Interview

Sieberg: Die belgischen Rennen im Visier

24.12.2006  |  (Ra) – Marcel Sieberg ist eines der hoffnungsvollen deutschen Talente, die den Sprung in ein ProTour-Team-Team geschafft haben. Der 24-jährige aus Castrop-Rauxel wechselt zur neuen Saison zu Milram und soll dort die Klassikerfraktion und den Sprintzug verstärken. Im Gespräch mit Radsport aktiv verrät der 1,98 Meter lange Sieberg, dass er sich besonders auf die belgischen Frühjahrsrennen freut und im Idealfall sogar schon sein Tour-Debüt geben wird.

Für wie wahrscheinlich hätten Sie es zu Beginn der Saison 2006 gehalten, ein Jahr später mit Weltstars wie Petacchi und Zabel in einem Team zu fahren?

Sieberg: Es war schon ein großes Ziel für mich, in einem ProTour-Team zu fahren und ich hatte auch ein bisschen mit Milram geliebäugelt. Ich fand das Team gut und kannte schon einige Fahrer.

Wie kam der Wechsel zu Milram zustande?

Sieberg: Jan Schaffrath (Sportlicher Leiter, der im neuen Jahr zu T-Mobile wechselt, d. Red.) hat sich für mich ins Zeug gelegt und wollte mich unbedingt haben. Im Mai/Juni hatte ich schon eine mündliche Zusage. Bei der D-Tour im August habe ich einen Vorvertrag unterschrieben. Im Oktober bin ich dann nach Italien gefahren und habe dort den „richtigen“ Vertrag unterschrieben.

Auf Jan Schaffrath werden Sie bei Milram in der neuen Saison aber nicht mehr treffen...

Sieberg: Das ist wirklich schade. Ich hätte gerne mit ihm zusammengearbeitet und hätte mich gefreut, wenn er bei Milram geblieben wäre. Aber so ist das nun mal. Wir haben auch immer noch per SMS und über Telefon Kontakt zueinander.

Sie sind in der abgelaufenen Saison für Wiesenhof gefahren. Wie fällt Ihre Bilanz aus?

Sieberg: Anfangs lief es ganz gut, etwa bei der Katar-Rundfahrt und der West-Flandern-Rundfahrt. Dann bin ich krank geworden, habe Pfeiffer’sches Drüsenfieber bekommen. Das hat mich natürlich zurückgeworfen. Nach einem Trainingslager bin ich dann wieder eingestiegen und habe wichtige Aufgaben im Team erfüllt, unter anderem für Gerald Ciolek. In der zweiten Saisonhälfte lief es dann richtig gut für mich und ich konnte einige gute Ergebnisse einfahren. Insgesamt habe ich meine Leistung gebracht und 2006 war sicher besser als 2005, trotz der Krankheit.

Ist die Krankheit völlig ausgeheilt?

Sieberg: Ja. Ich hatte schon vor einigen Jahren das Drüsenfieber, was aber erst im nachhinein vom Arzt festgestellt worden war. Im letzten Jahr hat es sich nur um eine sogenannte „Reaktivierung“ gehandelt. So etwas kommt nur selten vor und ich bin optimistisch, dass ich zukünftig keine Probleme mehr damit haben werde. Ich hatte alles in allem Glück im Unglück und bin nur kurze Zeit ausgefallen. Eigentlich habe ich die Saison schon abhaken wollen, aber nach drei, vier Wochen hat mein Arzt gesagt: Du kannst wieder mit dem Training anfangen.

Sie gelten als Eintagespezialist mit Sprintqualitäten. Fürchten Sie die teaminterne Konkurrenz bei Milram?

Sieberg: Ach, daran denke ich noch gar nicht. Ich will erst mal in das Team finden und meine Aufgaben gut erfüllen – alles andere ergibt sich dann. Ich will vor allem bei den Klassikern gut fahren. Vor allem bei den belgischen Rennen bleiben am Ende nicht mehr viele Fahrer übrig. Wenn ich dabei wäre, hätte ich mein Ziel schon erfüllt.

Sie haben eine aggressive, manchmal impulsive Fahrweise. Wird sich daran in der ProTour-Team etwas ändern ?

Sieberg: In der ProTour wird wohl generell mehr mit Ansage gefahren. Bei Wiesenhof hatte ich sicherlich mehr Spielraum, musste aber auch meine Arbeit fürs Team leisten. In der ProTour wird mir das noch öfter blühen. Aber ich habe kein Problem damit.

Welche Rolle werden Sie bei Milram spielen?

Sieberg: Ich werde zu Saisonbeginn einige Rennen mit Zabel und Petacchi fahren und möchte dann gerne eine gute Rolle bei den belgischen Rennen spielen. Mal schauen, ob ich dann auch mal auf eigene Rechnung fahren kann. Das muss natürlich die Teamleitung entscheiden. Die muss sich erst mal ein Bild von mir machen.

Welche Stärken haben Sie, woran müssen Sie noch arbeiten?

