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03.03.2025 | (rsn) – Der Auftakt in die Klassikersaison ist für Red Bull – Bora – hansgrohe nicht so gelaufen, wie man es sich vorgestellt hatte. Sowohl am Samstag nach dem Omloop Nieuwsblad in Ninove als auch am Sonntag nach Kuurne-Brüssel-Kuurne war der Frust bei den Verantwortlichen rund um Teambus und Material-Truck deutlich spürbar.
"Wenn man das Wochenende revue passieren lässt und sich die Ergebnislisten anschaut, ist es natürlich alles andere als optimal: 15. beim Omloop Nieuwsblad, Zwölfter bei Kuurne-Brüssel-Kuurne (nach der Relegierung von Kaden Groves wurde daraus noch Platz 11, Anm. d. Red.) – da haben wir uns mehr erwartet", gab Teamchef Ralph Denk im Gespräch mit radsport-news.com später auch ganz unumwunden zu und erklärte: "Es gibt Gründe: Gestern hatte Jan Tratnik im doofsten Moment einen platten Reifen, bei der Anfahrt zur Muur nach Geraardsbergen rein. Heute war Jordi Meeus schlecht positioniert im Sprint – zu weit hinten."
Als Ausreden, so konnte man die Stimmung rund ums Team deuten, sollte man das aber nicht verstehen. Es war deutlich zu spüren, dass man das Openingsweekend nicht als 'Pech gehabt' abhakte, sondern intern sofort ins Analysieren einstieg: Denk, Sportdirektor Rolf Aldag und der bei den Klassikern verantwortliche Sportliche Leiter Heinrich Haussler besprachen sich in Kuurne noch direkt auf dem Parkplatz. ___STEADY_PAYWALL___
Der Anspruch bei Red Bull – Bora – hansgrohe ist gestiegen. Durch die Transfers ist die Klassiker-Fraktion im Team über den Winter verstärkt worden. So stand man beim Omloop beispielsweise mit Titelverteidiger Jan Tratnik am Start, aber auch vom Spanier Oier Lazkano – im Vorjahr Dritter in Kuurne – erwartet man sich viel.
Überhaupt verfügte Haussler am Openingsweekend über ein Line-Up, das sich sehen lassen konnte: Tratnik, Lazkano, Roger Adria, Jordi Meeus, Ryan Mullen sowie die mit Tratnik von Visma – Lease a Bike nach Raubling gewechselten Zwillinge Mick und Tim van Dijke fuhren alle gemeinsam beide Rennen.
Die van-Dijke-Brüder Mick und Tim dürften für Red Bull – Bora – hansgrohe mindestens als Teamplayer sehr wertvoll werden. | Foto: Cor Vos
Und einige davon konnten durchaus überzeugen – das niederländische Brüderpaar fuhr an beiden Tagen vorne mit und tat nicht nur seinen Job für die Kapitäne Tratnik (Samstag) und Meeus (Sonntag), sondern setzte vor allem beim Omloop selbst Akzente. Roger Adria fuhr an den wichtigen Hellingen vorne und war bei Kuurne-Brüssel-Kuurne dann am Kluisberg derjenige, der die wohl gefährlichste Attacke des Tages, nämlich jene von Wout van Aert (Visma – Lease a Bike) als einziger Fahrer im Peloton mitging und schließlich durch Verweigerung der Mitarbeit neutralisierte.
"Das Positive ist, dass die Red Bull – Bora – hansgrohe Mannschaft in der Breite anders war, als in den vergangenen Jahren hier beim Klassiker-Auftakt. Wir haben das Rennen mitgestaltet, waren bei den Attacken im Finale präsent, mit verschiedenen Leuten: Roger Adria, aber auch mit den van Dijke-Brüdern. Das stimmt uns schon positiv für die nächsten Wochen. Ich würde sagen: Die Form ist da, die Ergebnisse noch nicht", meinte Denk.
