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06.07.2016 | Möglichst klein soll er sein. Ein Leichtgewicht. Und dennoch möglichst viel Stauraum für das Nötigste bereithalten. Die Rede ist vom Rucksack im Radrennsport, und hier liegt die Messlatte bezüglich der technischen Ausstattung hoch.
Je leichter ein Fahrrad sein soll, umso teurer ist es. Um vom Gewicht auch sportlich profitieren zu können – weil die UCI nach wie vor an der seit 2008 geltenden Regel festhält, dass kein Bike leichter als 6,8 kg sein darf - muss an anderer Stelle auf Ballast verzichtet werden: Nicht nur deshalb hat sich die Ausrüstungs-Industrie in den letzten Jahren verstärkt des Themas Rucksack und Rennrad angenommen - und sich einiges einfallen lassen.
Herausgekommen sind moderne Leichtgewichte, die auch hinsichtlich Komfort kaum Wünsche offen lassen. Wie sieht es also aus, das handliche Stauwunder, auf welche Features ist beim Kauf zu achten – ein kleiner Rucksack-Führer.
Check 1. Stauraum
Problem Nummer Eins: Bei längeren Distanzen und eher schlechten Wettervorhersagen reichen die Trikot- und Jacken-Rückentaschen nicht mehr aus.
Für minimalistische Racer-Ansprüche an ein Optimum an Windschnittigkeit und an das Nötigste, was in einem Rennen benötigt wird, hält der Handel kleindimensionierte Raumwunder von fünf Litern bei einer Höhe von rund 40 bis 45 Zentimetern vor. Hier finden dann elementarste Dinge wie eine leichte Regenjacke, Riegel, Erste-Hilfe-Sets und Gels bequem ihren Platz.
Moderne Rucksäcke halten die Balance zwischen ausreichendem Stauraum bei kleinem Pack-Maß, niedrigem Gewicht und hohem Tragekomfort. Statt Weste und Trikot mit Utensilien vollzustopfen, und an Windschnittigkeit einzubüßen, finden Regenjacke, Beinlinge, Windweste und Handschuhe im Renn-Rucksack bei Wind und Wetter bequem Platz, wie der Rennradler und Blogger Lars Reisberg im Selbsttest erfuhr. Das Fassungsvermögen sollte zudem für eine Zweiliter-Trinkblase, Werkzeug und Ersatzschlauch ausreichen.
Check 2. Gewicht
Viel mehr als ein Kilo sollte der Renn-Rucksack samt Inhalt nicht wiegen; ohne Zuladung kommen moderne Rucksäcke mit einem Gewicht von rund 350-400 Gramm bei einem Maximal-Volumen von fünf Litern aus. Für Freizeit-Rennfahrer empfehlen sich Gewichte zwischen 500 und 600 Gramm, die dennoch bis zu zehn Liter Fassungsvermögen bieten.
Fein, leicht und dennoch widerstandsfähig muss das Nylon-Gewebe sein: "Ripstop"-Garne sorgen durch ihre Webung dafür, dass Löcher nicht weiter ausreißen, und Polyrethan-Beschichtungen erhöhen die Struktur-Stabilität.
Ein Rennrad-Rucksack muss das Gewicht gleichmäßig auf dem Fahrer-Rücken verteilen können, und sich dabei dennoch flexibel und bequem der Rückenform sowie der gebeugten Haltung des Körpers anpassen. Ein kompakter Zuschnitt mit einem Zehnliter-Volumen reicht aus, um das Wichtigste auf einer Trainingsrunde oder im Rennen parat zu haben.
Check 3. Kühlung, Belüftung
Rückenpolster aus offenporigem Hohlkammer-Funktionsschaum sorgen bei Druck von außen für ein Entweichen der angestauten Luft. Beim erneuten Ausdehnen des Materials wird frische Luft angesaugt, und sorgt für zusätzlichen Luftaustausch und Kühlung. Kompression und Dekompression erzeugen einen Pump-Effekt der den Rücken umgebenden Luft, und schaffen somit Abkühlung.
Netzmaterialien bieten einen besseren Luftaustausch und -transport. „Aircomfort“-Systeme haben daher einen Netzrücken. Den gleichen Effekt können auch flache Netzrücken-Tragesysteme erzielen, bei denen ein Lüftungsspalt zwischen Rücken und Pack-Sack besteht. Ein auf einen Federstahl-Drahtrahmen gespanntes Netz sorgt hier für nötigen Abstand zum Rucksack.
