Brennauer in Lierde enttäuschte Vierte

Vos übernimmt bei Zielankunft nach Maß das Zepter

Von Felix Mattis aus Lierde

Foto zu dem Text "Vos übernimmt bei Zielankunft nach Maß das Zepter"
Marianne Vos (Rabo-Liv, links) und Giorgia Bronzini (Wiggle-High5, rechts) sprinten um den Sieg in Lierde. | Foto: Cor Vos

09.09.2016  |  (rsn) - Am Vortag hielt sie in Moorslede noch ihrer Teamkollegin Lucinda Brand erfolgreich den Rücken frei, nun war Marianne Vos (Rabo-Liv) auf der 2. Etappe in Lierde selbst mit dem Siegen an der Reihe und übernahm so auch die Gesamtführung der Lotto Belgium Tour von Brand. Vos setzte sich auf über die letzten 500 Meter ansteigender Zielgerade vor Giorgia Bronzini (Wiggle-High5) durch, die ihrem Antritt im Sprint als einzige am Hinterrad folgen konnte. Platz drei ging an die 21-jährige Belgierin Lotte Kopecky (Lotto-Soudal).

"Ja, es war ein sehr gutes Finale für mich", sagte Vos, die bei schwierigen, aber nicht allzu bergigen Zielankünften derzeit das Maß der Dinge ist. "Und ich wurde von Lucinda perfekt positioniert - von der Gesamtführenden! Sie hat sich hinter dem Sprintzug von Canyon-SRAM eingereiht. Ich denke, wir müssen ihnen für den Leadout danken."

Bereits auf der 1. Etappe in Moorslede sprintete Brand für Rabo-Liv aus dem Windschatten von Canyon-Sprinterin Barbara Guarischi zum Sieg. Nun machte es ihr Vos nach - nur dass sich der Sprintzug der deutschen Mannschaft diesmal nicht für Guarischi sondern für Lisa Brennauer formiert hatte. Die Allgäuerin wurde von Alexis Ryan auf die letzten 250 Meter gebracht, startete ihren Sprint dann aber wohl zu spät.

"Ich bin etwas enttäuscht nach so einem tollen Leadout. Wir haben uns sehr gut gefunden und die Mädels tolle Arbeit gemacht, aber am Ende habe ich glaube ich einfach etwas zu lange gewartet", sagte Brennauer, die hinter Kopecky als Vierte über den Zielstrich kam. "Als Vos und Bronzini mit so einem starken Punch kamen, konnte ich nicht mehr mit um den Sieg fahren. Das Finale hat ihnen beiden extrem gut gelegen. Ich wusste deshalb von Beginn an dass es hart wird. Aber nichts ist unmöglich!"

Zwischen Vos und Bronzini wurde es am Ende allerdings noch einmal eng. Die Italienerin zog bis 75 Meter vor dem Ziel im Windschatten der Niederländerin mit und versuchte dann in einem leichten Rechtsknick auf den letzten 50 Metern noch links vorbeizuziehen. "Giorgia ist neben mir stark aufgekommen", musste auch Vos anerkennen. Vorbei kam Bronzini nicht mehr, doch die zweimalige Ex-Weltmeisterin war auch mit Rang zwei nicht unglücklich.

"Ich bin etwas krank in die Rundfahrt gestartet", sagte sie mit noch immer etwas belegter Stimme. "Aber das Finale hat mir heute gelegen und ich habe mein Bestes versucht. Marianne ist allerdings Marianne. Wenn sie loslegt, dann legt sie los. Das ist eine wirklich starke Beschleunigung. Hinter ihr Zweite zu werden bedeutet viel - auch weil ich die Einzige war, die ihr nah kommen konnte. Ich bin happy."

