Vorschau Lotto Belgium Tour

Van Vleuten kehrt nach Horrorsturz von Rio ins Peloton zurück

Von Felix Mattis aus Nieuwpoort

Foto zu dem Text "Van Vleuten kehrt nach Horrorsturz von Rio ins Peloton zurück"
Annemiek Van Vleuten führte das Olympische Straßenrennen alleine an, bis sie in der letzten Abfahrt schwer stürzte und ins Krankenhaus gebracht werden musste. | Foto: Cor Vos

06.09.2016  |  (rsn) - Genau 30 Tage nach ihrem schrecklichen Sturz im Straßenrennen der Olympischen Spiele von Rio gibt die Niederländerin Annemiek Van Vleuten im Trikot des Nationalteams ihr Comeback im Peloton: Die 33-Jährige startet heute zum Prolog der Lotto Belgium Tour, einer viertägigen Rundfahrt, die in diesem Jahr von der Kategorie 2.2 zu 2.1 hochgestuft wurde und prompt auch ein prominenteres Starterfeld anzieht.

Mit von der Partie sind neben Vorjahressiegerin Emma Johansson und ihrem Team Wiggle-High5 auch Marianne Vos mit der Rabo-Liv-Mannschaft und Lisa Brennauer mit dem Team Canyon-SRAM. Im Fokus wird zunächst aber vor allem die Rückkehr Van Vleutens stehen. Die Gesamtsiegerin von 2014 hat die vergangenen Wochen in Livigno verbracht, um sich wieder fit zu machen und vor allem dem Trubel um ihre Person in der Niederlande zu entgehen.

Die Strecke: Bergetappen sind bei der Belgien-Rundfahrt Fehlanzeige, und auch die Ardennen erreicht das Rennen nicht. Dafür ist allerdings die berühmte Muur van Geraardsbergen einer der Scharfrichter auf der Schlussetappe am Freitag. Los geht es am Dienstag mit einem 4,4 Kilometer langen Prolog direkt auf der Hafenpromenade von Nieuwpoort an der Nordsee - hauptsächlich geradeaus, aber mit drei engen 90-Grad-Kurven kurz vorm Ziel.

Die 2. Etappe führt über 121,4 Kilometer rund um Moorslede und ist weitgehend flach - ohne jede Bergwertung. Ein Sprint scheint trotz technisch schwieriger Zielanfahrt vorprogrammiert, zumal die Wettervorhersage keine Windkantenspiele verspricht. Tagsdrauf sind in der Anfangsphase des 106,4 Kilometer langen dritten Teilstücks rund um Lierde bei Kilometer 9 und 39 die ersten zwei Bergwertungen der Rundfahrt zu überwinden: der Gapenberg und der Slettemberg. Anschließend wird aber auch diese Etappe flacher und schreit ebenfalls nach einem Sprint.

Die Entscheidung über den Rundfahrtsieg fällt also erst am Schlusstag in Geraardsbergen. Die 97,2 Kilometer kurze Schlussetappe beinhaltet nach 28 Kilometern den Berendries-Anstieg und führt später je zwei Mal über Bosberg (KM 63 & 78) und Muur van Geraardsbergen (KM 67 & 83). Auch die Zielankunft in Geraardsbergens Ortskern ist dabei ansteigend.

Die Favoritinnen: Angesichts des Streckenprofils dürfte schon das Ergebnis des Prologs eine wichtige Rolle für die Gesamtwertung spielen. Damit sich aber auch auf den flachen Etappen etwas tut, gibt es 10, 6 und 4 Bonussekunden für die Top 3 im Ziel sowie 3, 2 und 1 Bonussekunden für die Top 3 bei jedem der täglich drei Zwischensprints.

Brennauer gehört, nachdem sie vergangene Woche bei der Boels Ladies Tour in Holland mit ihrem Sieg in Tiel bewiesen hat, dass sie ihre Sprinterqualitäten nicht verloren hat, daher automatisch zu den Mit-Favoritinnen - vorausgesetzt sie kommt mit den Besten über die Muur. Dasselbe gilt für Hitec-Products-Sprinterin Kirsten Wild.