Ein Nachteil kann allerdings bei dem System das dadurch etwas weiter vom Körper weg verlagerte Rucksackgewicht sein. In jedem Fall können individuell einstellbare Abstandsnetze, geriffelter Schaum in der Rückenpolsterung sowie flexible Schulter- und Hüft-Gurte aus luftdurchlässigem Material in Kombination mit Belüftungsöffnungen die Luftzirkulation deutlich erhöhen.
Check 4. Trage-System und -Komfort
An Rucksäcken haben sich im Radsport zwei Systeme bewährt, wie sportscheck.com in seinem Rucksack-Berater die wesentlichsten Bag-Features zusammenfasst: Netzrücken und Kontaktrücken.
Beim Kontaktrücken liegt der Schwerpunkt näher am Körper, der Rucksack ist leichter zu kontrollieren. Netzrücken-Ausführungen haben dagegen auf Grund des Abstands zwischen Rücken und Bag den Vorteil eines verbesserten Luftaustauschs.
Beide Systeme haben im Radsport Vor- und Nachteile, die jedoch vor allem mit den persönlichen Präferenzen zu tun haben. Generell sollten folgende must-haves vorhanden sein:
* eine anatomische Formung mit schmalem Zuschnitt,
* ein steifes, etwas abgerundetes Rückenteil
* ein Verzicht auf einen bewegungseinschränkenden Hüft- oder Beckengurt, für ungehinderten Zugriff auf die seitlichen Trikottaschen
* eine Träger-Polsterung
* möglichst körpernaher Sitz - nah am Körperschwerpunkt für effektive Lastübertragung
* ein leicht justierbarer Brustgurt
Check 5. Material, Wetterfestigkeit
Schutz gegen Regen und Witterung sollte nicht nur der Rucksack aus witterungsbeständigem Material, sondern auch ein separater Überzug bieten, der bedarfsweise abgenommen, und so leicht gereinigt werden kann.
Um das Innere effektiv vor Nässe zu schützen, gehört ein Raincover zur Standard-Ausstattung. Die mit einem Gummizug versehenen Regenhüllen für Rucksäcke wiegen 50 bis 100 Gramm, und sind meist aus Polyamid oder Nylon hergestellt, mit einem wasserdichten Polyurethan-Überzug.
Qualitätsmerkmal ist die Extra-Beschichtung der Nähte als Zusatzschutz gegen Nässe und Schmutz. Viele Universal-Modelle lassen sich am Rücken des Rucksackes fester zuziehen, so dass sie für verschiedene Rucksackgrößen benutzt werden können.
Zusammengepackt sollte der Schutz nur so wenig Platz in Anspruch nehmen, dass er in einen Geldbeutel passt. Fehlt eine Regenhülle, oder will der Fahrer aus Gewichtsgründen auf sie verzichten, sollten zumindest die Außentaschen wasserfest sein – denn jeder Tropfen Wasser, der ins Rucksackgewebe eindringt, wiegt zusätzlich.
Check 6. Sicherheit
Neben einer leuchtenden Regenhülle sollten Race-Bags mit Reflektoren ausgestattet sein: Beides sorgt für eine stark verbesserte Rundum-Sichtbarkeit. Um auch bei Dämmerung oder in der Nacht besser gesehen zu werden, haben einige Rucksäcke reflektierende Drucke auf der Außenhaut. Und zusätzliche Halterungen für Rückleuchten sind ein Sicherheits-Plus.
Zur Sicherheit bieten einige Modelle auch Details wie Signalpfeifen an, die am Brustgurt befestigt werden können. Manche Rucksäcke haben an der Innentasche auch Notfall-Signale aufgedruckt. Auch Blinklicht-Halterungen sind ein sinnvolles Feature. Sie lassen sich bisweilen auch an Regenhüllen finden.
Eingebaute Protektoren können dem Rücken zusätzlichen Schutz bieten, in einigen Modellen können sie auch solo ohne Pack-Sack mit dem Tragesystem getragen werden. Für Sicherheits-Fans stehen auch vollflächig reflektierende „High Visibility“-Varianten zur Verfügung, die für eine Sichtbarkeit der Superlative sorgen.
Check 7. Trinksysteme
Die Bandbreite reicht vom Rundum-System im Rucksack („Camel-Bak“) über Trinkgürtel bis hin zum System für die PET-Flasche am Fahrrad. Großer Vorteil der Trinksysteme: Sie befinden sich oftmals in einem eigenen Rucksackfach direkt am Rücken des Trägers, um die nötige Stabilität und Gewichtsbalance nicht zu stören.
