Dreifachsieg für deutsche Frauen in der Verfolgung

Brennauer, Kröger und Brauße mit einmaligem WM-Rekord

Von Peter Maurer aus Roubaix

Foto zu dem Text "Brennauer, Kröger und Brauße mit einmaligem WM-Rekord"
Franziska Brauße, Lisa Brennauer und Mieke Kröger dominierten die WM-Einerverfolgung. | Foto: Cor Vos

23.10.2021  |  (rsn) – Gold, Silber und Bronze gab es für die deutschen Verfolgerinnen am vorletzten Tag bei den Bahnweltmeisterschaften in Roubaix. Erstmals in der Geschichte des Sports komplettierten drei Fahrerinnen einer Nation das Podium in dieser Disziplin. In eindrucksvoller Manier dominierten Lisa Brennauer, Franziska Brauße und Mieke Kröger schon in der Qualifikation und ließen dann auch im Finale nichts mehr anbrennen.

Auch wenn sie vor dem Wettbewerb bereits über den 1-2-3-Erfolg witzelten, waren die Emotionen dann sehr groß, als dieser dann feststand. "Der Fokus lag immer auf dem Vierer, aber wir wussten, dass wir uns auch die Einerverfolgung als Ziel gesetzt haben. Jetzt stehen wir zu dritt auf dem Podium, das ist ein Wahnsinn", erzählte Lisa Brennauer, die in der Quali sogar nur um eine halbe Sekunde am Fabelweltrekord der US-Amerikanerin Chloe Dygert, aufgestellt vor eineinhalb Jahren in Berlin, vorbeischrammte.

"Das ist schon ne richtige Hammerzeit für die du Zwischenzeiten fast wie in der Teamverfolgung hinblättern musst. Ich wusste, dass ich gut drauf bin und es versuchen konnte und es wäre ja fast geglückt", meinte die Allgäuerin angesprochen auf ihren Rekordversuch im Vorlauf. "Dabei musste ich noch etwas vorsichtig fahren, weil die Erholung zwischen Qualifikation und Finale immer eine große Schwierigkeit ist. Aber die 3:17 Minuten sind schon auch ein Wahnsinn."

Die Goldmedaille über die 3.000 Meter komplettierte eine unglaubliche Saison für Brennauer mit dem Olympiasieg in Tokio, dem Regenbogentrikot in der Mixed-Staffel auf der Straße, der WM-Goldenen in der Mannschaft als auch den zwei Europameistertiteln, die sie vor zwei Wochen in Grenchen eroberte: "Es ist so viel passiert, mit dem ich nie gerechnet hätte", sagte Brennauer.

Erfolge, die dann auch für das eine oder andere Luxusproblem sorgen. Wohin mit den ganzen Trikots und Medaillen zum Beispiel? "Ich habe eine kleine Wohnung. Mein erstes Regenbogentrikot hat einen Ehrenplatz und ist in eine Wandmalerei eingebunden. Die restlichen Medaillen sind ein bisschen eingerahmt, aber so langsam muss ich mir Gedanken machen, wo und wie ich auch den Erfolgen von 2021 ihren würdigen Platz geben kann", lachte die 33-Jährige, die nimmermüde in den letzten zehn Wochen von Erfolg zu Erfolg fuhr.

Brauße: "Wir wachsen von Event zu Event"

"Letztendlich ist das Ergebnis heute auch eine große Teammedaille", meinte Franziska Brauße, die mit ihrem zweiten Rang für den Silberstreif im kompletten Medaillensatz sorgte, den Deutschlands Bahnspezialistinnen in der Einzelverfolgung holten. "Ich freue mich über die Medaille, bin superglücklich", erklärte die mit 22 Jahren die jüngste Fahrerin des Olympiavierers war und nach Bronze im Vorjahr nun einen Schritt höher auf das Treppchen bei den Weltmeisterschaften steigen durfte.

"Wir haben uns gestern nochmals unseren Finallauf in der Teamverfolgung angesehen. Bei Eurosport hat Robert Bengsch erzählt, dass ich erst 22 bin, worauf Mieke Kröger nochmals erstaunt bei mir nachgefragt hat, dass ich noch so jung sei. Im Endeffekt zählt aber die Leistung und das Alter", erklärte die Baden-Württembergerin. Die mannschaftliche Geschlossenheit und den guten Teamspirit sind für sie die wichtigsten Elemente, die das deutsche Frauenteam derzeit auszeichnen: "Wir haben super viel Spaß mit der starken Konkurrenz im Team, sind alle gleich gut und spornen uns mit den guten Zeiten gegenseitig an. Vor allem wachsen wir von Event zu Event."

Mit der extra-terrestrischen Brennauer zu neuen Superlativen 2022?

