RSNplusRSN-Rangliste, Platz 21: Carina Schrempf

Dem Karrierebuch ein neues Kapitel hinzugefügt

Von Peter Maurer

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Carina Schrempf (Fenix - Deceuninck) | Foto: Cor Vos

11.12.2025  |  (rsn) – Eine Verletzung sorgte dafür, dass sich Carina Schrempf vor einigen Jahren dem Radsport zuwandte. Aus der Leichtathletin wurde eine Radsportlerin, die 2023 ihr Profidebüt bei Fenix – Deceuninck gab und nach wie vor für die belgische Equipe unterwegs ist. 

Nach dem Auftakt mit den Rundfahrten in Valencia und in den Vereinten Arabischen Emiraten wartete auf die Steirerin gleich ein intensiver Klassikerblock, wobei Schrempf vom Omloop Nieuwsblad bis hin zu Paris-Roubaix so ziemlich jedes Pflasterrennen bestritt. Für die 31-Jährige war das auch eine Erinnerung an ihr Debüt 2023, als sie erstmals bei den belgischen Frühjahrsklassikern am Start stand.  ___STEADY_PAYWALL___

“Das war wirklich wild und kam mir damals so vor, als hätte mich das Team ins Haifischbecken geschmissen. Heuer bin ich wirklich gut durch die ganze Klassikersaison gekommen und hatte das erste Mal das Gefühl, dass ich was beitragen konnte, in einem viel größeren Bereich als noch in den Jahren zuvor“, schilderte Schrempf, die erstmals in ihrer Karriere auch Paris-Roubaix bestritt.

Carina Schrempf unterwegs bei den belgischen Klassikern  | Foto: Cor Vos

“An sich wirst du eh gut vorbereitet mit den Recons. Da war ich bei meiner Premiere beim Omloop mehr überfordert“, erzählte sie über das Rennen mit den berüchtigten Kopfsteinpflastersektoren. “Es ist nicht das, was mir gut liegt, denn ich habe dann doch eher lieber ein paar Höhenmeter mehr drinnen“, befand sie, nahm aber als 48. der Ausgabe 2025 auch die Stimmung entlang der Strecke und vor allem im Velodrom mit auf: “Das hat schon einen enormen Stellenwert bei unserem Team und wenn du nach den Strapazen da ins Velodrom einfährst, dann ist das schon richtig cool.“

Krank bei der Vuelta und als Ausreißerin in der Schweiz unterwegs

Auf den Klassikerblock wartete die Vorbereitung auf die Vuelta, wo aber die Österreicherin nicht im besten gesundheitlichen Zustand am Start stand und dann mit Brochitis am vierten Tag vorzeitig ausstieg. “Ich bin leider krank geworden. Am Ende ist es bei den vielen Renntagen unrealistisch, dass du immer voll fit in jedes Rennen gehst, aber in Spanien ist es nicht besser, sondern schlechter geworden und ich bin froh, dass ich die Rundfahrt nicht fertig gefahren bin“, erinnerte sich Schrempf.

Emotional nach der Einfahrt ins Velodrom von Roubaix | Foto: Cor Vos

Sie nahm danach etwas raus, ehe es in die Höhe zur Vorbereitung für den Giro ging, ihr Renncomeback bei der Tour de Suisse zeigte ihr neue Möglichkeiten auf. Denn zweimal mischte Schrempf sich unter die Ausreißerinnen, sammelte ihre erste Fluchtgruppenerfahrung. “Das ist heuer auch ein neues Kapitel in meinem Radsportbuch“, lachte die Österreicherin, die dadurch in der Bergwertung den dritten Platz einfahren konnte. 

