Frösis Tour-Tagebuch / 3. Etappe

Alles im Griff? Von wegen...

Von Robert Förster

Foto zu dem Text "Alles im Griff? Von wegen..."
Robert Förster (Gerolsteiner) Foto: Christoph Adamietz

07.07.2008  |  Erwartet haben wir den ersten Massensprint, aber gesprintet sind wir am Ende nur um die Plätze hinter den vier Ausreißern. Da haben wir uns im Feld verpokert, wobei die Vier aber auch stark unterwegs waren. Mein Platz 5 im Sprint - insgesamt Neunter - ist vom Resultat okay. Vermutlich hätte ich mich geärgert, wenn es um den Sieg gegangen wäre, aber so ist es in Ordnung. Darauf lässt sich aufbauen. Fürs Team war es leider kein guter Tag, denn Markus Fothen, unser Klassement-Mann, hat ein bisschen Zeit kassiert. Natürlich schade für ihn.

Mir gings heute ganz gut. Gestern Abend war das nicht unbedingt zu erwarten. Es hat mich nämlich ziemlich erwischt. Irgendwas beim Essen - ich glaub, der Thunfisch - habe ich nicht vertragen und ich lag plötzlich mit 110 Puls im Bett. Der Magen hat rebelliert, mir war heiß. Ich habe echt Angst gekriegt, denn mit so'ner Magengeschichte die Tour zu fahren ist bestimmt nicht lustig. Der Doc hat mir was gegeben und es ging mir dann bald wieder besser. Die Beine waren heute mal so, mal so, nicht 100 Prozent, aber auch nicht ganz schlecht. Im Sprint schien es heute allen schwer zu fallen, kaum einer ist im Stehen gesprintet.

Das Rennen begann entspannt. Erst mal lange 10km neutralisiert. 600 Meter nach dem fliegenden Start Schrecksekunde für mich: Schaden am Hinterrad, Speiche gerissen. Ich denke: Klasse, jetzt geht die Attackiererei los und Du kannst sehen, wie Du wieder rankommst. Glücklicherweise hat sich aber sehr schnell die Vierergruppe absetzen können und im Feld wurde es ruhig. Ungewöhnlich, dass nun schon zum zweiten Mal eine Gruppe so schnell stand, praktisch ohne Reaktion im Feld. Ich denke, bei den schwereren Etappen, die sich viele Attackierer schon angekreuzt haben, wird das wieder anders.

Hinten im Feld wurde die Zeit heute lang. 10km Sonne, 10km Regen, 10km Sonne, 10km Regen. Wir rollen mit 35 durch die Lande. Als die Ausreißer 13 Minuten weg waren, haben die Spanier im Feld die Kontrolle übernommen. Dann begann das Pokern. Bei 14 Minuten Rückstand sind Columbia, Credit Agricole und Bouygues eingestiegen. Der Abstand schmolz zügig auf 10 Minuten, bei 60km waren es 7 Minuten. Alles im Griff, denke ich. Doch bei den 7 Minuten stagnierte es dann. Bei 50 hat unsere Teamleitung entschieden, auch einen zum Tempo machen zu schicken. Ronny ging vorne mit rein. Zweifel, ob wir die Ausreißer noch kriegen würden, hatten wir keine.

In einer Linkskurve 35km vor Schluss schaue ich so nach vorne und sehe, wie Valverdes Team und Quick Step auf Kante fahren. Heinrich und Schumi waren bei mir. "Jungs, passt auf. Die fahren Kante!", rufe ich. Und dann gings los. Als ich mich 5km später umdrehe, waren nur noch drei Mann hinter mir. Mein Anfahrer Kraussi und leider auch Fötchen saßen hinten fest. Auch Wegmann, der kurz zuvor gestürzt war und heute bestimmt die Schnauze voll hatte. Schade.

