Der große rsn-Gravelbike-Test - Teil 2, Rad 6

3T Exploro: Aerodynamik im Gelände

Von Wolfgang Preß

Foto zu dem Text "3T Exploro: Aerodynamik im Gelände"
| Foto: 3T Cycling SRL

31.07.2018  |  Off-road und Aero - passt das zusammen? Bei 3T schon: Das Exploro wurde vor zwei Jahren als erster Aero-Gravel-Racer der Welt vorgestellt. Der heimliche Rennrad-Experte Gerhard Polt hätte damals gefragt: "Braucht's des?" Unsere Anwort: Kummt drauf o, wos ma' so braucht... Und so haben wir das im Frühjahr vorgestellte Update des Exploro LTD auf Straße und Schotter ausführlich getestet.

Das Traditions-Unternehmen 3T
(ausgeschrieben Tecnologia del Tubo Torinese) aus Bergamo hat sich seit 1961 ein Renommé für Lenker, Vorbauten und andere Komponenten erarbeitet. Seit einigen Jahren gibt's auch Rahmen, und seit 2016 Komplett-Räder. Beim Exploro will 3T die Vielseitigkeit eines Gravelbikes mit bester Aerodynamik verbinden, ein echter Gravel-Racer also.

Und das haben die ragazzi aus Oberitalien dann auch gleich mal nachgemessen: Mit zwei Wasserflaschen, 40-mm-Reifen, und auch mit ein wenig Schmutz soll der Aero-Rahmen bei Tem­po 32 rund sieben Watt einsparen. Trotz breiter, profilierter Gravel-Reifen soll das Exploro also bei gleichem Krafteinsatz besser rollen als ein Rennrad mit 28er-Reifen (siehe Grafik hier unten). Das klingt recht vielversprechend...

Aber wie geht das? Auf den ersten Blick fällt die "Aero-Shape"
des Bikes ins Auge: Ein eher wuchtiger, kantiger Rahmen, im Windkanal optimiert, am Hinterbau dagegen recht fein gezeichnete Ketten- und Sitzstreben, für mehr Komfort.

Der Rahmen wird zudem in zwei Varianten angeboten, die sich durch die Carbon-Fasern und deren Belegung unterscheiden. Die Version LTD ist rund 200 Gramm leichter, allerdings auch gleich 1200 Euro teurer.

Dieses Konzept bietet auch der Schweizer Hersteller Open
bei seinem Allround-Bike "U.P." an (das haben wir übrigens im Frühjahr getestet - siehe hier). Dessen Rahmen hat eine ebenfalls große Reifenfreiheit, und er hat auch sonst eine gewisse, um nicht zu sagen größere Ähnlichkeit mit dem Exploro.

Gut informierte Checker der Bike-Szene überrascht das nicht - darf sich doch Cérvelo-Gründer und Fahrrad-Tausendsassa Gerard Vroomen bei beiden Schotterrennern zu den Vätern zählen: Was er beim "U.P." zusammen mit Andy Kessler umgesetzt hat, wollte er bei 3T mit dem "Exploro" weiter in Richtung Aerodynamik vorantreiben.

So hat Vroomen einen klassischen Aero-Rahmen als Vorbild
genommen, aber bei den Rahmen-Profilen einfach den hinteren, flachen Teil weggelassen. So erreicht er zwar etwas weniger Windschlüpfrigkeit, kann aber deutlich dickere Reifen verbauen: Entweder klassische 700c-Felgen für 28-Zoll-Rennrad- oder Cross-Reifen, oder 650b-Felgen für 27,5-Zoll-Mountainbike-Reifen mit bis zu 2,1 Zoll Breite. Unsere Wahl wäre ein 27,5-Zoll-Laufradsatz fürs Gelände und ein 28-Zoll-Aero-Satz für die Straßen-Ausfahrt.

Also raus auf die Straße, erstmal mit den am Testrad montierten 47 mm breiten WTB-"Horizon"-27,5-Zöllern, und mit dem maximalen Luftdruck von fünf Bar. Mit den vergleichsweise leichten Fulcrum-Laufrädern kommt das Exploro schnell in die Gänge, und mit dem eher glatten Profil rollt man gut dahin. Dazu trägt auch das niedrige Gewicht des Bikes von unter 8,5 Kilo seinen guten Teil bei.

Für die Schotter-Passagen haben wir den Luftdruck glatt halbiert,
auf die minimal zugelassenen 2,5 Bar. Damit dämpfen die Reifen recht gut, und durch die große Breite ist die Durchschlaggefahr noch gering (solange man nicht allzu schwer, oder mit viel Gepäck unterwegs ist). Bei groberem Untergrund macht sich der Profil-bedingt recht steife Rahmen aber bald bemerkbar: Er ist bockhart, und bietet eher wenig Komfort.

Zudem sind die "Horizon"-Reifen auf lockerem oder feuchtem Untergrund zu wenig profiliert. Wer da sicher unterwegs sein will, sollte auf jeden Fall mehr Profil aufziehen.

Richtig Spaß macht das Exploro mit dem Straßen-Laufradsatz.
Wir hatten Carbon-Laufräder von Equator am Bike (hier der rsn-Test), mit 50 mm Felgenhöhe, und 25-mm-Michelin-Reifen. Da macht sich der steife Rahmen bezahlt: Das Rad hat einen kaum gebremsten Vortrieb, und geht auch in Anstiegen ordentlich ab.

Ein echter Negativ-Punkt ist allerdings die Sattelklemmung. Sie ist zwar recht schön im Rahmen versteckt - aber nur mit einem langen Inbus-Schlüssel erreichbar. 3T legt dem Bike eine Verlängerung bei; wenn man die allerdings nicht zur Hand hat, geht mit einem normalen Multi-Tool garnix. Und leider rutscht die Stütze, mit dem vorgeschriebenen Drehmoment angezogen, immer wieder mal im Gelände nach unten. Da gibt's noch Verbesserung-Potenzial für Vroomen und 3T...

Damit zurück zur Eingangs-Frage, und zur
rsn-Bewertung: Das Exploro ist ein Bike mit edler Optik, einem außergewöhnlichen, sehr steifen Rahmen und einer großen Variationsbreite in Sachen Reifen. Ob man auch im Gelände alles auf Aerodynamik ausrichten muss, kann der Käufer selbst entscheiden. Im Vergleich zu anderen, ähnlich leichten Gravelbikes ist meiner Meinung nach kein echter Vorteil spürbar.
Braucht's des Exploro also? Ganz klar: Wer ein ungewöhnliches, schickes, universelles Bike sucht, das nicht allzu komfortabel sein muss, der braucht das Exploro...

Die Daten
Rahmen: 3T Exploro LTD, Unidirectional Carbon, Ultralight Layup, 950 g
Gabel: 3T Luteus II LTD, 425 g
Laufräder: 3T Discus Plus C25 Pro, Steckachsen 12 mm
Reifen: WTB Horizon, 47 mm
Schaltwerk: Sram Force 1x11
Schalthebel: Sram Force
Kurbel: THM Clavicula SE
Bremse: Sram Force Disc, 160 mm (v, h)
Sattelstütze: 3T Charlie Sqaero
Sattel: WTB Volt Pro
Vorbau: 3T Arx Team II
Lenker: 3T Ergonova
Gewicht: 8,45 kg (o.Ped.)
Preis: 4999 Euro

 

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Weitere Informationen

3T Cycling SRL
Via Vittorio Veneto, 25
24041 Brembate (BG)
Italien

Fon: 0039/ 035/ 494 34 51

E-Mail: info@3t.bike
Internet: www.3t.bike

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