Der Ire Mullen beendete beide Rennen zwar nicht, sorgte an beiden Tagen aber in der Anfangsphase für viel Tempoarbeit und somit dafür, dass eine Gruppe von Red Bull-Helmen immer weit vorne zu sehen war. Gefehlt hat es beim Klassiker-Auftakt also eher bei den Leadern. Tratnik sah beim Omloop am Samstag bis Geraardsbergen gar nicht schlecht aus, musste dann aber ausgerechnet in der Anfahrt zur Schlüsselstelle 'Muur' mit Reifenschaden anhalten.
Bitter für Jan Tratnik: Bei seiner Titelverteidigung beim Omloop musste er schon an der Muur van Geraardsbergen trotz starker Leistung zuvor chancenlos hinterherjagen – wegen eines Defekts direkt vor der steilen Rampe. | Foto: Cor Vos
Lazkano war ganz offensichtlich das ganze Wochenende nicht gut drauf – beim Omloop fuhr er hinterher und auch bei Kuurne-Brüssel-Kuurne fiel er früh zurück. Er gab dann Tratnik, der wieder einen Defekt hatte – auch das muss wohl Teil der internen Analyse werden - noch sein Rad, als er vor dem Teamfahrzeug an den stehenden Slowenen herankam, stieg dann aber aus dem Rennen aus.
Und Meeus? Für den bei der Algarve-Rundfahrt bereits siegreichen Belgier lief es beim Positionieren vor dem Sprint in Kuurne nicht. Beim Omloop am Samstag fuhr er sein Team und das Feld noch mit einem starken Sprint an erster Stelle in die erste Schlüsselstelle Eikenberg hinein, um sich dann, Job done, zurückfallen zu lassen und schließlich auszusteigen, um sich für Kuurne zu schonen. Das war im Nachhinein wohl ein Fehler – hätte man nur vorher schon gewusst, dass es beim Omloop zum Sprint eines 50-Mann-Feldes kommen würde.
Und dann zahlte sich das Kräftesparen auch am Sonntag nicht aus. Denn in den Positionskämpfen vor dem Massensprint verlor er 1,3 Kilometer das Hinterrad des späteren Siegers Jasper Philipsen (Alpecin – Deceuninck), an das ihn die van Dijke-Brüder gebracht hatten. Er konnte die Situation nochmal reparieren und fand an der 1.000-Meter-Marke das Hinterrad von Tim Merlier am rechten Straßenrand, das sicher auch keine schlechte Ausgangsposition für den Sprint gewesen wäre. Der Europameister aber hatte keinen Zug mehr vor sich und musste in der letzten Linkskurve rund 800 Meter vor dem Ziel dann über eine Verkehrsinsel ausweichen. Meeus folgte ihm dabei und das belgische Duo verlor noch einmal viele Positionen, so dass beide den Sprint schließlich viel zu weit hinten starteten und somit chancenlos waren.
Jordi Meeus am Hinterrad von Tim Merlier im Anstieg von Berg-ten-Houte bei Kuurne-Brüssel-Kuurne. | Foto: Felix Mattis
"Wir wollen uns attraktiven Radsport auf die Fahne schreiben und auch etwas riskieren. So dann auch ein Ergebnis zu erzielen, ist unser Ziel. Wie man dieses Wochenende sieht, klappt das aber nicht immer", bilanzierte Denk mit Blick auf die im Verlauf der beiden Rennen durchaus starke Fahrweise seiner Mannschaft, die nur eben ohne Belohnung durch ein Top-Ergebnis blieb – und das das weiß auch Denk und unterstreicht es deutlich, ist schließlich das, worauf es am Ende ankommt.
"Wir wollen eins der attraktivsten Teams im Peloton werden und da gehört's natürlich auch dazu, dass man bei den Klassikern Top-Ergebnisse einfährt. Die waren dieses Wochenende nicht da – und da darf man auch gefrustet sein."
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