RSNplusWahre Erben sieht er nicht

Deutscher Cross-Meister Meisen kündigt baldiges Karriereende an

Von Kevin Kempf

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Deutschlands bester Crosser der letzten Jahre, Marcel Meisen, fährt seine letzte Saison. Spätestens nach den Weltmeisterschaften soll Schluss sein. | Foto: Cor Vos

14.11.2024  |  (rsn) – Marcel Meisen (Stevens) wird spätestens Ende Januar seine Karriere beenden, wie der Deutsche Cross-Meister gegenüber RSN ankündigte. Der 35-Jährige will demnach seine letzte Cross-Saison nicht mehr ganz zu Ende fahren. “Es wird ein bisschen davon abhängen, wie es läuft. Wenn es Sinn macht, höre ich nach der WM auf, ansonsten nach der DM“, so Meisen. In Daten ausgedrückt: Entweder ist nach dem zweiten Januar-Wochenende (11./12.) Schluss oder Anfang Februar (1./2.) im französischen Lievin unweit von Lille. Die “Sinnfrage“ müssen aber die Beine des deutschen Vorzeigecrossers beantworten – und mit denen war er bislang nicht zufrieden.

Drei Renntage hat Meisen im Oktober gesammelt. Einem achten Rang zum Auftakt in Schneisingen (C2) folgte Platz 4 in Increa Brugherio (C1). Doch was wie ein Aufwärtstrend aussieht, hatte laut dem Stolberger andere Gründe: “Die Form sah bei den ersten Wettkämpfen nicht gut aus. Auch in Italien war es nicht wirklich gut, aber da konnte ich viel über die Technik machen“, erklärte er die Ergebnisverbesserung. Einen Tag später musste Meisen in Mettmenstetten (C2) auch wieder mit Platz 10 zufrieden sein.

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“Das waren die ersten Rennen für mich seit August, mal sehen, ob ich mich noch verbessern kann oder da einfach nicht mehr viel mehr möglich ist“, sagte Meisen, der nicht nur im Süden Europas bei den kleineren Events auflaufen will. “Ich will auch die Benelux-Weltcups fahren, zumindest die Rennen, die mir Spaß machen, also in Namur, Zonhoven und Diegem werde ich schon zu sehen sein“, blickte Meisen voraus. Zonhoven und Diegem sind für ihre großen Zuschauermassen bekannt, vor allem auf Diegem am 30. Dezember freue sich der Deutsche diesbezüglich.

Marcel Meisen bei der Nacht van Woerden im Oktober 2022. Später im Winter zog er sich einmal mehr das Trikot des Deutschen Meisters über. | Foto: Kevin Kempf

Doch nur zwei Wochen später könnte die Karriere von Meisen bei den Deutschen Meisterschaften bereits ausklingen. In Chemnitz will er seinen elften Erfolg bei der Elite im Cyclocross feiern. Duellieren wird er sich dort mit seinen eigenen Erben. Denn eine junge Garde fordert die alten Haudegen aus der Generation Philip Walsleben, Christoph Pfingsten, Marcel Meisen und Sascha Weber – von denen nur noch die letzten beiden aktiv sind – heraus.

Gebremste Euphorie bei der Frage nach den Erben

Auffällig in diesem Jahr ist, dass vor allem Heizomat – Herrmann und Peter Pane – Nagel, aber auch Stevens mit ihren Athleten zu den weniger prominent besetzten Crossrennen ins Ausland ziehen und dort sehr gute Ergebnisse erzielen. Wächst da etwas heran in Deutschland? “Es gibt Fahrer und auch Teams, die Bock haben, was zu machen. Aber Bock alleine reicht nicht, man muss auch eine gewisse Qualität haben. Positiv aufgefallen ist mir jetzt Hannes Degenkolb, der noch jung ist und ein paar echt ordentliche Rennen gefahren ist“, lautete die Einschätzung von Meisen, der aber auch gleich auf die Euphoriebremse trat. “Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber Fahrer oder Fahrerinnen, die in naher Zukunft ab und zu international Top 10 fahren können, sehe ich nicht direkt.“

“Dafür muss man physisch ein echt hohes Level mitbringen. Man sieht was die Topfahrer und gerade auch die U23-Fahrer im Sommer im Stande sind für Ergebnisse und Leistungswerte zu fahren. Daran muss man sich als junger Fahrer für seine eigene Vorbereitung und Entwicklung orientieren und auch ein entsprechendes Programm im Sommer fahren“, urteilte der Altmeister, der selbst bei Alpecin zwei Jahre WorldTour-Profi war und 2020 das Meistertrikot auf der Straße neben jenes vom Cross in seinen Kleiderschrank hängen konnte.

Bald trägt er das Rad nicht mehr auf der Schulter, sondern hängt es an den Nagel: Marcel Meisen fährt 2024/25 seine letzte Cross-Saison. | Foto: Cor Vos

So prognostiziert Meisen weitere Jahre der Dominanz der Belgier und Niederländer, bei denen Querfeldein im Winter ein Volkssport ist. Gerade Meisens Ex-Team Alpecin bietet jungen Athleten die perfekte Symbiose aus Straße und Cross, wobei die U23-Fahrer und auch einige Elite-Athleten wie Niels Vandeputte sogar noch im hauseigenen Development Team Straßenkilometer sammeln können.

Ähnliche Strukturen gibt es nirgends anders, sodass Stars aus anderen Ländern als den Beneluxstaaten eine Ausnahme bleiben. “Gamechanger in vielen Ländern könnte diesbezüglich natürlich das Olympia-Thema für den Crosssport sein. Physisch starke Talente - wie einen Marco Brenner - gab es immer wieder mal, nur sind die nicht beim Cross geblieben. Das hat viele verschiedene Gründe, aber Hauptgrund ist natürlich der eigene Wille im Cross Erfolg haben zu wollen“, meinte Meisen, der auch hier einen Belgier als Beispiel nannte: “So wie Thibau Nys, der als eine der Überraschungen dieses Jahr in der WorldTour jetzt wieder Full-Time-Crosser ist.“ Für Brenner hingegen endete die Querfeldeinkarriere nach Platz bei der Junioren-WM 2020.

Bald muss Meisen nichts mehr

Auch für Meisens Crossrad rückt der sprichwörtliche Nagel stets näher. Und so plant der Routinier schon für die Zeit danach. “Erst mal werde ich froh sein und genießen, dass ich das erste Mal seit knapp 20 Jahren Nichts muss“, freute er sich. “Radfahren wenn man Lust hat, nicht auf der Waage stehen oder Essen abwiegen mit der Küchenwaage. Nicht bei allem was man tut überlegen, welchen Einfluss das auf Gesundheit und Form hat. Diese Sachen begleiten einen 24/7 als Sportler“, fügte er an.

Doch die deutsche Crosslegende will der Querfeldeinszene nicht den Rücken kehren: “Den Sport werde ich sicher weiterverfolgen. Und ich bin auch sehr interessiert daran, etwas in Richtung sportliche Leitung innerhalb eines Teams zu machen. Generell bin ich für vieles offen, habe auf der anderen Seite aber auch keine Eile, um mich direkt in die nächste Sache zu stürzen. Es muss passen, weil wenn, dann möchte ich es vernünftig machen.“

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