Auch die dritte deutsche Starterin und gleichzeitig die dritte Medaillengewinnerin, Mieke Kröger, konnte eine mehr als zufriedene Bilanz ihres Auftrittes in der Einerverfolgung ziehen. "Ich bin ja ewig diese Disziplin nicht mehr gefahren und habe erst im Finale so richtig wieder das Gefühl gefunden, ausgerechnet im letzten Saisonrennen", strahlte auch die Bielefelderin, die im Kleinen Finale ihre Gegnerin Martina Alzini sogar einholte. Auch wenn das Rennen um die Bronzemedaille damit vorbei war, zog die 28-Jährige bis zur Ziellinie dann noch durch und beendete den Wettbewerb mit einer Zeit von 3:20.903. "Jetzt sind wir vier Fahrerinnen, die diese Zeit fahren können. Okay, Lisa ist da noch etwas extra-terrestrisch", grinste sie über ihre Teamkollegin, die ihre Karriere mit dem WM-Titel vergoldete.

"Unser Zusammenhalt ist unser größter Vorteil. Wir tragen uns gegenseitig, haben alle enormes Selbstvertrauen seit dem Olympiasieg", machte sie als Stärke der schwarz-rot-goldenen Verfolgerinnen aus, die sich nach einer perfekten Saison mit Weltrekord, Olympiasieg, WM- und EM-Titel sowie dem Dreifachsieg vom Samstag nun neue Ziele stecken müssen. Wie etwa als erste Frauenmannschaft die Vier-Minuten-Schwelle in der Teamverfolgung zu durchbrechen. "Wegen der nächstjährigen Ambitionen müssen wir noch ein Brainstorming machen, aber vielleicht sollte man nicht immer nach neuen Superlativen suchen", so Kröger abschließend. Anderseits warum nicht, denn noch scheinen die Bahn- und Straßenspezialistinnen nicht an ihren Limits angelangt zu sein.

Mehr Informationen zu diesem Thema

14.05.2024BDR darf bei Olympia alle 14 Bahn-Startplätze nutzen

(rsn) - Der Bund Deutscher Radfahrer hat in allen Bahn-Disziplinen die Nominierungskriterien für die Olympischen Spiele in Paris erfüllt und darf im Velodrom von Saint-Quentin-en-Yvelines im August

16.04.2024Not-OP nach Lungenembolie: Vogel im Krankenhaus

(rsn) – Kristina Vogel ist am Wochenende einmal mehr dem Tod gerade so entgangen. Das machte die zweimalige Bahn-Olympiasiegerin am Montag via Instagram bekannt. Dort postete die 33-Jährige ein Fot

14.01.2024Friedrich stürmt im Keirin zum vierten EM-Titel in Folge

(rsn) – Am letzten Tag der Bahn-EM in Apeldoorn hat Lea Sophie Friedrich nochmals zugeschlagen und ihren Titel im Keirin souverän verteidigt. Für die zweite Medaille des deutschen Teams sorgte Fra

13.01.2024Zwei deutsche Medaillen am vierten Tag der Bahn-EM

(rsn) – Zwei Medaillen gab es für deutsche Frauen, doch der Star am vierten Tag der Bahn-Europameisterschaft in Apeldoorn war Lotte Kopecky, die innerhalb von 19 Minuten zweimal Gold holte. Erst si

13.01.2024Wafler saust mit großem Gang zur Silbermedaille

(rsn) – Mit einem vierten Platz im Ausscheidungsrennen begannen die Bahn-Europameisterschaften richtig gut für Tim Wafler. Doch zufrieden ging der junge Wiener am Mittwochabend nicht ins Bett. Er

12.01.2024Friedrich und Hinze auf zwei und drei im EM-Sprint

(rsn) – Die beiden Sprinterinnen Lea Sophie Friedrich und Emma Hinze sorgten bei den Bahn-Europameisterschaften im niederländischen Apeldoorn für die nächsten beiden Medaillen. Sie mussten sich i

12.01.2024Dank der Big Points zum historischen Titelgewinn

(rsn) - Mit seinem vierten Europameistertitel, dem dritten in Folge an der Seite von Theo Reinhardt, krönte sich Roger Kluge am zweiten Tag der Kontinentalen Titelkämpfe in Apeldoorn zum neuen Köni

12.01.2024Brauße: “In Paris spekulieren wir schon auf eine Medaille“

(rsn) – Wie schon vor einem Jahr holte sich der deutsche Frauenvierer bei der Bahn-EM die Bronzemedaille. Auf kontinentaler Ebene schafften Franziska Brauße &Co. erneut den Sprung auf das Podium, w

12.01.2024Bigham weiß: Nur mit Weltrekord gibt es in Paris Olympiagold

(rsn) – 2021 sammelte Daniel Bigham seine ersten olympischen Erfahrungen. Als Leistungsoptimierer unterstützte der Brite, der nur wenige Jahre zuvor als Quereinsteiger in den Bahnsport gekommen ist