Auch wenn das gesamte Peloton trotz einer kleinen Lücke hinter Vos und Bronzini mit der selben Zeit gewertet wurde, übernahm die Niederländerin durch die Bonifikationen für den Tagessieg und fünf weitere bereits unterwegs an Zwischensprints gesammelten Bonussekunden die Gesamtführung von Brand. Sie führt nun mit vier Sekunden Vorsprung auf ihre Teamkollegin und zehn Sekunden vor der dritten Niederländerin, Annemiek Van Vleuten (Nationalteam). Kopecky ist mit ebenfalls zehn Sekunden Rückstand Vierte und Brennauer 18 Sekunden hinter Vos Gesamtfünfte.

Bevor es in Lierde zum Bergaufsprint um den Tagessieg kam, hatte das Peloton 106,4 Kilometer durch Ostflandern zurückzulegen, die etwas welliger waren, als am Vortag. Trotzdem kam es zu keiner Selektion - weder auf einer 600 Meter langen Kopfsteinpflasterpassage, der Kapittelstraat nach rund 20 Kilometern, noch an der insgesamt vier Mal zu bewältigenden Eikenmolen-Steigung, die einmal direkt nach dem Start und später noch drei Mal auf den drei jeweils 17 Kilometer langen Schlussrunden zu bewältigen war. Einzelne Ausreißerinnen konnten sich jeweils nur für wenige Meter vom meist geschlossenen Feld absetzen.

Das Rennen wurde allerdings auch durch eine 15 Kilometer lange Neutralisation etwa zu Etappenhalbzeit stark beruhigt. Weil in der Gemeinde Haaltert keine Streckenposten die Kreuzungen absicherten, musste die Jury diese Maßnahme ergreifen.

Am Freitag endet die Lotto Belgium Tour in Geraardsbergen mit einer 97,3 Kilometer kurzen Schlussetappe, die es in sich hat. Nach rund 60 Kilometern inklusive des ersten aus der Flandern-Rundfahrt bekannten Hellings Berendries erreichen die Fahrerinnen den Start- und Zielort erneut und haben noch zwei 17 Kilometer lange Schlussrunden über die berühmte Muur van Geraardsbergen sowie den Bosberg vor sich, bevor auch die Zielankunft in der Ortsmitte auf Kopfsteinpflaster steil ansteigt.

"Es wird nicht einfach, aber wir haben mehrere Karten zu spielen", meinte Vos am Donnerstag. "Lucinda ist in großartiger Form und in guter Position. Und auch Thalita De Jong ist nicht weit zurück." Die am Mittwoch gestürzte Cross-Weltmeisterin hat als Gesamtsiebte 23 Sekunden Rückstand auf Vos.

Vor ihr liegt noch Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5) mit 22 Sekunden Rückstand. Die Ronde-Siegerin von 2015 ist neben Van Vleuten als starke Klettererin wohl die größte Gefahr für Rabobank. Aber auch ihre schwedische Teamkollegin, die Titelverteidigerin Emma Johansson ist als Zehnte nur 30 Sekunden zurück. Sicher ist: Sie alle müssen attackieren und Vos sowie Brand unterwegs abschütteln - denn im Zielsprint dürften sie die Niederländerinnen nicht schlagen können.

Video-Zusammenfassung der Etappe:

Weiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößernWeiteres Foto - mit Klick vergrößern

Mehr Informationen zu diesem Thema

11.05.2024Bredewold verteidigt Gelb mit Stil und holt zweiten Itzulia-Sieg

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat ihr auf der 1. Etappe erobertes Führungstrikot am zweiten Tag der Itzulia Women (2.WWT) nicht nur verteidigt, sondern sich nach 104 Kilometern vor

10.05.2024Bredewold baut makellose Itzulia-Serie von SD Worx aus

(rsn) – Mischa Bredewold hat ihrem Team SD Worx – Protime einen grandiosen Auftakt zur 3. Itzulia Women (2.WWT) beschert. Die Europameisterin aus den Niederländerin entschied die 1. Etappe über

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

30.04.2024Vos feiert Sprintsieg in Teruel

(rsn) – Die Gewinnerin der 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina by Carrefour.es ist Marianne Vos (Visma – Lease a Bike). Die Niederländerin sicherte sich den Tageserfolg nach 130,2 Kilometern in

