“Kann es mir nicht leisten, alles zu verlieren“

Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf: Karriere beendet

Foto zu dem Text "Bonnamour gibt Kampf gegen Dopingsperre auf: Karriere beendet"
Franck Bonnamour im Trikot von B&B Hotels - KTM 2022. | Foto: Cor Vos

16.11.2024  |  (rsn) – Der Franzose Franck Bonnamour wird nicht mehr ins Profi-Peloton zurückkehren. In einem Interview mit der Zeitung Ouest-France hat der 29-Jährige erklärt, dass er seinen Kampf gegen eine aufgrund von Anomalien in seinem Blutpass ausgesprochene Suspendierung und drohende Dopingsperre aus finanziellen Gründen aufgebe, obwohl er nichts falsch gemacht habe.

"Es ist zu kostspielig, also höre ich auf", sagte Bonnamour. "Wir mussten ein Verfahren vor dem UCI-Gericht einleiten, bevor wir uns an den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) wenden konnten. Wenn wir dort Erfolg gehabt hätten, hätte die UCI das angefochten, was das Verfahren nochmal anderthalb Jahre verlängert und die Kosten weiter erhöht hätte. Ich kann es mir nicht leisten, alles zu verlieren."

Das letzte halbe Jahr sei sehr schwer für ihn gewesen. "So wollte ich es nicht noch für zwei oder drei Jahre weiterlaufen lassen. Meine Priorität liegt darauf, meine Familie zusammenzuhalten", so Bonnamour weiter, der erklärte, eine Wohnung verkauft zu haben, um den Rechtsstreit überhaupt aufnehmen zu können.

Bonnamour war im Februar 2024 von der UCI wegen "unerklärten Anomalitäten in seinem Blutpass" vorläufig suspendiert worden. Ihm droht eine vierjährige Sperre. Die Anomalitäten sollen aus einem Test nach der 20. Etappe der Tour de France 2022 stammen. Nach der UCI-Suspendierung setzte ihn sein Team Decathlon – AG2R, für das er erst seit 2023 fuhr, vor die Tür.

Gleichzeitig erklärte Samuel Meraffi, Teamarzt des ehemaligen Rennstalls B&B Hotels, für den Bonnamour 2021 und 2022 fuhr, dass er bei seinem Fahrer nie Anomalitäten festgestellt habe. Pascal Chanteur, der Präsident der französischen Fahrergewerkschaft, erklärte außerdem, dass Bonnamours Anomalitäten neben dem Test von der 20. Tour-Etappe 2022 – wo er unter Covid-Symptomen gelitten haben soll - auch einen Test außerhalb der Wettkämpfe im Oktober 2018 betreffen sollen. Bonnamour soll aber auch in seiner ersten Profi-Saison bei Fortuneo – Vital Concept im Jahr 2016 bereits erhöhte Hämoglobinwerte gehabt haben.

Fahrergewerkschafts-Präsident: "Es ist eine totale Ungerechtigkeit"

"Es ist eine totale Ungerechtigkeit. Ich verstehe nicht, warum den 2016 durchgeführten Tests, die bereits ein atypisches Profil zeigten, kein Wert beigemessen wird. Und ich verstehe auch nicht, warum zwischen diesem Test am Ende der Tour de France 2022 und der Benachrichtigung der UCI mehr als ein Jahr vergangen ist", sagte Chanteur der Ouest-France im Juni.

Bonnamour hat seit seiner Suspendierung unter anderem einen Biologen engagiert, der Analysen anstellte, die laut dem Fahrer "klar erklärten, dass es eine Verteidigungs-Möglichkeit geben würde". "Er konnte meine atypischen Abweichungen und Profile erklären. Aber bevor er seinen Bericht unterschrieb kontaktierte er mich und meinen Anwalt und hat uns gesagt, dass er nicht weiter voranschreiten werde, weil Teile seiner Untersuchungen von der WADA finanziert werden. Er hat uns aufgegeben", sagte Bonnamour nun.

Karriere-Highlight war die Tour de France 2021

Der 29-Jährige erklärte, er habe Angst vor der Zukunft, wisse für sich aber genau, was er getan habe und was nicht. Das sei für ihn am wichtigsten. Bonnamour wurde, nachdem er im Jahr 2013 Junioren-Europameister geworden war, 2016 bei Fortuneo – Vital Concept Profi und fuhr dort bis 2018, um anschließend für je zwei Jahre erst zu Arkéa – Samsic und anschließend zu B&B Hotels zu wechseln, bevor er dann für 2023 bei AG2R unterschrieb. Sein letztes Rennen war die Tour Down Under im Januar 2024. In seiner Karriere gelang ihm ein Profi-Siegbei La Polynormande (1.1) im Jahr 2022.

Hinzu kommen mehrere zweite Plätze, etwa Bei Paris-Tours 2021 und auf einer Etappe von Paris-Nizza 2022. Am meisten aufgefallen ist er aber wohl durch seine starke Tour de France 2021, als er auf zahlreichen Etappen in den Fluchtgruppen saß, zweimal Etappenfünfter und einmal Etappensechster wurde sowie am Ende in Paris den Preis des kämpferischsten Fahrers der gesamten Tour gewann.

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