Die letzten 30km vergingen wie im Fluge. Anschlag fahren. Ich dachte zunächst immer noch, dass wir die Ausreißer einholen. Ich halte nach deren Begleitautos Ausschau, die bei einer Minute Abstand rausmüssen. Aber es waren und waren keine Autos zu sehen und so langsam wurde mir klar, dass wir heute nicht um den Sieg sprinten werden. Das Finale war trotzdem hektisch, als ob es um alles ging. Heinrich ist super für mich gefahren. Bei 300 war ich im Wind, ein bisschen zu früh. Freire ist vor mir eine kleine Welle gefahren und ich musste einen, zwei Tritte auslassen, was mich eine bessere Platzierung gekostet hat. Aber Fünfter im Sprint ist schon okay. Darauf kann man aufbauen.

Beim Zeitfahren morgen geht es für mich nur darum, möglichst kräfteschonend durchzukommen. Man muss einen guten Tritt finden, aber keine Körner unnötig vergeuden. Das Ziel heißt: In der Zeit bleiben, nicht mehr und nicht weniger.

Euer Frösi

Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.

Mehr Informationen zu diesem Thema

26.07.2008Mit Koxi mitgefiebert, mitgelitten, mitgejubelt

Was soll man dazu sagen? Schumi, der in den letzten Tagen schon immer zu den Aktivsten gehörte, schießt das Ding ab - Wahnsinn. Und riesig freue ich mich natürlich auch für Bernhard. Gestern gings

25.07.2008Auf nach Paris!

Heute morgen hat mich der Lagerkoller erwischt. Ich hatte überhaupt keine Lust mehr. Es war warm, alles war mir irgendwie zuwider. Fast vier Wochen unterwegs, da kommt sowas irgendwann hoch. Nach dem

24.07.2008Ein Tieftag nach der Kletterei

So ist das immer: Erst kann man´s kaum abwarten, dass die Tour beginnt und wenn es losgeht, freut man sich irgendwann nur noch auf Paris. So ist das derzeit bei uns im Team. Alle fiebern dem Ende ent

23.07.2008Wahnsinn, diese Zuschauermassen, diese Stimmung!

Der Berg rief - und alle kamen. Ich fahre die Tour zum dritten Mal, aber dies war meine Premiere in Alpe d´Huez. Als Jugendlicher bin ich hier mal mit dem Rad hochgefahren, aber ich kann mich kaum no

22.07.2008Die große CSC-Keule ist ausgeblieben

Heute haben wir die große Offensive von CSC erwartet, aber es lief ganz nach unserem Geschmack und unser Koxi ist wieder ein Wahnsinnsrennen gefahren. Sogar für mich als Sprinter war es echt ein sch

21.07.2008Wenn nur die Bergetappen so schnell vorbei wären

Ein schöner Ruhetag, der leider viel zu schnell vorbeiging. Heute morgen erstmal ausgeschlafen, dann gemütlich gefrühstückt. Mal keine Berge von Nudeln, Reis und Müsli reinschaufeln! Sonst, zumal

20.07.2008Koksi, Superstar!

Koksi, Superstar! Es sind zwar schon noch ein paar Etappen, aber wie´s aussieht, kann Kohl aufs Podium fahren! Wahnsinnsleistung, die er heute gezeigt hat. Das Bergtrikot von Seppel geholt, der sich

19.07.2008Bei 36 Grad hat´s mit den Stecker gezogen

Ein heißer Tag und bei vielen Sprintern ist der Motor geplatzt. Vom Start weg gab es ein recht turbulentes Rennen, sehr schnell. Alle wollten in eine Gruppe mit rein. Nach 5km waren 21 Mann weg. Von

18.07.2008Das war gar nix

Ich weiß gar nicht, auf welchem Platz ich schließlich gelandet bin. 19.? Das war gar nix. Cavendish ist derzeit nicht zu schlagen, da braucht sich wohl niemand Illusionen zu machen. Aber ein gutes S

17.07.2008Hört das denn nie auf?

