Radsport News Teamcheck - Teil 3

Katusha: Auf Star-Einkäufe verzichtet

Von Christoph Adamietz

Foto zu dem Text "Katusha: Auf Star-Einkäufe verzichtet"
Joaquin Rodriguez | Foto: ROTH

05.01.2013  |  (rsn) – Nach einer äußerst erfolgreichen Saison 2012 gab es beim russischen Katusha-Team wenig Grund für personelle Veränderungen. „Wir haben eine tolle Saison hingelegt, da gab es wenig Grund für Veränderungen“, so Katushas Sportlicher Leiter Torsten Schmidt zu Radsport News.

Nur im Management gab es eine Umstellung - die aber hatte es in sich. So ersetzte der Russe Vjatscheslaw Ekimov den bisherigen Generalmanager Hans-Michael Holczer, der erst zu Saisonbeginn die Leitung des Rennstalls übernommen hatte.

Viel Aufregung um Katusha gab es zudem am Saisonende, da die Radsportweltverband UCI aus "ethischen Gründen" dem Team eine WorldTour-Lizenz verweigerte, und das, obwohl Katusha Platz zwei der Weltrangliste belegt. Dagegen legte das Team Einspruch vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS ein, der am 11. Januar in der Sache tagen wird.

Alle vier Neuzugänge sind Russen, mit Dmitry Kozontchuk hat man einen erfahren Mann, der seit langen Jahren treuer Begleiter von Denis Mentschow ist, ins Team geholt. U23-Zeitfahrweltmeister Anton Vorobjew, Vyacheslaw Kuznetsov und Sergej Chernetskiy sind allesamt talentierte Nachwuchskräfte. „Wir haben bewusst auf Star-Einkäufe verzichtet. Wir tragen ja nicht umsonst den Beinamen Russian Cycling Project. Entsprechend wollen wir auch junge russische Radfahrer fördern“, erklärte Schmidt.

Die Führungsrollen nehmen damit auch künftig internationale Fahrer ein. Für die großen Rundfahrten ist Katusha mit den Spaniern Joaquim Rodriguez und Daniel Moreno sehr gut aufgestellt. „Rodriguez traue ich bei der diesjährigen Tour durchaus den Sprung auf das Podium zu. Die Strecke kommt ihm jedenfalls entgegen“, sagte Schmidt, der auch den bald 35-Jährigen Mentschow noch nicht abgeschrieben hat. „Nur weil er bei der Tour nicht unter den ersten Fünf war, heißt das nicht, dass er auf dem absteigenden Ast ist. Wenn er nicht krank wird, dann ist mit ihm immer noch zu rechnen. In den beiden Trainingslagern hat er jedenfalls einen sehr motivierten Eindruck gemacht“, lobte Schmidt den ehemaligen Giro- und Vueltasieger.

In den Sprints setzt Katusha in erster Linie auf den Olympia-Dritten Alexander Kristoff. „Alex hat eine tolle Entwicklung genommen. Er hat über Weihnachten fleißig in Norwegen trainiert und ist jetzt schon wieder im Süden. Ich traue ihm durchaus den einen oder anderen Sieg zu“, so Schmidt über den Norweger. Hinter Kristoff suchen Alexander Porsev, Vladimir Isaychev, Marco Haller und Rüdiger Selig ihre Chancen. „Da wird dann auch oft einfach die Tagesform entscheiden“, so Schmidt, der sich speziell von Haller und Selig einiges verspricht.

„Marco hat mit seinem Etappensieg bei der Peking-Rundfahrt sein Können schon gezeigt. Rudi ist in Berlin mit Platz zwei ein schönes Rennen gefahren. Sie haben beide großes Potenzial“; so der frühere Gerolsteiner-Profi. Sowohl der Berliner Selig als auch der Österreicher Haller sind endschnell, aber trotz ihrer Jugend schon für die Klassiker in Belgien prädestiniert. „Außerdem bringen sie für diese Rennen die nötige Leidenschaft mit“, so Schmidt.

Schmerzen wird der Abgang von Oscar Freire, der im vergangenen Herbst seine Karriere beendet hatte. „Wenn Oscar ein Team verlässt, dann ist es immer ein Verlust. Mit seiner Erfahrung und den Ergebnissen, die er uns beschert hat, war er sehr wichtig", sagte Schmidt dazu. Die Rolle des Capitain de la route soll Luca Paolini einnehmen.

Der Italiener wird bei den flämischen Klassikern gemeinsam mit Kristoff die Kapitänsrolle einnehmen. „Ich denke, dass die beiden gemeinsam die durch Oscar entstandene Lücke schließen können“, so Schmidt, der bei den hügeligen Eintagesrennen auf Rodriguez, Moreno und den Russen Alexander Kolobnev baut.

Katusha will die überragende Saison bestätigen, egal ob mit WorldTour-Lizenz oder als ProContinental-Team. Um die Fahrer weiter zu fördern, wurden Sportpsychologen von der Sporthochschule Köln mit ins Boot genommen. Weiterhin um das Training kümmert sich Sebastian Weber.

