Für mehr Leichtlauf und besseren Pannenschutz

Tubeless: Schlauchlos glücklich...

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| Foto: pressedienst-fahrrad

30.04.2015  |  Schläuche gehörten für die meisten Hobby-Fahrer bislang zum Rennrad wie Lenker, Sattel oder Kettenöl. Auch das Flicken hat jeder gelernt, der schon mal kilometerweit nach Hause schieben musste.

Doch das alles ändert sich nun auch für Nicht-Profis:

Tubeless heißt die Technologie, die komplett auf den Schlauch im Reifen (engl. „inner tube“) verzichtet. Am Mountainbike längst etabliert, springt der Funke nun aufs Rennrad über, und könnte bald auch am Alltagsrad für Leichtlauf und Pannenschutz sorgen. Der pressedienst-fahrrad zeigt die Trends der Schlauchlos-Technik beim Renner.

Es ist ein Wunschtraum vieler Rennradfahrer: Nie wieder einen Schlauch wechseln oder flicken. Schlauchlos fahren, nur mit dem Reifen auf der Felge, ist für Kraftfahrer und Rad-Profis seit Jahrzehnten Standard, für Hobby-Radler dagegen noch die Ausnahme.

„Tubeless-Reifen können mit geringerem Druck gefahren
werden, da die Gefahr eines Durchschlags mit anschließendem Plattfuß deutlich geringer ist“, kommentiert Stefan Scheitz, dessen Firma "Sport Import" Schlauchlos-Felgen und -Zubehör der US-Marke Stan’s No Tubes vertreibt.

Zur Erinnerung: Von einem Durchschlag sprechen Radler, wenn der Reifen beim Überfahren eines Hindernisses durch (zu) geringen Luftdruck kurzfristig so stark komprimiert wird, dass die Reifenflanken zwischen Untergrund und Felgenkante eingeklemmt werden. Oft wird dabei der Schlauch beschädigt, erkennbar an zwei symmetrisch angeordneten Löchern („Snakebite“).

„Weniger Luftdruck im Reifen bringt spürbare Vorteile im Komfort,
aber auch deutlich mehr Traktion und Kontrolle auf schlechten Strecken, weswegen sich Tubeless beim Mountainbike bereits auf breiter Front durchgesetzt hat“, so Scheitz.

„Die größere Pannensicherheit ist sicher einer der großen Vorteile von Tubeless-Systemen“, erklärt Markus Hachmeyer vom Reifen-Hersteller Schwalbe. „Zwar kann auch ein Schlauchlos-Reifen punktiert werden, doch eine Dichtflüssigkeit wie unser ,DocBlue‘ (ab 7,90 Euro/60 ml), die zum System dazugehört, dichtet Löcher bis zu einer bestimmten Größe binnen Zehntelsekunden wieder ab.“

Und wenn die Luft doch entweicht, dann nicht schlagartig
wie bei einem geplatzten Schlauch, sondern langsam. „Handelt es sich um einen größeren Riss, geht man wie bei einem normalen Reifen vor: Einfach den Tubeless-Ventil-Einsatz rausschrauben, und einen Schlauch einziehen.“

Doch im Grunde sei der Pannenschutz nur ein Nebeneffekt, so Reifen-Experte Hachmeyer: „Durch den Verzicht auf den Schlauch ist beim Rennrad der Rollwiderstand äußerst gering, sogar noch niedriger als bei superleichten Wettkampfreifen, während sich beim Mountainbike durch einen niedrigeren Reifendruck der Grip verbessern lässt.“

Während Mountainbike-Reifen wegen des ruppigen Untergrunds
öfter mal einen Defekt erleiden, müssen Rennradfahrer seltener zum Ersatzschlauch greifen. Dennoch wird in diesem Segment ebenfalls zunehmend auf den Schlauch verzichtet, wie Hachmeyer berichtet:

„Auch auf der Straße bietet Tubeless-Bereifung klare Vorteile hinsichtlich Schnelligkeit, Komfort, Grip und Pannen-Sicherheit. Letzteres gab übrigens erst den Anlass für die Adaption der Technik auf die Straßenbereifung.“ Gerade bei langen Abfahrten im Gebirge habe es laut Hachmeyer in den letzten Jahren vermehrt Reifenplatzer gegeben.

Das Problem: Die modernen, leichten Carbon-Felgen

haben eine schlechtere Wärmeabfuhr als Aluminium-Felgen. Wenn ein vorsichtiger Abfahrer dann die Bremse schleifen lässt, kann die entstehende Reibungshitze nicht nur die Felge beschädigen, sondern auch den Schlauch zum Platzen bringen.

Das Ergebnis der langen Entwicklungsarbeit ist der Schwalbe „One Tubeless“ (64,90 Euro). Sein Gewicht ist zwar minimal höher als das einer hochwertigen Reifen-Schlauch-Kombination. Der geringere Rollwiderstand und der Sicherheitsgewinn machen dieses Manko laut Hachmeyer jedoch mehr als wett.

