Spanier blickt auf eine lange Leidenszeit zurück

Ivan Gutiérrez berichtet über Depressionen und Suizidversuche

Von Daniel Brickwedde

Foto zu dem Text "Ivan Gutiérrez berichtet über Depressionen und Suizidversuche"
José Ivan Gutierrez (Movistar) | Foto: Cor Vos

27.01.2017  |  (rsn) - Die Karriere von Iván Gutiérrez endete bereits 2014. Ein Weg über 16 Jahre, in denen der Spanier in erster Linie als loyaler Helfer, aber auch mit Gesamterfolgen bei der Eneco-Tour (2007, 08) und einem U-23-Weltmeistertitel im Zeitfahren in Erinnerung blieb. Allerdings schaut Gutiérrez nicht gerne auf diese Zeit zurück – vor allem nicht auf die letzten Jahre. Während dieser Zeit versuchte er sich in Folge von Depressionen mehrmals das Leben zu nehmen. In einem Interview mit dem spanischen Radiosender Cadena COPE sprach der heute 38-Jährige erstmals über sein Leiden und seine späte Rettung im Fußball.

"Ich wurde elfmal behandelt, weil ich versuchte, mich selbst zu verletzen. Ich nahm jede Pille, die ich kriegen konnte. Zuerst, um die Aufmerksamkeit der anderen zu bekommen und später als ernsthafter Versuch, mich umzubringen. Ich sah keinen Weg mehr aus meiner Situation“, fasste Gutiérrez seine Leidenszeit zusammen.

Die Abwärtsspirale begann nach Gutiérrez' Angaben bei der Tour de France 2013. Es war jene denkwürdige Pyrenäen-Etappe, bei der Movistar vom Start weg attackierte und Chris Froome (Sky) von seinen Teamkollegen isolierte. Während vorne die Post abging, stieg Gutiérrez vom Rad – für Außenstehende ohne ersichtlichen Grund. "Ich gab die Tour wegen Panik auf. Ich wollte nur noch verschwinden“, so Gutiérrez, der den wahren Grund der Movistar-Teamleitung jedoch verschwieg: "Man kann nicht sagen, dass man depressiv ist, weil dann der Vertrag in Gefahr ist. Ich musste lügen."

Ein Jahr später beendete er nach der Eneco-Tour seine Karriere. Seine selbstzerstörerischen Gedanken waren schon damals nur noch mit Unmengen von Medikamenten zu kontrollieren, wie Gutiérrez zugibt. Eine Fortsetzung seiner Karriere war undenkbar, ein wünschenswerter Abschied aus dem Sport allerdings auch. Ein Schritt, den Teammanager Eusebio Unzue nach Gutiérrez Ansicht nicht nachvollziehen konnte. Andere Teammitglieder dagegen schon – zumindest anfangs. Aber irgendwann fehlte ihm auch hier die Unterstützung, als er sie gebraucht hätte.

Zur offiziellen Teampräsentation 2015 wurde der Spanier nicht mehr von Movistar eingeladen, für das er 13 Jahre seiner Karriere unterwegs war. Gutiérrez entlud seine Trauer damals via Twitter. "Ich war immer ein Teamplayer und nun scheine ich nicht länger Teil dieser Familie zu sein. Es ist schwer, mit diesem Schmerz umzugehen“, teilte er mit. Daraufhin gab auch Unzue öffentlich zu, dass Gutiérrez nach seinem Karriereende zu kurz gekommen sei. Da befand sich sein ehemaliger Faher aber schon ganz unten. "Ich konnte kaum auf meinen Füßen stehen und die Ausübung von Sport war traumatisch für mich. Zeitweise musste ich überwacht werden, damit ich meine Medikamente regelmäßig nahm“, blickte Gutiérrez zurück.

