Frösis Tour-Tagebuch / 10. Etappe

Koksi hat uns heute alle überrascht

Von Robert Förster

Foto zu dem Text "Koksi hat uns heute alle überrascht"
Robert Förster (Gerolsteiner) Foto: Christoph Adamietz

14.07.2008  |  Unser Koksi hat uns heute alle überrascht. "Platz 6 oder 7 ist vielleicht drin", meinte er vor dem Rennen. Am Ende Vierter - vor Evans, vor Valverde. Super. Und ein Zufall ist das bestimmt nicht. Kohl hat sich unheimlich professionell vorbereitet, der kannte heute jeden Kilometer von seiner Streckenerkundung vor der Tour.

Für mich war es heute ein reiner "Arbeitstag". Hart von Anfang an und ich freue mich jetzt auf den Ruhetag. Wir sind heute Morgen mit dem Rad zum Start gerollt, wir hatten es nicht weit vom Hotel. Die Teamtaktik war so, dass wir zunächst einen in einer Gruppe unterbringen wollten und am Ende für Koksi fahren. Bei KM 0 ging gleich ein Gespringe los, kein Team hat kontrolliert. Auf einmal waren 25 Mann weg, von uns Fothen, Wegmann und wieder mal Lang dabei. Die Gruppe kam schnell auf anderthalb Minuten Vorsprung. Optimal für uns.

Nun begann für mich aber erstmal das große Leiden. Milram musste Strafarbeit machen, weil sie keinen vorne hatten. Hohes Tempo, rauher Asphalt, links, rechts durch die Dörfer. Eklig. Meine Aufgabe war es, für Kohl zu fahren und ihn aus allem rauszuhalten, damit er möglichst viele Körner für das Finale aufsparen kann. Irgendwann ist im Feld auch Garmin noch mit drei Mann in die Tempoarbeit eingestiegen, dazu vier von Milram. Da war richtig Tempo drin.

Vorne hat vor der Dreier-Bergwertung Fothen attackiert und die Gruppe gesprengt. Die anderen 20 Mann oder so hatten wir bald wieder ein. Kurz vor der Verpflegung unten vor dem Tourmalet gab es erstmals ein bisschen Ruhe im Feld. Flaschen holen, Pinkelpause, Gelegenheit zum Durchatmen vor dem großen Geklettere.

Wir Sprinter - u.a. McEwen, Hunter und ich - haben uns an die Spitze gesetzt und sind vorne in den Tourmalet reingefahren, um das Tempo ein bisschen zu bremsen. Die kleine Ruhephase vorher tat zwar gut, aber das Klettern danach tat um so mehr weh. Es dauerte nicht lange, und ich bin fliegen gegangen. Mit O'Grady gondele ich da hinten rum. Mein Sportlicher Leiter gibt die Info, hinter uns seien nur noch acht Mann. Drei Kilometer später kommen die acht von hinten. Dabei Casper, McEwen und Müller von Milram, der vorher ackern musste. McEwen wollte unbedingt vorne ins Grupetto und hat auf die Tube gedrückt. 10km später waren wir im großen Grupetto.

"Ich begreife nicht, dass hill climber hier Grupetto fahren!", schimpfte McEwen auf die abgehängten Bergfahrer, die uns Sprintern im "Omnibus" manchmal unabsichtlich das Leben schwer machen. McEwen hat aber für Ordnung gesorgt und wir fuhren in einigermaßen gutem Tempo über den Tourmalet.

In der 25km-Abfahrt konnte ich mich ein bisschen erholen, Trinken, Essen. Dann in den Schlussanstieg. 8, 10 Prozent. Die taten sogar im Grupetto weh. Die Kilometer vergehen nicht. Die Karenzzeit war kein Problem, das war nur noch stupide Arbeit. 5km vor dem Ziel kommen uns die ersten Rennfahrer aus dem Ziel entgegen. Spaß macht das nicht.

Nach dem Ziel gehts den Berg wieder runter, unten steht unser Bus und die warten alle auf mich. Also rein ins Chaos, zwischen den Zuschauermassen durch. Das ist mordsgefährlich. Besonders viele Hobbyfahrer überschätzen sich da, fahren Vollgas mit und stürzen. Im Getümmel hats heute Grabsch erwischt, er kam aber glimpflich davon.

Der Ruhetag morgen kommt mir gerade recht. Gestern habe ich mich so gut gefühlt, da dachte ich, es könnte eigentlich noch ein paar Tage dauern. Aber heute wurde ich zurück auf den Boden der Tatsachen geholt. Der Tag Pause kommt zum richtigen Zeitpunkt. Erstmal lange Schlafen morgen früh, dann ist Erholung angesagt.

Euer Frösi

Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten. Traditionell führt Robert Förster auf Radsport News zur Tour de France sein Tagebuch. Der Gerolsteiner-Sprinter, der in diesem Jahr auf seinen ersten Tour-Etappensieg hofft, wird in den nächsten drei Wochen von seinen Erlebnissen auf und neben der Strecke berichten.

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