„Wir wollen bei jedem Rennen Akzente setzen und sind zu 105 Prozent dabei. Siege können wir eigentlich auf allen Terrains herausfahren, das hat die letzte Saison gezeigt. Schön wäre es allerdings, ein klassisches Rennen zu gewinnen“, so Schmidt, der gemeinsam mit seinen Kollegen der Sportlichen Leitung im Herbst erfolgreich an einem Lehrgang der UCI für Sportliche Leiter teilnahm.

Radsport News Prognose: Bleibt das Team zusammen, so ist ihm in dieser Besetzung eine Wiederholung der Erfolgssaison 2012 zuzutrauen – unabhängig davon, ob man über eine WorldTour- oder ProContinental-Lizenz verfügt. Ein Abgang von Rodriguez wäre allerdings nur schwer zu kompensieren, da der Spanier das Trumpf-Ass sowohl für die topographisch schweren Klassiker sowie für die Tour de France ist. Einige der jungen Fahrer werden in der kommenden Saison sicherlich für den einen oder anderen Erfolg sorgen können. Deshalb wird Katusha als Team schwerer auszurechnen sein als noch 2012, als vor allem Rodriguez für die Siege sorgte.

Katusha 2013: Maxim Belkov, Pavel Brutt, Sergey Chernetskiy, Vladimir Gusev, Petr Ignatenko, Michael Ignatiev, Vladimir Isaychev, Alexander Kolobnev, Dmitriy Kozontchuk, Timofey Kritskiy, Vyacheslaw Kuznetsov, Denis Mentschow, Alexander Porsev, Yuri Trofimov, Alexei Tsatevich, Eduard Vorganov, Anton Vorobjev (alle Russland), Xavier Florencio, Alberto Losada, Dani Moreno, Joaquin Rodriguez, Angel Vicioso (alle Spanien), Giampaolo Caruso, Luca Paolini (beide Italien), Rüdiger Selig (Deutschland), Marco Haller (Österreich), Alexander Kristoff (Norwegen), Gatis Smukulis (Lettland), Simon Spilak (Slowenien), Aleksandr Kuschynski (Weißrussland)

Zugänge: Anton Vorobjew, Vyacheslaw Kuznetsov, Sergej Chernetskiy (alle Itera-Katusha), Dmitriy Kozontchuk (RusVelo)

Abgänge: Oscar Freire (Karriereende), Joan Horrach (Ziel unbekannt), Maxim Vantomme (Landbouwkrediet)

 

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

21.02.2013Argos-Shimano: Die Doppelspitze soll`s richten

(rsn) - Mit den beiden deutschen Sprintern Marcel Kittel und John Degenkolb an der Spitze geht das niederländische Team Argos-Shimano in seine erste WorldTour-Saison. Viel ändern wird sich bei der M

27.01.2013Blanco: Teamgeist als Erfolgsrezept

(rsn) – Neuer Name, alte Ziele: Nach dem Rückzug des langjährigen Hauptsponsors Rabobank tritt der niederländische WorldTour-Rennstall in diesem Jahr unter dem Namen Team Blanco an und hofft, im

24.01.2013Caja Rural: Sichert ein WorldTour-Trio das Vuelta-Ticket?

(rsn) – Das Andalucia-Team ist von der Bildfläche verschwunden, doch Caja Rural, der nunmehr einzige spanische Zweitdivisionär, hat für die Saison 2013 mächtig aufgestockt. „Wir hatten ein gut

23.01.2013Novo Nordisk: Eine Chance für Diabetiker

(rsn) – Der Zweitdivisionär Novo Nordisk (ehemals Team Type 1) geht nicht nur mit rein sportlichen Zielen in die Saison 2013. „Wir wollen den Leuten mit Diabetes Mut machen und zeigen, dass man t

22.01.2013Vini Fantini: Ein großer Klassikersieg soll her

(rsn) – Zwölf neue Fahrer wurden geholt, zehn haben das Team verlassen. Da auch die Kapitäne ausgetauscht wurden, bedeutet das Jahr 2013 für Vini Fantini den großen Umbruch. Es soll aber auch da

21.01.2013Colombia: Kletter-Show beim Giro?

(rsn) – Mit dem Ziel, die heimischen Fahrer wieder an die Spitze des Radsports zu bringen, geht das vom kolumbianischen Sportministerium Coldeportes finanzierte Team Colombia in seine zweite Saison

19.01.2013Champion System: Führungsqualitäten dazu gewonnen

(rsn) – Auch in seiner zweiten Saison als Zweitdivisionär ist der in China lizenzierte Champion System-Rennstall eine Multi-Kulti-Truppe. Die 21 Fahrer stammen aus 14 verschiedenen Nationen und von

18.01.2013Euskaltel: Den Geist vergangener Tage bewahrt

(rsn) – Das Team Euskaltel-Euskadi geht 2013 neue Wege und hat erstmals nicht nur baskische Fahrer im Aufgebot. Dies geschah aus einem einfachen Grund: Mit den Weltranglistenpunkten der Neuzugänge

17.01.2013Lotto-Belisol: Gelingt Greipel ein Klassikersieg?