„Auch ein plötzlicher Ventil-Abriss,
wie er vor allem bei schlecht aufgeklebten, ,wandernden‘ Schlauchreifen vorkommen kann, ist bei Tubeless-Systemen ausgeschlossen“, ergänzt Stefan Scheitz von "Sport Import".

Dass sich Schlauchlos-Reifen am Rennrad gerade bei extremen Einsatzbedingungen bewähren, weiß der Radsport-Journalist Caspar Gebel von seinen Ausflügen aufs berüchtigte Kopfstein-Pflaster von "Paris - Roubaix". „Im ersten Jahr fuhren alle aus unserer Gruppe Rennräder, die vom Hersteller mit Tubeless-Reifen ausgestattet waren“, erinnert sich Gebel.

Bei über 20 Leuten und 150 km Strecke sei ein einziger Defekt
zu verzeichnen gewesen: ein Seitenwand-Schaden durch einen kantigen Pflasterstein, so der Rennrad-Experte.

„Im nächsten Jahr wollte der Hersteller den Montage-Aufwand gering halten, und alle fuhren normale 25er-Faltreifen. Am Ende gab es in der Gruppe über 15 Plattfüße; ein Fahrer hatte alleine vier Defekte und musste fremde Radsportler um Schläuche anschnorren.“

Der Aufwand, Tubeless auszuprobieren, ist gar nicht mal
so groß. „Zwar bieten inzwischen etliche Laufrad-Hersteller "Tubeless-ready"-Laufradsätze an, doch mit den ,Conversion kits‘ von Stan’s No Tubes (ab 69,95 Euro) ist das Umrüsten preiswerter und einfacher“, so Stefan Scheitz von Sport Import.

Lehrvideos im Internet erklären die nötigen Arbeitsschritte genau. Allerdings sollte man die Freigabe für die "Tubeless"-Konversion beim Felgen-Hersteller erfragen, empfiehlt Schwalbe-Techniker Markus Hachmeyer.

Die Montage des Reifens unterscheidet sich kaum
von der gewöhnlicher Reifen: „Der Tubeless-Reifen muss luftdicht auf der Felge sitzen, also recht stramm. Bei der Montage kommt eine Spezialflüssigkeit zum Einsatz, die den Pneu übers Felgenhorn gleiten lässt“, erklärt Hachmeyer.

Nachdem man den Reifen ein erstes Mal aufgepumpt hat, so dass er fest in der Felge einrastet, wird die Luft wieder abgelassen und übers Ventil etwas Dichtmilch in den Reifen gegeben. Danach kann man ihn bis zum gewünschten Druck mit Luft befüllen.

Das Aufpumpen gestaltet sich unter Umständen
etwas schwieriger bzw. erfordert das richtige Equipment: „Unserer Erfahrung nach empfiehlt es sich, Schlauchlos-Reifen schlagartig mit Luft zu befüllen“, erklärt Dieter Schreiber vom Radsport-Großhandel "Grofa".

Am besten mit einem Kompressor oder mit einer Standpumpe, so Schreiber: „Diese sollte mit jedem Hub eine große Luftmenge bewegen.“ Geeignet ist etwa die Blackburn „AirTower 4“ (74,95 Euro) mit einem Hub-Volumen von 355 ccm.

Bei Mountainbike und Rennrad ist die Sache also klar
– doch wie steht’s mit dem Alltagsrad? „Unseren dank Motorrad-Technologie extrem rollwiderstandsarmen Marathon Almotion bieten wir auch in einer Tubeless-Variante für 69,90 Euro an“, sagt Markus Hachmeyer von Schwalbe.

Das Handling bei der Montage mit Dichtmilch und Standpumpe, und das regelmäßige Erneuern der Flüssigkeit ist jedoch (noch) nicht jedermanns Sache. „Doch was Biker und Rennradler gelernt haben, lernen Alltagsradler auch irgendwann“, gibt Hachmeyer augenzwinkernd zu Protokoll.

Und überhaupt – seine Kollegen
Carsten Zahn vom Marketing und Produkt-Manager Peter Krischio haben die "Schwalbe One"-Rennradreifen einem ultimativen Härtetest unterzogen.

„Sie fuhren 2000 Kilometer von Kayseri in der Türkei bis nach Teheran, jeden Tag fast 200 Kilometer. Mit bis zu 100 Kilo auf dem Rad. Durch die Berge mit Pässen bis 2800 Meter, vielen Abfahrten, tiefen Schlaglöchern und teils wirklich miesen Straßen.

All das haben die Reifen – eigentlich Wettkampf-Reifen
– ohne Panne, und in gutem Zustand überstanden“, so Hachmeyer. Wenn das keine Empfehlung für die Alltagsnutzung der Tubeless-Technologie ist …

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