Sieberg: Meine Stärken liegen sicherlich bei den Eintagesrennen. Ich kann außerdem gut im Sprintzug arbeiten und bin im generell im Sprint nicht der Langsamste. Meine Schwächen? Na ja, ich werde niemals eine Bergetappe bei der Tour de France gewinnen. Ich will meine Bergqualitäten verbessern. Aber ich möchte schon weiter an meinen Stärken arbeiten, weil ich mir davon mehr Erfolg verspreche. Wie sieht Ihr Rennplan aus?

Sieberg: Ich werde wieder bei der Katar-Rundfahrt in die Saison einsteigen und dann einige kleinere Rundfahrten wie die Mallorca Challenge als Vorbereitung auf die belgischen Frühjahresrennen bestreiten. Wie es aussieht, werde ich auch eine der großen Rundfahrt fahren. Der Giro kommt im Kalender zu früh, außerdem haben wir viele italienische Fahrer im Team, die unbedingt bei ihrem Heimrennen dabei sein wollen. Bleiben also Tour und Vuelta. Wenn alles super läuft, ist die Tour de France für mich drin. Zumindest stehe ich auf dem Tour-Zettel der Teamleitung. Ich bin da aber eher vorsichtig und sehe meine Chancen etwa bei 30 zu 70.

Milram ist ein Team mit zwei Identitäten. Ist das nicht ein Problem für die Fahrer?

Sieberg: Ich glaube nicht. Bisher hatte ich zumindest noch keine Probleme. Beim Teamtreffen bin ich mit den Italienern gut klar gekommen, und ich denke, das wird auch in der Saison nicht anders sein.

Teamsprache wird Englisch sein. A problem for you?

Sieberg: (lacht) Not for me but maybe for the Italians. Ich komme ganz gut klar, kann mich auf Englisch einigermaßen verständigen. Ich versuche auch ein bisschen italienisch zu lernen, um mich den Mechanikern verständlich zu machen. Generell haben die italienischen Fahrer mehr Probleme mit der englischen Sprache als die deutschen. Aber ich bin zuversichtlich, dass es mit der Kommunikation klappen wird- notfalls eben mit Hand und Fuß.

Mit Marcel Sieberg sprach Matthias Seng.

Mehr Informationen zu diesem Thema

28.08.2009Rapp: 2010 wohl keine Deutschland Tour

(rsn) - Nachdem ARD und ZDF in diesem Jahr doch von der Tour de France berichtet hatten, war auch die für 2009 abgesagte Deutschland Tour wieder in den Mittelpunkt von Spekulationen gerückt. Im Inte

20.08.2009"Für ganz vorne fehlte noch ein bisschen was"

(rsn) – Nach schwachem Saisonstart hat Gerald Ciolek (Milram) in den vergangenen Monaten beständig gute Leistungen gezeigt, auch wenn es bisher erst zu einem Sieg reichte. Im Interview mit Radsport

20.04.2009"Ich bin froh, dass im Radsport soviel kontrolliert wird"

(sid) - Linus Gerdemann gehört zu den deutschen Hoffnungsträgern bei der diesjährigen Tour de France. Im Interview mit dem Sport-Informations-Dienst (SID) spricht der Milram-Kapitän über seine F

19.03.2009"Wir sind als böse Ketzer dargestellt worden"

(sid) - Der wochenlangen Schlammschlacht folgt der Showdown im Nobelhotel: BDR-Präsident Rudolf Scharping stellt sich am Samstag auf der Bundesversammlung des Bundes Deutscher Radfahrer zur Wiederwah

17.03.2009Claußmeyer: "Wir leben von unserer Stärke als Team"

(rsn) - Aus dem Continental-Team Sparkasse wurde zur neuen Saison das Team Nutrixxion Sparkasse. In Gespräch mit Radsport News erklärte Teamchef Mark Claußmeyer die Zusammensetzung des Teams, die S

04.03.2009„Letztendlich geht es immer um den Erfolg“

(rsn) – Mit neuem Hauptsponsor und einigen namhaften Neuzugängen wie Sebastian Sielder und René Haselbacher ist das österreichische Team Vorarlberg-Corratec in die neue Saison gegangen. Im Interv

26.02.2009„Kein Sieg im letzten Jahr – das hat mich gewurmt“

(rsn) – Paul Martens steht in seiner zweiten Saison beim niederländischen Rabobank-Team. Im letzten Jahr gelang dem 25-Jährigen trotz guter Leistungen kein Sieg. Das soll in dieser Saison anders w

24.02.2009„Ich habe mich als Co-Kapitän sehr wohl gefühlt“

(rsn) – Als Vierter der Andalusien-Rundfahrt zeigte Martin Velits (Milram) schon früh in der Saison sein großes Potenzial. Im Interview mit Radsport News sprach der 24-jährige Slowake über seine

13.02.2009"Schlimmer kann es nicht mehr kommen"

(rsn) - Der Australier William Walker, 2005 Vize-Weltmeister in der U23-Klasse, zählt zu den großen Talenten des Radsports. Das konnte der 23-Jährige in den letzten beiden Jahren im Rabobank-Trikot

