Bombay Bicycle Club: Everything Else Has Gone Wrong
Von Wolfgang Preß
| Foto: Caroline Records
22.02.2020 | Wer sich mit dem Thema Rad beschäftigt - und das (wie ich) auch noch als Beruf tun darf - der kann dabei immer wieder schöne Entdeckungen machen. Vor allem, wenn man Augen und Ohren in alle Richtungen offen hält; der geneigte Nutzer von radsport-news konnte hier zusammen mit mir in den vergangenen Jahren schon so einiges Spannende entdecken...
Hier gibt's mal wieder was für die Ohren: Die Indie-Rock-Band Bombay Bicycle Club
ist Ende Januar mit einem neuen Album rausgekommen. Vorab gebe ich gern zu, dass ich die vier Londoner ohne ihren Namen nicht auf meiner Playlist gehabt hätte. Und ich muss gleich weiter zugeben, dass keiner der Vier wirklich was mit Rädern am Hut hat. Außer dass sie immer wieder mal radfahren, wie die meisten Menschen - so jedenfalls die Auskunft der Pressestelle ihrer Plattenfirma Caroline...
Wobei: "Yes, I found my second wind" heißt es im Refrain des Titel-Songs "Everything else has gone wrong". Welcher Radsportler hätte sich das noch nicht gewünscht: Die zweite Luft, auf einem langen Anstieg, kurz vor dem Gipfel... Und in einem älteren Titel namens "The Hill" (!) heißt es: "And alright, let's go outside/ And ride ride ride, to the meaning of life".
Möglicherweise also doch ein Bezug zu Rädern? Mehr kann ich sicher am 15. März berichten, wenn Bombay Bicycle Club in München spielt, und ich die Ehre habe, am Vormittag eine kleine Radrunde mit dem einen oder anderen Band-Mitglied zu drehen. Mehr also am 16. März, hier auf radsport-news...
Der Name Bombay Bicycle Club stammt jedenfalls von einer Londoner Restaurant-Kette für indisches Essen, wo die Vier häufig ihre Kohlehydratspeicher aufgefüllt haben (wenn nicht zum Radeln, dannn um sich für ihre Gigs zu kräftigen;-).
Ein wenig Band-Geschichte: Anfang 2015,
zehn Jahre nach ihrer Gründung, und ein paar Wochen nachdem Bombay Bicycle Club ihre bis dato größte Show im ausverkauften Londoner Earl Court vor 20 000 Fans gespielt hatten, trafen sich die Vier - nein, nicht auf ein Curry in einem Bombay Bicycle Club (die waren mittlerweile Pleite gegangen), sondern in einem Pub.
Die Band hatte gerade eine anderthalbjährige Tour zu ihrem vierten Albums „So Long, See You Tomorrow“ hinter sich, das in UK Nummer eins der Charts wurde. An diesem Abend entschied das Quartett bei dem einen oder anderen Pint, eine längere Pause einzulegen.
Ganz von der Musik lassen konnten sie jedoch nicht: Sänger Jack Steadman veröffentlichte als Mr Jukes ein Solo-Album, Bassist Ed Nash nahm ein Album unter dem Namen Toothless auf, und Schlagzeuger Suren de Saram war als gefragter Session-Musiker ständig auf Tour.
Im Jahr 2017 begannen die Vier überdas bevorstehende zehnjährige Jubiläum ihres Debüt-Albums „I Had the Blues But I Shook Them Loose“ zu sprechen. "We considered playing shows to celebrate that, and that was going to be it for a while", erklärt Steadman: "I remember thinking, we can't come back and play an old album and disappear again. That's what 80s bands do, and we were 28 at the time."
Doch bald schon fühlte man sich in der Lage,
wieder eine Band zu sein: Steadman und Nash trafen sich regelmäßig im Haus eines Freundes in Cornwall, wo sie Song-Skizzen erarbeiteten. Fast das ganze neue Album wurde dann in Cornwall geschrieben. Es sei gewesen wie in den Anfangstagen der Band, erzählt Steadman.
Der Album-Titel "Everything else has gone wrong" sei dabei eher ironisch gemeint, sagt Steadman zum neuen Werk. "Everything Was Going Really Well is a great alternative album title", scherzt Gitarrist Jamie MacColl. Allerdings, so Bassist Ed Nash: "The album is about the comfort that music can provide in times of
need. Hopefully, this record can give you that escape - should you ever
need it."
Genug des Vorgeplänkels - zur Musik:
Die erste Single-Auskopplung des Albums “Eat, Sleep, Wake (Nothing But You)” sei die Quintessenz des BBClub-Sounds, sagt Sänger Steadman: “I remember playing the demo to a mate of mine, in my car, and as soon as it came on, he had a big smile on his face. It felt like we were back. Having spent some time apart, we realised how special and meaningful it was to all of us, in our own way."
Darf man den fachkundigen Kollegen glauben, so ist das tatsächlich der Song, mit dem Bombay Bicycle Club nahtlos an alte Indie-Rock-Sphären anschließen: "dezent bratziger Synthie, wuchtig dengelnder Bass, ungewöhnliche Gitarren-Melodie, leicht verzerrte, treibende Drums..." - so der Musik-Express.
Der Opener "Get Up" bringt hautnah rüber,
wie sich
die Band wieder zusammensetzt: Erst ein flottes Synthie-Riff, dann ein
dumpfer Bass und das krachigende Schlagzeug - alles steigert sich, und klingt mit einem
sanften Klavier schließlich aus.
„Is It Real“ ist eine melodische Indie-Pop-Nummer, mit einem packenden Gitarren-Riff, einem pumpendem, aber
gleichzeitig dezentem Rhythmus und einem eingängigen Synthie-Refrain
– einer der Höhepunkte des Albums (das nette Video dazu hier unten).
„I
Can Hardly Speak“ zählt mit atmosphärischem Gesang, Synthie-Einsprengseln und interessanter
Percussion recht eingängig zu den weiteren Highlights. „Good Day“ ist dagenen fast minimalistisch, mit kompakten Sounds und schönen Song-Linien.
„I Worry Bout You“ kommt
mit einem experimentellem Rhythmus und flirrenden
Synthesizer-Arrangements. Mit „Racing Stripes“ schließt eine
eher ruhige Ballade mit Synthie-Akkordeon-Grundlage und Pizzicato-Streichern das neue Album des Bombay Bicycle Club ab.
Tracklist:
01 Get up
02 Is it real
03 Everything else has gone wrong
04 I can hardly speak
05 Good day
06 Eat, sleep, wake (Nothing but you)
07 I worry bout you
08 People people (feat. Liz Lawrence)
09 Do you feel loved?
10 Let you go
11 Racing stripes