--> -->
05.08.2013 | (rsn) – Erstmals in ihrer über 80-jährigen Geschichte fiel der Startschuss zur Polen-Rundfahrt außerhalb der Landesgrenzen. Die 70. Auflage der Tour de Pologne startete in der norditalienischen Region Trentino an, wo das Peloton zwei schwere Dolomiten-Etappen in Angriff nehmen musste.
Außer diesem zweitägigen Italien-Ausflug gab es bei dem einzigen polnischen WorldTour-Rennen eine weitere Neuheit. Sein Debüt feierte der vom Radsportweltverband UCI konzipierte Race Appeal-Modus, der unter anderem nur sechsköpfige Teams vorsah.
Aus sportlicher Sicht war die diesjährige Polen-Rundfahrt alles in allem ein Erfolg für die Veranstalter. Mit am Start waren Hochkaräter wie Vincenzo Nibali (Astana), Fabian Cancellara (RadioShack-Leopard) oder Bradley Wiggins (Sky). Die erste Geige spielten allerdings andere Fahrer.
Schon als es bergauf Richtung Madonna di Campiglio und zum Passo Pordoi ging, zogen die Stars den Kürzeren. Zwar versuchte Giro-Sieger Nibali, am zweiten Renntag in einer Ausreißergruppe das Renngeschehen zu bestimmen, aber der Italiener, der sein erstes Rennen seit dem Giro d’Italia bestritt, war ohne größere Ambitionen und vor allem weit von seiner Frühjahrsform entfernt.
Ins Rampenlicht fuhren sich dagegen andere - auch polnische Fahrer. Sehr aktiv waren Bartosz Huzarski (NetApp-Endura) und Rafal Majka (Saxo Tinkoff), der auf dem Passo Pordoi die Führung in der Gesamtwertung übernahm. ,,Ich bin stolz, dass ich in diesem Gelben Trikot nach Polen fahren kann", sagte Majka, der aber nicht für den erhofften Heimsieg sorgen konnte und letztlich Vierter wurde.
Schade war, dass den polnischen Fernsehzuschauern die Zeremonie und wichtige Informationen vorentahlten wurden. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen beendete seine Übertragung mit der Mitteilung, dass der Gewinner der Passo Pordoi-Etappe wahrscheinlich neuer Gesamtführender sein würde. Dem war allerdings nicht so: Christophe Riblon (Ag2R) feierte den Tagessieg, aber Majka übernahm Gelb.
Überhaupt musste das Öffentlich-Rechtliche, dessen Funksignal auch an andere Sendeanstalten verkauft wurde, viel Kritik über sich ergehen lassen. Die Kommentatoren beispielsweise hatten Probleme, die Fahrer in den Spitzengruppen zu identifizieren. Die Zeitabstände wurden nicht korrekt angeben und gar nicht eingeblendet. Die oftmals sinnfreien Gespräche im Studio brachten das Fass zum Überlaufen und sorgten dafür, dass man sich in Polen über die Fernsehleute lustig machte.
Zurück aber zum Sportlichen: Auf dem Passo Pordoi verlor Diego Ulissi (Lampre Merida) sein Leadertrikot an Majka, aber den Tagessieg holte sich Riblon, der die Alpe d'Huez bei der Tour de France für sich entschieden hatte. ,,Schon während der Grand Boucle habe ich den Entschluss gefasst, an der Polen-Rundfahrt teilzunehmen. Hier gibt es im Grunde vier Bergetappen, die mir liegen sollten. Ich werde sicher versuchen, um den Gesamtsieg mitzufahren", hatte der 32-jährige Franzose vor dem Rennen gesagt.
Wie gesagt, so getan. Nach den beiden Flachetappen in Rzeszow und Katowice, bei denen die BMC-Fahrer Thor Hushovd und Taylor Phinney glänzten, kam es zum erneuten Duell am Berg. Die Zakopane-Etappe hatte wie immer einen besonderen Rennverlauf.
Obwohl das Feld mehrmals den Glodowka-Anstieg bewältigen muss, kommt es oft zu einem Endspurt einer kleineren Führungsgruppe. Diesmal hatte wieder Hushovd die Nase vorn. ,,Ich mag solche schweren Sprints aus einer dezimierten Spitzengruppe, die noch ein bisschen berghoch gehen", freute sich der Norweger, der auf dem Podium als Geschenk einen traditionellen Tatra-Bergstock bekam.
