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30.09.2025 | (rsn) – Ohne eine einzige Medaille ist German Cycling von den Straßen-Weltmeisterschaften in Ruanda abgereist. Seit der Wiedervereinigung ist der deutsche Straßenradsport nur in einem einzigen Jahr ohne Edelmetall geblieben. Das war 2020, als es keine Nachwuchs-Weltmeisterschaften gab und in Imola nur die Elite in Straßenrennen und Einzelzeitfahren zum Zug kam. 2025 wird nun als zweite Podestplatz-Nullnummer in die Geschichte des wiedervereinigten Radsport-Deutschlands eingehen.
"Das war mir so gar nicht bewusst, oh mein Gott", reagierte Männer-Nationaltrainer Jens Zemke am Sonntag in Kigali auf diese Information im Gespräch mit radsport-news.com fast schon geschockt.
Zemke hatte gerade ein Straßenrennen hinter sich, das sinnbildlich für das Gesamtabschneiden der deutschen Mannschaft in Ruanda stand. "Ich habe in 24 Jahren als Sportlicher Leiter – egal ob in der Nationalmannschaft oder anderen Teams – noch nie während des Rennens mein Auto abgestellt und den Schlüssel herumgedreht", so Zemke. ___STEADY_PAYWALL___
Alle vier deutschen Starter stiegen vorzeitig aus dem Rennen aus, drei krankheitsbedingt sehr früh, Marius Mayrhofer nach einem immerhin guten Auftritt in der frühen Spitzengruppe. Vorwurf konnte Zemke seinem Team aufgrund der Magen-Darm-Problematiken von Kigali natürlich keinen machen. Trotzdem stand dieses Ende der WM-Woche eben regelrecht Modell für die Nachzeichnung einer erfolglosen Weltmeisterschaft.
Marius Mayrhofer, als Ersatzmann angetreten, überzeugte im WM-Straßenrennen, musste aber erschöpft ebenfalls vorzeitig vom Rad steigen. | Foto: Cor Vos
Dass die Elite-Männer gegen Tadej Pogacar, Remco Evenepoel, Ben Healy & Co. besetzungsbedingt wohl ohnehin keine Medaille einfahren würden, war vorher klar und auch in den vergangenen Jahren selten anders gewesen. Schließlich ist die letzte deutsche Elite-Medaille im Straßenrennen 2011 in Kopenhagen von André Greipel (Bronze) errungen worden, im Einzelzeitfahren 2016 in Doha von Tony Martin (Gold). Bei den Frauen war Lisa Brennauer zuletzt 2015 in Richmond mit Bronze im Zeitfahren und 2014 in Ponferrada mit Silber im Straßenrennen und Gold im Zeitfahren erfolgreich.
Doch auch in den Nachwuchsklassen, wo der Bund Deutscher Radfahrer unter seinem damaligen Namen immer irgendwo sehr gut abschnitt – zuletzt 2024 in Zürich mit U23-Weltmeister Niklas Behrens und U23-Zeitfahrweltmeisterin Antonia Niedermaier – ging man in Ruanda leer aus. Und selbst die Mixed-Staffel, die seit ihrer Einführung 2019 nur 2022 in Australien keine Medaille für Deutschland abwarf, endete diesmal nur mit Rang fünf.
Diese "5" war das beste deutsche WM-Ergebnis in Ruanda. Dazu kamen die beiden sechsten Plätze von Niedermaier im Einzelzeitfahren sowie dem Straßenrennen der Elite-Frauen, ein siebter Platz von Justyna Czapla im U23-Zeitfahren der Frauen, die Plätze neun und zehn von Moritz Mauss und Benedikt Benz im Straßenrennen der Junioren und Rang zehn von Linda Riedmann im Straßenrennen der U23-Frauen – sieben Mal Top Ten in elf mit deutschen Startern besetzten Rennen.
Auch die deutsche Mixed-Staffel, hier das Männer-Trio, ging im Medaillenkampf leer aus. | Foto: Cor Vos
Natürlich sind Top-Ten-Ergebnisse auf WM-Ebene bemerkenswerte Leistungen. Und sicher kann man sich auch die Medaillenstatistik noch schönreden und sagen: Niedermaier gehört von ihrem Alter her noch in die U23-Kategorie und wenn sie nicht in der Elite gestartet wäre, sondern in der U23, hätte sie mit ihrem Zeitfahren mindestens Silber hinter der dort dominierenden Zoe Bäckstedt geholt – oder sogar die Britin geschlagen und ihren dritten Titel in Folge gefeiert. Theoretisch war also doch zumindest eine Medaillenleistung da und die Statistik ist zu streng! Doch ob es aus Sicht von German Cycling sinnvoll sein kann, sich dahinter zu verstecken? Fraglich.
Denn Kigali hat, gerade auch mit seiner Höhenlage, ja deutlich aufgezeigt, woran es fehlt. Man muss gar nicht weit schauen, nur bei Lörrach über die Grenze fahren. Die Schweizer Frauen drückten der WM 2025 ihren Stempel auf: Gold im Zeitfahren mit Marlen Reusser, das klar stärkste Frauen-Trio in der Mixed-Staffel fuhr nur in Folge von Reussers Defekt am Titel vorbei, und auch im Straßenrennen das Frauen-Team dominant – nur eben, taktisch bedingt, am Ende hinter den drei Überraschungs-Medaillengewinnerinnen aus der Ausreißergruppe.