(rsn) – In bewährter Besetzung startet das Team Lotto-Belisol in die neue Saison. Warum das belgische World-Tour-Team um André Greipel und Jurgen Van den Broeck nur einen neuen Fahrer neu verpflic

16.01.2013BMC: Auch ohne Ballan bärenstark

(rsn) – Die vergangenen Saison war für das BMC Racing Team von Höhen und Tiefen geprägt. Das soll sich 2013 ändern, auch wenn der US-Rennstall mit dem schweren Trainingssturz des Italieners Ales

15.01.2013Bardiani CSF Inox: Der Giro erfüllt Träume

(rsn) – Noch vor dem ersten Rennen des Jahres hat das Team Bardiani Valvolve - CSF Inox eines seiner Saisonziele erreicht. Der italienische Zweitdivisionär erhielt vor wenigen Tagen eine Wildcard f

14.01.2013IAM: Selbstbewusst in die erste Saison

(rsn) – Das Schweizer IAM-Team ist der Newcomer der Saison 2013. Der Rennstall aus der Westschweiz ist gleich in seinem ersten Jahr mit einer Professional Continental-Lizenz ausgestattet und zu eine

Weitere Radsportnachrichten

27.04.2024Huys saust im Zeitfahren allen davon

(rsn) – So schnell wie Tabea Huys (Maxx Solar Rose Women Racing) war noch nie eine Athletin auf dem 13,5 Kilometer langen Zeitfahrparcours der Gracia-Rundfahrt in der Tschechischen Republik. Seit 20

27.04.2024Königsetappe in der Romandie geht an Carapaz

(rsn) – Lange blieb es auf der Königsetappe der Tour de Romandie (2.UWT) ruhig, doch das letzte Drittel des Schlussanstieges reichte aus, um die Gesamtwertung nochmal ordentlich durchzuwirbeln. Und

27.04.2024“Alles in trockenen Tüchern“: Dorn hat Rot und Weiß sicher

(rsn) - Einen Tag vor Rundfahrtende hat Vinzent Dorn (Bike Aid) freudige Gewissheit. Nach dem Bergtrikot ist dem Freiburger bei der Tour of Turkiye (2.Pro) auch das Weiße Trikot der Zwischensprintwe

27.04.2024Andresen sprintet zum Tageserfolg in Izmir

(rsn) - Der Däne Tobias Lund Andresen feiert auf der 7. Etappe der 59. Tour of Türkiye seinen zweiten Sieg in wenigen Tagen und gleich den fünften für sein Team DSM Firmenich - PostNL bei der aktu

27.04.2024Reusser zurück im Feld und am Weg zu Olympia

(rsn) - Knapp ein Monat ist seit dem schweren Sturz bei der Flandern-Rundfahrt vergangen, der für die 32-jährige Marlen Reusser (SD Worx - Protime) schwere Folgen hatte. Ober- und Unterkiefer, die

27.04.2024Ein Klassikerfrühjahr 2025 mit Evenepoel?

(rsn) – Mit Lüttich-Bastogne-Lüttich hat Remco Evenepoel (Soudal – Quick Step) schon eines der fünf Monumente abgehakt, auch die Lombardei-Rundfahrt liegt dem jungen Belgier gut. Im nächsten J

26.04.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

26.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Tour de Romandie

(rsn) – Brandon McNulty (UAE Team Emirates) hat das Einzelzeitfahren der 77. Tour de Romandie gewonnen. Der US-Meister in dieser Disziplin benötigte für den 15,5 Kilometer langen Parcours rund um

26.04.2024Helferrolle bei der Vuelta: Vorjahresfünfte Bauernfeind kränkelt

(rsn) – Im vergangenen Jahr hat eine Deutsche bei der Vuelta Espana Femenina die Weltspitze überrascht und ist bei den Bergankünften am Mirador de Penas Llanas und an den Lagos de Covadonga mit de

26.04.2024Teutenberg büßt Führung ein, peilt nun aber Gesamtwertung an

(rsn) - Auf der 2. Etappe der Tour de Bretagne (2.2) hat Tim Torn Teutenberg (Lidl - Trek Future Racing) das hellgrüne Trikot des Gesamtführenden abgeben müssen. Der 21-Jährige aus Mettmann, der

26.04.2024Bike Aid nach Türkei-Königsetappe “etwas enttäuscht“

(rsn) - Aufgrund der starken Leistungen an den ersten fünf Tagen und der guten Ausgangssituation für die Kletterer im Team ging Bike Aid optimistisch in die Königsetappe der Türkei-Rundfahrt (2.P

26.04.2024McNulty gewinnt Zeitfahren, Teamkollege Ayuso holt Gelb

(rsn) – 142 Fahrer lang musste Brandon McNulty (UAE Team Emirates) warten, ehe er endgültige Gewissheit darüber hatte, dass ihm seine 20:06 Minuten für das 15,5 Kilometer lange Zeitfahren auf der

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Tour de Romandie (2.UWT, SUI)
  • Radrennen Männer

  • Gracia Orlová (2.2, CZE)
  • Tour de Bretagne (2.2, FRA)
  • Tour of the Gila (2.2, USA)