Das war ein Scheiß-Tag, von Anfang bis Ende. Heute morgen, eine halbe Stunde vor dem Start, hats uns kalt erwischt mit der Nachricht, dass nun auch Sportkamerad Ricco die Segel streichen muss. Vermut

16.07.2008Mehr Action als erwartet

Der Ruhetag hat mir unheimlich viel gebracht. Selten habe ich mich so gut erholen können. Muskulär und auch vom Kopf her bin ich sehr gut drauf. Gestern abend haben wir noch gegrillt bis spät und w

14.07.2008Koksi hat uns heute alle überrascht

Unser Koksi hat uns heute alle überrascht. "Platz 6 oder 7 ist vielleicht drin", meinte er vor dem Rennen. Am Ende Vierter - vor Evans, vor Valverde. Super. Und ein Zufall ist das bestimmt nicht. Koh

Weitere Radsportnachrichten

02.05.2024Offiziell bestätigt: Red Bull wird zur Tour als Titelsponsor sichtbar

(rsn) – Das deutsche WorldTeam Bora – hansgrohe wird ab der kommenden Tour de France (29. Juni - 21. Juli) als Red Bull – Bora – hansgrohe unterwegs sein. Das gab Manager Ralph Denk am Donners

02.05.2024Vollering hängt an erster Bergankunft die Konkurrenz ab

(rsn) – An der ersten Bergankunft der 10. Vuelta Femenina hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) ihre Konkurrentinnen in Grund und Boden gefahren und mit ihrem ersten Saisonsieg auch das Rote Trik

02.05.2024Im dritten Anlauf klappt es für Bike Aid mit dem Gelben Trikot

(rsn) – Im dritten Anlauf hat es für Yoel Habteab (Bike Aid) mit dem Gelben Trikot bei der Tour du Bénin geklappt. Nachdem ihm die Jury an den ersten beiden Tagen das Führungstrikot jeweils nach

02.05.2024Buchmann zur Giro-Ausbootung: “Komische Begründung“

(rsn) - Bis Ende des Jahres steht Emanuel Buchmann noch bei Bora – hansgrohe unter Vertrag. Ob er verlängert wird, scheint zumindest in diesem Moment nicht sicher. Mit großer Verärgerung tritt de

02.05.2024Arkéa - B&B Hotels verlängert vorzeitig mit Costiou

(rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Profiradsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder RÃ

02.05.2024Pogacar thront bei seiner Premiere über allen

(rsn) – Auf dem Papier scheint der 107. Giro d’Italia schon entschieden, noch bevor am Samstag in Venaria Reale nördlich von Turin der Startschuss fällt. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) ist de

02.05.2024Zu Ehren des Sponsors: Intermarché in speziellem Giro-Trikot

(rsn) – Im dritten Jahr in Folge wird Intermarché - Wanty nicht in seinem Standard-Outfit zum Giro d´Italia antreten. Bei der am 4. Mai beginnenden 107. Ausgabe der Italien-Rundfahrt will das belg

02.05.2024Krieger und Mayrhofer sollen Dainese zum Hattrick pilotieren

(rsn) – Das Team Tudor startet am Samstag in seine erste Grand Tour. Zum 107. Giro d’Italia (4. – 26. Mai) tritt der Schweizer Zweitdivisionär aber mit einem relativ erfahrenen Aufgebot an. Nu

02.05.2024“Underdogs“ Bauhaus und Kanter hoffen auf Giro-Etappensiege

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike), Tim Merlier (Soudal – Quick-Step), Fabian Jakobsen (dsm-firmenich – PostNL), Jonathan Milan (Lidl – Trek), Kaden Groves (Alpecin – Deceuninck),

02.05.2024Giro d`Italia: Die letzten zehn Jahre im Ãœberblick

(rsn) - Der Giro d`Italia ist traditionell die erste dreiwöchige Landesrundfahrt im Rennkalender, bei der sich immer wieder auch die Deutschen als Etappenjäger hervortaten. Im Jahr 2022 konnte das

02.05.2024Bénin: Jury nimmt Bike Aid das Gelbe Trikot wieder weg

(rsn) – Erneuter Tiefschlag für das Team Bike Aid bei der Tour du Bénin (2.2). Nachdem Yoel Habteab zum Auftakt seinen Etappensieg aberkannt bekommen hatte, weil er und seine Gruppe den Motorräd

02.05.2024Großes Vorschau-Paket: Die Strecke des Giro d´Italia 2024

(rsn) – Sechs Bergankünfte, zwei Einzelzeitfahren, toskanischer Schotter, der Mortirolo, der Stelvio und zum krönenden Abschluss zwei Mal der Monte Grappa – das ist der 107. Giro d´Italia (4. -

RADRENNEN HEUTE
  • Keine Termine