Auf Grund der Schlussetappe in Geraardsbergen heißt die Top-Favoritin aber Vos. Die Niederländerin dürfte Bosberg und Muur besser verkraften und ist trotzdem schnell genug, um auch die Sprintetappen zu gewinnen oder zumindest einige Bonifikationen abzugreifen. Titelverteidigerin Johansson wird es ihr schwer machen wollen und auch ihre Teamkollegin Giorgia Bronzini darf man nicht aus den Augen lassen. Außerdem werden Lucinda Brand und Thalita De Jong für Rabo-Liv sofort zur Stelle sein, sollte Vos schwächeln.

Der Schlusstag dürfte auch Elisa Longo Borghini (Wiggle-High5) sehr gut gefallen. Bei der Flandern-Siegerin von 2015 ist es aber fraglich, ob sie in den Sprints genug Boni abgreifen kann, um den Gesamtsieg zu erringen. Das größte Fragezeichen steht aber hinter Van Vleutens Name: Unter normalen Umständen wäre sie die Top-Favoritin auf das erste Führungstrikot im Prolog und könnte dies auch bis zum Schluss eventuell verteidigen. Doch man muss abwarten, wie fit sie 30 Tage nach ihrem Sturz von Rio bereits wieder ist.

Die Deutschen: Neben Brennauer steht eine ganze Reihe weiterer Deutscher in Belgien am Start: Ihre Canyon-SRAM-Teamkollegin Mieke Kröger sammelt nach ihrem Olympischen Bahn-Sommer weitere Straßenkilometer vor der EM nächste Woche in Plumelec und sollte im Prolog zu beachten sein. Normalerweise sind die vier Kilometer von Nieuwpoort zu kurz für sie, aber nach allem Training für die Bahn-Verfolgung von Rio dürfte das nun anders sein.

Claudia Lichtenberg (Lotto-Soudal) ist zwar keine Spezialistin für belgische Rennen, entdeckte im Frühjahr aber ihre Liebe für die Flandern-Rundfahrt und dürfte für den Schlusstag in Geraardsbergen besonders motiviert sein. Ihr Comeback auf der Straße nach den Olympischen Bahn-Wettkämpfen und seit ihrem Sturz auf der Mortirolo-Etappe des Giro Rosa gibt Charlotte Becker (Hitec Products), die hauptsächlich für Wilds Sprint-Ambitionen da sein wird. Und in den Sprints darf man auch Daniela Gass (Sprinters Malderen) nie unterschätzen.

Außerdem hat der BDR ein Nationalteam nach Belgien geschickt, das von der sprintstarken Lisa Küllmer angeführt wird und dem außerdem Tatjana Paller (beide Koga Ladies) sowie Jacqueline Dietrich und die Juniorinnen Liane Lippert und Christa Riffel (alle Team Stuttgart) angehören.

Die Teams: Wiggle-High5, BH Cycling Team, Alé Cipollini, Lotto-Soudal, Lensworld-Zannata, Topsport Vlaanderen, Hitec Products, Lares Waowdeals, Mataton Sobotka, Jan van Arckel, Canyon-SRAM, Sprinters Malderen, Rabo-Liv, Autoglas Wetteren, Keukens Redant, Lointek, Isorex, BMS-Birn, Nationalteam Kasachstan, Großbritannien, Deutschland, Schweden, Niederlande

Die Etappen:
Prolog, 6.9.: Nieuwpoort (4,4 km)
1. Etappe, 7.9.: Moorslede (121,4 km)
2. Etappe, 8.9.: Lierde (106,4 km)
3. Etappe, 9.9.: Geraardsbergen (97,2 km)

Mehr Informationen zu diesem Thema

12.05.2024Vollering stürmt mit 30-km-Solo am letzten Tag ins Gelbe Trikot

(rsn) – Mit einem Solo über gut 30 Kilometer hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) am letzten Tag der 3. Itzulia Women (2.WWT) ihrer Teamkollegin Mischa Bredewold das Gelbe Trikot noch abgenomme

