ETW-Tagebuch von der Tour of Egypt

“Today your riders will do a little bit Cyclocross“

Von Gabriel Ossyra

Foto zu dem Text "“Today your riders will do a little bit Cyclocross“"
Das Team Embrace the World bei der Tour of Egypt | Foto: Embrace the World

27.03.2019  |  (rsn) - Zum Abschluss möchte ich euch einen Einblick von der letzten, aus Betreuersicht langweiligsten, Etappe geben. Sie erforderte diesmal keinen langen Transfer, weder mit Auto noch mit Rad, war der Start doch keine 500 Meter vom Hotel entfernt. Das bedeutete, dass Jan und ich ganz gemütlich mit den Jungs gegen 7.00 Uhr frühstücken konnten.

Am Start dann das obligatorische Briefing mit den Kommissären und den anderen SpoLeis, mit dem wichtigsten Tagesordnungspunkt, O-Ton: “Today your riders will do a little bit Cyclocross“. Das bedeutete, dass unsere Jungs auf einer siebenmal zu fahrenden Runde jeweils einen 300 Meter langen Abschnitt ägyptische Schotterstraße zu überwinden hatten. Das stellte uns vor eine organisatorisch knifflige Aufgabe. Es waren zwar alle Ersatzlaufräder einsatzbereit, jedoch gab es nur noch zwei Ersatzschläuche in unserem Werkzeugkoffer.

Die Erfahrung der letzten Tage lehrte uns, dass das nicht reichen würde. Deshalb knobelten die Fahrer untereinander aus, wer sich im Fall der Fälle zuerst opfert und ohne funktionierendes Material in den Besenwagen steigt. Nachdem dies geklärt war, wurde auch schon direkt gestartet. Nach ca. 15 Kilometern die ersten chaotischen Bilder: Das Feld wurde extrem langsam und die ersten einheimischen Fahrer hielten links und rechts der Straße an oder fuhren direkt entgegen der Rennrichtung.

Kurze Auflösung: Das Feld wurde rund zwei Kilometer lang fehlgeleitet. Es wurde gewendet und wir kamen auf die eigentliche Strecke zurück. Kleiner Fun-Fact: Die Spitzengruppe, die vorher laut Radio Tour 45 Sekunden Vorsprung hatte, fuhr trotz Barrage und Stopp nach der Fehlleitung mit zwei Minuten Vorsprung weiter. Jaja, that's Africa…

Nach der anfänglichen Aufregung fiel der Spannungsbogen recht schnell ab und das Rennen ging kontrolliert und mit nur einem Defekt langsam aber sicher auf die nicht ausgeschilderte Ziellinie zu, die uns leider heute wieder um ein Spitzenergebnis gebracht hat. Stephan konnte nach einer Kurve das Ziel ca. 400 Meter davor ausmachen und demnach den Sprint viel zu spät einleiten. Ende vom Lied: Platz sechs für Stephan und Platz 18 für Benny. Egal, es ging ab ins Hotel, duschen, essen, schlafen und abends auf ein, in Ägypten eigentlich nicht käuflich zu erwerbende, paar Bier.

Um zwei Uhr morgens mussten wir dann unsere Feier leider abbrechen, da der Transfer zum Flughafen anstehen sollte. Ich wiederholte noch einmal ganz bewusst das “sollte“… Wir warteten 15 Minuten, 30, 45 - es kam niemand und wir konnten auch niemanden von der Orga erreichen. Verdammt, in zwei Stunden ging der Flug, die Fahrt dahin dauerte mindestens 45 Minuten. Also schnell zwei Taxi organisiert. Die waren auch recht zügig gefunden. Zwei Taxifahrer boten uns einen Transport in Ihren mindestens 40 Jahre alten Peugeots 404 an. Der äußere und innere technische Zustand war für mich als TÜV-Sachverständigen das absolute Highlight der Rundfahrt… Nichtsdestotrotz, die beiden haben uns sicher durch alle Militärkontrollen rechtzeitig zum Flughafen gebracht.

