22. bis 28. Juli - Bozen - 6 Etappen
Dolomiten-Radrundfahrt: 700 Radsportler sind unterwegs
Von Hannes Kröss
| Foto: girodolomiti.com
24.07.2018 |
Die Dolomiten-Radrundfahrt 2018 hat am vergangenen Sonntag mit dem ersten Teilstück auf den 2094 Meter hohen Jaufen-Pass begonnen. Auf dem 19 Kilometer langen zeitgestoppten Abschnitt mit 1398 Höhenmetern behielten der Belgier Daan Vermeulen und Monika Dietl aus Deutschland die Oberhand.
Dabei legten die rund 700 Radsportler aus 33 Nationen zum Auftakt
mit Start und Ziel in Bozen 163 Kilometer und 1859 Höhenmeter zurück.
Daan Vermeulen strampelte nach dem Start des Bergzeitfahrens in St. Leonhard/ Passeier zunächst in einer mehrköpfigen Gruppe mit, ehe er nach rund drei Kilometern das Tempo verschärfte.
Keiner seiner Konkurrenten hatte der Attacke etwas entgegenzusetzen und so fuhr der 23-Jährige aus Gent einsam dem Sieg entgegen. Mit einer Zeit von 57:40 Minuten blieb er als einziger Radsportler unter der Ein-Stunden-Marke und fuhr im Schnitt 19,77 km/h.
„So lange alleine vorne zu fahren, war schon hart.
Aber am Ende hat es sich ausgezahlt. Ich liebe Granfondos und die Berge – der Giro delle Dolomiti ist das perfekte Rennen für mich“, sagte Vermeulen, der zum zweiten Mal an der Dolomiten-Radrundfahrt teilnimmt.
Platz zwei belegte der Trentiner Manuel Giacomelli (1:01.57), Dritter wurde der Kolumbianer Jaime Corredor (1:02.03). Als bester Südtiroler landete der Sarner Eduard Rizzi auf dem 4. Rang (1:02.07).
Bei den Frauen hatte Top-Favoritin Monika Dietl
(D) die Nase vorn. Die 39-Jährige aus Freising in Bayern kam nach 1:16.01 Stunden auf der Passhöhe an. „Für den Anfang war das schon recht ordentlich heute. Den Jaufen bin ich eigentlich immer von der anderen Seite, also von Sterzing aus, hochgefahren. Ich freue mich in dieser Woche noch besonders auf die Klassiker, wie die Sellaronda und das Stilfser Joch“, so die Tagessiegerin
Die Schweizerinnen Mirjam Bebi (1:19.41) und Esther Frei (1:20.06) landeten auf den Plätzen zwei und drei. Beste „Azzurra“ war die Trentinerin Barbara Zamborri (8./1:25.49). Als beste Südtirolerin landete Ilse Pfeifer (1:27.26) auf dem neunten Platz. Die Rennradlerin aus Eggen hatte sich heuer in Zusammenarbeit mit dem Organisations-Komitee mit einem speziellen Programm auf den Giro delle Dolomiti vorbereitet - und das Training scheint seine Früchte zu tragen.
Der Giro delle Dolomiti ist für den Großteil der Teilnehmer
Genuss und Spaß am Radfahren. So wie für Arild Toft, 60 Jahre alt, aus Stavanger in Norwegen und von Beruf Manager beim Öl-Konzern Aker-BP. Toft nimmt seit 2005 jedes Jahr an der Dolomiten-Radrundfahrt teil und begeistert jedes Jahr mehrere Dutzend Landsleute, es ihm gleichzutun.
Heuer konnte Toft gleich 37 Norweger für den Dolomiten-Giro begeistern. „Ich bin gerne hier, weil ich die Natur und das gute Wetter liebe. Der Giro delle Dolomiti ist zum einen Radfahren in einer entspannten Atmosphäre und gleichzeitig trotzdem eine Herausforderung. Dieser Mix macht ihn für mich so einzigartig, und deshalb komme ich jedes Jahr wieder“, erzählt Toft, der in seinen besten Zeiten pro Jahr 25 000 Kilometer im Sattel überall auf der Welt heruntergespult hat.
Am Montag ging es mit der zweiten Etappe
auf einer Strecke von 78 Kilometern mit 1859 Höhenmetern von Bozen durch das Eggen-Tal über Obereggen zum Reiter-Joch/ Passo di Pampeago und über das Lavazè-Joch wieder durch das Eggen-Tal zurück nach Bozen.
