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23.05.2011 | (Golling, 22. 5.; Ra) Premiere für Jedermänner: Erstmals durften sie (und natürlich auch die Jederfrauen;-) beim Giro einen Teil einer Etappe am selben Tag wie die Profis befahren. Das klang spannend, und so waren am vergangenen Freitag über 800 Hobby-Radfahrerinnen und Radfahrer in Lienz und am Glockner dabei: Giro-Flair und tolle
Atmosphäre waren garantiert.
Der Promi-Auftrieb war enorm; nicht nur österreichische Sportgrößen vergangener und
gegenwärtiger Zeiten (darunter die Leopard-Trek-Profi Thomas Rohregger, Ex-Milram-Profi Paco Wrolich sowie die Ex-Skistars Armin Assinger, Franz Klammer und Fritz Strobl) nahmen die Herausforderung an, sich über die Glockner-Straße bis auf die
Franz-Josefs-Höhe auf 2369 m hinauf zu quälen.
Die Profis hingegen begnügten
sich mit einer Ankunft am Glocknerhaus auf 2135 m! Aber sie hatten am Freitag ja noch ein paar Kilometer mehr zu fahren - insgesamt immerhin fast 230 Kilometer, mit fünf Bergen...
Der "Fight for Pink" wurde um
10 Uhr 30 am Hauptplatz in Lienz neutralisiert gestartet. Wobei "neutralisiert"
eher theoretisch war: Das Feld raste mit über 40 km/h auf den
Iselsberg zu. Diese erste, rund sieben Kilometer lange Steigung riss das Feld bereits
ordentlich auseinander: Die üblichen Verdächtigen setzten sich vorne ab, der Rest
versuchte, sein eigenes Tempo zu finden. Ich persönlich war beim Rest
dabei.
Der Rhythmus war bald gefunden, und ich kurbelte den Iselsberg
hoch. Auch hier war bereits einiges Publikum an der Strecke, das die Teilnehmer anfeuerte - so auch
mich. Die Abfahrt nach Winklern war definitiv flott,
obwohl der Asphalt eher rau war.
Hinein ins Mölltal wurde es für mich dann recht einsam: Meine
Weggefährten vom Iselsberg hatte ich auf der Iselsberg-Abfahrt verloren.
Aber kein Problem: Oft konnte ich in Grüppchen
mitfahren, die keine Startnummer hatten. Diese "Freizeit-Fahrer" flüchteten
jedoch regelmäßig vor den immer wieder auftretenden kurzen Regenschauern ins Trockene. Ich ließ mich
davon nicht aufhalten, und fuhr weiter nach Pockhorn. Unterwegs fielen mir etliche Arbeiter auf, die noch mit Aufbauarbeiten für diverse
Giro-Streckenmarkierungen beschäftigt waren. Ob alles rechtzeitig fertig geworden ist? Verfahren hat sich wohl keiner der Profis.
In Pockhorn, einem kleinen Vorort von
Heiligenblut, ging es dann endgültig los: Die Steigung hinauf auf den Glockner
begann. Die Beine machten ganz gut mit, und so kam ich für meine Verhältnisse
recht flott voran. In Heiligenblut war eine üppige Verpflegungsstelle aufgebaut,
die ich nutzte, um mich ein wenig zu stärken.
Denn was danach folgte, waren Steigungen im durchgehend zweistelligen Bereich. Anders
als auf der Nordseite des Glockners gibt's bei der Auffahrt von Lienz her nicht so viele Kehren, in denen
man sich hätte ausruhen können. Das Kurbeln wurde jetzt immer schwerer - aber an
Aufgeben war natürlich nicht zu denken. Immerhin wurde man vom bereits versammelten Giro-Publikum
frenetisch angefeuert.
So erreichte ich die Mautstelle: endlich Erholung,
wenn auch nur kurz.
Weiter ging's aufs Kasereck; bis dorthin lief's bei mir wieder ein
wenig besser. An der Giro-Bergwertung nochmals Verpflegung, die
Kohlehydrat-Speicher aufgefüllt, und weiter ging's. Nach der
kurzen Abfahrt zum Kreisverkehr und der Abzweigung zur Franz-Josefs-Höhe waren
die Steigungen dann erstmal gemütlicher.
Mit ein paar kleinen Wellen ging es
dem Giro-Ziel am Glocknerhaus entgegen. Was dort aufgebaut war, machte mich allerdings
sprachlos. Die Giro-Organisatoren protzten hier mit einem riesigen Aufwand an Mensch und Material. Zudem waren zahlreiche prominente Zaungäste im Zielbereich, so etwa die Ski-Weltmeister Christof Innerhofer und Annemarie Moser Pröll sowie Rad-Legende Eddy Merckx, die die Hobby-Radler eifrig anfeuerten.
Denn im Giro-Ziel war ja für uns noch nicht Schluss. Es musste
noch die Franz-Josefs-Höhe erklommen werden, und der letzte Kilometer hatte es
definitiv in sich: In der Lawinen-Galerie hatte ich 13 bis 14 Prozent am
Tacho stehen.
Auf der Höhe angekommen, wartete direkt unser Ziel: Geschafft! Stolz und große Erleichterung machten sich nicht nur bei mir breit. Nach einer ausführlichen Stärkung
ging's wieder runter zum Glocknerhaus, um den Zieleinlauf der Profis anzuschauen.
Mein Resüme: Alles in allem eine sehr gelungene Veranstaltung. Die Osttiroler und die Kärntner haben sich viel Mühe gegeben. Es fiel jedoch schon auf, dass es
eine Premiere war: Von Seiten der Organisation des Profi-Rennens besteht durchaus noch
Verbesserungspotential, vor allem in der Abstimmung.
Und mein persönliches Highlight: Als ich Didi Senft, den "Tour-Teufel", unterhalb der Mautstelle in
seiner überraschenerweise rosafarbenen Kluft erkannte. Ich rief ihm zu, und er feuerte mich sofort an, gab den Rhythmus vor. Das ließ mich schmunzeln und setzte neue
Kräfte frei - die ich gut gebrauchen konnte...
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