Bei der Tour 120-km-Flucht mit Van Avermaet

Kluge genoss es, am Sieg zu schnuppern

Von Joachim Logisch aus Chateauroux

Foto zu dem Text "Kluge genoss es, am Sieg zu schnuppern"
Roger Kluge (Lotto Soudal) und Greg Van Avermaet (AG2R Citroën) auf der 6. Tour-Etappe | Foto: Cor Vos

01.07.2021  |  (rsn) - 120 Kilometer treten und schweigen, wissend, dass alles umsonst sein wird! Doch ein kleines Fünkchen Hoffnung blieb Roger Kluge (Lotto Soudal) und Greg Van Avermaet (AG2R Citroën) bis 2,5 Kilometer vor Schluss der 6. Etappe der 108. Tour de France!

Schon früh auf dem Weg von Tours nach Chateauroux hatte sich der Belgier davon gemacht. Zunächst in einer achtköpfigen Gruppe und dann allein, als das Feld fast heran war. Nur Kluge fuhr ihm schließlich nach. "Leider ist mir keiner gefolgt", bedauerte der Berliner, der fünf Kilometer zwischen dem Feld und Van Avermaet hing, bis der Olympiasieger auf ihn wartete. Gemeinsam bildete das Duo die kleine Ausreisergruppe des Tages.

"Ich hätte gerne eine größere Gruppe gehabt. Greg und ich wussten, dass wir keine zehn Minuten am Vorsprung bekommen würden, ein größerer Vorsprung als die zwei Minuten hätte uns sicher eine Extraportion Motivation gegeben", waren sich die beiden der Aussichtslosigkeit ihres Tuns bewusst.

Wer gedacht hätte, die Routiniers hätten sich unterwegs wenigstens gut unterhalten, sah sich getäuscht. "Am Anfang haben Greg und ich ein paar Worte gewechselt, ansonsten war es relativ still und man zählt die Kilometer runter. Zum Glück waren es nur 120 Kilometer. Wenn ich an morgen denke, da wäre es noch zäher geworden", schaute Kluge auf die mit 250 Kilometern längste Etappe dieser Tour voraus und gab zu: "Es war schon etwas langweilig heute. In den Bergen hätte man etwas mehr Zeit gehabt, die Landschaft zu genießen. Heute ging es viel gerade aus, es gab wenig zu sehen außer ein paar kleinen Ortschaften."

"Wir haben versucht, clever zu fahren"

An Aufgeben dachte Kluge aber nie, obwohl den Deutschen Probleme mit dem Gesäß plagten. "Ich bin aktuell nicht in der Verfassung, in der ich sein wollte. Seit ein paar Tagen habe ich die Probleme. Ein Tag wie heute macht es dann nicht besser, deshalb musste ich mich auch stretchen", stellte der gebürtige Eisenhüttenstädter fest, ohne sich dabei beklagen zu wollen.

Denn der selbstlose Helfer seines Teams genoss auch die Fahrt vor dem Feld. "Man hat zumindest einen Geschmack davon bekommen, wie es ist, in einer Spitzengruppe um den Sieg zu fahren", sagte der 35-Jährige. Nach dem Ausfall ihres Kapitäns Caleb Ewan haben die verbliebenen sieben Lotto-Profis freie Fahrt. "Wir waren hier nur mit der Option angetreten, am besten mehrere Etappensiege mit Caleb einzufahren. Nach seinem Ausscheiden mussten wir unsere Taktik ändern und werden nun weiter in die Offensive gehen. Jetzt haben wir die Chance, selbst um Siege zu kämpfen", erklärte Kluge.

Als die Ausreißer spürten, dass die Sprinterteams sie nicht weiter weglassen würden, schonten sie ihre Kräfte. Kluge: "Wir haben versucht, clever zu fahren und Kraft für das Finale zu sparen." Erst 15 Kilometer vor Schluss gaben sie alles. "Am Ende haben wir alles rausgehauen und geschaut, wie weit wir kommen. Wir holten aber nur fünf Sekunden oder so mehr raus. Auf diesen Straßen hat man keine Chance gegen das Feld. Am Ende hat es bis zwei Kilometer vor dem Ziel gereicht", sagte Kluge.

Am Boden zerstört wirkte er im Gespräch in der Mixed Zone nach dem Zieleinlauf nicht. Am Freitag könnte es anders aussehen. "Wegen meiner körperlichen Probleme werde ich morgen dafür büßen", meinte er mit einem Augenzwinkern!

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