Auf dem zeitgestoppten Abschnitt von Rauth bis hinauf zum Reiter-Joch (8 km/ 724 hm) stellten der Kolumbianer Jaime Corredor und die Deutsche Monika Dietl die Bestzeiten auf.
Daan Vermeulen rollte schließlich wie schon am Sonntag als erster über die Ziellinie.
Doch dieses Mal trug nicht der Belgier den Tagessieg
davon: Der Kolumbianer Jaime Corredor war in Rauth ein wenig nach Vermeulen gestartet, und gewann das Bergzeitfahren dank der besseren Zeit in 28.39 Minuten. Vermeulen musste sich um drei Sekunden geschlagen geben und wurde zweiter. Allerdings bleibt der 23-Jährige in der Gesamtwertung vorne.
Platz drei belegte der Norweger Vebjørn Rønning (+14 Sekunden). Bester „Azzurro“ war Manuel Giacomelli. Der Trentiner schrammte als Vierter (+33) haarscharf am Podium vorbei. Als bester Südtiroler belegte Eduard Rizzi (Sportler Team) den sechsten Platz. Sein Rückstand auf Corredor betrug 44 Sekunden.
Kein Weg führte bei den Frauen an Monika Dietl vorbei.
Die Deutsche setzte sich auch auf dem zweiten Teilstück des Giro durch. Die 39-Jährige aus Freising bewältigte die acht Kilometer und 724 Höhenmeter in 36.44 Minuten und baute ihren Vorsprung in der Gesamtwertung weiter aus.
Auch das restliche Podium entsprach dem vom Sonntag: Platz zwei und drei belegten die Schweizerinnen Mirjam Bebi und Esther Frei. Dietl: „Ich habe heute alles gegeben und freue mich sehr über den neuerlichen Erfolg. Während des Hochfahrens ist mir eingefallen, dass ich auch bei meiner letzten Giro-Teilnahme diese Etappe gefahren bin. Cool ist, dass wir mit dem Wetter so ein Riesenglück haben. Aber das ist bei der Dolomiten Radrundfahrt ja meistens perfekt.“
Ilse Pfeifer, 57 Jahre, aus Eggen, und von Beruf Lehrerin,
ist heuer besonders schnell unterwegs. Nach Platz neun zum Auftakt am Jaufen-Pass belegte Pfeifer am Montag auf ihrer Hausstrecke Rang acht und war damit sogar beste „Azzurra“.
Ilse Pfeifer hat
sich gemeinsam mit vier weiteren Radlern speziell auf den Giro delle Dolomiti vorbereitet. Die Trainings-Programme erstellte Cristian Zanolini, medizinisch überwacht wurden die Radlerinnen und Radler von Stefan Resnjak, dem Primar der Sportmedizin des Südtiroler Sanitätsbetriebs und Lucio Lucchin, Primar des Dienstes für Diätetik und klinische Ernährung, erarbeitet einen eigenen Ernährungsplan.
Pfeifer: „Ich bin überglücklich. Ich habe bis zum Schluss
gelitten und wirklich alles aus mir herausgeholt. Auf den letzten drei Kilometern war ich am äußersten Limit unterwegs. Aber ich fühle mich gut und es passte alles. Das Training hat mich wirklich weitergebracht. Ich möchte mich auch bei meinem Mann und meinen Söhnen für ihre Unterstützung bedanken - das motiviert zusätzlich.“
Heute (Dienstag) steht die Umrundung des Sella-Stocks auf dem Programm. Es ist aufgrund der Länge und des Höhenunterschieds (155 km/ 3275 hm) die anspruchsvollste Etappe. Der zeitgestoppte Abschnitt von Corvara auf das Grödner Joch hat eine Länge von neun Kilometern bei 600 Höhenmetern, mit durchschnittlicher Steigung von 6,5 Prozent. Dieser Abschnitt ist von 12.30 bis 15.30 Uhr für den Verkehr gesperrt.
Los geht’s um acht Uhr an der Messe Bozen.
Weitere Stationen sind Waidbruck (ca. 8.30 Uhr), St. Ulrich (9.45), Wolkenstein (10.05), Abzweigung Sella (11), Sella-Joch (11.30), Pordoi-Joch (12.10), Arabba (13.10) und Campolongo-Pass (13.25). Dann der zeitgestoppte Abschnitt zum Grödner Joch. Der Rückweg erfolgt über Wolkenstein (14.40), St. Ulrich (16.18) und Waidbruck (16.40). Die Ankunft in Bozen ist um 17.25 Uhr vorgesehen.
Hannes Kröss ist Pressesprecher des Giro delle Dolomiti.