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06.07.2022 | Der Maratona dles Dolomites sollte nach dem Nove Colli mein zweites Saison-Highlight werden. Sechs Wochen sind seit meinem letzten Gran Fondo vergangen, sechs Wochen in denen viel los war. Zurück aus Cesenatico gönnte ich meinem Rad einen neuen Sattel, ein Test-Modell des neuen Selle Italia SLR Boost Kit Carbonio. Gerade montiert, kam auch schon das Aus - nicht für den Sattel, nein, für mich: Zwei Wochen Pause, verordnet vom Arzt. Diese waren noch nicht ganz vorbei, da bekam ich Corona, was die Pause unmittelbar verlängerte.
Als nach gut einer Woche der Selbsttest endlich negativ war
und die Symptome verflogen, war ich voller Tatendrang. Dieser hielt sich jedoch nur ein paar Stunden, denn der Arzt verordnete mir neben einer erneuten dreiwöchigen Rad-Pause auch noch für vierzehn Tage Antibiotika. Die nahm ich, die Pause verkürzte ich, sonst wäre meine Teilnahme am Maratona ins Wasser gefallen; zwei weitere Wochen Training mussten reichen...
Also am Donnerstag vor dem Rennen wenigsten eine kleine Hausrunde gedreht, nicht dass ich das Radfahren verlernt habe - obwohl man es ja sprichwörtlich nicht verlernt. Bei der Anreise am Freitag kamen mir dann Zweifel, ob es eine gute Idee ist, mit einem neuen Sattel eine derart schwierige Herausforderung zu bestreiten. Ich musste an meinen Keller denken, in dem sich mindestens zehn Sättel in einer Kiste tummeln - alle gekauft, ausprobiert, für nicht gut passend empfunden.
Es kamen seit einigenh Jahren keine Neuen
mehr hinzu, denn mittlerweile hatte ich „mein“ Modell gefunden. Leider gibt's den nicht mehr, und mein bis vor wenigen Wochen genutztes Modell ist doch schon etwas in die Jahre gekommen, mit der einigen Blessuren. Abeer alles Zweifeln half nichts, mein Rad war jetzt mit dem SLR Carbonio bestückt.
Am Samstag, dem Tag vor dem Maratona, wollte ich dem Trubel im Alta Badia entgehen und machte einen Ausflug ins Fassa-Tal, um von dort aus Karer- und Niger-Pass in Angriff zu nehmen. Beide sollten in Summe keine allzu große Anstrengung erfordern und beide hatte ich noch nicht erklommen. Hat Spaß gemacht...
Sonntag – Renntag! Der Wecker klingelt
um halb fünf, und zu meiner Überraschung bin ich der Erste im Speisesaal. Dabei müssen sich alle Teilnehmer/innen spätestens um 6/15 Uhr in ihrem Startblock befinden. Kein Grund zur Hektik, aber bei zehn Minuten Anfahrt ist auch nicht zu viel Zeit zu vertrödeln. Ich komme rechtzeitig zum Segen des örtlichen Pfarrers und zu den Interviews mit prominenten Starter/innen wie Dorothea Wierer, Manfred Mölgg oder Miguel Indurain. Das Wetter hervorragend, fast ein wenig zu warm, wie ich im Verlauf des Tages noch feststellen konnte.
Pünktlich um 6/30 Uhr dann der Startschuss. Es geht los, gleich bergauf, zwischen dem Start in La Villa und Corvara, am Fuß des ersten Anstieges, sind schon gute 100 Höhenmeter auf drei Kilometer zu überwinden. Und das ist der flachste Teil des gesamten Radmarathons. Hier gibt es nur zwei Richtungen - rauf oder runter.
Der Campolongo mit 1875 Metern die niedrigste
und wohl auch einfachste Pass des heutigen Tages -aber er bringt mich schon ins Zweifeln: Ich werde überholt, am laufenden Band und das, obwohl ich das Gefühl habe, recht ordentlich reinzutreten. So geht es bis zur Passhöhe, ich werde durchgereicht... Bergab kann ich zwar wieder ein paar Positionen gut machen, aber hier in der ersten Abfahrt ist noch zu viel Verkehr, um es ordentlich laufen zu lassen; schließlich will ich weder mich noch andere gefährden.
Zweiter Anstieg, der Pordoi. Von Arabba geht es direkt wieder bergauf, ich versuche mich mit gleichmäßigem Tritt nach oben zu schrauben. Wenn die Daten des Leistungsmessers nicht mit denen des Pulsmessers korrespondieren, dann ist eines der beiden Geräte defekt - oder man hätte den Tag besser im Bett verbringen sollen. Dieser Gedanke geht mir durch den Kopf, und bleibt bei der Variante zwei hängen, denn die Daten lügen nicht. Ein Puls wie vor 15 Jahren, bei einer Leistung, die zwar im Grund stimmt, aber offensichtlich nicht ausreicht, mit den anderen Teilnehmer/innen in meinem Umfeld mitzufahren.
So kann ich am Pordoi lediglich eine Überholung
für mich verbuchen, während mir meine Mitstreiter weiterhin nach Belieben um die Ohren fahren. Im oberen Teil des Anstiegs fällt mir ein Fahrer, auf der in meinen Augen einen furchtbaren Tritt hat - doch auch er zieht, wenn auch langsam, an mir vorüber. Was freue ich mich auf die Abfahrt, am besten bis zum Mittelpunkt der Erde, aber nein, nach sechs Kilometern endet das Vergnügen abrupt, in einem Abzweig nach rechts.
Die Straße steigt nun schlagartig mit deutlich über zehn Prozent an - so begrüßt das Sella-Joch die Teilnehmer/innen. Es flacht dann wieder etwas ab, aber meine Puls-Werte wollen einfach nicht zu den Watt-Werten passen. So komme ich zu dem Entschluss, dass es heute nicht sinnvoll ist, die lange Strecke zu fahren. Am Passo Giao in den Besenwagen zu steigen wäre sonst eine durchaus drohende Gefahr.
Wie erwähnt gibt es keine Flachstücke
auf der Dolomiten-Runde, und so geht es von der Sella-Abfahrt in einem Rechtsabzweig direkt in den vierten und letzten Anstieg der Sella Ronda: das Grödner Joch. Meine Lage ist unverändert, ich schaue den Fahrer/innen hinterher, die mich überholen und so sehe ich im oberen Teil ein weiteres Mal den Mann mit dem unrunden Tritt. Wie auch andere Teilnehmer/innen habe ich ihn schon mehrfach überholt, dann in den Abfahrten aber wieder kassieren können. Wie sehnte ich mich nach der mit knapp zehn Kilometer längsten Abfahrt des Tages nach Corvara; heute hätte ich am liebsten nur Abfahrten...
Kurzes Zögern bei der ersten Ziel-Passage: Ich könnte die linke Fahrspur nehmen und es für heute bei 55 Kilometern und 1850 Höhenmetern bewenden lassen. In Sekundenschnelle wird dieser Gedanke wieder verworfen: Für 55 Kilometer nehme ich nicht 400 Kilometer Anreise in Kauf - also lieber weiter quälen. Die zweite Überquerung des Campolongo fühlte sich nicht besser an als die Erste. Puls oben, Leistung unten. Ich kann mich nicht dazu überwinden, langsam an mir vorbeiziehenden Sportler/innen zu folgen. Nur „ein paar Watt“ mehr treten war einfach nicht umsetzbar, der Kopf konnte die Motivation nicht aufbringen und der Körper wollte nicht. Oder war es umgekeht? Egal, es ging jetzt eigentlich nur noch darum, irgendwie die zweite Hälfte der Strecke zu absolvieren. Nach der Passhöhe kam ja wieder meine heutige Lieblingsbeschäftigung: abfahren.
Bis zur Teilung der Strecke zwischen
der langen und der mittleren Runde geht es wellig dahin, auch hier dasselbe Bild: Sobald es leicht bergauf ging, konnte ich das Hinterrad meiner Mitstreiter/innen nicht mehr halten. Meine Entscheidung, auf die mittlere Strecke abzubiegen, stand fest - und etwas Positives hatte sie: Den Falzarego kannte ich von dieser Seite bisher nicht.
Noch einmal hieß es klettern und sich mit den Tücken einer Planänderung auseinandersetzen. Ich hatte mich im Vorfeld nicht mit der mittleren Strecke beschäftigt. Gab es noch eine Verpflegungsstation bis zur Passhöhe, oder musste ich mit meiner halb gefüllten Flasche auskommen? Immerhin waren noch rund 800 Höhenmeter zurückzulegen, bei meiner aktuellen Konstitution also etwa eine Stunde. Da ich wusste, dass oben auf dem Falzarego eine Labestation befindet, war eher nicht davon auszugehen, dass es in der Auffahrt nochmal eine Möglichkeit zum Nachtanken gab; also den vorhandenen Proviant gut einteilen.
Es war erstaunlich ruhig in der Auffahrt.
Wenn man es nicht wüsste, man hätte man lediglich an dem nicht vorhanden Verkehr erahnen können, dass man sich mitten in einem Radrennen mit mehreren tausend Teilnehmer/innen befindet. Bis zur Verpflegung bekam ich endlich die Gelegenheit, ein paar Mitstreiter/innen zu passieren. Ich konnte meine Leistung auf diesem Niveau konservieren, aber sobald ich den Blick über die schöne Dolomiten-Landschaft schweifen liess, ging meine Leistung um einige Watt zurück - ein deutliches Zeichen, dass der Körper eigentlich schon längst keine Lust mehr auf Radrennen hatte.
Dann die berühmt-berüchtigte "Katzenmauer": 300 Watt oder absteigen, daswar hier die Frage um die Rampe mit maximal 20 Prozent mitten in La Villa zu bewältigen. Man könnte einfach auf der Hauptstraße nach Corvara bleiben, doch aus unbekannten Gründen hat der Veranstalter vor einigen Jahren dieses letzte Hindernis in den Parcours genommen - eine wunderbare Maßnahme zur Ausbildung schöner Krämpfe.
Das Ziel in Corvara erreichte ich nach drei
weiteren ansteigenden Kilometern, auf denen ich nur noch versuchte, einen sich anbahnenden Krampf zu vermeiden. Letztlich war ich mit meiner Entscheidung zufrieden, die mittlere Strecke zu nehmen, und nicht meine Übliche" Langstrecke. Immerhin konnte ich so die schöne, ökologisch gestaltete Finisher-Medaille in Empfang nehmen und es stand kein "DNF" hinter meinem Namen.
Ach ja - der neue Sattel: Er hat sich ausgesprochen gut gemacht, und wird nicht bei den anderen Ausrangierten in meinem Keller landen, sondern weiterhin als komfortable, direkte Verbindung zu meinem Renner dienen. Als Resümé bleibt mir, dass Antibiotika und eine überwundene Corona-Infektion vielleicht doch mehr Spuren hinterlassen haben, als ich mir vor dem Start eingestehen wollte. Doch ein Blick in die Ergebnisliste rückte meine Gefühle des Tages wieder ins rechte Licht: In meiner Altersklasse unter den ersten zehn Prozent zu landen, ist eigentlich das, was ich im Vorfeld als gutes Ergebnis bezeichnet hätte. Und das wichtigste: Auf dem Rad geblieben!
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