Seine Rettung war der Fußball. Der Trainer des spanischen Vereins Racing de Santander führte ihn wieder zurück ins normale Leben. Er integrierte Gutiérrez in den Fußballverein, für den er mittlerweile als Assistent im täglichen Trainingsbetrieb eingebunden ist. "Auf diesen Weg habe ich alles zurückbekommen, was mit nach meinem Karriereende genommen wurde. Es war die beste Behandlung“, so Gutierrez. Ganz geheilt ist er aber noch nicht - oder wird es vielleicht auch nie sein. "Das Ziel ist es, die Menge an Medikamenten weiter zu reduzieren. Aber ich befürchte, ganz werde ich das nie schaffen", sagte er.

Weitere Radsportnachrichten

11.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

11.05.2024Highlight-Video der 8. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 8. Etappe des 107. Giro d´Italia hätte eine für kletterstarke Ausreißer sein können. Entsprechend groß war der Kampf um die Plätze in der Spitzengruppe zu Beginn und entsprechend

11.05.2024Geschke und Steinhauser beeindrucken in glückloser Gruppe

(rsn) – Zwei Deutsche haben die 8. Etappe des Giro d´Italia quer durchs Apennin in Richtung Bergankunft in Prati di Tivo maßgeblich mitgeprägt: Simon Geschke (Cofidis) und Georg Steinhauser (EF E

11.05.2024Flachetappe in die Hauptstadt der Pizza-Liebhaber

(rsn / ProCycling) – Die Verbindung der Rennorganisatoren RCS mit Neapel scheint in den letzten Jahren besonders eng geworden zu sein. Zum dritten Mal in Folge schlägt der rosa Zirkus seine Zelte i

11.05.2024Teamkollegen überredeten Pogacar, im Apennin auf Sieg zu fahren

(rsn) - Normalerweise sagt im Radsport der Kapitän, wann und wie er auf Sieg fahren will. Das ist sicher auch bei Tadej Pogacar und seinem UAE Team Emirates so. Mit dem Unterschied, dass die Mannscha

11.05.2024Sturz in Spitzengruppe raubte Santic - Wibatech die Siegchance

(rsn) - Bei der Silesian Classic (1.2), einem neuen UCI-Eintagesrennen in Polen, hätte sich das deutsche Team Santic - Wibatech beinahe den Premierensieg gesichert. Nach 160 Kilometern fuhren die be

11.05.2024Fleche du Sud: Rüegg auf Podiumskurs, Rapp und Peter lauern

(rsn) - Das 18,6 Kilometer lange Einzelzeitfahren am Vorschlusstag des Fleche du Sud (2.2) hat nur wenig Veränderungen im Gesamtklassement gebracht. So geht weiterhin der Niederländer Pim Ronhaar (

11.05.2024Martinez hatte den Sieg vor Augen, bis Pogacar antrat

(rsn) – Mit dem Tagessieg bei der Apennin-Bergankunft in Prati di Tivo hat es für Bora – hansgrohe auf der 8. Etappe des Giro d´Italia nicht geklappt. Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirat

11.05.2024Thomas “überrascht, dass andere abgehängt wurden“

(rsn) – Zwei Minuten Zeitverlust auf Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Einzelzeitfahren am Freitag: Die Aussichten für Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) vor der zweiten Bergankunft des 107. Giro

11.05.2024Großschartner: “Der Etappensieg war eigentlich nicht unser Ziel“

(rsn) – Das Finale der 8. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) ging Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) eher gemächlich an. Statt einer frühen Attacke verließ sich der Slowene auf seine SprintqualitÃ

11.05.2024Pogacar holt Etappensieg Nr. 3, diesmal im Sprint am Berg

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat einen Tag nach seinem zweiten Etappensieg beim 107. Giro d’Italia gleich den dritten nachgelegt. Auf der 8. Etappe von Spoleto zur Bergankunft von Pra

11.05.2024Nys lässt Hirschi und Co. im Bergaufsprint keine Chance

(rsn) – Thibau Nys (Lidl – Trek) hat bei der Ungarn-Rundfahrt seinen zweiten Etappensieg in Folge gefeiert. 24 Stunden nachdem der 21-jährige Belgier an der Bergankunft von Gyöngyös-Kékestö d

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)