11.01.2024Dritter Madison-Titel en suite für Kluge/Reinhardt

(rsn) – Nach der Goldmedaille im Teamsprint zum Auftakt der Europameisterschaften in Apeldoorn sorgten am zweiten Tag Roger Kluge und Theo Reinhard für den zweiten deutschen Titelgewinn. Wie schon

11.01.2024Wafler wäre in Apeldoorn lieber Fünfter als Vierter geworden

(rsn) – Es war das beste Karriereergebnis, das der 21-jährige Tim Wafler aus Österreich am Mittwochabend zum Auftakt der Europameisterschaften im Omnisport von Apeldoorn in der Elite einfuhr. Doch

11.01.2024Deutsche Teamsprinterinnen auf der Suche nach Perfektion

(rsn) – Sie dominieren den Teamsprint und mit dem Gewinn der Goldmedaille zum Auftakt der Europameisterschaften auf der Bahn in Apeldoorn unterstrichen Lea Sophie Friedrich, Emma Hinze und Pauline G

Weitere Radsportnachrichten

02.06.2024Evenepoel beim Critérium du Dauphiné ohne konkreten Ziele

(rsn) – Nach seinem Schlüsselbeinbruch bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Remco Evenepoel (Soudal – Quick-Step) mit bescheidenen Zielen zum 76. Critérium du Dauphiné ins Feld zurück. “Ehrlic

02.06.2024Startet die Vuelta a Espana 2025 im Piemont?

(rsn) – Die diesjährige Vuelta a Espana beginnt am 17. August mit einem Einzelzeitfahren in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon, die Gran Salida 2026 ist für Monaco vorgesehen. Wie Renndirekt

02.06.2024Roglic ist vor der Tour-Generalprobe “auf Kurs“

(rsn) – Rund zwei Monate nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt kehrt Primoz Roglic wieder ins Feld zurück. Der Slowene führt Bora – hansgrohe beim 76. Critérium du Dauphiné a

02.06.2024Wilkos feiert Solosieg bei Sportland NÖ Womens Tour

(rsn) – Nachdem sie schon in St. Pölten am ersten Tag erfolgreich gewesen war, holte sich die Polin Katarzyna Wilkos (MAT ATOM Deweloper) auf dem vierten und vorletzten Tagesabschnitt der Sportlan

02.06.2024Betz und Breuer triumphieren beim Unbound XL

(rsn) – SB – dieses Kürzel stand beim Unbound XL nach 350 Meilen über die Gravelroads des US-Bundesstaates Kansas am Samstag für ´Sieg´. Denn in den längsten beiden Rennen des prestigeträch

02.06.2024Zabel radelte nach London zum Champions-League-Finale

(rsn) – Zu den rund 30.000 Dortmunder Fans, die im Londoner Wembley-Stadion das Champions-League-Finale zwischen Borussia Dortmund und Real Madrid erlebten, gehörte auch Rick Zabel. Der gebürtige

02.06.2024Defekt, Sturz, 2 Minuten Rückstand - Sprintsieg: Klöser gewinnt Unbound

(rsn) – Ein Jahr nach Carolin Schiff hat erneut eine Deutsche das ´Hauptrennen´ der Frauen beim Gravel-Highlight Unbound gewonnen. Die in Kopenhagen lebende Rosa Klöser setzte sich nach 327 Kilom

02.06.2024Morton bezwingt Haga im Sprintduell beim Unbound 200

(rsn) – Lachlan Morton hat das 200-Meilen-Rennen der Männer beim Unbound Gravel in Emporia im US-Bundesstaat Kansas gewonnen. Der in Boulder in Colorado lebende, 32-jährige Australier setzte sich

02.06.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir über die wic

01.06.2024UAE will Pogacars Tour-Konkurrenten nächsten Dämpfer verpassen

(rsn) – Nach der dominanten Vorstellung von Tadej Pogacar beim Giro d´Italia will das UAE Team Emirates dessen Kontrahenten für die Tour de France beim Critérium du Dauphiné (2.UWT) an den komme

01.06.2024Jorgenson und Kuss führen Visma beim Dauphiné an

(rsn) – Mit Gesamtsiegen in allen drei Grand Tours war Jumbo – Visma 2023 das Rundfahrtteam schlechthin. Doch nach dem Abgang von Primoz Roglic und den Verletzungen von Jonas Vingegaard und Wout v

01.06.2024Malopolska: Felbermayrs Ritzinger landet Ausreißercoup

(rsn) - Felix Ritzinger (Felt - Felbermayr) hat auf der anspruchsvollen 2. Etappe der Tour of Malopolska (2.2) seinen zweiten Saisonsieg eingefahren. Der Österreicher setzte sich nach 148 Kilometern

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Critérium du Dauphiné (2.UWT, FRA)