Weitere Radsportnachrichten

11.05.2024Radsport live im TV und im Ticker: Die Rennen des Tages

(rsn) – Welche Radrennen finden heute statt? Wo und wann kann man sie live im Fernsehen oder Stream verfolgen? Und wo geht´s zum Live-Ticker? In unserer Tagesvorschau informieren wir jeden Morgen

11.05.2024Highlight-Video der 8. Etappe des Giro d´Italia

(rsn) – Die 8. Etappe des 107. Giro d´Italia hätte eine für kletterstarke Ausreißer sein können. Entsprechend groß war der Kampf um die Plätze in der Spitzengruppe zu Beginn und entsprechend

11.05.2024Geschke und Steinhauser beeindrucken in glückloser Gruppe

(rsn) – Zwei Deutsche haben die 8. Etappe des Giro d´Italia quer durchs Apennin in Richtung Bergankunft in Prati di Tivo maßgeblich mitgeprägt: Simon Geschke (Cofidis) und Georg Steinhauser (EF E

11.05.2024Flachetappe in die Hauptstadt der Pizza-Liebhaber

(rsn / ProCycling) – Die Verbindung der Rennorganisatoren RCS mit Neapel scheint in den letzten Jahren besonders eng geworden zu sein. Zum dritten Mal in Folge schlägt der rosa Zirkus seine Zelte i

11.05.2024Teamkollegen überredeten Pogacar, im Apennin auf Sieg zu fahren

(rsn) - Normalerweise sagt im Radsport der Kapitän, wann und wie er auf Sieg fahren will. Das ist sicher auch bei Tadej Pogacar und seinem UAE Team Emirates so. Mit dem Unterschied, dass die Mannscha

11.05.2024Sturz in Spitzengruppe raubte Santic - Wibatech die Siegchance

(rsn) - Bei der Silesian Classic (1.2), einem neuen UCI-Eintagesrennen in Polen, hätte sich das deutsche Team Santic - Wibatech beinahe den Premierensieg gesichert. Nach 160 Kilometern fuhren die be

11.05.2024Fleche du Sud: Rüegg auf Podiumskurs, Rapp und Peter lauern

(rsn) - Das 18,6 Kilometer lange Einzelzeitfahren am Vorschlusstag des Fleche du Sud (2.2) hat nur wenig Veränderungen im Gesamtklassement gebracht. So geht weiterhin der Niederländer Pim Ronhaar (

11.05.2024Martinez hatte den Sieg vor Augen, bis Pogacar antrat

(rsn) – Mit dem Tagessieg bei der Apennin-Bergankunft in Prati di Tivo hat es für Bora – hansgrohe auf der 8. Etappe des Giro d´Italia nicht geklappt. Überflieger Tadej Pogacar (UAE Team Emirat

11.05.2024Thomas “überrascht, dass andere abgehängt wurden“

(rsn) – Zwei Minuten Zeitverlust auf Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) im Einzelzeitfahren am Freitag: Die Aussichten für Geraint Thomas (Ineos Grenadiers) vor der zweiten Bergankunft des 107. Giro

11.05.2024Großschartner: “Der Etappensieg war eigentlich nicht unser Ziel“

(rsn) – Das Finale der 8. Etappe des Giro d’Italia (2.UWT) ging Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) eher gemächlich an. Statt einer frühen Attacke verließ sich der Slowene auf seine SprintqualitÃ

11.05.2024Pogacar holt Etappensieg Nr. 3, diesmal im Sprint am Berg

(rsn) – Tadej Pogacar (UAE Team Emirates) hat einen Tag nach seinem zweiten Etappensieg beim 107. Giro d’Italia gleich den dritten nachgelegt. Auf der 8. Etappe von Spoleto zur Bergankunft von Pra

11.05.2024Nys lässt Hirschi und Co. im Bergaufsprint keine Chance

(rsn) – Thibau Nys (Lidl – Trek) hat bei der Ungarn-Rundfahrt seinen zweiten Etappensieg in Folge gefeiert. 24 Stunden nachdem der 21-jährige Belgier an der Bergankunft von Gyöngyös-Kékestö d

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)