11.05.2024Bredewold verteidigt Gelb mit Stil und holt zweiten Itzulia-Sieg

(rsn) – Mischa Bredewold (SD Worx – Protime) hat ihr auf der 1. Etappe erobertes Führungstrikot am zweiten Tag der Itzulia Women (2.WWT) nicht nur verteidigt, sondern sich nach 104 Kilometern vor

10.05.2024Bredewold baut makellose Itzulia-Serie von SD Worx aus

(rsn) – Mischa Bredewold hat ihrem Team SD Worx – Protime einen grandiosen Auftakt zur 3. Itzulia Women (2.WWT) beschert. Die Europameisterin aus den Niederländerin entschied die 1. Etappe über

09.05.2024Ludwig: “Dachte so oft, dass ich nie einen Profisieg hole“

(rsn) – Hannah Ludwig hat geschafft, woran sie selbst nicht geglaubt hat. Die 24-Jährige aus Traben-Trarbach machte am Mittwoch den Tag für ihr Team Cofidis perfekt. Nachdem kurz zuvor Benjamin Th

08.05.202424,5-Kilometer-Solo! Ludwig feiert ersten Profisieg

(rsn) – Je länger die Wartezeit, desto explosiver die Freude am großen Jubeltag: Fast zeitgleich mit dem Sieg von Teamkollege Benjamin Thomas auf der 5. Etappe des Giro d´Italia in Lucca, dem ers

07.05.2024Ab 2025 auch ein Frauenrennen Mailand-Sanremo?

(rsn) - Nach der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix und Lüttich-Bastogne-Lüttich wird mit Mailand-Sanremo auch das vierte der fünfte Monumente künftig wohl auch mit einem Frauenrennen aufwarten kö

06.05.2024Bauernfeind beendet Vuelta besser als erwartet

(rsn) – Wer weiß, was alles möglich gewesen wäre. Wenn Ricarda Bauernfeind nicht zu Beginn der Vuelta Feminina (2.WWT) etwas gekränkelt hätte. Und wenn sie von Beginn an als Kapitänin von Cany

05.05.2024Vollering nutzt Rückenwind-Passage zum Vuelta-Triumph

(rsn) – Mit einem weiteren überragenden Auftritt hat Demi Vollering (SD Worx – Protime) die 10. Vuelta Femenina (2.UWT) souverän für sich entschieden. Die 27-jährige Niederländerin schüttelt

04.05.2024Rund 260.000 Euro fehlen: Tour of Scandinavia abgesagt

(rsn) – Die Women´s WorldTour-Rundfahrt Tour of Scandinavia wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Das gaben die Veranstalter des für 27. August bis 1. September geplanten Rennens am Freitag via P

04.05.2024Alfonsina Strada: Die erste Frau beim Giro

(rsn) – Wenn am Samstag in Venaria Reale der 107. Giro d´Italia der Männer beginnt, ist das auch für den Frauen-Radsport ein wichtiger Termin. Denn noch bevor im Juli der nächste Giro der Frauen

01.05.2024Faulkner landet als Ausreißerin Coup in Zaragoza

(rsn) – Kristen Faulkner hat bei der 10. Vuelta Femenina für den zweiten Sieg einer Fahrerin von EF Education – Cannondale gesorgt. Nachdem ihre Teamkollegin Alison Jackson die 2. Etappe für si

30.04.2024Highlight-Video der 3. Etappe der Vuelta Femenina

(rsn) – Marianne Vos (Visma – Lease a Bike) hat die 3. Etappe der Vuelta Espana Feminina (2.UWT) für sich entschieden. Die 36-jährige Niederländerin verwies nach 1302 Kilometern zwischen Lucen

Weitere Radsportnachrichten

13.05.2024Schachmann: Etappenjäger in wichtiger Doppelfunktion

(rsn) – Maximilian Schachmann (Bora – hansgrohe) hat sich von seinem Sturz 58 Kilometer vor dem Ziel der 9. Etappe beim Giro d'Italia bereits recht gut erholt. Das bestätigte der 30-Jährige am e

13.05.2024Mit Rouvy Grand-Tour-Recon im Wohnzimmer?