“Ich habe sicher wieder ein Schritt gemacht, die Rennen besser zu verstehen. Mittlerweile kann ich schon mehr tun als nur die Aufträge, die man am Funk bekommt“, erklärte Schrempf und fügte an: “Im Endeffekt packe ich jede Gelegenheit, die sich mir bietet, damit ich was lerne. Denn ich kann es nicht ändern, dass ich so spät zum Radsport gekommen bin.“

Zweimal Bronze bei den Meisterschaften

Die nationalen Meisterschaften brachten Schrempf dann gleich zwei Medaillen. Im Zeitfahren eroberte sie den dritten Rang hinter Teamkollegin Christina Schweinberger und Anna Kiesenhofer (Cookina Graz), im Straßenrennen wurde es ebenfalls Bronze hinter Kathrin Schweinberger (Human Powered Health) und Elisa Winter (Wheeldivas).

 “Im Zeitfahren stand ich erstmals bei den Meisterschaften am Start und dann gleich 'ne Medaille zu holen, ist natürlich ein Highlight. Das Straßenrennen hatte eigentlich alles, was ich nicht mag, wie Wind und keine Höhenmeter. Am Ende wusste ich, dass ich im Sprint nicht als Siegerin hervorgehe, aber deswegen war auch die Freude über Bronze groß.“

Aus der Leichtathletin wurde eine Radsportlerin | Foto: Cor Vos

Beim folgenden Giro d’Italia war sie als Helferin vorgesehen, erwischte dort aber nicht die beste Form. “Wir haben dann herausgefunden, dass das Höhen- und Hitzetraining ein bisschen zu viel war und dadurch ich nicht bringen konnte, was ich wollte“, erinnerte sich Schrempf, die auch bei den folgenden Rundfahrten in der Romandie oder in den Niederlanden nicht wirklich gut fuhr. Erst beim Grand Prix in Stuttgart fand sie wieder besser ins Rennen und landete auf Rang zehn.

“Das war echt so der Turnaround im Herbst. Ab dort ist es wieder gutgegangen“, sagte Schrempf und erklärte: “Wir sind keine Sportlerinnen, die sich nur auf fünf Rennen im Jahr vorbereiten. Deshalb kannst du auch nicht jeden Tag in absoluter Topform sein. Du darfst dich einfach nicht unterkriegen lassen von den Tagen, wo es nicht läuft. Die guten Tage kommen ja wieder dann.“

Langes Solo an der Spitze im WM-Rennen

Einen beeindruckenden Auftritt hatte Schrempf dann auch bei den Weltmeisterschaften in Kigali, wo sie sich früh vom Feld absetzte und lange die alleinige Spitze des Rennens bildete. “Es war nicht geplant, dass ich alleine fahre, aber es ist halt so gekommen und du weißt ja auch, je weiter du kommst, desto besser kommst du durch“, blickte sie zurück. Erwartungsgemäß wurde Schrempf  von den Favoritinnen wieder eingefangen: “Die Chance, dass es nicht aufgeht, ist natürlich sehr groß, aber auf der anderen Seite war es auch meine Chance das Rennen mitzugestalten, den Mut zu beweisen, etwas zu probieren.“

Solo an der Spitze: Schrempf im WM-Straßenrennen von Kigali | Foto: Cor Vos

Die Weltmeisterschaften in Afrika waren für Schrempf aber nicht nur wegen dem langen Solo ein Erlebnis mit hohem Errinnerungswert: “Sie haben mir den Zusammenhalt im Radsport extrem aufgezeigt. Denn wir Österreicher waren ein kleines Team und so war nicht bei jeder Trainingsausfahrt ein Begleitauto dabei. Aber egal wie groß oder wie klein die anderen Nationen waren, man hat immer Anschluss gefunden und so war ich mal mit Belgiern unterwegs, oder auch mit Großbritannien. Das war schon richtig nett und einzigartig.“

Nach den Weltmeisterschaften folgten noch die Europameisterschaften in Frankreich, wo Schrempf erneut unter den Ausreißerinnenn zu finden war, ehe sie  bei Tre Valle Varesini ihre Saison beendete, Von Italien aus  unternahm sie dann auf ihrem Rennrad eine kleine Bike-Packing-Reise von 800 Kilometern nach Hause.

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