Die Schweizerinnen absolvierten vor der WM im Engadin ein zweiwöchiges gemeinsames Trainingslager und Nationaltrainer Edi Telser hatte die Strecken von Kigali schon vor knapp einem Jahr erstmals vor Ort inspiziert. Darüber hinaus betreibt man im Schweizer Frauenradsport seit inzwischen einem Jahrzehnt auch multidisziplinäre Ausbildung, lässt Mountainbikerinnen in Straßenrennen antreten und versucht so das Beste aus allen herauszuholen. Mit der erst 16-jährigen Junioren-WM-Dritten von Kigali, Anja Grossmann, die auch WM-Zweite im Cross und WM-Vierte auf dem Mountainbike ist, wächst bereits das nächste Paradebeispiel für diesen Weg heran.
Auch die deutsche Mixed-Staffel, hier das Männer-Trio, ging im Medaillenkampf leer aus. | Foto: Cor Vos
Im krassen Gegensatz steht die deutsche Vorgehensweise, in der sich höchstens Bahn und Straße vermischen und bei der gezielte Höhentrainingslager mit der Straßen-Nationalmannschaft unmittelbar vor einem Saisonhöhepunkt wie der WM oder Olympia nicht stattfinden. Es scheint an Geld zu fehlen, weil German Cycling in den letzten Jahren zu wenig große Sponsoren anlocken konnte. Wenn man allerdings die Liste der Sponsoren auf den Websites des deutschen und des schweizerischen Verbands vergleicht, dürfte der Unterschied nicht allzu groß ausfallen.
Gleichzeitig fehlt es wohl auch an guter Kommunikation und Kooperation mit den Profiteams. "Es gibt durchaus die Situationen, dass die Fahrer gerne zur WM fahren würden, die aber nicht kommen können, weil sie für ihre Teams zum Beispiel noch wichtige Weltranglistenpunkte bei den ausstehenden Rennen holen sollen", erklärte Zemke schon vor dem Straßenrennen von Kigali in einer Medienrunde im Teamhotel.
Auffällig war: Von Red Bull – Bora – hansgohe saß kein Fahrer an seiner Seite. Das einzige deutsche WorldTeam war bei der WM im deutschen Elite-Nationalteam nicht vertreten, mal vom Betreuerstab abgesehen. Für Florian Lipowitz war es nach dem vollen Sommer mit Dauphiné, Tour de France und Deutschland Tour zu viel, doch auch Nico Denz, Emil Herzog, Jonas Koch, Anton Palzer und Ben Zwiehoff fehlten. Und im Nachhinein dürfte man sich in Raubling mit einigen Bedenken in Sachen Gesundheitsrisiken der WM-Reise für seine Profis sogar bestätigt gefühlt haben.
Antonia Niedermaier beeindruckte mit Top-Ten-Resultaten in Zeitfahren und Straßenrennen, aber auch sie fuhr jeweils am Podium vorbei. | Foto: Cor Vos
In derselben Medienrunde regte etwa Jonas Rutsch an, dass eine Absprache des Rennprogramms mit den Fahrern und ihren Teams grundlegend wichtig sei und sehr viel früher geschehen müsse. Auch Marius Mayrhofer betonte das im Gespräch mit RSN. Er finde es unfair, wenn nun die Profiteams verantwortlich gemacht und kritisiert würden. Die täten schließlich über die Saison hinweg alles für ihre Fahrer, bezahlten deren Training und so weiter.
Mayrhofer ersetzte bei der WM kurzfristig den erkrankten Florian Stork und sein Tudor-Team plante ihm zuliebe das Rennprogramm nochmal um. Bis zum Anruf zum Nachrücken war die WM bei ihm aber gar kein Thema. Perfekt vorbereitet war er deshalb natürlich nicht. "Ich habe vor zwei Wochen den Anruf gekriegt und mir wurde gesagt, dass ich hier fahren darf. Das letzte Mal, dass ich in der Höhe war, war im Februar vor den Klassikern. Seitdem bin ich nur Rennen gefahren", erzählte Mayrhofer.
Rutsch fuhr am 20. September noch die Super 8 Classic in Belgien für Intermarché, flog dann von dort direkt nach Ruanda, war am 23. September im Training erstmals auf der Zeitfahrstrecke und fuhr einen Tag später die Mixed-Staffel. "Da kannst du die Dinge nicht mehr um 180 Grad drehen und musst ein Stück weit mit dem arbeiten, was du noch in dir hast", sagte er. Dass das auch fürs Immunsystem nicht ideal gewesen ist, sollte niemanden wundern.
"Ein Ziel für die Zukunft ist, schon im Winter in einer Art Projekt die nächste WM in Montreal anzugehen. Festzulegen, wer sind unsere Leader, für wen fahren wir und wie bereiten wir eine Vorbereitung optimal vor? Da können wir auf jeden Fall von anderen Nationen lernen. Aktuell holen wir die Fahrer aus ihren Teams, schauen vier Wochen vorher, wer eine gute Form hat und selektionieren dann. Da müssen wir umgestalten", kündigte Zemke gegenüber RSN nun an.
Man darf gespannt sein, ob das geschieht, ob der deutsche Verband offen für weitere Veränderungen ist - und auch ob es ihm auch gelingt, Geldgeber zu finden, die eine Weltmeisterschaft künftig so professionell vorbereiten lassen, wie es im Jahr 2025 nötig ist, um mit der Weltspitze Schritt zu halten. Nicht nur bei den Profis.
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