Spezielle Trinkrucksäcke haben in der Regel – wie in einem aktuellen Fahrradrucksack-Test bei sport-und-abenteuer.de beschrieben - eine Schlauchführung und eine separate Trinkblase im Innern. Das macht Umgreifen überflüssig: Der Fahrer kann sich auf die Strecke konzentrieren, und gleichzeitig über das Mundstück komfortabel trinken
Allerdings: Auch mit gefüllter Trinkblase sollte sich das Gesamt-Rucksackgewicht in Grenzen halten. Insbesondere, weil der Fachhandel einiges an Zubehör wie Staubschutz-Kappen, Schlauchventile mit Wasserstopp-Funktion oder Schlauchhalterungen bereithält, die in der Masse das Gewicht in die Höhe treiben.
Dedizierte Trinkrücksacke sind dennoch nicht nur Rückenaufnahmen für eine Trinkblase. Die meisten Modelle verfügen zusätzlich über kleine Fächer, in denen Ausrüstungsgegenstände Platz finden.
Check 8. Design, Optik
Funktionalität ist natürlich längst nicht alles, Rucksäcke für Radfahrer dürfen auch gerne etwas für das Auge sein. Stromlinienförmiger Aufbau und der Verzicht auf überflüssige Seitentaschen tragen zum Beispiel zu einer zeitgemäßen, cleanen Optik bei. Eine schmale, windschnittige Grundform greift zudem den wichtigen Aerodynamik-Aspekt auch optisch auf.
Die überwiegende Zahl an Modellen gibt es in mehreren Farb-Varianten. Dabei ist die Rückenpartie oft in einem dunkleren Farbton gehalten, als Kontrast zur helleren Frontpartie – auch hier mit besserer Sichtbarkeit durch Kontrastwirkung. Zwei- und mehrfarbige Varianten gehören mittlerweile zum guten optischen Ton.
Bei der Farbauswahl sollte jedoch der Sicherheits-Aspekt nicht außer Acht gelassen. und zu einem Design gegriffen werden, das auch fluoreszierende Signalfarben und Reflektoren aufweist, damit der Träger bei unklaren Sichtverhältnissen zuverlässiger erkannt werden kann.
Check 9. Funktionale Details
Der Blick in verschiedene Rennrad-Foren zeigt, was den Radlern hinsichtlich ihrer Rucksäcke wichtig ist. So gehört ein großes, beim Fahren bequem zugängliches Hauptfach, das mittels eines umlaufenden Reißverschluss-Systems selbst bei hohen Geschwindigkeiten leicht und sicher geöffnet werden kann, unbedingt zur Grundausstattung.
Günstig für den Rennradfahrer hat sich ein schnell erreichbares Nasswäschefach erwiesen, in dem verschwitzte oder durchnässte Teile während der Fahrt verstaut werden können. Ein oder maximal zwei Innenfächer und maximal zwei Außentaschen sind im Radsport vollkommen ausreichend, die Netzinnentaschen sollten in jedem Falle ebenfalls schnell und sicher auch bei hohen Geschwindigkeiten zugänglich sein. Normalerweise reicht ein Zusatzfach plus Trinkblasen-Einschub aus.
Check 10. Was ein Rucksack alles können muss
Auf der Rennpiste haben sich laut Erfahrungsberichten einschlägiger Foren und Blogs folgende Features und Gadgets als besonders wichtig erwiesen:
* Schnelles Öffnen bzw. Aufklappen eines weiten Hauptfachs mit einem Zip
* Umlaufendes Reißverschluss-System in beide Richtungen
* Ein bis maximal zwei Außentaschen für schnell zugängliches Werkzeug und Ersatzschlauch
* Mindestens ein wasserdichtes Trocken-Innenfach für Geld, Handy, Personalausweis
etc
* Ein Nasswäschefach für Wechselklamotten
* Maximales Gesamtgewicht von ein bis anderthalb Kilo
* Neonfarbiges, schnell trocknendes Raincover
* Ergonomische, der Wirbelsäule angepasste Rucksackform
* Möglichst flacher, schmaler Zuschnitt
* Freie Zugänglichkeit der seitlichen Trikottaschen
* Trinksystem in Form eines Wasser-Reservoirs mit Trinkschlauch
* Rückensystem mit weicher Rückenplatte
* Helmhalterung
* Optionales Herausnehmen der Innenfächer
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