller schafften den Sprung in die Spitze. Im Feld kontrollierte das Team Sky das Tempo, sodass der Vorsprung in der ersten Etappenhälfte niemals über vier Minuten anwuchs. Davide Villella sicherte sich sämtliche Bergpreise auf dem Weg und baute so seinen Vorsprung in der Bergwertung aus.

Am vorletzten Anstieg zum Alto de la Serratella wurde die Allianz der Spitzenreiter brüchig. Durch Attacken von Ruben Férnandéz (Movistar) und Lluis Mas (Caja Rural-Seguros RGA) erhöhte sich das Tempo und der Vorsprung wuchs an der Bergwertung 50 Kilometer vor dem Ziel auf fast fünf Minuten an.

In der anschließenden Abfahrt setzte sich Haller alleine ab und zwang seine Kontrahenten zur Reaktion. Vierzig Kilometer vor dem Ziel erhielt Haller Unterstützung vom späteren Sieger Lutsenko und zeitweise von Matej Mohoric, die bis zu einer Minute Vorsprung herausfuhren.

Das Feld hatte zu diesem Zeitpunkt seine Hoffnungen auf den Etappensieg aufgegeben und ließ die Spitzenreiter gewähren. Bei den Verfolgern war man sich nicht einig, sodass Alaphillipe durch eine Attacke eine kleinere Verfolgergruppe um Kudus, Soler und Gougeard initiierte. Das Quartett fuhr den von der Spitze zurückgefallenen Mohoric auf und reduzierte den Rückstand auf Haller und Lutsenko 15 Kilometer vor dem Ziel auf 25 Sekunden.

Kurz vor Beginn des Anstieges teilte sich die Verfolgergruppe noch einmal und Kudus konnte sich mit Gougeard absetzen. Kudus überholte den zurückgefallenen Haller, doch Lutsenko war letztendlich zu stark..

Bei den Favoriten setzte Froomes Helfer Gianni Moscon ein schnelles Tempo in den steilsten Abschnitten des Schlussanstieges. Als Froome dann attackierte konnten mit Alberto Contador (Trek-Segafredo), Esteban Chaves (Orica-Scott), Michael Woods (Cannondale-Drapac) und Tejay van Garderen (BMC) nur vier Mann reagieren.

Auf den letzten Metern übernahm sogar Contador die Initiative und führte die Gruppe mit 4:31 Minuten Rückstand über die Ziellinie. Nur van Garderen verlor auf den letzten Metern noch acht Sekunden. Contador gab sich trotz überraschend guter Leistung zurückhaltend: "Ich bin persönlich glücklich, aber es gibt keinen Grund euphorisch zu werden. Wir werden sehen wie es weitergeht und wie ich mich fühle. Wir müssen das von Tag zu Tag angehen."

Die restlichen Favoriten um Fabio Aru (Astana) überquerten elf Sekunden dahinter die Ziellinie. Nur Vincenzo Nibali (Bahrain-Merida) und Romain Bardet (AG2R) erwischten einen schlechten Tag und verloren 26 Sekunden respektive 49 Sekunden. Froome konnte seinen Vorsprung in der Gesamtwertung ausbauen. Der Brite führt nun mit 10 Sekunden vor van Garderen und elf Sekunden vor Chaves.

Weitere Radsportnachrichten

14.11.2024Bardet: “Sinnlos, an ethischen Radsport zu glauben“

(rsn) - Es war ein durchaus ungewöhnlicher Zeitpunkt, als Romain Bardet im Sommer, kurz vor der Tour de France, sein Karriereende ankündigte. Mindestens genauso ungewöhnlich ist das Rennen, das sei

14.11.2024Quintana beendet Spekulationen, Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr

14.11.2024Rhodos-Prolog-Experte mit Sturzpech im stärksten Rennen

(rsn) – Seine elfte Saison auf KT-Niveau ragt zwar nicht als seine beste heraus, dennoch zeigte Lukas Meiler (Team Vorarlberg) auch 2024, was er drauf hat. Seine beste Platzierung gelang ihm dabei

14.11.2024Die Radsport-News-Jahresrangliste 2024

(rsn) - Auch diesmal starten wir am 1. November mit unserer Jahresrangliste. Wir haben alle UCI-Rennen der vergangenen zwölf Monate (1. November 2023 bis 31. Oktober 2024) ausgewertet - nach unserem

14.11.2024Schädlich übernimmt die deutschen Ausdauer-Spezialisten

(rsn) – Der Bund Deutscher Radfahrer hat einen neuen Nationaltrainer auf der Bahn für den Bereich Ausdauer. Lucas Schädlich, der seit 2019 die deutschen Juniorinnen unter seinen Fittichen hatte, Ã

14.11.2024Im Überblick: Die Transfers der Männer-Profiteams für 2025

(rsn) – Nachdem zahlreiche Transfergerüchte seit Monaten in der Radsportwelt zirkulieren, dürfen die Profimannschaften seit dem 1. August ihre Zu- und Abgänge offiziell bekanntgeben. Radsport

14.11.2024Schär wird Schweizer Nationaltrainer

(rsn) – Marc Hirschi, Stefan Küng und Co. haben einen neuen Nationaltrainer. Michael Schär wird mit Jahresbeginn 2025 die Verantwortung für die Schweizer Männer in den Bereichen Elite und U23 ü

14.11.2024Lotto Kern - Haus wird Development-Team von Ineos Grenadiers

(rsn) – In den vergangenen beiden Jahren war das deutsche Kontinental-Team Lotto Kern - Haus PSD Bank sogenannter Development-Partner von Red Bull – Bora – hansgrohe. Ab der kommenden Saison wi

14.11.2024Meisen kündigt baldiges Karriereende an

(rsn) – “Spätestens im Januar ist Schluss“, kündigte Marcel Meisen (Stevens) gegenüber RSN an. Der 35-Jährige ist in seine letzte Cross-Saison gestartet und will diese nicht mehr ganz zu End

14.11.2024Traumszenario mit kurzem Anfangsschock

(rsn) – Unverhofft kommt oft – dieser Spruch traf in dieser Saison auch auf Meo Amann zu. Mit dem Elite-Team Embrace The World in die Saison gestartet, bewarb er sich im Sommer auf einen Platz bei

13.11.2024Auch ein kurioser erster UCI-Sieg reichte nicht zum Profivertrag

(rsn) – Auch wenn er in dieser Saison seinen ersten UCI-Sieg einfahren konnte, so gelang Roman Duckert (Storck – Metropol) am Ende seiner U23-Zeit nicht der Sprung in ein Profiteam. Deshalb wird e

13.11.2024Ein Jahr geprägt von Stürzen und viel Unglück

(rsn) – Eigentlich wollte Mikà Heming (Tudor Pro Cycling) 2024 so richtig durchstarten. Die Klassikerkampagne in Belgien hatte er sich als erstes Saisonhighlight gesetzt, doch diese endete für den

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine