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12.12.2025 | (rsn) – Mit ziemlich genau einer halben Stunde Verspätung trat Juan Ayuso beim Medientag seiner neuen Mannschaft Lidl – Trek in Delia vor die anwesenden Journalisten. Die hatten zwar 30 Minuten auf ihren Fragen gesessen, durften die aber zunächst nicht stellen, da der 23-Jährige erst ein Statement in eigener Sache vorlesen wollte.
“Ich möchte dem gesamten Team von UAE danken. Meine Zeit dort hat mich geformt. Sie wird immer ein zentraler Teil meiner sportlichen Karriere sein. In diesen mich prägenden Jahren lernte ich Professionalität, Disziplin und Vision. Die Leute im Team, vor allem Präsident Matar, Mauro Gianetti und Matxin Fernandez, haben zu meinem Erfolg beigetragen und mir geholfen, mich zu dem Fahrer zu entwickeln, der ich heute bin. Letzten September habe ich etwas gesagt, das ich inzwischen nicht mehr glaube. Ich stand damals unter Druck und das Gesagte reflektiert nicht meine wahren Gefühle“, so Ayuso.
Am ersten Ruhetag der Vuelta a Espana hatte er seinem damaligen Arbeitsgeber fehlenden Respekt vorgeworfen und von einer Diktatur gesprochen. Davon wollte Ayuso nun offenbar aber nichts mehr wissen. “Für mich ist die Angelegenheit abgeschlossen. Ich möchte das Kapitel schließen, indem ich allen bei UAE danke und ich wünsche ihnen das Beste für die Zukunft. Ich werde keine weiteren Fragen zum UAE - Team Emirates beantworten. Danke“, beendete er sein Statement.
Die Moderatorin sprang schnell ein und nach einem Witz über ihren Weihnachtspullover durften dann die Journalisten ran. “Juan, wie ist denn dann das Leben bei Lidl – Trek so?“, fragte einer. “Viel besser!“, antwortete der, was schallendes Gelächter im Saal zur Folge hatte. Die etwas unbehagliche Situation war aufgelöst und es konnte zur Tagesordnung übergegangen werden.
Ayuso versicherte noch mal, wie gut er von der Mannschaft aufgenommen worden sei. Nach einem kurzen Teambuilding in Deutschland war der Freitag der vierte Tag von Lidl – Trek in der Provinz Alicante. “Ich habe ein paar sehr intensive Tage hinter mir. Danke, dass sie gewartet haben. Heute war der erste Tag, an dem ich am Morgen ein wenig trainieren konnte“, erklärte Ayuso seine Verspätung.
Da über UAE nicht gesprochen werden durfte, kamen schnell Fragen zu Movistar. Es hatte Gerüchte gegeben, wonach der Spanier sich dem größten Team seines Landes anschließen wollte. “Es ist vielleicht normal für die größten spanischen Fahrer, um dort zu unterschreiben. Als ich aber mit Luca Guercilena zusammen gesessen habe, war alles eigentlich gleich klar. Alles ging superschnell, wir haben einander sehr gut verstanden“, erklärte der 23-Jährige seine Entscheidung, zu Lidl - Trek zu wechseln.
Mit Mattias Skjelmose, Giulio Ciccone, Juan Pedro Lopez, Lennart Kämna, Tao Geoghegan Hart, Patrick Konrad, Sam Oomen, Bauke Mollema und Carlos Verona hatte Lidl 2025 zwar eine breite aufgestellte, aber in der Spitze keine sehr starke Gruppe für die schweren Rennen. Lopez ist zu Movistar gewechselt, mit Ayuso kam ein neuer Spanier hinzu – und der ist bei den Rundfahrten gleich die Nummer 1.
“Ich bin ein GC-Fahrer und ich bin sehr ambitioniert. Lidl wollte bei Grand Tours wettbewerbsfähiger sein. Bei den Klassikern sind wir mir Mads schon richtig stark besetzt und das soll sich jetzt auf andere Gebiete ausweiten. Mit Mads zur Tour zu fahren wird mir helfen, da ich die Kapitänsrolle mit ihm teilen kann. Mads ist der Leader der Mannschaft und ich denke, wir werden uns prima verstehen und einander helfen“, sagte Ayuso, der damit gleich die Frage nach seinem Saisonhöhepunkt beantwortete.
Dass er bei der 113. Frankreich-Rundfahrt, die am 4. Juli 2026 in seiner Geburtsstadt Barcelona starten wird, gleich den Gesamtsieg einfahren wird, glaubte der Katalane aber nicht. “Wir müssen sehen, wo wir stehen. Für das Team und mich ist dies ein Langzeitprojekt. Wir müssen uns Ziele stecken, die hoch, aber realistisch sind. Ich bin noch nie eine Tour auf eigene Rechnung gefahren, das wird dieses Jahr zum ersten Mal der Fall sein. Bei diesem ersten Schritt sollten wir versuchen, das Podium zu erreichen“, sagte er. “Und wenn sich Gelegenheiten bieten, den Sieg zu holen, werden wir sie natürlich versuchen zu nutzen. Aber zu Tadej (Pogacar) wird - normalerweise - auch 2026 noch ein Rückstand sein“, fügte Ayuso an.
Und damit hatte er gleich das Schreckgespenst fast aller Radprofis mit Siegambitionen bei großen Rennen genannt. “Er ist der beste Fahrer der Welt. Ich bin nicht sonderlich viele Rennen mit ihm zusammen gefahren. Aber immer, wenn wir zusammen am Start oder in Trainingslagern waren, war es sehr schön. Er ist inzwischen fast schon größer als der Radsport selbst“, lobte Ayuso seinen ehemaligen Kapitän.
Zu Fahrern wie dem Weltmeister, Mathieu van der Poel (Alpecin – Deceuninck), Remco Evenepoel (Red Bull – Bora - hansgrohe) oder auch seinen Mannschaftskameraden Pedersen, den er für die Tour mehrmals als “Teamkapitän“ bezeichnete, fehlt Ayuso noch ein Stück. Er hat das Superstarniveau bislang nicht erreicht. “Ich bin erst 23 Jahre alt und es ist natürlich, dass ich mich jede Saison weiterentwickele. All die Superstars sind älter als ich, aber ich komme ihnen jedes Jahr etwas näher“, zeigte er sich aber zuversichtlich, bald in einem Atemzug mit den Größten der Zunft genannt zu werden.
Und letztendlich soll irgendwann der Toursieg her. “Über Träume zu reden, ist immer gefährlich. Wenn man das tut, wird man meistens kritisiert“, befand Ayuso. “Ein Traum ist etwas Großes. Es ist in allen Bereichen des Lebens normal, dafür kritisiert zu werden. Ich bin zwar ambitioniert, aber auch realistisch. Die Tour dieses Jahr gewinnen zu wollen wäre unrealistisch. Aber die Hoffnung lebt. Sie hilft mir jeden Morgen, aus dem Bett zu kommen und noch härter zu arbeiten“, erklärte er.
Und wo 2026 diese Arbeit im Rennsattel beginnen wird, konnte Ayuso auch mitteilen: “Ich starte meine Saison an der Algarve“, deutete er auf den 18. Februar in Portugal. “Dann kommen Paris-Nizza, das Baskenland, der Flèche und Lüttich und danach die Tour. Anschließend hängt alles davon ab, wie es läuft. Der Weg zur Tour ist aber ziemlich deutlich. Es ist ein sehr schönes Programm“, urteilte er.
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