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04.09.2011 | (rsn) – Der 24 Prozent steile Angliru hat das Gesamtklassement der 66. Vuelta a Espana nochmals kräftig durcheinander gewirbelt. Auf der schweren 15. Etappe hängte der Spanier Juan José Cobo (Geox) mit einer Attacke sieben Kilometer vor dem Ziel all seine Kontrahenten ab und kam auch mit den steilsten Rampen des gefürchteten Berges bestens zurecht. Dafür wurde der Geox-Kapitän nicht nur mit dem Tagessieg, sondern auch mit dem Roten Trikot des Gesamtführenden belohnt.
Denn der Vorsprung, den Cobo auf seine Kontrahenten herausfahren konnte, war so groß, dass er sich in der Gesamtwertung vom vierten Platz auf die Spitzenposition katapultieren konnte. Bradley Wiggins (Sky/+1:21) hatte im steilsten Stück mächtig Probleme und blieb fast stehen. So fiel der bis dato Führende auf den dritten Platz zurück und weist nun 46 Sekunden Rückstand auf Cobo aus. Dass Wiggins in der 24%-Rampe seine Chancen auf den Vuelta-Sieg bei etwa 0 Prozent sah, zeigte die Tatsache, dass er seinem Edelhelfer Chris Froome freie Fahrt ließ.
So konnte der in Kenia geborene Brite mit der ersten Verfolgergruppe als Vierter 48. Sekunden hinter Cobo an der Seite des Niederländers Wout Poels (Vacansoleil/2.) und Cobos russischen Teamkollegen Denis Mentschow (Geox/3.) erreichen. Somit ist Froome bei 20 Sekunden Rückstand Cobos schärfster Widersacher. Hinter Wiggins liegt der Niederländer Bauke Mollema (Rabobank/+1:36) auf Platz vier, der Belgier Maxime Monfort (Leopard-Trek/+2:37) ist Fünfter, Mentschow verbesserte sich bei 3:01 Minuten Rückstand auf Platz sechs.
Die Verlierer des Tages waren erneut der Italiener Vincenzo Nibali (Liquigas), der 2:37 Minuten verlor und der von einer Magen-Darm-Infektion geschwächte Schwede Frederik Kessiakoff (Astana/+21:45). Nibali muss seine Hoffnungen auf die Titelverteidigung bei 3:27 Minuten Rückstand und nur noch einer ausstehenden Bergankunft nun endgültig begraben. Momentan liegt der Liquigas-Kapitän auf Rang acht.
Cobo hat nun, bei nur noch einer ausstehenden Bergetappe beste Chancen, den Gesamtsieg einzufahren und somit seinen größten Karriereerfolg perfekt zu machen. Für Froome, vor allem aber für Wiggins, wird es äußerst schwer, den Rückstand noch wettzumachen.
Die mit 142 Kilometern zweitkürzeste Etappe der Vuelta hatte es vor allem in der Schlussphase mit einem Anstieg der 2., einem Berg der 1. Kategorie und letztlich der Schlusssteigung hinauf zum Angliru mächtig in sich. Die Etappe begann sehr nervös. Erst nach knapp 40 Kilometern hatte sich eine dreiköpfige Spitzengruppe um Simon Geschke (Skil-Shimano) formiert, sie sich einen Maximalvorsprung von sechs Minuten herausfahren konnte. Am Alto de Tenebredo (Kat. 2) nach 79 Kilometern hatte Geschke die Nase vorn und gemeinsam mit seinen beiden Begleitern Dimitri Champion (Ag2r) und Andrew Talansky (Garmin-Cervelo) noch fünf Minuten an Vorsprung.
Den nächsten Anstieg, den Alto del Cordal (Kat. 1) nach 121 Kilometern erlebte das Trio aber nicht mehr an der Spitze. Zu hoch war das vor allem von Vacansoleil angeschlagene Tempo. Im 9,6 Prozent steilen Anstieg hatte der kranke Schwede Kessiakoff bereits Probleme und viel weit zurück. Nach vorne setzten sich hingegen David Moncoutie (Cofidis), Carlos Sastre (Geox), Marzio Bruseghin (Movistar) und Dan Martin (Garmin-Cervelo) ab. Moncoutie überquerte als erstes den Bergpreis und baute seine Führung in der Bergwertung weiter aus. Pünktlich zum 12,2 Kilometer langen und im Schnitt über zehn Prozent steilen Angliru waren aber alle Ausreißer wieder gestellt.
Im unteren Teil mit im Schnitt 7 Prozent Steigung kontrollierte Liquigas für Nibali das Tempo. Für den Toursieger von 2008, Carlos Sastre (Geox) war das Tempo allerdings nicht hoch genug, so dass der Spanier aus der ersten Gruppe heraus attackierte und sich einen Vorsprung von 15 Sekunden herausfahren konnte. Kurz darauf setzte sein Landsmann Igor Anton (Euskaltel) nach, fuhr zu Sastre vor und ließ diesen schließlich stehen. Bis sieben Kilometer vor dem Ziel führte Anton das Rennen an, dann kam der große Auftritt von Cobo. Der Spanier fuhr seinen Kontrahenten um den Gesamtsieg davon, als es mit 21 Prozent zum ersten Mal so richtig steil wurde. Durch die Tempoverschärfung von Cobo waren einige Klassementfahrer, darunter Nibali, an ihre Grenzen gestoßen und fielen zurück. Auf der Verfolgung von Cobo machte sich eine fünf Fahrer starke Gruppe um den Gesamtführenden Wiggins, dessen Edelhelfer Froome, dem Niederländer Poels, dem Russen Mentschow und den beiden Spaniern Joaquin Rodriguez (Katjuscha) und den zurückgefallenen Anton. Zunächst konnten die Verfolger, angeführt vom nimmermüden Froome, den Abstand auf Cobo bei gut 20 Sekunden halten. Als es dann aber auf den letzten drei Kilometern auf die mit 24 Prozent steilste Passage zuging, ging bei Wiggins der Ofen aus.
Der Mann in Rot stand förmlich und konnte das Hinterrad von Poels und Mentschow nicht mehr halten. Froome blieb zunächst bei seinem Kapitän, bekam aber dann freie Fahrt. Cobo hatte, in einem sehr kleinen Gang äußerst flüssig tretend, derweil seinen Vorsprung auf 40 auf die Mentschow-Gruppe ausgebaut und erreichte souverän als Solist das Ziel mit einem Vorsprung von 48 Sekunden auf Poels, Mentschow und Froome. Wiggins und Anton kamen mit 1:21 Minuten Rückstand ins Ziel.
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