"Innovationen für noch mehr Fahrvergnügen"

Gangschaltung: Trends und Technik 2016

Von Heiko Truppel

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Die kabellose Schaltung „Red eTap“ von Sram | Foto: Sram

29.01.2016  |  In der kommenden Saison wird am Rennrad erstmals komplett kabellos geschaltet: „Red eTap“ heißt die neue elektronische Schaltgruppe des amerikanischen Herstellers Sram (Ra berichtete; komplett ab 2691 Euro).

Per Funk wird das Signal für den Gangwechsel
zu den Elektromotoren am vorderen Umwerfer und hinteren Schaltwerk übertragen. Neben schnellem Schalten sieht der Hersteller die Vorteile in der Ergonomie - nur ein Schalter pro Bremsgriff, beliebige Positionierung von Zusatz-Schaltknöpfen - , der einfachen Montage - keine Leitungen oder Züge - und der aufgeräumten Optik.

Zur Ergonomie trägt zudem eine neue Schalt-Logik bei: Mit dem linken Schalter wird am Hinterrad "leichter" geschaltet, ein Druck auf den rechten Schalter wechselt, ebenfalls hinten, in einen "schwereren" Gang. Betätigt man beide Schalter gleichzeitig, aktiviert man den vorderen Umwerfer.

Beim Mountainbike liegt „Vereinfachung“ im Trend,
und mit der Einführung von zehn bzw. elf Ritzeln am Hinterrad sehen Biker die Chance, den ungeliebten Umwerfer ebenso wie mehrere Kettenblätter an der Kurbel loszuwerden. Bisher hatten Geländeräder zwei oder sogar drei Kettenblätter; kombiniert mit fünf bis zehn Ritzeln am Heck resultierte das in bis zu 30 sich teilweise überschneidenden Gängen.

Gerade der Wechsel der Kettenblätter war dabei mechanisch stets heikel: Insbesondere unter Last und bei starker Verschmutzung sprang die Kette von den Kettenblättern, und verklemmte sich bisweilen zwischen Tretlager und Kurbel (der berüchtigte „chain suck“).

So kam es, dass der Trend beim Mountainbike
vor etwa fünf Jahren erst zu zwei Kettenblättern und schließlich seit etwa zwei Jahren verstärkt zu einem einzigen führte. Zur Zeit gilt: Je hochwertiger und geländeorientierter ein Mountainbike ist, desto häufiger findet sich ein Einfach-Antrieb.

„Weniger Gewicht, keine Gefahr sich zu verschalten, und bei einer Heckfederung muss der Drehpunkt nicht auf verschiedene Kettenzüge hin optimiert werden“, sagt Marcel Lauxtermann vom MTB-Spezialisten Nicolai.

Mit dem Umwerfer entfalle zudem die Wartung

einer empfindlichen Komponente und eine mögliche Quelle für Defekte, ergänzt Carsten Wollenhaupt von Sram. Dank der Elffach-Kassette mit zehn bis 42 Zähnen bleibe der Übersetzungsumfang, sprich: das Spektrum zwischen leichtestem und schwerstem Gang, gleichzeitig groß genug, so Wollenhaupt.

Auch E-Bikes mit Mittelmotor sind von jeher meist mit nur einem Kettenblatt ausgestattet: Steile Anstiege kommt man dank der Motorunterstützung gegebenenfalls mit geringerer Trittfrequenz hoch.

Trotzdem gibt es viele E-Radler, die für jede Situation
gewappnet sein möchten. Eine Möglichkeit – aber eher eine Ausnahme – war bisher der für Zweifach-Kurbeln ausgelegte Yamaha-Antrieb, wie ihn Haibike bei seiner „Sduro“-Reihe (ab 2199 Euro) verbaut.

Der Schweizer E-Bike-Spezialist Flyer bringt nun eine absolute Neuheit auf den Markt: Der unter anderem am neuen Fully „Uproc 7“ (Preis steht noch nicht fest) verbaute Panasonic-Antrieb verfügt über ein integriertes Zweigang-Getriebe, das die Übersetzungsbandbreite immens vergrößert.