Mittlerweile bin ich in Kairo angekommen, schreibe hier diesen Bericht, verabschiede mich im Namen des ganzen Teams Embrace The World und bedanke mich bei allen Sponsoren und helfenden Händen für die zahlreiche Unterstützung.

Sportliche Grüße und bis zum nächsten Mal
Gabriel

Weitere Radsportnachrichten

03.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morg

03.05.2024Zeeman glaubt weiter an Tour-Start von Vingegaard

(rsn) – Nach seinem schweren Sturz bei der Baskenland-Rundfahrt am 4. April ist Jonas Vingegaard (Visma – Lease a Bike) weiter auf dem Weg der Besserung. Sein Sportdirektor Merijn Zeeman glaubt so

03.05.2024Anspruchsvoller Auftakt im Piemont

(rsn / ProCycling) – 13 Jahre nach ihrer Premiere ist die Stadt Venaria Reale erneut Schauplatz des Grande Partenza. Als Ouvertüre gibt es eine anspruchsvolle Etappe, die nördlich von Turin starte

03.05.2024Lipowitz wäre schon glücklich, wenn er Rom erreichen würde

(rsn) - Der dritte Gesamtrang bei der Romandie-Rundfahrt vor einer Woche hat Florian Lipowitz (Bora – hansgrohe) viel Aufmerksamkeit eingebracht. Nun startet der 23-Jährige beim Giro d´Italia in d

03.05.2024Muzic schlägt Vollering! Erst festgebissen, dann abgesprintet

(rsn) – Évita Muzic (FDJ – Suez) hat an der Laguna Negra in 1.715 Metern Höhe die 6. Etappe der Vuelta Espana Femenina gewonnen. Die 24-jährige Französin setzte sich am Ende der 6,5 Kilometer

03.05.2024Blackmore nimmt bei Israel - Premier Tech Zabels Platz ein

(rsn) – Nach dem Karriereende von Rick Zabel wird Joseph Blackmore den frei werdenden Platz des Deutschen bei Israel – Premier Tech einnehmen. Wie der Zweitdivisionär meldete, wechselt der 21-jÃ

03.05.2024Was Selbstvertrauen alles ausmachen kann

(rsn) - Servus liebe Leserinnen und Leser, nach gut zwei Monaten voller Wettkämpfe melde ich mich mal wieder. Es ist viel passiert, worüber ich gerne berichten würde. Bereits zum zweiten Mal in d

03.05.2024Bénin: Lührs verpasst um Millimeter seinen ersten Saisonsieg

(rsn) – Auf der 4. Etappe der Tour du Bénin (2.2) hat das Team Bike Aid erneut einen Tagessieg knapp verpasst, konnte sich aber zumindest über die Verteidigung des Gelben Trikots von Yoel Habteab

03.05.2024Niewiadoma und Realini bei Vuelta Femenina ausgestiegen

(rsn) - Ohne zwei der Favoritinnen ist am Mittag die 6. Etappe der Vuelta Femenina gestartet worden. Wie ihr Team Canyon – SRAM auf X meldete, habe man beschlossen, dass Kasia Niewiadoma aus gesundh

03.05.2024Geschke von 2500 Metern in Freiburg zum Giro d´Italia

(rsn) – Vor dem letzten Giro d’Italia seiner Karriere strahlt Simon Geschke viel Optimismus aus. “Meine Form ist sehr gut, ich konnte mich so gut wie noch nie auf einen Giro vorbereiten“, sagt

03.05.2024Giro-Favorit Pogacar hält Fixierung auf seine Person für “Bullshit“

(rsn) – Am Samstag beginnt der 107. Giro d’Italia – mit Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) als haushohem Favoriten, der in der öffentlichen Wahrnehmung alle seine Konkurrenten in den Schatten st

03.05.2024HLN: Van Aert kehrt Ende Mai ins Feld zurück

(rsn) – Wout van Aert (Visma - Lease a Bike) nimmt nach seinem schweren Sturz Ende März bei Dwars Door Vlaanderen sein Comeback ins Visier. Wie die Zeitung Het Laatste Nieuws schreibt, plant der B

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)