Majka musste die Führung an den Basken Ion Izaguirre (Euskaltel-Euskadi) abgeben, Riblon war ihnen dicht auf den Fersen. Auf der darauffolgenden Bukowina-Etappe mit zehn Anstiegen der höchsten Kategorie kam es zu einem ersten Showdown. Zahlreiche heimische Fahrer attackierten, darunter Tomasz Marczynski (Vacansoleil-DCM), der seine Führung in der Bergwertung verteidigen wollte. Probleme mit seinem Schuh machten ihm allerdings seinen Plan fast zunichte.
,,Ich musste lange Zeit auf meinen Teamwagen am Straßenrand warten, den mit dem kaputten Schuh konnte ich nicht weiterfahren. Dann biss ich die Zähne zusammen und raste zu der Spitze wieder zurück. Es war ein verrücktes Rennen", erzählte Marczynski, der am Ende wie 2012 bereits das Bergtrikot gewann.
Noch turbulenter ging es in der Schlussphase der Etappe zu. Riblon griff an, an seinem Hinterrad klemmte sich nur Darwin Atapuma (Colombia), der schon am Vortag in einer Ausreißergruppe vertreten war. Auf Druck diverser Teamleitern wurde er aus dieser allerdings „herausgemobbt“, da er in der Gesamtwertung nicht ohne Chancen war. Auf der Etappe um Bukowina konnte sich der Kolumbianer dann revanchieren.
Atapuma war den ganzen Tag in der Führungsgruppe unterwegs und hatte trotzdem noch die Kraft, um sich im Finale gegen Riblon durchzusetzen. ,,Ich habe Atapuma gesagt, komm, lass uns zusammenarbeiten, vielleicht holen wir noch einige Sekunden mehr heraus. Er wollte aber nicht, er war erschöpft. Wenn ich morgen die Rundfahrt um diese fünf möglichen Sekunden verliere, die ich heute hätte kriegen können, werde ich sehr sauer sein", sagte der neue Spitzenreiter Riblon nach der Etappe.
Am Ende fehlten ihm keine fünf, sondern sechzehn Sekunden zum Gesamtsieg, den sich überraschenderweise Pieter Weening nach dem Abschlusszeitfahren in Krakau sicherte. ,,Es war eine ziemlich schwere Woche. Ich freue mich sehr, schließlich gewann ich ein WorldTour-Rennen. Ehrlich gesagt, habe ich nicht an den Gesamtsieg gedacht. Ich wollte nur ein gutes Zeitfahren abliefern und mein Bestes tun", kommentierte der Niederländer vom Team Orica-GreenEdge.
Im Kampf gegen die Uhr konnte sich Wiggins über seinen ersten Sieg nach einem Jahr freuen. ,,Ja, klar, das freut mich. Seit sieben Wochen habe ich mich gezielt auf dieses Zeitfahren vorbereitet. Für mich stand die Gesamtwertung niemals zur Debatte", sagte der Brite.
Platz zwei in der Endabrechnung belegte Izaguirre (+ 0:13), Dritter wurde Riblon vor Majka (+ 0:26), der zum Zeitfahren mit einer Knieverletzung antrat, die er sich bei einem Sturz auf der Bukowina-Etappe geholt hatte. ,,Ich bin nicht enttäuscht, ich bin mit meiner Leistung zufrieden. Es ist schwer, wenn jeder auf dich guckt und von dir alles Mögliche erwartet. Es ist schwer, unter Druck zu fahren", berichtete der 23-Jährige, der auch bei der Vuelta a Espana starten wird.
Nach Meinung von Renndirektor Czeslaw Lang zeigte sich das Podium der Tour de Pologne ,,auf einem Welt-Level". Dass es wieder nicht zu einem polnischen Gesamtsieg reichte, spielte keine große Rolle. Wenn sich Majka, Michal Kwiatkowski (Omega Pharma-Qick-Step) und andere polnische Jungprofis wie Lukasz Wisniowski (Etixx-Ihned) oder Pawel Poljanski (jetzt Stagiaire bei Saxo Tinkoff) weiter so entwickeln wie bis jetzt, dann muss man sich um die Zukunft des polnischen Radsports keine Sorgen machen.
Zumal Polen in die Top Ten in der Nationenwertung der Weltrangliste der UCI gerückt ist und für die Rad-WM in Florenz das volle Kontingent von neun Fahrer nominieren kann. Wer das vor zwei Jahren vorhergesagt hätte, dem hätte man einen Vogel gezeigt.