Kettenschaltungen sind vergleichsweise leicht,
ihre Technik liegt jedoch verletzlich und verschleißträchtig offen – sie verlangen deshalb häufige Wartung und Pflege. Andernfalls lässt ihre an sich hohe Effizienz bei der Kraftübertragung schnell nach.

Wo immer es wichtig ist, sich keine Sorgen um Zuverlässigkeit und Zustand der Gangschaltung machen zu müssen, gelten Getriebeschaltungen als erste Wahl. Insbesondere Vielfahrer und Radreisende attestieren der „Speedhub 500/14“ von Rohloff (ab 955 Euro) eine legendäre Lebensdauer.

Die Nabenschaltung kombiniert Wartungsarmut

mit einem hohen Leistungs-Spektrum: 14 echte Gänge – ohne die Gangüberschneidungen einer Kettenschaltung – und ein Übersetzungsumfang von 529 Prozent halten mit den meisten Kettenschaltungen mit.

Nach einer Fatbike-Variante ist die ursprünglich für Mountainbikes entwickelte Nabe nun als „A12“-Version auch für Biker verfügbar, deren Rad auf die inzwischen weit verbreiteten 12-mm-Steckachsen ausgelegt ist. Damit unterstreicht Rohloff den Anspruch, auch im sportlichen Bereich eine ernstzunehmende Alternative zur Kettenschaltung anzubieten.

Dieser Herausforderung stellt sich auch
die Firma Pinion, die – dank Know-how und einem Zuliefer-Netzwerk aus dem Automobilbau – das Konzept der zentral im Rahmen integrierten Tretlager-Getriebe nicht nur wiederbelebt, sondern als erster Hersteller auf ein zuverlässiges Niveau gehoben hat.

Bei der Weiterentwicklung konzentriert sich Pinion aktuell weniger auf die Peripherie, sondern stellt das Produkt selbst auf eine breitere Basis: Neben dem Flaggschiff „P1.18“ (nicht einzeln erhältlich, Kompletträder ab ca. 2500 Euro), das mit rekordverdächtigen 636 Prozent Übersetzungsumfang und 18 echten Gängen selbst bei voller Zuladung auch auf fordernden Strecken das Vorankommen ermöglicht, werden neuerdings leichtere Ausführungen mit neun und zwölf Schaltstufen angeboten.

Damit finden Alltagsradler oder Pedelec-Fahrer
nun genauso auf ihre spezifischen Bedürfnisse angepasste Lösungen wie sportlich ambitionierte oder eher auf Touren ausgerichtete Mountainbiker – und sparen sich abgesehen von einem jährlichen Ölwechsel Wartungsaufwand und Reparaturkosten.

Auch wer eine Getriebeschaltung am Rad verwendet, muss nach wie vor die Kette pflegen. Der Lauf des Gliederstrangs auf nur einem Zahnradpaar trägt zu seiner Lebensdauer bei, und ermöglicht zudem die Verwendung eines Kettenkastens.

Wirklich wartungsarm werden Fahrräder nach Experten-Meinung
aber erst durch einen Riemenantrieb. Pionier des modernen Riemenantriebs beim Fahrrad ist die US-amerikanische Firma Gates. Sie hat inzwischen mehrere Varianten im Programm: besonders schmutzabweisend für den Offroad-Einsatz oder preisorientiert für das Stadtrad. Im Gegensatz zur Kette braucht der Riemen kein Öl, zudem längt er sich nicht durch Gebrauch.

Schlussendlich hängt es vom vorgesehenen Einsatzbereich und den individuellen Vorlieben ab, für welche Schaltung man sich entscheidet. Eines aber ist sicher: Der "Schaltungsjahrgang 2016" macht den Gangwechsel am Rad wieder ein Stück unproblematischer, und erweitert die Möglichkeiten.

Heiko Truppel
ist Redakteur beim "pressedienst-fahrrad" (pd-f) in Göttingen.

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