(rsn) - Analoge und digitale Welten verschränken sich immer mehr, auch beim Radsport. Auf besondere Weise dreht Rouvy mittlerweile die Schraube weiter. Auf der 2017 von den Brüdern Petr und Jiri Sam

13.05.2024Bergankunft Nr. 3: Kurze Etappe, langer Schlussanstieg

(rsn / ProCycling) – Schon in der ersten Woche des 107. Giro d´Italia hat es Ausreißversuche gegeben, die von Erfolg gekrönt waren. Doch erst die 10. Etappe durch den südlichen Apennin weist ein

13.05.2024Erholter Démare kehrt in Dünkirchen ins Feld zurück

(rsn) – Nachdem er aufgrund von Erschöpfungserscheinungen seine Klassikerkampagne bereits nach Gent-Wevelgem am 27. März hatte beenden müssen, kehrt Arnaud Démare (Arkéa - B&B Hotels) in seiner

13.05.2024Thomas kritisiert Neapels Straßen: “War ein absolutes Gemetzel“

(rsn) – Ein astreiner Massensprint und breite Straßen auf den letzten Kilometern: Auf den ersten Blick war das Finale der 9. Etappe beim Giro d´Italia in Neapel nichts Besonderes. Doch im Peloton

13.05.2024Die letzten Hügel taten Milans Beinen weh

(rsn) – Im vergangenen Jahr musste sich Jonathan Milan in Neapel am Ende der damaligen 6. Giro-Etappe Mads Pedersen geschlagen geben. Damals stand der Italiener noch bei Bahrain Victorious unter Ver

13.05.2024Bringt der Flèche du Sud den erhofften “Bumms“?

(rsn) - Gleich fünf der neun deutschen Kontinental-Teams waren in der vergangenen Woche beim Fléche du Sud (2.2) dabei. In Luxemburg standen sie allerdings zumeist im Schatten ihrer für internatio

12.05.2024Trotz widriger Umstände rast Kooij beim Giro zum ersten Sieg

(rsn) - Die ersten beiden Massensprints des diesjährigen Giro d’Italia (2. UWT) liefen nicht nach dem Geschmack von Olav Kooij und seinem Team Visma – Lease a Bike. Doch die dritte Chance konnte

12.05.2024Krieger bei Sturz auf 9. Giro-Etappe schwer verletzt

(rsn) – Nach einem schweren Sturz im Finale der 9. Etappe musste Alexander Krieger mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus gebracht werden. Wie sein Team Tudor am Abend auf X mitteilte, sei der St

12.05.2024Auch ohne Sieg ist Buchmann ein Gewinner der Ungarn-Rundfahrt

(rsn) – Den Frust über seine Giro-Ausbootung hat Emanuel Buchmann (Bora – hansgrohe) in viel Angriffslust umgewandelt. Nachdem er bereits am 1. Mai bei Eschborn-Frankfurt (1.UWT) mit einer offens

12.05.2024Kooj triumphiert im Sprint-Krimi von Neapel vor Milan

(rsn) – Olav Kooij (Visma – Lease a Bike) hat die 9. Etappe des 107. Giro d’Italia im Massensprint gewonnen. Nach 214 Kilometern mit Start in Avezzano und Ziel in Neapel jagte er auf den letzten

12.05.2024Flèche du Sud: Teutenberg-Team am Schlusstag auf 1-2-3

(rsn) – Der Flèche du Sud (2.2) ist für viele der deutschsprachigen Fahrer und Teams erfreulich zu Ende gegangen. Am Schlusstag feierte Tim Torn Teutenberg mit seinem Team Lidl – Trek Future Ra

RADRENNEN HEUTE

    WorldTour

  • Giro d´Italia (2.UWT, ITA)
  • Radrennen Männer

  • Tour d´Algérie (2.2, DZA)