Und zum Schluss ein paar Worte zu der Race Appeal-Reform. Die Idee mit den sechsköpfigen Mannschaften und mit den Zeitgutschriften ist an sich nicht schlecht, aber die Ausführung bei der Polen-Rundfahrt ließ viel zu wünschen übrig. Die Fahrer bemängelten, dass es schwer sei, die Übersicht und Kontrolle zu behalten.
Am Anfang sorgten dazu noch die Zeitbonifikationen für viel Durcheinander. Wer hat wie viele Punkte, was bringt ihm eine Aktion, wer trägt das virtuelle Führungstrikot? Die virtuelle Gesamtwertung musste immer aufs Neue aktualisiert werden, was nicht immer geschah, obwohl dies verpflichtend im Reglement stand. Aller Anfang ist schwer, lässt sich dazu nur sagen,
Im Endeffekt fiel die Entscheidung sowieso im Zeitfahren von Krakau. Große Radrennen gewinnt man eben in den Bergen und im Zeitfahren, und nicht dank Zeitgutschriften.
04.08.2013Wiggins gelingt in Krakau der erste Sieg seit einem Jahr(rsn) - Die diesjährige Auflage der Polen-Rundfahrt endete mit einem 37 Kilometer langen Zeitfahren in der schönen Krakauer Innenstadt. Auf dem Kopfsteinpflaster auf dem historischen Altmarkt konnt
03.08.2013Weening sichert sich Gesamtsieg, Wiggins gewinnt Zeitfahren(rsn) – Am letzten Tag der 70. Polen-Rundfahrt ist das Gesamtklassement nochmals kräftig durcheinander gewirbelt worden. Nach dem 37 Kilometer langen Einzelzeitfahren der 7. Etappe von Wieliczka na
03.08.2013Riblon will den Gesamtsieg, König rehabilitiert sich(rsn) - Nach dem enttäuschenden Auftritt von Leo König auf den beiden Dolomiten-Etappen der Polen-Rundfahrt, entschied sich die deutsche Mannschaft NetApp-Endura notgedrungen ihre Rennstrategie zu Ã
01.08.2013Race Appeal nur eine „Einjahresfliege“?(rsn) – Bei der diesjährigen Auflage der Polen-Rundfahrt entschloss sich der Weltradsportverband UCI, sein neues Rennkonzept Race Appeal auszuprobieren. Nur die Veranstalter der Tour de Pologne sa
01.08.2013Phinney im Cancellara-Stil zum ersten Sieg in einem Straßenrennen(rsn) – Mit einer taktischen Finesse hat sich das BMC-Team am Mittwoch den zweiten Sieg in Folge bei der diesjährigen Polen-Rundfahrt gesichert. Als die Konkurrenz im Finale der 4. Etappe in Katowi
31.07.2013Phinney durchbricht in Katowice die Serie der Sprinter-Siege(rsn) - Bis jetzt wurden alle Etappen der Polen-Rundfahrt, die in Katowice zu Ende gingen, im Endspurt aus dem großen Feld heraus entschieden. Auch am Mittwoch schien es, dass sich dieses Szenario wi
31.07.2013BMC mit intaktem Teamgeist zurück in die Erfolgsspur(rsn) – Nach der Pleite bei der Tour de France und der danach erfolgten Trennung von Teamchef John Lelangue findet die BMC-Equipe wieder zurück in die Erfolgsspur. Ende Julit gewann Greg Van Averma
29.07.2013Majka: Im Gelben Trikot und mit Stolz in die polnische Heimat(rsn) - Ob Rafal Majka seine Führung in der Gesamtwertung der Polen-Rundfahrt auch in der Heimat wird verteidigen können? Auf der gestrigen 2. Etappe der Tour de Pologne, die auf dem legendären Pas
27.07.2013Huzarski erobert in den Dolomiten für NetApp-Endura das Bergtrikot(rsn) - Das deutsche NetApp-Endura-Team kann mit dem Auftakt der 70. Polen-Rundfahrt zufrieden sein. Die 1. (Berg)-Etappe in der italienischen Region Trentino gewann zwar der Italiener Diego Ulissi (L
27.07.2013Ulissi nach Auftaktsieg in Madonna di Campiglio im Gelben Trikot(rsn) – Diego Ulissi (Lampre-Merida) hat im italienischen Trentino den Auftakt der 70. Polen-Rundfahrt gewonnen. Der 24 Jahre alte Italiener setzte sich am Samstag auf der 1. Etappe über 183,5 Kilo