11.02.2009"Ich will mich 2009 für höhere Weihen empfehlen"

(rsn) - Christian Müller (26) galt in seiner U23-Zeit als eines der größten deutschen Zeitfahrtalente. Nach einer guten Neo-Profi-Saison 2005 bei CSC lief in den folgenden drei Jahren nur wenig zus

07.02.2009"Wir sind eines der jüngsten Continental-Teams"

(rsn) - Das Bochumer Continental-Team Vlassenroot startet 2009 unter dem Namen Seven Stones. Im Gespräch mit Radsport News erklärt der Sportliche Leiter Lars Diemer, was hinter der Namensänderung s

05.02.2009"In Topform zu den Ardennenklassikern"

(rsn) - Robert Gesink ist das größte niederländische (Kletter-)Talent seit vielen Jahren. 2008 machte der 22-jährige Rabobank- Profi in mehreren großen Rennen mit Spitzenplatzierungen bereits von

Weitere Radsportnachrichten

20.05.2024Mattheis: Nach acht Jahren Pause ein spätes Comeback

(rsn) – Sonderlich viele Kontinental-Jahre hat Oliver Mattheis (Bike Aid) noch nicht auf dem Buckel. Dies liegt auch daran, dass der heute 29-Jährige seine aktive Radsportkarriere in seiner zweiten

20.05.2024Geschke griff mutig nach Pogacars Bergtrikot

(rsn) - Simon Geschke (Cofidis) setzte auf der 15. Etappe von Manerba del Garda nach Livigno (Mottolino) zum großen Kampf um das Bergtrikot des Giro an. Am Ende musste er sich aber der schieren Kraf

19.05.2024Quintana meldet sich zurück, aber Pogacar zeigt noch keine Gnade

(rsn) – Nach anderthalb Jahren außerhalb des Profi-Pelotons ist Nairo Quintana in dieser Saison zu Movistar zurückgekehrt, um an alte, glanzvolle Tage anzuknüpfen und als Kapitän zehn Jahre nach

19.05.2024Pogacar dominiert den Giro d´Italia – mit Plan, Verstand & Stärke

(rsn) – Die Entscheidung der Königsetappe des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) ist knapp 15 Kilometer vor dem Ziel gefallen. Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) tritt vom Hinterrad seines Teamk

19.05.2024Highlight-Video der 15. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Auf der Königsetappe des 107. Giro d´Italia hat Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) die Konkurrenten in Grund und Boden gefahren und seinen Vorsprung im Gesamtklassement auf fast sieben Min

19.05.2024Vor Steinhauser landen in Livigno nur die Grand-Tour-Könige

(rsn) – Es war ein großer Tag für Georg Steinhauser (EF Education - EasyPost). Der 22-Jährige hielt auf der Königsetappe des Giro d'Italia im Konzert der Grand-Tour-Gesamtsieger prächtig mit.

19.05.2024Bennett komplettiert Gesamterfolg in Dünkirchen mit Tagessieg

(rsn) - Vier Etappensiege, ein zweiter sowie ein dritter Platz und damit der deutliche Sieg in der Gesamtwertung: Sam Bennett (Decathlon AG2R La Mondiale) hat den Vier Tagen von Dünkirchen seinen Ste

19.05.2024Vollering vollendet mit Solosieg ihr Spanien-Triple

(rsn) - Mit einem Sieg auf der 4. und finalen Etappe der Burgos-Rundfahrt der Frauen fixierte Demi Vollering (SD Worx – Protime) den Gesamtsieg in eindrucksvoller Manier. Die Niederländerin attacki

19.05.2024Steinhauser: “Hammer, auf der Königsetappe Dritter zu werden“

(rsn) – Tadej Pogacar UAE Team Emirates) bleibt der unangefochtene Dominator des Giro d’Italia 2024 (2.UWT). Der Slowene gewinnt auch den 15. Tagesabnschnitt. 15. Etappe des Giro d’Italia – d

19.05.2024Hollmann auf den Pavé- und Gravelsektoren bärenstark

(rsn) - Das Antwerp Port Epic (1.1), das über insgesamt 60 Kilometer Kopfsteinpflaster und Gravel-Passagen führte, war für die deutschen KT-Teams am Start eine "epische Angelegenheit", wie sich al

19.05.2024Pogacar deklassiert auf Königsetappe die Konkurrenz zu Statisten

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat die 15. Etappe des 107. Giro d´Italia gewonnen. Nach 222 Kilometern mit Start in Manerba del Garda, dem Alpen-Riesen Mortirolo unterwegs und dem Ziel a

19.05.2024Adamietz fährt im New Yorker Gegenverkehr auf Platz drei

(rsn) - Johannes Adamietz (Lotto - Dstny) ist bei der Premierenaustragung des Gran Premier New York (1.2) auf das Podium gefahren. Der Ulmer, der das Rennen für das Devo-Team bestritt, musste sich n

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)