2. Sieg bei Tour de France der Frauen

Wiebes erneut unschlagbar, Longo Borghini biegt falsch ab

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Lorena Wiebes (DSM) hat die 5. Etappe der Tour de France Femmes für sich entschieden. | Foto: Cor Vos

28.07.2022  |  (rsn) – Auch im Windschatten hatte die Konkurrenz keine Chance, Lorena Wiebes (DSM) im Massensprint den zweiten Etappensieg bei der Tour de France der Frauen und damit ihren 17. Saisonerfolg streitig zu machen. Auf der 5. Etappe, die in Saint-Dié-des-Vosges nach 175 Kilometern – der längsten bisher gefahrenen Distanz bei einem Frauenrennen – ihr Ziel fand, war Weltmeisterin Elisa Balsamo (Trek – Segafredo) chancenlos. Die Italienerin konnte sich im Kampf um Platz zwei aber vor der in der Gesamtwertung führenden Marianne Vos (Jumbo – Visma) behaupten.

Sie führt weiterhin mit nun 20 Sekunden Vorsprung vor Silvia Persico (Valcar Travel & Service) die Wertung um das Gelbe Trikot an. In den Top 10 der Gesamtwertung änderte sich nichts. Auch das Trikot der Punktbesten verteidigte Vos, doch Wiebes, die Grün seit Dienstag stellvertretend trägt, rückte ihr nach dem Tagessieg mit nur noch 26 Punkten Rückstand weiter auf die Pelle. Tags zuvor waren es noch 58 Punkte Differenz.

“Das Grüne Trikot ist für mich das Hauptziel“, sagte Wiebes nach dem Rennen. “Ich bin froh, dass ich trotz der langen Etappe heute sprinten konnte. Wir haben sehr hart gearbeitet, Franzi (Koch) hat das ganze Rennen kontrolliert und ich bin froh, diese Arbeit vollendet zu haben.“ Balsamo als Zweitplatzierte musste das neidlos anerkennen: “Wir gaben unser Bestes. Aber es hat nicht gereicht.“

So lief das Rennen:

Mit hohem Tempo begann auch das fünfte Teilstück über die im Frauenradsport bislang noch nicht da gewesene Distanz von 175 Kilometern. Die erste halbe Rennstunde aus Bar-le-Duc heraus das Ornain-Tal entlang rauschte das Peloton mit 47 km/h. Trotzdem gelang es nach knapp 15 Kilometern einem Duo, sich etwas abzusetzen: Emily Newsom (EF Education – Tibco – SVB) und Anya Louw (AG Insurance – NXTG).

Die Beiden fuhren lange nur 20 Sekunden vor dem Hauptfeld, bekamen dann aber nach rund 30 Kilometern Begleitung durch Victoire Berteau (Cofidis) und Antri Christoforou (Human Powered Health). Gleichzeitig beruhigte sich das Tempo im Peloton. Das erlaubte dem Quartett, sich nach knapp 50 Kilometern auf 3:30 Minuten abzusetzen.

Hinten übernahm aber das Team DSM mit den beiden Deutschen Liane Lippert sowie vor allem Franziska Koch die Kontrolle und arbeitete für Sprint-Ass Lorena Wiebes, um den Abstand nicht zu groß werden zu lassen, um am Ende den erwarteten Massensprint herbeiführen zu können.

Die beiden Bergwertungen der 4. Kategorie sicherte sich aus der Spitzengruppe heraus die Französin Berteau, doch sie konnte die Trägerin des Bergtrikots, Femke Gerritse (Parkhotel Valkenburg) auch mit den vier gewonnenen Punkten nicht gefährden. Bereits mehr als 80 Kilometer vor Schluss begann der Vorsprung des Spitzenreiterinnen-Quartetts langsam zu schmelzen und am zweiten Bergpreis an der Cote de Gripport waren 70 Kilometer vor Ziel nur noch 2:30 Minuten übrig.

Den Zwischensprint und die damit verbundenen 120 Euro Preisgeld sicherte sich die Australierin Louw und zwei Minuten dahinter holte Wiebes die meisten Punkte aus dem Hauptfeld heraus – mit Vos an ihrem Hinterrad. Der Vorsprung der Spitzengruppe schrumpfte anschließend weiter, bis es 45 Kilometer vor Schluss zu einem riesigen Massensturz kam, bei dem etwa das halbe Fahrerfeld am Boden lag oder zumindest stoppen musste. Emma Bjerg (Movistar) gab das Rennen wegen einer Schulterverletzung auf.

Wegen des Sturzes nahm auch die Spitze des Pelotons kurzzeitig etwas Tempo heraus und der Vorsprung der Spitze wuchs nochmal leicht an, doch auf den letzten 35 Kilometern war wieder Zug auf der Kette bei den Verfolgerinnen. So fiel der Abstand innerhalb der letzten 30 Kilometer bald auf unter eine Minute.

Chaotisches Finale: Longo Borghini biegt falsch ab

Auf dem Weg zum Bonus Sprint 20 Kilometer vor dem Ziel, der sich auf dem höchsten Punkt der Etappe befand, zerfiel die Spitze, weil Berteau attackierte und mit Christoforou am Hinterrad die Bonussekunden einsammelte. 35 Sekunden Vorsprung rettete das Duo über den Berg, die beiden Mitausreißerinnen wurden geschnappt.

Auch zehn Kilometer vor dem Ziel hatte sich am Abstand nichts geändert. Er wuchs bis sieben Kilometer sogar nochmal leicht an. Im Feld machten dann aber Jumbo-Visma, Canyon-SRAM, Trek-Segafredo und SD Worx Tempo. Die geballte Power hinten war schließlich zu viel. Drei Kilometer vor dem Ziel war es um die letzten beiden Spitzenreiterinnen geschehen.

Mit einer Verkehrsinsel direkt nach einer leicht bergab führenden Haarnadelkurve 1500 Meter vor dem Ziel wurde das Finale eröffnet. Bis 1.000 Meter vor Schluss führte Ellen van Dijk (Trek-Segafredo) das Feld an - die Zeitfahr-Weltmeisterin hatte die Spitze schon über drei Kilometer vor Schluss übernommen.

Etwa 600 Meter vor Ziel reichte sie den Staffelstab im Trek-Segafredo-Sprintzug an Elisa Longo Borghini weiter, doch der letzte Knick 450 Meter vor dem Ziel wurde der Italienerin zum Verhängnis: Sie bog falsch ab, nahm die Ausfahrt für die Teamfahrzeuge und räumte dabei um ein Haar Vos ab, die nur mit großer Steuerkunst noch ausweichen konnte. Durch Longo Borghinis Fehler und einen Moment der allgemeinen Verwirrung verschleppte sich das Tempo im nun ohne Anfahrerin durch die Sprinterinnen angeführten Feld ein wenig, bis von hinten Maria Giulia Confalonieri (Ceratizit-WNT) gut 300 Meter vor Schluss den Sprint eröffnete.

Wiebes sprang an ihr Hinterrad und zog 200 Meter vor der Linie an der Italienerin vorbei. Doch auch wenn sie früh im Wind war, konnte die Konkurrenz ihr Hinterrad nicht halten und die DSM-Sprinterin siegte souverän.

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