27.07.2013Nibali freut sich schon auf Tour-Duell 2014 mit Froome(rsn) – Nach einer zweimonatigen Pause kehrt Giro-Sieger Vincenzo Nibali (Astana) bei der Polen-Rundfahrt in den Wettkampfmodus zurück. Der 28 Jahre alte Italiener nutzt das Rennen, um sich auf die
27.07.2013Bei der Polen-Rundfahrt schon die Vuelta im Blick(rsn) – Für das NetApp-Endura-Team ist die heute im italienischen Rovereto beginnende 70. Ausgabe der Polen-Rundfahrt ein wichtiger Faktor in der Vorbereitung auf die am 24. August beginnende Vuelt
12.12.2025Canyon spendiert van der Poel eine frische Lackierung (rsn) - Laut Canyon geht die Geschichte folgendermaßen: 2017 hatte man zum ersten Mal ein Cyclocross-Carbonrad, das Canyon Inflite, entwickelt und wollten ein dazu passendes Cyclocross-Team. Ziemlic
12.12.2025Lidl-Trek-Neuzugang Ayuso will bei der Tour aufs Podium (rsn) – Mit ziemlich genau einer halben Stunde Verspätung trat Juan Ayuso beim Medientag seiner neuen Mannschaft Lidl – Trek in Delia vor die anwesenden Journalisten. Die hatten zwar 30 Minuten a
12.12.2025Van der Poel: “Sollte reichen, um sofort um den Sieg mitzufahren“ (rsn) – Drei Monate nach seinem bisher letzten Renneinsatz – Platz 29 bei der Mountainbike-WM – brennt Mathieu van der Poel darauf, wieder in den Wettbewerbsmodus umzuschalten. “Ich fühle mic
12.12.2025Die Trikots der WorldTour-Teams für die Saison 2026 (rsn) - Wie sieht das Peloton 2026 aus? Welche Farben werden in der kommenden Saison vorherrschend sein? Nach und nach stellen die WorldTour-Rennställe ihre Trikots für das neue Jahr vor - den Anfan
12.12.2025Auf welchen Rädern sind die Frauen 2026 unterwegs? (rsn) - Bei den Profiteams der Frauen fühlen sich offenbar alle Hersteller bei ihren aktuellen Partnern wohl. Zumindest wechselt oder verlässt keine Radmarke das Team. Veränderungen gibt es nur, we
12.12.202556 Fahrerinnen und Fahrer: Movistar stellt seine Teams vor (rsn) – Insgesamt 56 Radsportler und Radsportlerinnen, verteilt auf das Männer-, das Frauen und das neu gegründete Nachwuchsteam, präsentierten sich am Donnerstag im Palau de les Arts von Valenci
12.12.2025Quereinsteigerin verdiente sich Respekt im WorldTour-Feld (rsn) – Aus Bonaduz in der Nähe von Chur stammt Ginia Caluori, die in diesem Jahr nicht nur auf der Straße ihre ersten Topresultate einfahren konnte, sondern auch auf dem Mountainbike - und das al
12.12.2025Visma verlängert vorzeitig mit Top-Talent Brennan (rsn) - In unserem ständig aktualisierten Transferticker informieren wir Sie regelmäßig über Personalien aus der Welt des Radsports. Ob es sich um Teamwechsel, Vertragsverlängerungen oder Rücktr
12.12.2025Nur ein Sieg fehlte zur perfekten ersten Profisaison (rsn) – 58 Renntage weist unser Statistikpartner firstcycling.com für Tim Torn Teutenbergs erstes Profijahr bei Lidl – Trek aus. 27 Mal landete er dabei unter den ersten Zehn. Eine herausragen
12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Frauen 2025 (rsn) – Seit dem Jahr 2013 blicken wir am Ende der Straßenradsaison neben der Jahresrangliste der Männer auch auf das Jahr der Frauen mit entsprechendem RSN-Ranking zurück. Berücksichtigt werden
12.12.2025Die Radsport-News-Jahresrangliste der Männer 2025 (rsn) – Es ist inzwischen RSN-Tradition. Und auch wenn sich mit Christoph Adamietz der Vater der Idee vor einem Jahr aus unserem Autoren-Team verabschiedet hat, so soll diese Tradition fortgesetzt w
12.12.2025Uijtdebroeks: Als klarer Leader endlich zum Glück? (rsn) – Auf der Bühne bei der Teampräsentation seines neuen Movistar-Teams im Kunstpalat der Königin Sofia, einem architektonisch beeindruckenden Opernhaus in Valencia, wurde er erst einmal gefop